Saubere Vintage-Klänge zum fairen Preis
Heute für euch im Test: Der Blackstar TV-10 B, in kleiner puristischer Vollröhrencombo, der britische Vintage-Klänge in kompakter Form zu euch nach Hause oder auf die Club Bühne bringen soll. Wir schauen uns den Amp für euch genauer an und prüfen, ob es sich lohnt, schon wieder nach einem neuen Verstärker Ausschau zu halten. Let’s go!
Inhaltsverzeichnis
Unboxing des Blackstar TV-10 B
Der Blackstar TV-10 B wird in einem relativ schlichten Karton geliefert. Beim Öffnen erwartet uns dann erst mal einfach nur der Amp in Plastikfolie gewickelt. Entfernt man diese jedoch, bekommt man meiner Meinung nach erst mal ein sehr gutes Gefühl vermittelt. Der kleine Vollröhrenverstärker macht echt was her. Er ist kompakt und erinnert mich von der Größe her ein wenig an die Blues Junior Amps von Fender.
Das Gewicht ist aber erstaunlich gering für einen Röhrenverstärker – trotzdem merkt man, „etwas in der Hand zu halten“. Eine wirklich gelungene Kombination. Das Finish und Tolex lassen ihn in echt nochmal etwas schöner wirken als auf Fotos. Als Zubehör ist neben dem Setup-Guide und dem obligatorischen Sticker fürs Pedalboard-Case oder den Gitarrenkoffer natürlich zum einen der Netzstecker dabei. Dann jedoch auch ein Fußschalter (was mich persönlich wirklich schon mal sehr freut, da hier bei Amps in dieser Preisklasse sehr oft gespart wird) und noch ein „Signal Splitter Cable“, also ein Y-Kabel von Klinkenstecker auf zwei Klinkenbuchsen.
Mal schauen, wofür das gedacht ist. Somit geht es beim Auspacken schon direkt in eine positive Richtung, was uns Blackstar hier präsentiert. Wollen wir mal schauen, ob es im weiteren Verlauf des Tests so weiter geht!
Facts & Features des Blackstar Comboverstärkers
Der Blackstar TV-10 B versteht sich als schlichter aber studiotauglicher Röhrenverstärker, der den klassischen britischen Sounds von Classic Rock, Punk und Indie Tribut zollt. Die TV-10 B Variante ist mit einer EL34 Röhre bestückt, und läuft im Class-A-Betrieb (im Gegensatz zur TV-10 A Variante mit 6L6 Röhre und amerikanischer Ausrichtung).
Die EL34 Röhre wird in der Regel mit den britischen Amp-Sounds der Hersteller Marshall, Vox, Orange oder Hiwatt verbunden. Diese Reminiszenz zeigt sich auch schon in der optischen Aufmachung, die sehr stark an Marshall erinnert. In der Vorstufe sitzt eine ECC84 Röhre. Wie uns der Name schon verrät, haben wir es mit einem 10 W Verstärker zu tun, was wenig klingt, bei Vollröhrem-Design jedoch oft schon mehr als genug ist. Man denke z. B. an einen Princeton. Somit ist der Amp für dein Heim- oder Studiogebrauch wie auch für kleinere Gigs gedacht.
Zu den Ohren wird der Klang durch einen Celestion Seventy 80 12″ Speaker gebracht. In Sachen Bedienbarkeit orientiert sich der Amp auch an seinen Vorbildern. Schlichtheit ist hier das Motto. Ganz links auf der Oberseite befindet sich die INPUT-Buchse. Als Regler finden wir GAIN, TONE, REVERB und MASTER, ergänzt durch einen Boost-Schalter in der Vorstufe. Am rechten Rand des Bedienfelds sitzen dann noch neben einer klassisch gehaltenen Status-LED ein STANDBY- und der POWER-Schalter. Das war’s.
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Auf der Rückseite des Blackstar TV-10 B geht es dafür nicht ganz so puristisch zu. Hier finden wir natürlich zuerst den Netzsteckereingang. Daneben haben wir drei verschiedene Buchsen für Lautsprecherausgänge – 1x 16 Ohm, 1x 8 Ohm und 2x 16 Ohm. Hier wäre also lautsprecherseitigseitig für größere Gigs noch einiges rauszuholen. Rechts davon befindet sich der in Mono gehaltene emulierte Speaker-Ouput, der beim Blackstar TV-10 B nach der Endstufe genommen wird, um so die Möglichkeit zu bieten, auch die Endstufenverzerrung des Amps mitzunehmen.
Dieser Ausgang dient gleichzeitig als Kopfhörerausgang. Zu guter Letzt finden wir auf der Rückseite aber auch noch einen Effekt-Loop mit Send- und Return-Buchsen, aber auch mit der Wahl zwischen +4 dBu und -10 dbV. Zwei unterschiedlichen Pegelstandards, die sich bei Geräten aus dem professionellen oder Consumer-Bereich oftmals unterscheiden, was je nach verwendetem Gerät manchmal zu Problemen führen kann. Durch die Wahlmöglichkeit sollte aber nahezu jedes Effektgerät im Loop dieses Amps funktionieren.
