Angehört: Der Sound
Eduardo Tarilonte hat nach eigener Aussage viel Zeit darauf verwendet, einen „authentischen gregorianischen Chor zu finden, der auch noch richtig gut ist“. Es sei nicht damit getan, einen Chor zu finden, der nur versuche, gregorianisch zu klingen, weil man dadurch das echte gregorianische Feeling nicht hinbekomme. Nun, mit der „Schola Gergoriana Hispana“ unter dem Chorleiter Francisco Javier Lara war er dann auch bei seiner Suche ja sehr erfolgreich. Mit ihm erreichte er den „mystischen, mittelalterlichen Klang, der so einzigartig, dass er die Seele berührt, die Schwingungen einsamer Klöster im Nebel und den Ruf zum Gebet – all diese geheimnisvollen Mysterien“.
Okay, ganz so prosaisch würde ich den Klang dann vielleicht nicht beschreiben – eher mit den Worten „authentisch und gut“. Der wurde trocken mit acht Neumann-Mikrofonen aufgenommen, was für ein sehr direktes Klangerlebnis sorgt („Ich wollte, dass Sie den Atem der Mönche in diesen kalten Klöstern hören und fühlen können, während Sie diese Library spielen“). Der Reverb-Anteil kann dann – ganz nach persönlichen Vorlieben oder benötigtem Raum – frei zugemischt werden.
Mit für den guten Klang verantwortlich sind aber nicht nur die ausgesucht guten Stimmen und die exzellente Aufnahme, sondern auch die sehr umfangreichen Legato-und Hold-Funktionen, die für wirklich realistische „Monk-Lines“ sorgen. Die können im Setup zudem auch noch ausführlich bearbeitet werden – auch wenn die Anleitung davon explizit abrät. („… es sei denn, Sie haben einen guten Grund dies zu tun“). Da lassen sich dann Sachen bearbeiten wie Legato Fade-In und -Out, Vowel Fade-In und -Out, Legato Offset, Word Crossfade und Word Fade-In und -Out. Was aber tatsächlich nicht wirklich notwendig ist, die Voreinstellungen sind da schon ausreichend. Eine Kleinigkeit habe ich dann aber doch noch am Legato zu bemängeln: Spiele ich – zum Beispiel beim Wort „Agnus“ mehrere Noten nacheinander, ergibt das zwar eine schöne, realistische Line auf einem langen „AH“ – die um die zweite Silbe, das „Gnus“ zu bekommen, muss ich die letzte Note aber neu ansetzen und den Bogen dezent unterbrechen. Macht man das nicht, bleibt es beim A. Aber das ist jetzt nicht so dramatisch.
Eine weitere Kleinigkeit: Bestimmte Änderungen – wie etwa die Einstellung „Staccato“, „Slow“ oder „Fast“ – lassen sich nur während des Wordbuilders einstellen, bleiben dann aber auch erhalten, wenn ich den abschalte. Um dann zum Beispiel ein Staccato rückgängig zu machen, muss ich erst wieder in den Wordbuilder wechseln, ansonsten tauchen diese Optionen einfach nicht auf. Was dann doch recht umständlich ist.
Was auffällt ist, dass der Sound teilweise sehr laut aufgenommen und abgemischt wurde. Immer wieder muss dann der Volumeregler des Kontakplayers (bzw. der Reverb-Anteil oder die Expression) weit zurückgefahren werden, weil der Sound gerade in den höheren Lagen bei der voreingestellten Null-Stellung des Kontakt-Volumereglers zum Verzerren neigt – ohne dass aber die Pegelanzeige dabei nun im roten Bereich wäre.
Zu Störungen im Klangbild kommt es – besonders bei mehrstimmigen Passagen – auch auf schwächeren Systemen. Die CPU-Auslastung ist da schnell am Anschlag. Die empfohlenen 4 GB RAM sind da eher das untere Limit. Auf meinem Testrechner mit 4 GB kam es jedenfalls beim Hauptpatch „Cantus, The Monk“ (der ja selber schon 1 GB frisst), hin und wieder zu deutlich vernehmbarem Knacksen, wenn es stimmlich in die Vollen ging und der Rechner nebenher noch mit ein paar kleineren anderen Sachen beschäftigt war – und ohne, dass noch andere Plug-ins oder Spuren aktiv waren. Das sollte vor der Anschaffung in jedem Fall berücksichtigt werden.