Die perfekte Schaltzentrale für Bitwig Studio
Der in Berlin ansässige Hersteller Bitwig hat auf der NAMM 2025 sein erstes Hardware-Gerät vorgestellt. Mit Bitwig Connect 4/12 hat man eine interessante Kombination aus Audiointerface, Monitor- und DAW-Controller sowie CV-/MIDI-Hub geschaffen. Um was es sich genau handelt und ob sich nicht nur Nutzer von Bitwig Studio über das 4/12 freuen dürfen, wollen wir heute herausfinden.
Inhaltsverzeichnis
- Bitwig Connect 4/12: Infos zum Hersteller und Interface
- Lieferumfang des Audiointerfaces
- Aufbau und Verarbeitung des Bitwig Connect 4/12
- Anschlüsse des Bitwig Connect 4/12
- Das Control Panel
- Die Ein- und Ausgänge des Bitwig Connect 4/12
- Bitwig Connect 4/12 als Monitor-Controller
- Bitwig Connect 4/12 als DAW-Controller
- Das Bitwig Connect 4/12 in der Praxis
Bitwig Connect 4/12: Infos zum Hersteller und Interface
Die Firma Bitwig wurde 2009 in Berlin gegründet und die Digital Audio Workstation Bitwig Studio kam 2014 auf den Markt. 2017 und 2023 zur DAW des Jahres gekürt, hat sich Bitwig Studio mittlerweile fest im wachsenden Markt der Digital Audio Workstations etabliert. Aber auch die beiden noch jungen Formate CLAP und DAWproject haben wir unter anderem Bitwig zu verdanken.
Beliebt ist Bitwig Studio vor allem aufgrund des modularen Aufbaus, der bis hin zum Erstellen von eigenen Synthesizern und Effekten reicht. Hier ist wirklich alles möglich und optimiert auf eine nahtlose Integration mit der Außenwelt. Und in diesem Umfeld ergibt ein multifunktionales Gerät wie Bitwig Connect 4/12 absolut Sinn. Bevor wir in den Test einsteigen, sehen wir uns zunächst die wichtigsten Fakten dazu an:
- USB-Audiointerface (USB-C, 24 Bit/192 kHz)
- Monitor-Controller-Funktionen
- Bitwig-Integration (Transportfunktionen, Parametersteuerung, Automation)
- Kompatibel mit Windows, MacOS, Linux
- 1x Kombi-Eingang (Mic/Line/Instrument) mit 48 V Phantomspeisung
- 1x 6,3 mm Line-/Instrumenten-Eingang
- 2x CV-Eingänge 3,5 mm
- 6x 6,3 mm Line-Ausgänge
- 4x CV-Ausgänge 3,5 mm
- 1x 6,3 mm Kopfhörerausgang
- 1x 3,5 mm MIDI-Eingang
- 1x 3,5 mm MIDI-Ausgang
- LED-Metering (Input & Output)
- berührungsempfindlicher 360° Drehregler
Lieferumfang des Audiointerfaces
Anstelle eines Netzteils finden wir im Inneren der Kartonage des Bitwig Connect 4/12 ein USB-C-Kabel mit USB-A-Adapter. Dazu gibt es zwei 3,5 mm Miniklinkenkabel sowie zwei Adapter auf MIDI. Für Ein- und Umsteiger ist die beiliegende Lizenz für Bitwig Studio Essentials sicherlich interessant.
Auch eine Mitgliedschaft für Bitwig Circle ist mit inbegriffen. Somit hat man Zugang zu zusätzlichem Material wie beispielsweise Lernvideos, Sample-Angebote und Plug-ins.
Aufbau und Verarbeitung des Bitwig Connect 4/12
Passend zu den Farben der DAW Bitwig Studio ist das Stahlgehäuse des Bitwig Connect 4/12 in eine Kombination aus Schwarz und Orange gehüllt. Das Orange ist allerdings, vor allem bei Tageslicht, sehr leuchtend und wirkt für meinen Geschmack etwas zu aufdringlich. Die Größe (205 x 52 x 163 mm) würde ich als durchschnittlich bezeichnen und mit satten 1,48 kg macht das Interface einen sehr stabilen Eindruck.
Auf der Bedienoberfläche finden wir links eine LED-Statusanzeige. Hier sehen wir, ob die Phantomspeisung aktiviert ist, welche Eingangspegel für die jeweiligen Eingänge ausgewählt sind sowie ein- und ausgehende MIDI-Signale. Daneben gibt es noch eine nützliche Metering-Anzeige, die abhängig vom ausgewählten Modus, entweder Ein- oder auch Ausgangspegel anzeigen kann.
