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Test: Beyerdynamic M130, Bändchenmikrofon

Made in Germany seit 1962

13. Februar 2023
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Beyerdynamic M130, Bändchenmikrofon

Bändchenmikrofone haben in den vergangen Jahren wieder enormen Auftrieb bekommen und sich vom Ruf des dumpf klingenden Relikts aus grauer Vorzeit befreit. Beyerdynamic hat das Bändchen durch eine robuste Bauweise bühnentauglich gemacht und mit dem M160 sogar ein Bändchenmikrofon mit einer für diese Bauform unüblichen Hypernieren-Charakteristik im Programm. Heute haben wir für euch das Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon getestet.

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Beyerdynamic

Über den Hersteller Beyerdynamic viele Wort zu verlieren, ist sicherlich überflüssig. Seit fast 100 Jahren fertigt die im Jahr 1924 von Eugen Beyer als „Elektrotechnische Fabrik Eugen Beyer“ in Berlin gegründete Firma Mikrofone und Kopfhörer. Wie bei vielen Ingenieuren der damaligen Zeit, war es das Kino, das Eugen Beyer faszinierte und zum Bau von tontechnischen Geräten inspirierte. Nach dem 2. Weltkrieg baute Eugen Beyer die Fabrik in Heilbronn wieder auf. Nach seinem viel zu frühen Tod mit nur 56 Jahren übernahm sein Sohn Fred im Alter von 26 Jahren die Firma. Auch wenn seit 2003 kein Beyer mehr die Firma führt, ist das Unternehmen Beyerdynamic nach wie vor zu 100 % in Familienbesitz. Mittlerweile hat man auch die Bereiche Gaming und mobiles Arbeiten für sich entdeckt und fertig speziell auf diese Sektoren abgestimmte Produkte.

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Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon

Beim Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon handelt es sich um ein dynamisches Mikrofon mit zwei übereinander angeordneten Bändchen. Es ist seit – Trommelwirbel – 1962 nahezu unverändert im Programm. Diese Konstruktion soll laut Hersteller für einen möglichst linearen Frequenzgang sorgen. Der Klang wird von Beyerdynamic als warm und natürlich beschrieben. Durch die Achtercharakteristik bekommt das M130 laut Beschreibung einen auch bei seitlichem Einsprechwinkel unverfälschten Klang ohne Klangverfärbung.

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Polarpattern

Empfohlen wird das Mikrofon zur Abnahme von Instrumenten und zur Aufnahme von Dialogen. Der Übertragungsbereich ist mit 40 Hz bis 18 kHz angegeben. Der Feldleerlaufübertragungsfaktor liegt bei 1,3 mV/Pa, was -57,5 dBV entspricht. Die Membran besteht aus Reinaluminium, das Gehäuse aus Messing. Der Schaft ist mattschwarz verchromt, der Mikrofonkorb verchromt. Das Gewicht beträgt ohne Kabel 150 g.beyerdynamic-M130-bändchenmikrofon_04

Bändchenmikrofone und Phantomspeisung

Bändchenmikrofone haben den Ruf, durch eine eingeschaltete Phantomspeisung zerstört zu werden. Das ist allerdings nur bedingt richtig und gehört eher in den Bereich der Mythen. Ist alles korrekt verkabelt und liegt kein Defekt vor, wird ein Bändchenmikrofon genauso wenig durch die Phantomspeisung zerstört wie ein Tauchspulenmikrofon. Durch den notwendigen Übertrager gelangt die Phantomspeisung gar nicht erst zur Membran. So verweist Beyerdynamic selbst auf seiner Internetseite darauf, dass die beiden Beyerdynamic Bändchenmikrofone M130 und M160 problemlos mit Phantomspeisung umgehen können. Wer sicher gehen möchte, lässt die Phantomspeisung einfach ausgeschaltet. Aktive Bändchenmikrofone benötigen sogar explizit eine Phantomspeisung zur Spannungsversorgung des integrierten Verstärkers.

