Praktischer Expander fürs Tonstudio
Der Black Lion Audio Revolution EXP ist ein 8×8 ADAT-Expander mit Macro MMC Clock – und es könnte einiger meiner Probleme im Tonstudio lösen! Warum? Weil dieses Gerät in seiner Einfachheit komplexe Gerätekombinationen ermöglicht und so ganz nebenbei auch noch die Audioqualität verbessern kann. Ein sehr hoher Anspruch! Wir sollten gemeinsam herausfinden, ob der neue BLA ADAT-Expander diesem gerecht wird und ob ich darüber nachdenken sollte, mir den Revolution EXP ins Studio zu holen.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es beim Black Lion Audio EXP?
Der Black Lion Audio Revolution EXP erweitert ein bestehendes Audiointerface über die ADAT-Schnittstelle um weitere 8 Ein- und 8 Ausgänge. Dies ist bitte nicht zu verwechseln mit einem 8-Kanal-Mikrofonvorverstärker, denn wir haben beim Black Lion Audio nur Line-zu-Line Verstärkung.
Es gibt keinen Gain- oder Volume-Regler, keine gewünschte oder unerwünschte Klangfärbung und auch keine weitere Anpassung. Einzig eine 10 dB Absenkung wird auf der Rückseite für jeden Eingang per Schalter angeboten, um den Pegel bei lauten Quellen anzupassen.
Dazu hat das Gerät die Black Lion Audio Macro MMC Clock, die extrem genau läuft, sehr geringen Jitter hat. Dazu werden Samplerates von 44,1 kHz bis zu 192 kHz angeboten.
Die Ausstattung des BLA Revolution EXP
Der Revolution EXP ist somit wirklich nur eine Erweiterungsbox, wenn beispielsweise viele Quellen angeschlossen werden sollen und die Eingänge (oder Ausgänge) des Audiointerfaces oder des Mixers nicht ausreichen. Entsprechend spartanisch fallen die Bedienmöglichkeiten des Geräts aus. Die Frontseite bietet vier Peak-Anzeigen mit jeweils 8 LED pro Kanal:
- Eingang 1 – 4
- Eingang 5 – 8
- Ausgang 1 – 4
- Ausgang 5 – 8
Daneben drei LEDs zur Anzeige, ob die Macro MMC Clock aktiv ist oder ob das Clocking über ADAT oder BNC verbunden ist. Mit einem Dreh-Drück-Regler wird beim Drehen die Samplerate eingestellt und durch Drücken die Clock-Quelle ausgewählt. Erfreulicherweise bietet der Expander einen frontseitigen On/Off-Schalter.
Rückseitige Anschlüsse des Revolution EXP
Die Rückseite gibt ebenfalls keine Rätsel auf, insbesondere weil alles auch gut beschriftet ist: 8x TRS-Eingänge mit schaltbarer 10 dB Pegelabsenkung, 8x TRS-Ausgänge und ein USB-C-Port, um Firmware-Updates durchzuführen. Dann eine BNC-Buchse „IN“ für externes Wordclocking und einmal BNC für „MACRO MMC Clock Out“.
Daneben dann je zwei optical S/PDIF ADAT Ports: IN1, IN2, OUT1 und OUT2. Abschließend ganz links noch der Port für das externe Netzteil – leider nicht verriegelbar.
Die Verarbeitung des Black Lion Audio ist – wie vom Hersteller gewohnt – exzellent. Alles ist stabil, gut ablesbar und entspricht höchsten Studioansprüchen. Nur Erbsenzähler könnten das externe Netzteil kritisieren, aber dann könnte man dies bei 50 % aller Studiogeräte tun und außerdem könnte das auch einen technischen Hintergrund haben: Eine hochgenaue Clock und das Sample Multiplexing beim ADAT-Anschluss könnten durch die Einstreuungen eines Netztrafos (trotz Abschirmung) beeinflusst werden. Deswegen bin ich geneigt, das externe Netzteil mit einem gönnerischen Nicken durchzuwinken. Heißt: Kein Minuspunkt!
Das BLA Revolution EXP als Problemlöser
Der liebe Autor (also ich) hat in seinem Studio ein Universal Audio Apollo X6 und ein TWIN X, was zusammen 8 Kanälen entspricht. Um diese zu erweitern, habe ich noch ein SSL Pure Drive Quad als Mikrofonvorverstärker mit vier Kanälen zur Verfügung (über ADAT am Apollo X6).