Nicht ganz mittig hat sich der große Dial-Controller breit gemacht. Dieser wird von einem Ring aus 32 LED-Leuchten umrandet. Der Controller ist zwar ein Endlosdrehregler, je nach ausgewähltem Modus gibt es logischerweise aber auch eine Begrenzung (beispielsweise bei der Kontrolle der Monitore). Er liegt wunderbar in der Hand und ist sogar für manche Modi berührungsempfindlich.
Ganz rechts gibt es drei Tasten zur Kontrolle der Monitore: Mono, Alt und Dim. Unten links gibt es eine Transportsektion für Record, Stop und Play. Über Record lässt sich auch der Write-Modus, über Stop das Metronom und über Play die Loop-Funktion aktivieren.
Unten rechts finden wir fünf weitere Tasten, um den Modus des Dial-Controllers auszuwählen. Je nachdem lässt sich mit ihm dann der Pegel für Eingang 1 und 2, den Hauptausgang oder den Kopfhörerausgang regeln. Außerdem gibt es eine Scroll-Funktion, womit sich über den Dial-Controller auch scrollen und zoomen lässt.
Die letzte Taste mit dem Bitwig-Logo führt schließlich dazu, dass wir jeden Parameter in der Software über das Interface kontrollieren können. Auch ein Teil der Anschlüsse sind auf der Oberfläche angebracht, auf die ich im folgenden Absatz eingehen werde.
Auf der Unterseite wurden übrigens auch vier Gummifüße angebracht, die nur recht schwer zu sehen sind, ihren Zweck aber voll und ganz erfüllen.
Anschlüsse des Bitwig Connect 4/12
Die Ein- und Ausgänge des Bitwig Connect 4/12 sind auf der Ober- und Rückseite verteilt angebracht. Für Audio gibt es in der Summe vier Eingänge und zwölf Ausgänge. Zur Übersicht hilft sicherlich folgende Auflistung:
- Eingang 1: XLR-Kombibuchse
- Eingang 2: 6,35 mm Klinkeneingang
- Eingang 3-4: 3,5 mm Klinkeneingang (DC-coupled)
- Ausgang 1-6: 6,35 mm Klinkenausgänge
- Ausgang 7-8: 6,35 mm Stereo-Kopfhörerausgang
- Ausgang 9-12: 3,5 mm Klinkenausgänge (DC-coupled)
Ein- und Ausgänge, die DC-coupled sind, wurden auf der Bedienoberfläche angebracht, der Rest liegt auf der Rückseite. Die Eingänge 1 und 2 verfügen über eine Switch-Taste zum Festlegen des Eingangspegels (Mic/Line) und für Eingang 1 gibt es noch eine Taste für die 48 V Phantomspeisung. Jeweils ein Ein- und ein Ausgang für MIDI liegt als 3,5 mm Klinkeneingang vor. Zuletzt finden wir noch den USB-C-Anschluss zur Stromversorgung und ein Kensington-Schloss.
Das Control Panel
Bevor wir starten, sollten wir natürlich noch die dazugehörige Software des Bitwig Connect 4/12 installieren. Für Windows werden die benötigten Treiber direkt mitinstalliert, für macOS und Linux sind keine Treiber nötig. Auch sollte Bitwig selbst auf Version 5.3.3 oder höher aktualisiert sein. Ich hatte es zunächst mit Version 5.3.2 versucht, was prinzipiell auch funktioniert. Allerdings bleiben dann wichtige Funktionen, wie beispielsweise der Bitwig Controller Mode, verborgen. Für den Test habe ich dann Version 5.3.4 genutzt.
Über das Control-Panel können wir unsere Ein- und Ausgänge beobachten und nach Bedarf einstellen. Weiterhin lässt sich die Samplerate, das Routing des alternativen Ausgangs inklusive Trim-Funktion und der DIM-Pegel einstellen.
Die aktuelle Firmware-Version wird rechts unten im GUI permanent angezeigt. Windows-User können hier auch die Buffersize auswählen (Audio und USB).
Startet man Bitwig Studio, so verbindet es sich automatisch mit dem Interface Bitwig Connect 4/12. Bevor man sein Routing anlegt, das sich per Recall-Funktion auch speichern und wieder aufrufen lässt, sollte man sich zunächst mit den Details, zu denen wir nun kommen, auseinandersetzen.
Die Ein- und Ausgänge des Bitwig Connect 4/12
Schauen wir uns zunächst die Audio- und CV-Verbindungen im Detail an und beginnen mit den Eingängen. Über Eingang 1 können wir anliegende Mikrofonpegel bis zu 60 dB und Instrumenten- und Line-Pegel um bis zu 30 dB verstärken. Die Anhebung, beziehungsweise Absenkung, erfolgt dabei in 1-dB-Schritten.
