Club 40 reloaded
Frisch „reloaded“ erscheint der Club 40 von Blackstar bei uns zum Test. Hier sollen einige Verbesserungen vorgenommen sein. Insbesondere der klare Kanal soll nun deutlich schöner klingen. Der Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII ist erwartungsgemäß ein Vollröhrenverstärker mit einer Leistung von 40 Watt. Der Combo ist mit einem 1 x 12″ Celestion Lautsprecher bestückt. Was den Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII von vielen seiner Konkurrenten unterscheidet, sind Eigenschaften wie die Voice-Umschaltung, die unter zwei Möglichkeiten wählbare Justierung der Hallcharakteristik sowie natürlich der patentierte, eigens von Blackstar entwickelte IFS-Regler, der einen luxuriösen Eingriff in die Klangcharakteristik des verzerrten Kanals ermöglicht.
HT CLUB 40 Combo MkII – Design & Verarbeitung
Die Verarbeitung ist, wie von Blackstar gewöhnt, einwandfrei. Das Tolex wurde sauber aufgeklebt, es sind keine Unsauberkeiten in der Verarbeitung sichtbar. Der Griff aus Lederimitat macht gleichfalls einen soliden Eindruck.
Das Design bewegt sich in Richtung „Boutique“. Die Frontbespannung erinnert an den 1960er Jahre Stil vieler Marshall Combos bzw. Cabinets. Versucht man die Optik des Verstärkers zu umschreiben, kann man diesen im weitesten Sinne als eine Symbiose eines Matchless-Heads und einer „Vintage“ Marshall Box bezeichnen.
Die Größe des Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII (Abmessungen 72 x 40 x 64 cm) übersteigt die Ausmaße vieler seiner Kollegen, die mit einem 12″-Lautsprecher ausgestattet wurden. Das wirkt sich selbstverständlich auch auf das Gewicht aus. Satte 23,7 kg bringt der HT CLUB 40 Combo auf die Waage. Der Transport gestaltet sich aufgrund dessen leider nicht explizit leicht. Das Gewicht und die Größe des Combos generieren dafür aber auch einen fetteren und ausgewogenen Ton, wie wir später noch hören werden.
Ausstattung des Blackstar HT CLUB 40 MkII
Die Endstufenleistung von 40 Watt wird mithilfe zweier EL34 Endröhren erreicht. Die Vorstufe birgt erstaunlicherweise lediglich zwei ECC83 (12AX7). Wie wir später erfahren werden, ist dies aber nicht von Nachteil, da der Grundsound bereits ohne viel an der Klangregelung zu schrauben sehr nobel und ausgewogen ist.
Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII
Wir treffen die üblichen Bedienungselemente an: zwei robuste Schalter für ein/aus und Standby. Der rote Diamant leuchtet erwartungsgemäß, wenn man dem Verstärker Strom gibt. Die schwarzen Knöpfe sind im MXR-Stil und fühlen sich gut an, auch die Potis machen einen soliden Eindruck und bewegen sich mit dem gewünschten leichten Widerstand.
Der mitgelieferte Fußschalter kann sowohl den Kanal als auch die Voice des jeweils aktiven Kanals umschalten. So hat man stets vier fußschaltbare Voicings parat.
Lieferumfang
Der HT CLUB 40 Combo Mk II kommt inklusive eines 2-Wege-Fußschalters und Kaltgerätekabels ins Haus. Der Fußschalter erlaubt, die Kanalumschaltung oder auch das Umschalten der Voice vorzunehmen. Diese bringt eine deutlich wahrnehmbare Veränderung des Klangs.