Hier nochmal die wichtigsten Features des Blackstar TV-10 B auf einen Blick:
- Leistung: 10 W
- Bestückung: 1x 12″ Lautsprecher
- Vorstufenröhre: 1x ECC83
- Endstufenröhre: 1x EL34
- Class-A-Betrieb
- Regler: Gain, Tone, Master
- Schalter: Boost
- Effects-Loop-Level
- 1 Instrumenteneingang: 6,3 mm Klinke
- 3 Lautsprecherausgänge: 8 – 16 Ohm
- Effects-Loop
- Emulated Ausgang/Kopfhörerausgang
- Fußschalter
- Abmessungen: 473 x 121 x 251 mm
- Gewicht: 14,7 kg
- Farbe: Olive
- inkl. FS-AS Fußschalter
Blackstar TV-10 B – der Praxistest
Nun ist es an der Zeit, den kleinen Combo-Amp auf Herz und Nieren zu prüfen. Als erstes kommt ein klassisches Recording/Live-Setup zum Einsatz und wir nutzen den eingebauten Speaker. Dazu mikrofoniere ich den Class-A-Röhrenverstärker mit einem SM57, das ich mit einem Abstand von etwa 3 cm mittig zwischen Lautsprecherrand und Kalotte positioniere. Das Signal durchläuft dann ein RME Fireface 802 und wird mit Ableton Live 12 aufgenommen. Die Signale sind alle unbearbeitet. Üblicherweise greife ich automatisch erst mal zu meiner 60s Haar Strat, um einen ersten Eindruck zu bekommen, so auch hier.
Fangen wir mal mit Clean-Sounds an. Das erste Setting ist mit dem GAIN-Regler auf ca. 8 Uhr, TONE 12 Uhr, und MASTER ca. 12.30 Uhr. Kein REVERB, kein BOOST. Ich benutze zuerst einmal den Neck-Pickup. Was einem hier entgegen kommt, ist dann ein vertrauter britisch angehauchter wirklich cleaner Sound. Schaltet man den Boost dazu, bekommt man einen satten Volume-Boost. Der Fußschalter funktioniert übrigens nur, wenn man den BOOST-Schalter am Amp gedrückt hat.
Nun drehen wir mal den REVERB-Regler auf, um etwas Ambience zu bekommen. Dafür schalte ich auf die Neck-Middle-Position. Zuerst habe ich den Regler auf ca. 9 Uhr, im zweiten Beispiel auf 15 Uhr. Der Reverb klingt gut und schön warm. Allerdings würde ich mir hier etwas mehr Unterschied zwischen beiden Settings wünschen, gerade, was den Mix-Anteil des Halls angeht.
Kommen wir nun zu den Overdrive-Qualitäten des Blackstar TV-10 B. Dafür drehe ich GAIN auf ca 11 Uhr und kompensiere den Lautstärkesprung durch Runterregeln des MASTER auf 9.30 Uhr. So liefert der TV-10 B einen warmen und dynamischen Breakup-Sound. Ich starte mit dem Neck-Pickup und gehe dann auf den Bridge-Humbucker der Strat. Bei leichterem Anschlag macht der Amp, was er soll – er fährt schön zurück und wird wieder samtig clean. Auch hier liefert der Boost eine schöne weitere Nuance und verleiht dem Sound etwas mehr Kick. Durch den bereits angezerrten Amp ist der Lautstärkeunterschied aber mittlerweile marginal, wir bekommen nun mehr Sättigung.
Da der Amp ja nur über einen einzigen TONE-Regler verfügt, wollen wir uns hier einmal in die verschiedenen klanglichen Unterschiede einarbeiten. Bis jetzt stand er einfach auf 12 Uhr. Drehen wir ihn also mal zu und auf und schauen, wo wir hier so rauskommen. Und siehe da, die Bandbreite ist schon ziemlich gr0ß, auch wenn die extreme vermutlich etwas unbrauchbar sein könnten. Ich mag das allerdings mehr, als wenn so ein Regler kaum einen Unterschied liefert.
Für den Overdrive-Test tausche ich die Strat gegen die Tokai Les Paul und drehe den Gain-Regler einfach mal voll auf. Das erste Beispiel spiele ich auf dem Neck-Pickup, das zweite auf dem Bridge-Pickup. Beim Lead-Beispiel schalte ich ab Sekunde 7 den Boost dazu, der hier noch etwas dezenter als bei Breakup-Sounds funktioniert, aber dennoch sehr geschmackvoll das Sustain erhöht. Alles in allem liefert der Amp keine Unmengen an Gain, produziert aber sehr schöne vintage Röhrenklänge, die immer brauchbar klingen. Mir gefällt das wirklich sehr sehr gut.
Nach dem ausführlichen Test mit Mikrofon wollen wir aber auch noch kurz schauen, wie sich der emulierte Ausgang so verhält. Deshalb stöpseln wir den Amp auch noch per Kabel ans Interface. Hier erschließt sich einem auch, warum dem Blackstar TV-10 B das Y-Kabel beiliegt. Der emulierte Monoausgang funktioniert nämlich nur über das Splitter-Kabel, damit man an die Buchse auch einen Stereo-Kopfhörer anschließen kann. Smart.
Klingt nicht so überzeugend wie mit Mikro. Ich finde, das kann man bei einem Amp in dieser Preisklasse aber auch nicht erwarten. Der eigentliche Mehrwert hier ist sicherlich, dass man eben einen akzeptablen Sound über Kopfhörer hat. Mir hat sich im Test jedoch nicht erschlossen, wie man mit Kopfhörern spielen soll, ohne den Speaker zu hören, denn bei heruntergedrehtem Master-Volume kommt am emulierten Ausgang nichts an. Wenn ihr eine Lösung wisst, schreibt es gerne in die Kommentare.
Abschließend lässt sich noch sagen, dass ich mir gewünscht hätte, mit dem Fußschalter den Reverb schalten zu können. Das geht mit dem beiliegenden Ein-Taster-Fußschalter nicht. Mit einem optionalen Zwei-Taster-Fußschalter lassen sich jedoch sowohl Boost als auch Reverb fernsteuern. Gut mitgedacht, auch wenn das mit extra Kosten verbunden ist.