Schneeflöckchen, Schwarzröckchen
Ein stylisches, kleines Desktop-Accessoire hat Blue Microphones hier am Start. Ob in Schwarz, Weiß oder dem retro angehauchten Chromlook, das Blue Microphones Snowball iCE USB-Mikrofon macht auf jeden Fall optisch schon mal eine gute Figur. Ob es mehr kann, als nur gut auszusehen, versuche ich jetzt herauszubekommen. Der Hersteller verspricht jedenfalls eine problemlose Integration in vorhandene Systeme und selbstverständlich das Blaue vom Himmel.
Blue Microphones Snowball iCE – ein erster Überblick
So schön das Blue Microphones Snowball iCE Mikrofon aussieht, so schlicht ist die Konstruktion. Ein kugelförmiges Gehäuse umschließt die Kapsel, vorne prangt der „Blue“-Schriftzug, hinten befindet sich die kleine Mini-USB Buchse. Unten am Gehäuse finden wir das Gewinde für das mitgelieferte kleine Stativ. Das Gewinde ist ebenfalls kugelförmig und erlaubt eine Neigung des Mikrofons von geschätzt etwa 70°. Das reicht, um das Mikrofon auf dem Schreibtisch stehend auf meinen Mund auszurichten oder, an der Kante des Tisches stehend, auf das Schalloch meiner Akustikgitarre.
Während das Mikrofon selbst recht wertig verarbeitet erscheint, ist das dreibeinige Ministativ schon eher der Kategorie „Lämmerschwanz“ zuzuordnen. Nun gut, es tut seinen Dienst und es muss ja auch nicht im harten Studioalltag mehrfach täglich von A nach B gestellt und regelmäßig auf- und abgebaut werden. Das neigbare Gewinde dürfte einer häufigen Benutzung auch nicht lange standhalten, nach intensivem Bewegen im Rahmen des Testes jedenfalls machen sich leichte Quietschgeräusche bemerkbar und es wackelt merklich.
Die technischen Daten lesen sich zunächst mal ansprechend, bei dem Mikrofon handelt es sich um ein Kondensator-Mikrofon mit einer nierenförmigen Richtcharakteristik. Der Frequenzgang ist mit 40 bis 18.000 Hz angegeben. Da das Blue Microphones Snowball iCE USB-Mikrofon Plug and Play-fähig ist und vom Betriebssystem als externes Audiointerface erkannt wird, spielt natürlich die Samplerate noch eine nicht unerhebliche Rolle. Diese liegt bei 44,1 kHz bei einer Auflösung von 16 Bit.
Laut Hersteller arbeitet das Mikrofon problemlos mit allen neueren Windows- oder MacOS-Versionen zusammen, dabei ist es egal, ob die Verbindung mit USB 1.1, 2 oder 3 erfolgt. Na das klingt ja alles recht praxisnah. Mit 480 g Gewicht dürfte das Mikrofon keinen mir bekannten Schreibtisch an die Belastungsgrenze treiben. Also stellen wir es doch mal auf.
Wie lässt sich das Blue Microphones Snowball iCE USB-Mikrofon einsetzen?
Für den Test des Snowball iCE USB-Mikrofons steht mir ein iMac Pro mit dem aktuellen Betriebsystem mit dem Namen „Monterey“ zur Verfügung. Eine freier USB-Anschluss ist bei neueren iMacs oft Mangelware und am aktiven Hub funktionieren externe Interfaces in der Regel nicht. So auch hier, das war zu erwarten. Also wird einer der geräteeigenen USB-Anschlüsse freigeräumt. Und siehe da, das Snowball Mikrofon wird umgehend in den Systemeinstellungen als Eingabegerät angezeigt. Dementsprechend kann es jetzt natürlich in allen DAWs und Videofonie-Apps eingesetzt werden. Da ich Gitarrenunterricht über Zoom anbiete, darf meine Gitarrenschülerin direkt ihre Erfahrungen mitteilen. Im Vergleich zum eingebauten Mikrofon des iMacs hat unser Testkandidat da direkt die Nase vorn. Die Sprachverständlichkeit im rund 150 km entfernten Kellerwaldbergdorf ist hervorragend, das Design des Gerätes kommt auch bei deutlich jüngeren Usern sehr gut an. Sprache wie auch akustische und elektrische Gitarre sind am anderen Ende der Leitung glasklar zu hören.
Da ich selbst das natürlich auch gern bewerten möchte, folgt jetzt natürlich auch der unvermeidliche Praxistest. Zunächst kommt das Blue Microphones Snowball iCE USB-Mikrofon in einem klassischen Meeting-Setup auf den Seziertisch. Das Mikrofon steht in ca. 50 cm Abstand vor mir, ist leicht nach oben geneigt, so dass ich bequem sitzen kann und von der Webcam eingefangen werde. Bei der Aufnahme fällt sofort auf, dass der Pegel für eine vernünftige Aufnahme zu niedrig ist. Das mag beim Skypen, Zoomen oder sonstigen Videofonieren nicht unbedingt ein Problem sein, für die Aufnahme musste ich jetzt allerdings die Eingangsempfindlichkeit etwas anpassen. Die Sprachqualität ist, vor allem im Vergleich zum eingebauten iMac-Mikrofon, wirklich gut. Natürlich hört man jetzt deutlich den Raum, der jedoch zum Glück nicht die gefürchtete Topfigkeit aufweist. Der Bass in der Stimme wirkt gelegentlich etwas aufdringlich.
Um den Raum um das Mikrofon herum zu eliminieren, bekommt der Testkandidat ein Mäntelchen umgelegt. Ein kleiner, mobiler Sprecherschirm kommt zum Einsatz, der natürlich die sexy Optik des Mikrofons umgehend zerstört. Außerdem machen die kugelförmige Bauart und das hinten herausstehende Kabel Probleme, der Schirm ist einfach zu klein. Man hört den Unterschied aber deutlich in der nicht mehr vorhandenen Übertragung des Raums. Die leichte Basslastigkeit bleibt.
Podcaster und Radiomoderatoren leben oft vom Nahbesprechungseffekt. Um diesen zu demonstrieren, begebe ich mich direkt ans Mikrofon. Der Pegel ist nun deutlich höher und für jeden Verwendungszweck zu gebrauchen. Die Basslastigkeit nimmt nun aber schon nervige Züge an, hier müsste definitiv mit einem Equalizer gegengesteuert werden.
Als Gitarrist muss ich jetzt natürlich noch die unvermeidliche Klampfe aufnehmen. Hierzu wird das Snowball iCE Mikrofon vorn an der Tischkante positioniert und etwas nach unten geneigt, damit es auf das Schalloch der Gitarre zeigt. Das Ergebnis kann sich tatsächlich richtig gut hören lassen, sowohl Fingerpicking als auch Plektrumgeschrammel kommen klar zur Geltung, der überbetonte Bass hat hier eher einen positiven Effekt auf den Klang, es klingt satt und rund.