Sound/Praxis
Zum Testen des HT Club 50 Head stand eine 2×12″ Marshall-Box zur Verfügung, und was nach den ersten angeschlagenen Tönen aus der Kiste erklingt, kann sich wahrlich hören lassen! Auch wenn der Tone-Regler im Clean-Channel keine Wunder vollbringt, so ist der Grundsound dieses Kanals doch mehr als gut einzustufen, und durch den Voice-Schalter lassen sich tatsächlich zwei komplett unterschiedliche Charaktere anwählen. Bei eingedrücktem Taster besitzt der Sound einen sehr warmen und runden Grundsound, fast wie man es von einer legendären Kiste wie etwa Fenders Twin Reverb oder der Bassman-Serie kennt bzw. erwartet. Bei deaktiviertem Taster ändert sich das Klangbild deutlich, und es entsteht ein mittenbetonter und etwas rauerer Sound, welcher dem Klangverhalten der großen und legendären Amps von der Insel verdächtig nahe kommt. Ganz vorzüglich hierzu passt auch der digitale Hall, der dem Klang eine sehr schöne Tiefe, bei gleichzeitig so gut wie keinem Rauschen, hinzufügt. Auch wenn ein Halleffekt mit vielen Parametern ausgerüstet sein kann, haben die Entwickler von Blackstar es dennoch geschafft, einen Reverb zu kreieren, der nicht nur eine lange Hallfahne besitzt, sondern auch in seiner Tiefenstaffelung durchaus überzeugen kann.
Soviel man mit dem Reverb auch bei den Cleansounds experimentieren kann: Im Overdrive-Mode sorgt ein übertriebener Einsatz von Hall in der Regel zum matschen und zu unschönen und verwaschenen Sounds. Da der Reverb beim HT Club 50 Head ja leider nur für beide Kanäle gemeinsam wirkt, gilt es hier also einen vernünftigen Kompromiss zu finden. Als Alternative würde sich aber natürlich das Anschließen von Modulationseffekten mittels des Effektweges anbieten, allerdings bedarf es ja dann zweier Schaltvorgänge: Einen um den Hall zu deaktivieren und den anderen, um den angeschlossenen Effektprozessor zum Leben zu erwecken. Und das mittels eines weiteren Fußschalters, da der Effektweg sich ja nicht per Fuß aktivieren, bzw. deaktivieren lässt.
Also dann mal das Hallsignal auf ein erträgliches Maß reduziert und den Overdrive-Channel aktiviert. Auch hier geht ein Raunen durch die Audienz, denn auch der verzerrte Kanal bietet dank des Overdrive Voice-Schalters zwei völlig unterschiedliche Grundsounds, welche eindeutig den Spagat zwischen den klassischen, mittenbetonten Sounds von der Insel und den eher druckvoll-basslastigen und höhenreichen Klängen der USA schaffen. Die Gainreserven sind beachtlich und reichen von crunchigen Riffs bis hin zu singenden Lead-Lines. Die ISF-Schaltung wirkt hierbei wie ein Mittenfilter, mit dem sich tatsächlich von einem Marshall–Laney–Hiwatt ähnlichen Grundsound hinüber zu Boogie–Soldano und Konsorten stufenlos wechseln lässt! In Verbindung mit der Overdrive Voice-Funktion und dem ansprechenden EQ lassen sich somit eine Unmenge an Sounds aus dieser Kiste hervorzaubern, die so ziemlich alle Stilistiken von Blues, Rock, Hardrock bis hin zum Metal abdeckt. Und dabei halten sich auch die Nebengeräusche in erstaunlich niedrigen Bereichen, was den HT Club 50 Head somit auch im Studio zu einem gerne gesehenen Gast macht. Und was die Lautstärke betrifft: Selbst ein 50 Watt Röhrentop mit entsprechender Box sollte in keiner Situation irgendwie überfordert wirken. Und das tut auch der Blackstar HT Club 50 Head niemals. Es ist schlicht und ergreifend mehr als ausreichend.