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Schaltbild des Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofons

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Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon, Front

Klang von Bändchenmikrofonen

Ebenfalls in den Bereich der Mythen gehört der mangelhafte Frequenzgang von Bändchenmikrofonen. Ganz im Gegenteil: Bändchenmikrofone zeichnen sich oft durch eine ausgeprägte Linearität aus, mit der sie anderen Mikrofonen überlegen sind. Es stimmt allerdings, dass der Frequenzgang der meisten Bändchenmikrofone im Höhenbereich begrenzt ist und nicht so weit hinauf reicht wie bei Tauchspulenmikrofonen oder gar Kondensatormikrofonen. Von einem dumpfen Klang zu sprechen, wird dem Bändchenmikrofon allerdings nicht gerecht und hinsichtlich der Impulstreue und der Linearität schlagen sie ihre Kollegen deutlich. Auch der Detailreichtum ist bei Bändchenmikrofonen nicht beeinträchtigt. Die oft recht höhenreich klingenden Kondensatormikrofone lassen hingegen die Bändchenmikrofone im direkten Vergleich als dumpfklingend erscheinen. Doch nicht jede Aufnahme benötigt auch Höhen bis 20 kHz. Ganz im Gegenteil. Oft werden bei vielen Instrumenten gezielt Höhen herausgefiltert, um Luft zu schaffen für sehr höhenreiche Instrumente wie Becken, Schellenkranz und andere Instrumente, die über ein sehr ausgeprägtes Hochtonspektrum verfügen.

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Das Mikrofon wird in einer Tasche geliefert.

Der Klang einer E-Gitarre in Verbindung mit einem E-Gitarrenverstärker produziert wichtige Klanganteile oberhalb von 6 kHz. Bis 8 kHz finden sich noch Anschlaggeräusche, oberhalb von 8 kHz passiert nicht mehr viel. Bei Akustikgitarren ist das anders, da können auch oberhalb von 10 kHz je nach Modell und Alter der Saiten Signalanteile enthalten sein, die den Sound glänzen und ihn luftiger erscheinen lassen. Gerade diesen Bereich arbeiten Kondensatormikrofone besser heraus. Bändchenmikrofone sind allerdings durch den sehr linearen Frequenzgang schon fast ein Garant für einen druckvollen und ausgewogenen verzerrten Gitarren-Sound.

Viele Bändchenmikrofone vertragen außerdem sehr hohe Schalldrücke und zeigen auch vor lauten Schallquellen keinerlei Signalverzerrungen. Sie eignen sich deshalb auch zur Abnahme von sehr lauten Instrumenten wie Schlagzeug oder einem voll aufgedrehten Gitarren-Amp.

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Zum Lieferumfang gehört eine passende Mikrofonklemme

Frequenzgang des Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofons

Schauen wir uns den im Datenblatt abgedruckten Frequenzgang des Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofons mal näher an.

Der sehr lineare Frequenzgang zeigt eine Bassanhebung unterhalb von 500 Hz, die bei circa 130 Hz, die aber mit ungefähr 1 dB mehr als moderat ausfällt. Unterhalb von 100 Hz fällt der Frequenzgang mit ungefähr 7 dB pro Oktave ab. Ab ungefähr 7 kHz setzt der High-End Rolloff ein. Bis 10 kHz ist der Frequenzgang um circa 2,5 dB abgefallen. Das ist nicht viel und somit darf davon ausgegangen werden, dass das Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon nicht allzu dumpf klingt. Es liefert auch oberhalb von 10 kHz noch genügend Höhen, sodass sich dem Rolloff mit einem Shelving-Filter leicht entgegenwirken lassen sollte.

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Frequenzgang

Praxiseinsatz des Beyerdynamic M130

Schauen wir uns das M130 einmal in der Praxis an. Zunächst einmal fällt beim Auspacken die geringe Größe auf. Unspektakulär ist das Wort, das mir sofort in den Sinn kommt. Doch nicht immer ist es vorteilhaft, wenn ein Mikrofon groß und vor allem schwer ist. Gerade für die Abnahme von Instrumenten ist ein unscheinbares und kleines Mikrofon oft die bessere Wahl. So verschmilzt das Mikrofon beim Test nahezu mit meinem Gitarrenverstärker. Hätte es einen schwarzen Mikrofonkorb, wäre es vermutlich vor dem dunklen Stoffbezug vor dem Speaker überhaupt nicht auszumachen.

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Da ich mir vor dem Test die Klangbeispiele auf der Internetseite von Beyerdynamic angehört habe, hier wurde eine Akustikgitarre mit dem Beyerdynamic M130 aufgenommen, hatte ich bereits eine bestimmte Erwartungshaltung: füllig im unteren Frequenzbereich, neutrale Mitten, bedeckte Höhen – so präsentiert sich das Mikrofon auf der Internetseite des Herstellers.

Um das nachzuempfinden, habe ich ebenfalls meine Akustikgitarre von Taylor mikrofoniert. Die Aufnahme habe ich komplett unbearbeitet gelassen, also kein EQ, keine Effekte. Das Ergebnis ist dem von Beyerdynamic nicht unähnlich. Ausgerichtet wurde das Mikrofon auf die Position zwischen Hals und Schallloch. Der Abstand betrug circa eine Lineallänge, also ungefähr 30 cm. Die Taylor klingt sehr kräftig und rund im Bass und mit ausgeprägten Mitten. Das Mikrofon überträgt diesen Klangcharakter sehr gut und ich erkenne die Gitarre in der Aufnahme gut wieder.

