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Test: Bome BomeBox, Netzwerk-MIDI-Interface

Das Ende aller MIDI-Probleme?

9. Juli 2021
Bome BomeBox test

Bome BomeBox, Netzwerk-MIDI-Interface

Die Bome BomeBox tritt an, um alle möglichen MIDI-Probleme einer modernen Produktionsumgebung zu beheben! Kann das kleine Kistchen diese Aufgabe auch wirklich stemmen? Die Voraussetzungen sind gut, denn die Verknüpfung von Ethernet-, WiFi, USB-MIDI und DIN-MIDI scheint hier geradezu ideal, um komplexe Routings zu ermöglichen. Doch zunächst einmal erscheint das 13 x 4 x 9 cm große und knapp 200 g leichte Kunststoffkistchen wenig wertig. Es fühlt sich einfach pappig an und man denkt unweigerlich: Waren diese 199,- Euro gut angelegt?

Bome BomeBox

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Anschlüsse der Bome BomeBox

Aber wir alle lassen uns ja nicht von bloßen Äußerlichkeiten täuschen, nicht wahr? Neben der BomeBox ist im Karton noch eine mehrseitige gedruckte Komplettanleitung (!) sowie ein hochwertiges Micro-USB-Kabel für die Stromversorgung (also kein USB-C) enthalten. Dieser USB-Port ist ausschließlich für die Stromversorgung gedacht und je nachdem, welche Geräte man anschließt, sollte hier für entsprechende Leistung gesorgt werden.

Bome BomeBox - Two BomeBoxes

Interessant ist die Wahl, den Stromanschluss auf die Vorderseite zu legen und den USB-Host-Port, an dem sowohl USB-Hubs als auch MIDI-Class-Compliant-Geräte angeschlossen werden (also auch andere USB-MIDI-Interfaces), auf die Rückseite. Ebenfalls auf der Rückseite befinden sich die beiden DIN-MIDI-Anschlüsse mit je einer Aktivitäts-LED für ein- und ausgehende MIDI-Daten.

Komplettiert wird die Vorderseite mit zwei Ethernet-Ports, die beide PoE-fähig sind (Power over Ethernet) und mit denen man mehrere BomeBoxen verketten kann. In der Anleitung wird zur Stromversorgung eindeutig die PoE-Option empfohlen. Drei LEDs zeigen dann noch an, ob WiFi aktiviert ist, ob ein Gerät per Netzwerk-MIDI verbunden ist und ob die Bome BomeBox Strom bekommt.

Bome BomeBox - PoE

Konfiguration einfach gemacht – das Webinterface

Doch bevor es losgehen kann, muss noch der Bome-Network-Treiber von der Website des Herstellers geladen werden, denn jeder Rechner, der mit der BomeBox in Kontakt treten möchte, muss diesen installieren. Erhältlich ist er für macOS (ab 10.10) und Windows (XP, Vista, 7, 8, 10). Auch Computer-zu-Computer-Verbindungen sind über die Box möglich. Möchte man ohne BomeBox ein direktes Computer-zu-Computer-MIDI-Netzwerk erstellen, benötigt man dazu aber eine Lizenz von Bome-NetworkPro, die 29,- Euro kostet.

Die Installation geht schnell und reibungslos vonstatten, eine Registrierung ist nicht erforderlich. Mac-User freuen sich über den signierten Treiber. Danach zeigt ein Symbol in der Top-Bar (macOS) bzw. Task-Bar (Windows) das installierte Treiberprogramm an. Zunächst klinke ich die BomeBox in den Studio-Router ein. Sehr schnell zeigt sich dann das Gerät unter „BomeBox – Net“ im Drop-Down-Menü unter „Connect To“. Firewall-User müssen natürlich dafür Sorge tragen, dass die BomeBox auch durchkommt.

Bome BomeBox - Neuer Ethernetanschluss

Neuer Ethernet-Anschluss gefunden

Nach dem Verbinden kann man sich über das „WebConfig“-Menü über den Browser seiner Wahl in die BomeBox einloggen. Dort angekommen, wird man auch gleich benachrichtigt, dass ein neuer Netzwerk-MIDI-Client entdeckt wurde. Einfach klicken (dabei blinkt auf die Pair-LED an der Box selbst, mit der man die Verbindung bestätigen kann, ohne sich in die WebConfig einloggen zu müssen) und bestätigen – schon ist/sind der/die Rechner verbunden.

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Es kann so einfach sein

Standardmäßig verbindet die BomeBox jeden Eingang automatisch mit jedem Ausgang. Natürlich kann das deaktiviert werden und natürlich können auch verschiedene Konfigurationen im Gerät gespeichert werden.

Ich möchte also mein Test-Setup erweitern und schließe zunächst ein Launchpad X an den USB-Host-Port an. Wie man sich denken kann, verbrauchen die ganzen LEDs eine Menge Strom und so beginnt das Pad zu flackern, hier liegen also schon die Grenze des eingesetzten Netzteils. Nachdem ich auf Strom über eine externe Y-Verkabelung umgestellt habe, hört jedoch das Flackern auf.

