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Test: Black Lion Audio B172A, FET-Opto-Kompressor

Der Two-Face unter den Kompressoren

10. Juli 2020
black lion audio b172a test

Black Lion Audio B172A, FET-Opto-Kompressor

So neu der B127A von Black Lion Audio auch auf dem Markt ist, so Vintage-mäßig wirken seine Bedienelemente. Man könnte fast sagen: Alle Bedienelemente des Gerätes könnten aus einem alten Stellwerk, einem Kohlekraftwerk oder einem alten Umspannwerk entnommen worden sein. Jeder Schalter, jeder Regler. Das haben die Jungs um Nate Bierdeman, CEO von Black Lion Audio, wirklich sehr liebevoll gemacht. Interesse geweckt? Dann ab zum Test des Black Lion Audio B172A.

Black Lion Audio B172A – worum geht es?

Just another Compressor? Nope. Auf gar keinen Fall. Nach dem famosen Seventeen und dem 1176 Blue Stripe ist der B172A eine sehr interessante Kombination, die auf der Idee basiert, dass in Studios sehr häufig ein Universal Audio 1176 (FET) zusammen mit einem LA-2A Opto-Compressor eingesetzt werden – wie oftmals der Fall, die FET-Variante zuerst, danach die Opto-Version. Und genau darum geht es bei B172A: In einem Gehäuse befinden sich zwei Kompressoren, die über einen Routing-Schalter in A/B- oder B/A-Reihenfolge geschaltet werden können. Wie bei Black Lion Audio üblich, orientiert man sich nur an den Originalen – aber man baut keine Klone.

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BlackLionAudio_BLA172A_int

So arbeitet auf der linken Seite der schon von uns sehr positiv getestete „Seventeen“, rechts kommt beim elektro-optischen Kompressor ein neuartiges, selbst entwickeltes, Opto-Element mit dem Namen „T4BLA“ zum Einsatz – angelehnt an das „T4B“ von Teletronix. Übrigens kann man dieses T4BLA auch einzeln erwerben und z. B. bei einem originalen LA-2A als Upgrade einbauen.

BlackLionAudio_BLA172A_T4BLA

Die Nummer 17

Natürlich kann man in das Gehäuse des B172A keinen kompletten „Seventeen“ verbauen, aber bis auf ein paar Ausnahmen hat man die wichtigsten Elemente integriert: Input, Output, Attack, Release finden sich hier ebenfalls, nur beim Ratio muss man mit 1:4, 1:8, 1:12 und 1:20 leben – einen „All In Mode“ gibt es hier nicht. Dazu lässt sich das VU-Meter noch auf +4, +8 oder Gain Reduction (GR) zur Kontrolle der Pegel und der Kompression umschalten.

BlackLionAudio_BLA172A_17

Der optische 2A

Wie beim berühmten Vorbild sind die Bedienelemente des Opto-Kompressors noch überschaubarer: Gain, Peak Reduction, das schaltbare VU-Meter (+4, +8 oder GR) und die Option, den Kompressor als Limiter laufen zu lassen – mehr gibt es hier auch nicht zu schalten.

Neben den Schaltern und Reglern der beiden Kompressoren kann man beim B172A für jede Seite einen Bypass setzen – hierbei durchläuft das Signal zwar die Schaltung, ohne aber zu komprimieren. So erhält man auch so schon eine leichte, aber dennoch wahrnehmbare Färbung des Signals. Übrigens ist Schalterposition OBEN = Bypass! Das ist nicht unbedingt nachvollziehbar.

Mittig sitzt dann noch der erwähnte Routing-Schalter: Hier kann man das Signal entweder zuerst durch die FET-Variante und dann durch den Opto-Kompressor jagen (A/B) oder andersherum (B/A). In Mittelstellung arbeiten beide Seiten voneinander unabhängig.

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BlackLionAudio_BLA172A_2A

Die Anschlüsse

Auf der Rückseite sieht es ähnlich übersichtlich aus. Jede Seite hat seine Ein- und Ausgänge als XLR und zusätzlich als Klinkenbuchse verfügbar. Da das B172A jeweils mono ausgelegt ist, kann man über die Link-Buchsen noch einen zweiten B172A verbinden und erhält so eine Signalverarbeitung in Stereo.

Wenn man sich den Preis von 1.705,- Euro vor Augen führt und somit ein Pärchen B172A aktuell 3.410,- Euro kostet, dann ist das im Vergleich zum Original ein echtes Schnäppchen. Der Teletronix LA-2A alleine wird derzeit mit etwa 4.400 Euro gehandelt und für einen 1176 muss man immer noch ca. 2.500 Euro berappen. Bei 2x B172A hat man dann genau genommen vier Einzelkompressoren oder zwei Stereovarianten.

BlackLionAudio_BLA172A_back

Der Klang

Klanglich ist das Gerät unglaublich flexibel und schon das alleine ist eine gründliche Kaufüberlegung wert. Immerhin hat man ja genaugenommen vier Geräte und fast unendlich viele Einstellungsoptionen: Nur den Seventeen, nur den 2A, die A/B-Kombination und die B/A-Variante mit den jeweiligen Einstellungen von Release, Attack, Input, Output, Peak Reduction und Gain. Es ist somit auch gar nicht möglich, den Black Lion Audio B172A in eine Klang-Schublade zu stecken.

BlackLionAudio_BLA172A_front_left

Beginnen wir beim „17“ und mit Einsetzen der Kompression stellen wir fest: Hier hat man sich klanglich nicht wirklich am originalen 1176 orientiert, sondern einen schnellen, frischen Klang kreiert, die sich gerade bei moderner Musik gut in den Mix einfindet. Wer sich für den B172A wegen des Seventeens interessiert, dem sei mein AMAZONA.de Test ans Herz gelegt.