Klarer Kanal
Der klare Kanal verfügt über eine zweibandige Klangregelung (Bässe, Höhen), einen Lautstärkeregler und einen kleinen Druckknopf, der die sogenannte „Voice“ umschaltet. Beginnt man damit, sich auf die Suche nach seinem Lieblingssound zu machen, ist der Wert 12.00 h für den Bass und Höhenregler bei einer Gitarre mit Singlecoil-Bestückung eine gute Ausgangsbasis, da der Sound dann bereits sehr ausgewogen ist. Bei einer mit Humbuckern bestückten Gitarre kann man dann die Höhen bei Bedarf noch etwas anheben. Auch wenn der Volume-Regler des klaren Kanals voll aufgedreht wird, bleibt der klare Kanal noch weitestgehend clean, gewinnt also lediglich an Fülle.
Verzerrter Kanal
Der verzerrte Kanal ist eines richtigen High-Gain-Overdrives mächtig. Das ist recht erstaunlich, zumal der Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII ja lediglich zwei ECC83 in der Vorstufe besitzt. Die Klangregelung ist sehr flexibel. Von schönen und lebendigen angezerrten Sounds bis zum Metal-Brett geht hier mühelos alles. Wie bei den meisten Blackstar Verstärkern üblich, kommt auch hier das patentierte Infinite Shape Feature IFS zum Einsatz.
Der IFS-Regler ist technisch gesehen ein Stereopoti auf einer Achse, das gleichzeitig zwei Parameter beeinflusst. Hierbei werden vor allem die Mitten angehoben (britisch) oder abgesenkt (Scoop), was in einem „amerikanischen“ Klang resultiert. Die britische Klangcharakteristik klingt etwas offener und mittiger und setzt sich wunderbar durch. Bewegt man den IFS-Regler dann im Uhrzeigersinn, also in die „amerikanische Richtung“, werden die Mitten deutlich gescoopt, der Sound wird dann richtig böse und geht in die Metal-Abteilung.
Um die doch unter Umständen erhebliche entstehende Lautstärke unter Kontrolle zu halten, finden wir natürlich auch einen Mastervolume-Regler. Dieser wirkt sich auch auf die Lautstärke des klaren Kanals aus.
Hall und Leistungsreduktion
Beiden Kanälen gemeinsam ist der integrierte digitale Reverb und die Möglichkeit, die Leistung des Verstärkers auf lediglich 10% der Gesamtleistung zu reduzieren. Dies erlaubt es auch, den Verstärker zu Hause zu spielen, ohne Ärger mit den Nachbarn zu provozieren.
Der eingebaute Digitalhall besitzt eine relativ kurze Hallzeit. Der Hallregler produziert auf ganzem Wege durchweg brauchbare Klänge. Das ist effektiver, als den Klang durch übermäßig große Hallfahnen zu verwässern. Auch ein nicht häufig anzutreffendes Feature wurde dem Blackstar HT CLUB 40 Combo MkII spendiert. Die Klangcharakteristik des Halls ist unter zwei Presets per Knopfdruck (an der Rückseite des Chassis) wählbar. Hier kann man zwischen den Einstellungen Dark und Light wählen.
Erfreulicherweise lässt sich der HT Club 40 Mk II auch in der Leistung reduzieren. So kann man bei Bedarf mit nur 4 Watt arbeiten. Die Leistungsreduzierung kann per Knopfdruck am Frontpanel durchgeführt werden. Aber auch mit vier Watt Endstufenleistung kann es schon ordentlich laut werden.
Ich hatte schon einen Blackstar Röhrenverstärker. Anhand der Audiobeispiele vermute ich dass dieser die gleichermassen miserable Verzerrung hat. Das sog. IFS oder Morphing ist ein schlechter Witz. Weder klingt es nach Fender noch nach Marshall. Einfach Matsch! Der Preis ist ausserdem ungerecht. Der chinesische oder vietnamesische Arbeiter bekommt einen Hungerlohn und die britische Händler packen enorme Gewinne drauf. Das will ich nicht bezahlen. Die Vermarktung der Fake-Produkte ufert ins unermessliche aus: auch die neue „Marshall Origins“ sind im Billiglohnland Vietnam hergestellt. Nix gegen Vietnam, aber dann sollten diese „Vietnamese Marshalls“ heissen.