Sogleich taucht das Launchpad X in der WebConfig auf und ich weise es dem am Ethernet hängenden Rechner zu. MacOS-User müssen wissen, dass die BomeBox nicht im Audio-MIDI-Setup auftaucht, da ja Bome eigene Treiber verwendet. Für die Zukunft ist allerdings eine RTP-MIDI Implementation geplant, die mit den MIDI-Netzwerk von Apple kompatibel ist.

Der Laptop ist über WiFI eingebunden

Übersichtsseite

Nächster Kandidat: ein Laptop, der über WiFi auf die Box zugreifen soll. Dazu aktiviere ich über den Taster das WiFi, das standardmäßig als HotSpot konfiguriert ist. Das WiFi startet übrigens nur automatisch, wenn zuvor ein Passwort vergeben wurde. Weitere Betriebsoptionen sind: WiFi Client (die Box sucht nach einem vorhandenen WiFi zum einwählen) und WiFi Access Point (Geräte melden sich an der BomeBox an, der Netzwerkverkehr wird dabei mit dem Ethernet Netzwerk zusammengeschaltet.

MIDI über WiFi

Ich installiere auf dem Laptop natürlich vorher die Bome-Network-Treiber, aktiviere dessen WiFi und warte ein wenig. Schnell erscheint das WLAN-Netzwerk mit dem Namen „BomeBox“. Ich wähle mich ein und sehe dann in der WebConfig, die ja noch am anderen Rechner auf ist, dass ein weiteres Netzwerk-Gerät hinzugekommen ist.

Der Laptop ist über WiFI eingebunden

OK, dann Ableton-Live gestartet und BomeNet als MIDI-Eingang aktiviert. Und siehe da, aufgrund des Auto-Routings konnte ich auf der Stelle und ohne Probleme ein Drum-Set über das an die Bome BomeBox angeschlossene Launchpad X spielen. Und damit meine ich auch „spielen“. Denn obwohl ich über die interne Soundkarte des Laptops gegangen bin, war die Latenz kurz genug, um Drum-Patterns tatsächlich einspielen zu können. Mit einem externen Audiointerface ist die Latenz allerdings noch mal spürbar niedriger. So einfach kann MIDI über Netzwerk sein.

Bluetooth-MIDI beherrscht die Box leider nicht. Dafür ist es aber möglich, einen CME WIDI BUD anzuschließen, der als regulärer MIDI-Port erkannt wird. Andere USB-Bluetooth-Dongles werden (z. Zt.) noch nicht unterstützt.

Bomebox: Mehrfachports zu einem Rechner

Man hat auch die Möglichkeit, mehrere MIDI-Ports an einen Zielrechner zu schicken. Im Beispiel habe ich ja ein Launchpad X an die Box angeschlossen, diese stellt zwei MIDI-Ports zur Verfügung. Einer ist für die Steuerung von Ableton Live reserviert, der andere für die Custom-Controller-Oberflächen, die man sich selbst erstellen kann.

Nun kommen aber zunächst beide auf dem „Bome Net“-Port auf dem Ziel-Rechner an, sind also nicht mehr getrennt voneinander zu handhaben. Dann nutzt man die Funktion „Remote Direct MIDI“, bei der man virtuelle Ports für an die BomeBox angeschlossene MIDI-Geräte anlegen kann.

BomeBox: Abstimmung auf Allen & Heath und ein Bonbon

Die Box hat einen eingebauten MIDI-Support für folgende Digital-Mixer von Allen & Heath: dLive, GLD, Qu, SQ und die iLive-Serie.

Und zu guter Letzt unterstützt der USB-Host-Port auch USB-Serial-Port-Adapters (RS232). Diese können dann aber nur zusammen mit dem Bome MIDI-Translator genutzt werden. Damit kann man beliebige RS-232 Kommandos in MIDI und wieder zurückverwandeln, praktisch für hochspezialisierte Einsatzzwecke.

Bome BomeBox test

Vollständig verkabelt

Eingebauter MIDI-Übersetzer in der Bome BomeBox

Aber Moment! Bome, Bome? Da klingelt doch was? Ja – vermutlich hat jeder, der in den 2000ern einen Windows-Rechner fürs Musikmachen hatte, schon einmal SendSX von Bome genutzt, um SysEx Daten vom Rechner in den Synthesizer und umgekehrt zu bekommen. Es gab ja auch den damals frei erhältliche MIDI-Translator, mit dem man mächtige MIDI-Transformationen in Echtzeit vornehmen konnte. Also nicht nur von MIDI zu MIDI, sondern auch Tastatureingaben zu MIDI.

Und so eine MIDI-Translator-Engine ist auch in der BomeBox untergebracht! Allerdings funktioniert das nur mit der lizensierten Version der Software Bome MIDI-Translator Pro (59,- Euro), wenn man eigene Übersetzungen machen möchte. Dennoch sind ein paar Translator-Presets integriert, hervorzuheben ist hier das Preset, mit dem man MIDI-Noten über eine am USB-Host-Port angeschlossenen Computertastatur spielen kann. Intern sind 8 MB Speicherplatz reserviert für Translator-Presets, sehr komplexe Presets mit zigtausenden Übersetzungen haben dabei knapp 1 MB, in der Regel sind sie aber nur ein paar Dutzend kB groß.

