Puristische Optik, klarer Klang
Black Lion Audio erweitert sein Sortiment im 500er-Format um den Auteur MK2 Preamp. Als großer Freund der platzsparenden 500er-Module wollte ich unbedingt wissen, ob die US-Amerikaner den plakativen Werbeslogan „bang for you buck“ umsetzen können. Übersetzt heißt das in etwa „Preisknaller“.
Black Lion Audio, Historie und Philosophie
2006 in Chicago, Illinois gegründet, startet Black Lion Audio als Pro-Audio Tuning-Betrieb. Es werden Modifikationen für verschiedenste Peripheriegerätschaften angeboten. An sich ein sehr interessantes Geschäftsmodell, denn zu dieser Zeit konnte man z. B. ProTools nur mit den hauseigenen Digidesign Interfaces ansteuern. Genau hier konnte dann gezieltes Tuning stattfinden und besser klingende Komponenten in besagte Interfaces eingebaut werden. Als netter Nebeneffekt erreicht das dadurch auch gleich eine gewisse Individualität des Equipments. Das kennt man ja aus anderen Bereichen, Individualität verkauft sich. Bezahlbar sollte das Ganze auch sein. Als zweites Standbein fertigt Black Lion Audio unter eigenem Namen. Die selbsterstellten Komponenten werden weltweit vertrieben.
Die Produktpalette umfasst Anfang der 2020er-Jahre Mic-Preamps, Kompressoren, Interfaces, Wordclocking-Hardware, Power-Conditioner und eben 500er-Modelle, wie den Auteur MK2 und nicht zu vergessen die passende Lunchbox PBR-8 500. Leider war diese zum Testzeitpunkt nicht hier im Studio. Die 8-Slot-Box hat eine Patchbay integriert, die parallel zum SUB-D-Ausgang u. a. eine parallele Signalführung zulässt.
Auteur MK2 Preamp, Tech und Facts
Lt. Angaben des Herstellers sind Schaltung und Design des Preamps in kompletter Eigenleistung entstanden. Der Auteur MK2 hat kein Vorbild, dem klanglich nachgeeifert werden sollte. Das Vorgängermodell, der Auteur (MK1), wird ab Erscheinung des Nachfolgers MK2 nicht weitergeführt, „discontinued“ ist zu lesen.
Die große Frequenzbreite von 10 kHz bis 30.000 Hz fällt sofort ins Auge. Sinnvollerweise sind Aufnahmen mit einem entsprechenden Mikrofon kombiniert, damit die Bandbreite auch ausgeschöpft werden kann.
Wieso braucht es diese, wer hört denn so tiefe bzw. so hohe Frequenzen überhaupt? Nun im Sounddesign werden oftmals gezielt sehr hochfrequente Schallereignisse aufgezeichnet und diese dann um 50 % langsamer abgespielt. Und schon ist das menschliche Gehör wieder im Spiel. Dem gegenüber stehen subbassartige Sounds, erzeugt beispielsweise durch elektronische Musik oder Umgebungsschall bei Erdarbeiten bzw. größeren Erdbewegungen. Auch hier gilt natürlich die Regel, dass die gesamte Signalkette diese Frequenzen aufnehmen und wiedergeben kann.
Mit -108 dBu im Mikrofon-Input-Bereich und -82 dBu ist der Auteur MK2 extrem leise in Sachen Grundrauschen unterwegs, das schafft enormen Headroom, ohne gleich lästige Störfrequenzen mit hochzuziehen. Die Gain-Aussteuerung als alleiniger Drehregler ist gleichzeitig auch einzige wirkliche Justierungsmöglichkeit, sie bietet dem anliegenden Signal eine Pegelanpassung von +13 dB bis +67 dB. Der PAD-Schalter senkt das Signal bzw. die Gain-Empfindlichkeit um 13 dB ab. Ein Phasenknopf kann gedrückt werden, sollten unschöne Auslöschungen mit parallel aufgenommenen Signalen auftreten. Phantompower 48 V kann bei Einsatz von Kondensatormikrofonen zugeschaltet werden.
Mir persönlich hätte noch irgendeine Form von optischem Leveling gefallen bzw. gleich ein zusätzlicher Volume-Regler. So bleibt die Möglichkeit verwehrt, ein absichtlich stark übersteuertes Signal leise an die weiterführende Signalkette weiterzugeben. Das Ohr des Anwenders muss abwägen, ob der Pegel und die Sättigung des Signals passen.
Der Auteur MK2 ist auch als 1 HE 19″-Rack-Version erhältlich. Die Rack-Version ist 2-kanalig, jedoch sind es 2 Monokanäle, die auch nicht untereinander, gleich welcher Funktion, zusammengeschaltet sind. Wer also 2 MK2 500er-Module im Einsatz hat, hat keinerlei Nachteil. Auch hier ist keine Stereokopplung möglich. Im Gegensatz zur Rack-Version des Auteur MK2 besitzt das 500er-Modul noch zusätzlich den weiter unten im Test einzeln beschriebenen Hi-Z Input. Klanglich erkenne ich feine Unterschiede, die wohl mit der Impedanz oder der internen Schaltung zu tun haben. Leider liegt kein Schaltplan der beiden Units vor. In Sachen Sound versichert man herstellerseitig absolute Übereinstimmung.