Nun mein Dilemma: Als Hardware-Fan stehen hier auch noch ein Stereokompressor und ein Stereoequalizer und ein Stereoeffektgerät herum. Und zwei Synthesizer. Kurzum: Es wird eng mit den Kanälen. Die Effekte würden am liebsten ganze sechs Ein- und Ausgänge belegen, dazu die beiden Stereo Synthesizer (vier weitere Channels). Und wenn ich dann Testgeräte anschließen soll, dann muss ich entweder umstöpseln oder den SSL als Line-Preamp missbrauchen. Erwähnte ich noch das Gitarren-Multieffektpedal, das schon zwei DI-Inputs vom SSL nutzt?
Ich könnte zwar die Effekte in den Insert-Loop des SSL einschleifen, was für ein fixes Setup schon in Ordnung geht, aber keine große Flexibilität zulässt (EQ vor oder nach dem Kompressor etc.)
Erweitere ich nun dieses Setup um den BLA Revolution EXP, dann kann ich alle Effekte dort anschließen und separat als Hardware-Insert-Effekte in der DAW definieren. Dann bleibt mir immer noch Platz für weitere Effekte im Testbetrieb – dazu kann ich die freien Kanäle des Revolution EXP nach vorne auf ein Patchfeld legen. Das klingt sehr elegant und ich erspare mir das lästige Umstöpseln in der Zukunft.
Und dazu kann ich den Apollo sowie den SSL über die herausragende Wordclock des Black Lion Audio betreiben und habe sogar noch einen Klanggewinn.
Gesagt – getan: Und tatsächlich funktionieren mit dem amerikanischen Expander alle gewünschten Einstellungen völlig problemlos und das System ist technisch stabil. Dazu vermag ich auch eine kleine – aber feine – Klangverbesserung zu vernehmen. Der Wandler im Apollo harmoniert bestens mit der Clock des BLA und so klingen gerade kritische Aufnahmen frischer und feindynamischer. Zugegeben: Die Unterschiede sind subtil, aber durchaus nachvollziehbar. Wenn man sich an das neue Klangbild gewöhnt hat, dann wird erst beim Abbau der Klangverlust spürbar. Abbau?
Warum habe ich den Black Lion Audio Revolution EXP wieder ausgebaut?
Der Grund dafür ist auch der wirklich einzige Kritikpunkt, der mir beim Test negativ aufgefallen ist – und er ist ganz profan: Der Black Lion Audio Revolution EXP ist verhältnismässig teuer. Der Listenpreis wird mit 1.049,- Euro angegeben und bei Thomann bekommt man ihn für 949,- Euro. Der sehr anständige Focusrite Clarett+ OctoPre 738,- Euro mit Mikrofon-Preamps AD/DA Wandlung ist günstiger als der Black Lion Audio und bietet zusätzlich zwei Mikrofonvorverstärker und viele weitere Funktionen. Oder nehmen wir den Arturia AudioFuse 8Pre: Ein wirklich sehr guter ADAT-Preamp-Expander mit komplettem Audiointerface: Mit aktuell 619,- Euro bieten die Franzosen viel mehr als der EXP aus Chicago. Natürlich, die verbauten Elemente und der Konstruktionaufwand ist hoch und natürlich ist auch die Stückzahl bei Black Lion Audio nicht annähernd so hoch wie bei Focusrite oder Arturia. Aber genau an diesen Mitbewerbern muss sich der EXP messen lassen.
Abschließende Bemerkung
In Sachen Klang, Funktionalität und Verarbeitung wäre der Black Lion Audio Revolution EXP ganz klar ein Best Buy – wer sein Studio um weitere Kanäle aufbohren möchte und dazu noch die exzellente Wordclock genießen möchte, für den ist das 1 HE 19“ Gerät eine echte Empfehlung. Der BLA ermöglicht eine ADAT-Erweiterung um acht Kanäle, die sicher mit der Qualität der Line Channels eines sehr guten Audiointerfaces mithalten kann. Wenn da nicht dieses Ding mit dem Preis wäre.