Schließt man ein XLR-Kabel an die Kombibuchse an, so schaltet Bitwig diesen Kanal automatisch auf MIC um. Liegt kein XLR-Kabel an, so lässt sich MIC gar nicht erst selektieren. Eingang 2 ist etwas weniger empfindlich als Eingang 1 und somit für Instrumente mit sehr hohem Pegel ausgelegt. Die beiden Eingänge lassen sich übrigens auch als Stereoeingang verwenden und es gibt auch die Möglichkeit eines Direct-Monitorings (allerdings nicht bei Abtastraten von 176,4 kHz und 192 kHz). Hierzu hält man lediglich kurz beide Tasten gedrückt, was auch dazu führt dass der Pegel automatisch angepasst wird.
Die auf der Bedienoberfläche angebrachten Eingänge 3 und 4 sind primär für CV-Signale gedacht. Natürlich lassen sich hier aber auch genauso gut Line-Signale durchschleifen. Im Control-Panel gibt es dazu eine Schaltfläche mit der Beschriftung „+12“, um den Eingangspegel um eben diesen Wert anzuheben. Auch ein DC-Filter lässt sich hier akivieren/deaktivieren. Ist es aktiv, werden keine Signale unterhalb von 20 Hz durchgelassen. Bei Nutzung von CV-Signalen, wie beispielsweise LFOs und Hüllkurven, sollte das DC-Filter also deaktiviert werden und bei Audiosignalen aktiv bleiben, um ein DC-Offset zu vermeiden. Das DC-Filter kann allerdings nur für beide Eingänge aktiviert oder deaktiviert werden.
Das war es jedoch noch nicht ganz an Audioeingängen. Es gibt auch einen virtuellen Loopback-Pfad, an dem die Hauptausgänge 1 und 2 anliegen. Somit lässt sich auch das Ausgangssignal des PCs oder Laptops aufnehmen.
Kommen wir nun zu den Ausgängen und beginnen wieder auf der Rückseite. Hier gibt es sechs Line-Ausgänge, von denen die Ausgänge 1 und 2 als Hauptausgänge festgelegt sind. Über das Control-Panel lässt sich der Hauptausgang aber auch zusätzlich auf Ausgang 3 und 4 senden, um beispielsweise ein zweites Paar Studiolautsprecher nutzen zu können. Somit bleiben immer noch zwei weitere Ausgänge, um beispielsweise Signale aus der DAW durch Effekte zu schleifen oder ähnliches.
Die beiden Ausgänge 7 und 8 sind für Kopfhörer bestimmt. Auch diese Ausgänge lassen sich selbstverständlich als einfacher Stereoausgang zweckentfremden.
Die Ausgänge 9 bis 12 sind dann wiederum auf der Bedienoberfläche angebracht und dienen, wie zuvor die Eingänge 3 und 4, vorwiegend für CV-Signale und können ebenso als Line-Ausgänge verwendet werden. Bei Abtastraten von 176,4 kHz oder 196 kHz werden diese Ausgänge deaktiviert.
Bei den Ein- und Ausgängen seien zuletzt noch die MIDI-Verbindungen erwähnt. Diese liegen als 3,5 mm Klinkenbuchsen vor und der notwendige Adapter befindet sich im Lieferumfang.
Zudem lassen sich die Ein- und Ausgänge auch potentiell mit einem zweiten Interface erweitern. Hat man übrigens in Bitwig Studio einer Spur einen Eingang zugewiesen, erscheinen die Kontrolloptionen auch im Inspektor der DAW und sind schwarz hinterlegt.
Bitwig Connect 4/12 als Monitor-Controller
Das Bitwig Connect 4/12 liefert auch ein paar nützliche Monitor-Controller-Funktionen. Zunächst einmal lässt sich natürlich die Lautstärke über den großen Drehregler einstellen. Rechts daneben sitzen dann noch drei Schaltflächen für Mono, Alt und Dim. Für die Alt-Taste gibt es verschiedene Einstellungen:
- None: schaltet das Ausgangssignal stumm
- Channel 3/4: sendet das Hauptausgangssignal zu den Ausgängen 3 und 4
- Channel 7/8: sendet das Hauptausgangssignal zum Kopfhörerausgang und schaltet Ausgang 1 und 2 stumm
Außerdem lässt sich der Ausgangspegel für den alternativen Ausgang um 12 dB anheben oder absenken. Das DIM-Level lässt sich frei über das Control-Panel einstellen.
Bitwig Connect 4/12 als DAW-Controller
Die Integration in Bitwig Studio ist für viele vermutlich das Highlight des Bitwig Connect 4/12 und bietet viele nützliche Features, die den Workflow ungemein erleichtern können.