Beim 2A, der natürlich seinen Ursprung im Universal Audio LA-2A hat, ist es anders, was aber wohl an der verwendeten Kompressionstechnik liegt. Viel Wärme und die typischen Kompressionstexturen des opto-elektrischen Elements fügen dem Signal eine sonore Dichte hinzu, die auch bei starker Kompression stets gelassen und übersichtlich bleibt.

Wenn wir nun das Signal zuerst durch den „17“ und dann durch den „2A“ schicken, dann passieren ganz viele Dinge auf einmal, die nur schwer in Worte zu fassen sind, denn wie will man beschreiben, dass ein durch den FET komprimiertes Signal danach durch den höchst analogen Prozess einer Lampe und eines Opto-Elements fließt?

BlackLionAudio_BLA172A_logo

Stellen Sie es sich so vor: Das Signal wird im 17 analysiert und man betont die Transienten („Attack“), was zu einer tendenziellen Aufhellung und einer „Verschnellerung“ des Klangeindrucks führt. Gleichwohl sorgt man durch den Einsatz des Release-Reglers für ein harmonisches Verhältnis zwischen dem Ausklang (Sustain) und dem Anschlag. Dieses frische, aufgepimpte Signal wird nun in der „2A“-Sektion mit einer Fülle und Wärme angereichert, die dem Signal das Ursprungstempo zurückgibt, aber die Tonalität sehr verschiebt. Eine fast unendliche Spielwiese für Kompressor-Profis und die, die es werden wollen. Ich möchte Black Lion Audio dabei außerdem noch ein Kompliment aussprechen, denn es scheint, dass die serielle Verarbeitung des Signals in einem Gerät sehr balanciert gelungen ist. Wer schon mal in seiner DAW mit dem FET-Kompressor und danach mit dem Opto-Kompressor gespielt hat, wird merken, dass hier meist nur Mist rauskommt. Der B172A hat einen sehr weiten Sweet-Spot und man findet kaum eine Einstellung, die das Signal wirklich schlechter macht. In dieser Eigenschaft erinnert mich der Black Lion Audio an den Empirical Labs FATSO, mit dem man einen – sehr grob – vergleichbaren Effekt erzielen kann.

Anders herum, also erst durch den „2A“ und dann durch den „17“, ist der Klangeindruck sehr ungewohnt. Es fühlt sich an, als ab man dem Signal zuerst eine sehr gemütliche Bremse verpasst hat, ihm dann aber im „17“ einen gehörigen Tritt in den Hintern gibt. In diesem B-A Setting werden Sie sicher nicht so viele Einsatzgebiete finden, aber auch das kann gerade bei EDM auch sehr reizvoll sein.

Sie sehen: Der Black Lion Audio ist ein Füllhorn von Möglichkeiten und meine wenigen Beispiele können nur sehr begrenzt wiedergeben, was mit dem B172A alles möglich ist.

Beispiel 1:

Korg Kronos Combination, pur dann 17 mit 8:1, Attack 5, Release 5

Beispiel 2:

Korg Kronos Combination, pur dann 2A mit Gain -30, PR -30

Beispiel 3:

Korg Kronos Combination, pur, dann A-B mit 17 in den 2A

Beispiel 4:

Korg Kronos Combination, pur, dann B-A mit 2A in den 17

Beispiel 5:

Das Italian Grand Piano auf einem Korg Grandstage, erst pur, dann mit dem 17 Kompressor und dann mit dem Optoelektronik-elektrischen 2A:

Kritik

Nun, zuerst will ich nicht verschweigen, dass zum Testzeitpunkt noch kein Handbuch verfügbar war. Natürlich gibt die Bedienung keine besonderen Rätsel auf, aber ein bisschen Unterstützung wäre schon wünschenswert. Aber da wird der Hersteller sicher in Kürze reagieren.

test BlackLionAudio_BLA172A_VU

Schade finde ich, dass beim Umschalten A-B zu B-A ein Signalpeak hörbar wird. Somit kann man diesen Effekt nicht dynamisch während der Wiedergabe einsetzen und man muss sich vorher festlegen, welche Betriebsart man haben möchte.

Und – auch wenn es vielleicht blöd klingt: Auf den ersten Blick ist es nicht zu erkennen, ob Bypass aktiviert ist, wenn der Schalter oben oder unten ist. Klar – das findet man schnell raus. Ich fand es nur … skurril. (Oben im Bypass Mode, unten ist die Kompression aktiv. Beim Power-Schalter ist das anders herum.

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Fazit

Nein, Sie werden im Moment keinen klassischen Kompressor finden, der ihnen mehr klangliche Flexibilität gibt als der Black Lion Audio B172A. Ob schnelle FET-Kompression, Gemütlichkeit und Wärme durch ein Opto-Element oder die beliebige Kombination aus beiden Technologien: Das haben die Jungs aus Chicago wirklich sehr gut hinbekommen. Dazu klingen auch alle Sektionen für sich gesehen sehr gut – wenn auch nicht genau wie die berühmten Originale. Aber das hat man bei Black Lion Audio ja auch nicht behauptet. Dazu ist das Gerät überaus hochwertig und sehr charmant verarbeitet und wenn jetzt noch ein Handbuch dabei wäre … aber das kommt ja sicher in Kürze. Aber auch so ist der B172A eine echte Empfehlung wert!

Plus

  • sehr guter Klang der Kompressoren
  • tolle Flexibilität durch die Kombinationen
  • maximal stabile Verarbeitung
  • ausstattungsbezogen sehr preiswert

Minus

  • zum Testzeitpunkt kein Handbuch verfügbar
  • Umschaltgeräusch beim Moduswechsel

Preis

  • 1.705,- Euro
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