Und was würdet ihr jetzt an meiner Stelle für eine Bewertung geben? Ich habe mich trotz der Preisproblematik für ein „sehr gut“ entschieden, weil das Gerät für sich auch sehr gut ist. Würde ich hier eine deutlich schlechtere Bewertung geben, dann müsste man dies für jeden Moog, jeden Neve und Universal Audio Kompressor (LA-2A oder 1176) etc. ebenfalls machen. Dazu möchte ich noch anmerken: Ein hochwertiger Clock-Generator ist im Fachhandel auch erst ab ca. 500,- Euro zu haben.
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Wäre es nicht möglich einmal ein Soundbeispiel mit der Clock des Apollo und einmal mit der Clock des Black Lion abzuspielen und mit dem Apollo aufzunehmen und dann die beiden Beispiele hier zu posten? Denn ich kann mir erst einmal nicht vorstellen, dass es da tatsächlich einen messbaren oder gar hörbaren Unterschied gibt. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Doch ohne ein Beispiel macht die Werbung dafür wenig Sinn und es wäre ja tatsächlich für einige ein Kaufargument.
@beni Sehe ich genauso. Warum auch sollte ein 2000€ Audio-Interface plötzlich noch besser klingen? Wenn ja, dann hätte Universal Audio ziemlichen Müll mit dem Apollo fabriziert, wenn es mit einer anderen Clock besser klingt.
@ollo Externes Clocking (eine Clock für alle Interfaces) scheint mir erst dann wirklich wichtig zu sein, wenn man mehrere Interfaces gleichzeitig am Rechner betreibt. Man geht dann auf Nummer sicher, dass die Clockings der Interfaces nicht auseinanderdriften, dann muss der Rechner keine Anpassung der Samplerate machen, was er entweder nicht (Linux mit Jack) oder nicht immer zuverlässig (Mac) kann.
Der als Alternative erwähnte Arturia AudioFuse 8Pre wird leider nicht mehr hergestellt, ist aber sicherlich gebraucht zu bekommen.
Die Produkte von Ferrofish bieten zu einem ähnlichen Preis sogar 16 Ein- und Ausgänge.
Von daher kann ich das Fazit des Autors nachvollziehen, das einzig der Preis eine Herausforderung darstellt.
@Spectral Tune auf meine anfrage hin teiltte man mir bei arturia mit, dass das aufiofuse 8pre lediglich wg bauteilemangel vorübergehend nicht hergestellt wird.
weiss jemand mehr?
Hey, danke für den Test! GENAU SO ETWAS braucht man als Elektronik-Musiker.
Die meisten Hersteller statten ihre Wandler noch mit allem möglichen zusätzlichen Optionen aus: Mikrofon-Vorverstärker (mit »Färbung«), EQs, Kompressor, Tralala und Schnickschnack. Das brauche ich alles nicht. Ich brauche einfach ganz roh jede Menge Line-Eingänge für meine Synthesizer. Fast alle Interfaces haben sowieso mindestens zwei Vorverstärker eingebaut, wenn ich denn mal ein Mikrofon benutzen wollen würde (RME »Fireface 802 FS«, Arturia »AudioFuse 16Rig«). Und wenn es denn etwas richtig Hochwertiges sein soll, ja mei, dann kauft man sich halt mal einen (muss ja nicht immer gleich Neve sein). Ansonsten würde ich gerne stationär mein Lexicon »PCM 80« und mein »MPX-1« einschleifen wollen (und gelegentlich ein paar Tretminen). Aber das war’s dann auch schon.
Ich verstehe echt nicht, warum solche ADAT-Wandler nicht mehr angeboten werde. RME: Fehlanzeige. Arturia: Auch Fehlanzeige (allerdings sind die ja auch noch recht neu am Markt). Focusrite: »Clarette+ OctoPre« hat auch schon wieder Kram drin. Tja, und dann gibt es noch Ferrofish mit den »Pulse«-Geräten (was für mich dann auch die Wahl wäre). Und ansonsten … man muss echt suchen.
Warum 8 wenn ich 16 haben kann zum fast identischen Preis?
Das Gerät heißt ferrofish Pulse 16.
http://www.thomann.de/de/ferrofish_pulse16.htm
Die MX Variante mit Madi für ca. 300 € mehr wurde hier auch schon vor Jahren von Armin Bauer getestet.
Für 1300 € mehr hat man Dante an Bord mit der DX Variante. Jaja die DANTE Gebühren.
Ferrofish ist zudem noch ein heimischer Hersteller, zumindest für mich ein Vorteil.
Nur so meine 2 Cent.