Wir hatten bei AMAZONA.de bereits einige Black Lion Audio Geräte im Test, wer querlesen möchte, dem sei dieser Link mit auf den Weg gegeben.
API Serie im 500 Format
Muss es denn noch ein 500er-Preamp sein? So oder so ähnlich könnte die Frage lauten, in Anbetracht der Fülle der auf dem Markt erhältlichen 500er-Preamps. Für mich beantworte ich das klar mit „ja“, denn wer eine Lunchbox besitzt, möchte auch Auswahl haben. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass die 500er-Version keine qualitativen Einbußen gegenüber der sonst handelsüblichen Standalone- oder Rack-Version des jeweiligen Herstellers hat. Der Black Lion Audio Auteur MK2 Preamp ist im Test in der Lindell 503 Power versenkt, als Vergleich kommt ein Millennia HV-35 Preamp zur Gegenüberstellung.
DI Hi-Z Input des Black Lion Audio Auteur Mk2
Als Musiker und Audio-Produzent fällt mir sofort positiv die Hi-Z Input-Buchse auf, denn wer wie ich ohne Mischpult arbeitet, muss verschiedene Instrumente vor der Wandlung vorverstärken. Passiert das nicht durch einen Amp oder ein Mischpult, muss eine Vorverstärkung über ein Peripheriegerät, also ein Preamp oder eine DI-Box, her. Die Hi-Z-Eingangsbuchse erfüllt dieses Kriterium und so kann ein unverstärktes Ausgangssignal mit Black Lion Sound vorverstärkt zum Wandler geschickt werden. Interessant ist, wenn ich meinen Godin Fretless-Bass bei identischer Gain-Einstellung wahlweise über XLR und Hi-Z einspiele, sind Unterschiede im Tieftonbereich hörbar. Feine Nuancen, die für manchen Mix und Sound durchaus sehr interessant sein können. Auf jeden Fall ist es gut zu wissen, dass eine weitere Klangfarbe, ist sie auch noch so klein, zur Verfügung steht.
Klangbeispiele und Klangverhalten des Auteur Mk2
Getestet habe ich mit folgendem Equipment: Black Lion Audio Auteur MK2 mit Lindell 503 Power vs. Millennia HV-35 Anniversary 500 Preamp. Das identische Signal jeweils gesplittet.
XLR:
- Taylor 12-String-Gitarre an Bund 12 mikrofoniert, Orpheus Sontronics Niere
- Ibanez Nylon-Konzertgitarre an Bund 12 mikrofoniert, Sennheiser MD 421 Niere (der erreichte Sound war so gewollt)
- Mapex Snare mit 45° Ausrichtung mikrofoniert, Shure SM57 Niere
- Fender Mexico Strat Dropped D, Line 6 Spider4, zum Lautsprecherrand angeschrägt mikrofoniert, Shure SM 57 Niere
Hi-Z:
- Godin Fretless-Bass
Hi-Z- vs. XLR-In:
- Godin Fretless-Bass
Klanglich liefert der Auteur MK2 einen feinen Sound, der sehr nahe am Millennia HV-35 dran ist. Ich höre sehr wenig Färbung. Im Vergleich zum Klang der jeweiligen Instrumente im Raum oder der jeweiligen Instrumente bei anderen Aufnahmen kann ich eine sehr hohe Neutralität bestätigen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man in der Nachbearbeitung noch alle Möglichkeiten offen hat. Wer jedoch auf stark gefärbte Grundsounds steht, sollte dann ein charakterstarkes Mikrofon oder entsprechende Raumsituationen nutzen bzw. herstellen. Für den Ladenpreis von 219,- Euro ist der Preamp eine sehr gute Wahl, um als Allrounder Einsatz zu finden. Der oben erwähnte „bang for your buck“ Slogan ist für mich erfüllt. Wer bereits eine 500er Lunchbox hat, wird sich über den Auteur MK2 als Verstärkung im heimischen Audiofuhrpark sicher sehr freuen.
Das Design ist schick, schlicht und wirkt edel. Dennoch keine Überraschung bzw. Erneuerung, da es das Kennzeichen der Marke ist. Siehe Revolution oder Seventeen aus gleichem Hause.
Auch dem auteur würde ich den camden 500 jederzeit vorziehen. Er kostet zwar ein wenig mehr, klingt aber in meinen Ohren deutlich Erwachsener und ist flexibler. Für den aufgerufenen Preis ist er allerdings völlig in Ordnung.
@Duff Hallo Duff,
der Klang ist immer Geschmacksache, flexibler ist der camden in jedem Fall. Beide Preise sind für die Qualität der Produkte absolut ok.