Der große Dial-Controller lässt sich beispielsweise jedem Parameter der DAW zuordnen. Hierfür reicht es aus, den Bitwig-Mode zu aktivieren und den Mauszeiger auf einen Parameter zu ziehen. Der aktuelle Wert wird über dem LED-Ring angezeigt und es gibt auch eine Lock-Funktion. Die Lock-Funktion lässt sich entweder über die Bitwig-Taste oder durch eine Double-Tap-Funktion wieder entsperren. Somit lassen sich im Handumdrehen Automationen aufnehmen und man spart sich einen externen MIDI-Controller inklusive Zuweisung.
Die Double-Tap-Funktion lässt sich auch deaktivieren oder nutzen, um Parameter wieder zu ihrem ursprünglichen Wert zu bringen.
Bei einem einmaligen Betätigen der Scroll-Taste lässt sich der Dial-Controller auch zum Bewegen des Positionszeigers nutzen. Drückt man erneut die Taste, wechselt man in den Zoom-Modus, der auf horizontaler Ebene erfolgt.
Diese beiden Funktionen lassen sich auch vereinen, zumindest einmalig, so dass nach einem Zoom das Gerät wieder automatisch in den Scroll-Mode wechselt.
Bleiben noch die Transportfunktionen, die ebenfalls ein paar clevere Zuweisungen bieten. So kann die Play-Taste als Play-/Stop-Taste oder als Play-/Pause-Taste verwendet werden. Je nach Auswahl springt der Positionszeiger zur ursprünglichen Abspielpostion zurück oder pausiert eben an gegebener Position.
Die Bitwig-Taste funktioniert für die Transportfunktionen als Shift-Taste. Hält man sie gedrückt, lassen sich Automationsmodus, Metronom und Loop jeweils ein- oder ausschalten.
Die Transportfunktionen, wie auch die Scroll- und Zoom-Modi, sind auch kompatibel mit dem Mackie Control Standard (MCU).
Das Bitwig Connect 4/12 in der Praxis
Das Bitwig Connect 4/12 ist auch mit anderen DAWs kompatibel, bis auf den Bitwig Mode versteht sich. Ich hatte es mit mehreren DAWs getestet und es wurde überall direkt erkannt. Während der Testphase konnte ich an der Hardware nichts Negatives feststellen. Vor allem das Zusammenspiel mit dem Bitwig Connect 4/12 könnte nicht schöner sein. Es macht wirklich Spaß, damit zu arbeiten.
Egal ob es um die Qualität der verbauten AKM-Wandler, Latenzen beim abhören und aufnehmen, die Verarbeitung von CV-Signalen oder die Steuerung im Bitwig Mode geht – das Bitwig Connect 4/12 hält, was es verspricht.
Lediglich die Software hatte zu Beginn zwei kleine Bugs (keine Anzeige des Cue-Levels und der Sample Rate), die jedoch innerhalb eines Tages vom Bitwig-Team behoben wurden.
Vielen Dank an Jens für den Test.
Als langjähriger Bitwig-User war ich natürlich sehr interessiert als berichtet wurde, dass Bitwig mit einem eigenen Audiointerface in den Markt kommt. Meine Pros & Cons:
Pro:
• sehr gute Integration in Bitwig mit gutem Workflow
• viele durchdachte Funktionen (integrierte Transporttaster, Schaltbarkeit zwischen mehreren Monitoren etc.)
• mehrfache Belegung des großen zentralen Dial-Controllers
• hübsch gestaltetes Pultgerät
• Linux Unterstützung
Contra:
• nur vier Inputs
• nicht erweiterbar
• keine eigene Stromversorgung (nur über USB)
Passendes Video mit gutem Überblick:
https://www.youtube.com/watch?v=gehIembfnmI
@padbell Hi, ebenso Danke für deinen Kommentar. Die Stromversorgung über USB scheint im Trend zu liegen und gefällt mir persönlich auch nicht so sehr. Erweiterbar ist es aber, wenn man mehr Ein- oder Ausgänge benötigt kann man ein weiteres Interface verbinden! Vielleicht entfallen damit ja deine ersten beiden Contras ;)
Viele Grüße
@padbell So sehr ich BITWIG als User schätze; ADAT für 8 weitere Inputs und eine Möglichkeit, das Interface extern mit Strom zu versorgen – und sei es über eine zweite USB-C-Buchse – sind die zwei Punkte, die mir angesichts des Preises fehlen und mich bei meinem TASCAM SERIES 102i verbleiben lassen.
@casehugger 👍
Andererseits benutzen selbst Profis heutzutage nicht mehr als ein 2×2 IO-Interface, hauptsache es steht UAD drauf. Einige verzichten sogar auf die Maus und machen das nur auf dem (Apple) Laptop. Reduce to the max! 😄