Die zweite Aufnahme wurde wie oben beschrieben vor einem Gitarrenverstärker durchgeführt. Zum Einsatz kam ein Bradley Roadrunner 100 mit einer Fender USA Telecaster. Gespielt wurde er bei hoher Lautstärke im Distortion-Kanal mit recht hohem Gain. Das Mikrofon wurde direkt auf die Mitte des Lautsprechers ausgerichtet. Da Beyerdynamic von den geringen Klangänderungen bei Abweichung von der 0°-Achse schwärmen, habe ich natürlich auch das ausprobiert. Aufgenommen wurde bei 0°, 45° und im eigentlichen Deadspot einer Achtercharakteristik bei 90°. Zwar bleibt der grundlegende Klangcharakter erhalten, dennoch klingt das Mikrofon natürlich anders, richtet man es in einem anderen Winkel zur Schallquelle aus. Insbesondere der 90° Sound klingt interessant. Man erhält eine Art „Mid Scoop“ Distortion-Sound.

Das M130 bändigt den recht aggressiven Klang des Bradley Roadrunner 100. Normalerweise mikrofoniere ich ihn eher zum Rand des Lautsprechers hin. Mit dem Beyerdynamic M130 ist diese Position aber zu dumpf. Die Lautsprechermitte erweist sich hier als genau richtig. Zum Vergleich hört ihr eine Aufnahme mit einem Shure SM57, ebenfalls auf die Lautsprechermitte ausgerichtet. Man hört deutlich den Unterschied zwischen den beiden dynamischen Mikrofonen: Das Shure SM57 klingt deutlich aggressiver. Auch mit dem Shure SM57 mit seiner Nierencharakteristik habe ich die Abweichung von der Hauptaufsprechrichtung bei 0° getestet und das Mikrofon erneut mit 0° und 45° zum Lautsprecher ausgerichtet. So könnt ihr gut die Unterschiede zum M130 hören und vergleichen.

Das M130 besitzt übrigens wie die meisten Bändchenmikrofone einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt. Wer es für Gesang ode Sprache einsetzen möchte, sollte deshalb den Abstand lieber etwas vergrößern, sonst wird es zwischen 100 und 200 Hz zu mächtig.

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Fazit

Das Beyerdynamic M130 Bändchenmikrofon ist ein gutes Mikrofon für die Instrumentenabnahme. Zwar empfiehlt es Beyerdynamic auch für Sprache (Dialoge) oder Publikumsaufnahmen, ich persönlich sehe die Stärke des M130 aber bei Instrumenten. Eventuell könnte es bei Backing-Vocals im Studio helfen, diese im Klangbild etwas in den Hintergrund zu drücken und hinter die Main-Vocals zu stellen. Das Mikrofon ließ sich problemlos am Mikrofonvorverstärker eines normalen Mischpults und eines Audiointerfaces betreiben und es waren immer noch reichlich Gain-Reserven vorhanden. Preislich ist es im Vergleich zu anderen dynamische Instrumentenmikrofonen im oberen Bereich angesiedelt und kostet im Handel 685,- Euro. Im Zusammenspiel mit seinem Kollegen M160, einem Bändchenmikrofon mit etwas unüblicher Hypernierencharakteristik, eignet es sich perfekt für M/S-Stereomikrofonie.

Plus

  • druckvoller Klang
  • stabile Achtercharakteristik
  • sehr gute Verarbeitung
  • robuste Bauweise

Preis

  • 685,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ukm

    Wie immer sehr detailliert und aufschlussreich.
    Das Thema „Ribbon“ interessiert mich auch schon eine Weile. Gerade habe ich mir ein Stereo-Ribbon-Mikrofon angeschafft (aber nicht das teure Royer, eher in der Preisklasse des M130). Das will ich mal für Aufnahmen des Bläsersatzes und evtl. auch Chor ausprobieren (entweder in Blumlein- oder M/S-Konfiguration) und dann mit meinen Kondensator-Mikrofonen vergleichen.

  2. Profilbild
    harrymudd AHU

    Sehr gutes Mikrofon zur Amp-Abnahme. Mit dem Abstand kann der Raum- und Bassanteil schön abgeglichen werden. Es lassen sich auch prima 2 Amps gleichzeitig mit einem M130 abnehmen.
    Ein sehr vielseitiges Mikro👍

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