Ich hätte ja noch 16 ADAT in und out’s frei, da wäre solch eine Lösung schon interessant. Jedoch hätte man diese Technik auch in einem Halbzoll- Rackteil unterbringen können. Oder besser gesagt, man hätte bei diesem EXP gleich 16 in und out’s inkl. Dante oder AVB verbauen sollen. Dann wäre der Preis OK. 🙂
@Faro Mit welchem System hast du denn 16 ADAT-I/Os?
@mort76 Oh, da gibt es einige. Oben in meinem Zimmer steht ein MOTU Traveler MK3. Das hat 4 ADAT Buchsen. Zusammen mit den Internen sind das 24 In/Outs. Oder sprichst du 16 I/O als 16×8 Kanäle? Falls das im Text steht, ist es natürlich ein Fehler.
Ja, du meinst das Zweite….
@mort76 ich betreibe ein Motu 8A-AVB und ein Motu 624-AVB zusammen im AVB- Verbund. Diese haben jeweils 8 ADAT in und out. Über AVB Steams kann ich beide zu einem System koppeln.
Früher hatte ich ein Motu 2408-MK3. Dieser hatte 3 X ADAT 8 in und out. Leider wurden die Steuerkarten nicht mehr unterstützt und ich habe ihn gegen die oben genannten ausgetauscht. Naja und Soundlich hab ich den Tausch auch nicht bereut.
@Faro Mit alter Hardware war das ja irgendwie alles einfacher:
Ich habe hier drei 2408 und ein 24i/o…mit der 424-PCIe-Karte werden die immernoch unterstützt, auch auf Windows10…nur mit der PCI-Karte wird es schwer, weil die eine andere Voltzahl benötigt als übliche PCI-Slots. So habe ich dann auch 9 ADAT-Ein/Ausgänge.
Und ich habe zwei Saffire Pro40 gekoppelt, und dadrüber dann auch 4 ADAT-Ein- und Ausgänge…man braucht nur eine Firewire-Karte mit dem richtigen Chipsatz.
An meinem Tascam DM 4800 habe ich weitere 4 ADAT-Päärchen.
Und nochmal drei an meiner Hammerfall HDSP 9652.
Heute weiß ich garnicht, wieviel ich ausgeben müßte, um das so hinzubekommen…
„natürlich ist auch die Stückzahl bei Black Lion Audio nicht annähernd so hoch“
Das würde mir trotzdem keine Mitleids-Hunderter aus dem Kreuz leiern. Runter mit dem Preis, dann verkaufen sie mehr. Kann mir nicht vorstellen, dass 1000€ der sweet spot ist.
Ausserdem dürfte Behringer dieses Segment mit ihrem 8200 fest im Griff haben.
Ich habe die Kombi MOTU 828es mit einem Ferrofish Pulse 16. Super gut. Hatte davor zwei Behringer 8200. Extremes übersprechen auf den Kanälen. Nicht tolerierbares Channelbleeding. Thomann war sehr kulant und hat die Teile zurückgenommen, obwohl längst über der Zeit. Top.
Schönes Wochenende euch. 🌻
Hier 2 ferrofish a32 und ein ferrofish pulse16 an einer ufx+. Die beiden a32 über Madi, der pulse16 via adat. Imho haben die ferrofish das beste preisleistungsverhältnis und eine hervorragende audio Qualität.
Klar – grundsätzlich sind qualitativ hochwertige Audiointerfaces eine feine Sache. Da geht es weniger um die Ausstattung als mehr um die Performance und Stabilität.
Andererseits muss jeder für sich entscheiden, ob diese Mehrkosten tatsächlich gerechtfertigt und notwendig sind.
Mit meinem u-phoria umc1820 und die Erweiterung, Ada8200 von Behringer habe ich 16 Audiokanäle zur Verfügung. Und das für unter 500€!
Das funktioniert bei mir problemlos. 16 Hardware-Synths sind hierüber in meiner DAW (Cubase) erreichbar. Manchmal (selten!) gibts ein knacksen – was aber auch am Asio-Treiber oder an der Auslastung des Computers liegen kann. Aber das stört mich nicht – ich betreibe das als Hobby.
Im professionellen Bereich sollte das natürlich nicht vorkommen. Aber wie bereits erwähnt – die Ansprüche legt jeder selbst für sich fest – auch mit Rücksicht auf den Geldbeutel ;