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Fazit

Anschalten, verbinden, loslegen – so einfach kann Netzwerk-MIDI sein. Aber die Bome BomeBox
kann eben noch mehr. Sie ist durchaus für alle möglichen Spezialaufgaben gewappnet. Ermöglicht wird das durch den eingebauten MIDI-Translator, der nicht nur MIDI-Daten verwandeln kann, sondern eben auch Tastatureingaben und sogar proprietäre serielle Datenströme, die über eine RS-232 Schnittstelle hereinkommen. Um das volle Potential zu nutzen, muss man aber eine Lizenz für den MIDI-Translator erwerben.

Der einzige Negativpunkt, den ich finden konnte, war die Bauweise des Gehäuses, die schon sehr fragil erscheint. Ich bin mir dennoch sicher, dass die Box schon das eine oder andere einstecken kann. Ob sie aber auf Dauer bühnentauglich ist, ist zumindest fragwürdig. Ein positiver Aspekt ist, dass die Box auch hängend (Gewicht: 170 Gramm) leicht mit einem Klettverschluss befestigt werden kann.

Wer also sein MIDI-Setup aufwerten möchte und dabei erstens vorhandene MIDI-Interfaces nutzen möchte und zweitens die Vorteile einer bestehenden Netzwerkstruktur nutzen möchte – der sollte einen genauen Blick auf die Bome BomeBox werfen, denn sie verbindet einfache Bedienung mit Effizienz.

Plus

  • einfache Handhabung
  • erweiterbar, da class-compliant
  • eingebauter MIDI-Translator

Minus

  • leicht-Bauweise

Preis

  • 199,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Wenn man ganz ohne Computer arbeitet, ist solch ein Kistchen eine feine Sache, weil es nicht ständig wegen Software-Updates um die Aufmerksamkeit des Nutzers buhlt.

    Wenn man allerdings eh Rechner laufen und daran Audio/Midi-Interfaces angeschlossen hat, tun es auch reine Softwarelösungen, die sich mittlerweile plattformübergreifend verstehen, z.B. Qmidinet für Linux und ipMIDI für Windows.

    Für WLAN-Latenzen können freilich beide Lösungen nichts.

    • Profilbild
      Nikolai

      @bluebell Auf der Bühne bevorzuge ich die BOME Boxen.

      Sollte ich aber eines Tages zusätzlich zwei MacBook und zwei redundante Ethernets auf der Bühne aufbauen, dann werden die BOME Boxen eventuell wieder obsolete.

  2. Profilbild
    Kutscher

    Die BOME Box ist ein Fanatastisches Produkt was USB-Midi to DIN-Midi angehet.

    Auch dass man das Noten und CC mappen und verbiegen kann oder even auch Sysex abfeuern.

    Aber wass ich bemängle ist das mal wieder ein neues properitäres Netzwerk-Midi Protokoll erschaffen wurde, obwohl es doch Industriestandards wie RTP Midi oder das auch von u.a SSL implementieren IP-Midi von Tobias Eichsen gibt.
    Das das Bome Protokoll vorteile hat ist ersichtlich. Aber Paralele Protokolle Schkießen sich ja im Betzwerk nicht zwingend aus. So kann man Leider keine Netzwerk Midi Interfacesmit sehr vielen Ports anschließen sondern muss Midi Splitter verwenden.
    Und jedes Mal be Bome Box kaufen ….

    Wenn die Kiste schon Lan und WLAN hat, warum wurde Ableton-Link nicht mit integriert. Sync direkt mit dem iPad Sequenzer.

    Aber für USB controller Koncertierung auf Midi ist es das beste was es so gibt

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @Kutscher So weit ich das verstanden hab, ist RTP MIDI bereits fest eingeplant für ein nächstes Update (stand sogar irgendwo im Artikel, glaube ich)

      • Profilbild
        Kutscher

        @t.goldschmitz Das ist richtig dass es im Artikel steht.

        Aber das steht auch schon seit es die Bome Box gibt auf der Website. Unddie gibts ja schon etwas länger.

        • Profilbild
          t.goldschmitz RED

          @Kutscher War mir nicht mehr so sicher, sollte kein K***sch***** sein :). Ich horche mal nach, wann das geplant ist…

        • Profilbild
          t.goldschmitz RED

          @Kutscher Ok, laut Florian Bomers, soll RTP-MIDI im nächsten großen Update (also 1.6) kommen. Bald kommt auch Bome Network für iOS.

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @Son of MooG So wie es aussieht, ist höchstens die Bodenplatte aus einem anderem Material (allerdings fragwürdig den Fotos nach zu Urteilen), der Rest des Gehäuses scheint mir das allergleiche zu sein?

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