Test: Bitwig Studio, Digitale Audio Workstation

An wen erinnert mich das nur

Bitwig vs Ableton

Natürlich kommt die Frage: „Ist Bitwig nicht ein neues Ableton Live?“ Klare Antwort: Jein. Natürlich ist die „Inspirationsquelle“ nicht zu übersehen. Allerdings versuchen die Programmierer bereits in der Version 1.0 eigene Akzente und Konzepte aufzuzeigen und zu realisieren. Das fängt bei banalen Features an, dass die Clips und Scenes etwas anders angeordnet sind und auch in Edit-Ansicht vollumfänglich verfügbar sind, aber auch das „Live-Arrangieren“ mit den Clips/Scenes ist im Arrangement jederzeit möglich. So kann man „fertig“ produzierte Tracks in der Edit/Arragne-Ansicht durch Clips ersetzten, ohne die eigentliche Spur zu löschen. Sie wird ausgegraut und gemutet. Somit kann sehr schnell und übersichtlich in den „Clip“- und „Arrange“-Mode gewechselt werden. Mit dem Feature „Last Action“ kann man das Verhalten der Clips sehr simpel vordefinieren. Clips können so quasi „kaskardiert“ (Clip-Abfolgen programmieren) werden, auch mit Zufallsgenerator. Die Rückkehr zum Arrangement – also dem auf der Spur vorhandenen Material abseits der Clips – ist ebenso programmierbar. Speziell für die Theater-Anwendung (O-Ton-Zuspiel, Atmo-Zuspiel usw.) ergeben sich so neue Möglichkeiten, die meines Wissens nach derzeit keine andere Software so im Angebot hat, nicht mal „Motion Mixes“ (Jingle-Software fürs Radio). Sehr schön!
Natürlich gibt es noch mehr Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten. Diese alle aufzuführen kann allerdings nicht die Aufgabe eines Software-Tests der Debüt-Version sein.

So sieht der Hall der 1.0-Version aus

Praxis

Das Ableton-Feeling ist allgegenwärtig. Das Handling ist aber trotzdem nicht ganz identisch. Hier könnte noch mehr eine Brücke zwischen reiner Produktions-Suite und Clip/Pattern-basierter Live-DAW geschlagen werden, wie dies ja Ableton Live schon tut. Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich, dass selbst das Masterkeyboard zunächst als „Controller“ angelegt werden muss. Kein Problem oder schlimmer Fehler, denn letztendlich wechselt man das Keyboard nicht täglich. Aber für mich etwas umständlich, wenn man die anderen Features und das Konzept der Software bedenkt.
Mir gefällt beispielsweise die Warp (Time-Stretching) Option, was in Echtzeit wirklich gut funktioniert. Auch klanglich ist die Funktion nutzbar. Ob die mitgelieferten Plug-ins den Nutzer so umfänglich versorgen wie bei Ableton Live, Cubase oder den anderen Mitbewerbern, darf allerdings bezweifelt werden. Hier sollte Version 2.0 entsprechend nachlegen, vor allem „inhaltlich“.
Interessant ist auch die Auslastungsanzeige, die auf den Namen „DSP-Graph“ hört und die Auslastung im zeitlichen Kontext anzeigt. Das kann dann wichtig sein, wenn Probleme durch Systemauslastung entstehen und es nicht offensichtlich ist, wo das Problem zu lokalisieren ist. Ohne Timestamp aber eben mehr interessant als besonders nützlich.

Der Editor mit dem Schlüssel!