Klassiker neu aufgelegt - Boss Delays im Doppelpack!
Klassiker neu auflegen – das kann Boss wie kaum eine zweite Firma. Das DM-2 von Boss war mein erstes Delay-Pedal – ich besitze es noch immer, liegt in der Originalverpackung im Regal und entwickelt allmählich nostalgischen Flair für mich.
Wir haben uns zwei neue kompakte Stompboxen in die Redaktion geholt, um ein bisschen auf Tuchfühlung zu gehen: Das Boss DD-3T und das Boss DD-8, beides Digital-Delays der klassischen Machart, wurden von Boss nun auf den Markt gebracht. Das DD-8 ist die neueste Iteration der langen Reihe der DD-Serie, das DD 3T ist eine Verbeugung vor dem ewigen Delay-Topseller von Boss. Ich kenne persönlich Gitarristen, die immer noch das DD3 benutzen. Das DD 3T rettet das Konzept des DD3 in die Moderne, wenn man so will. Das DD8 wiederum soll ganz klar in Sachen Features, Umfang und Qualität das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, das man bei einem Delay-Pedal kriegen soll. Wir schauen uns beide Pedale im Detail an und vergleichen das Ganze – für wen ist die neue Stompbox am ehesten sinnvoll?
Boss DD8, Delay-Pedal – Facts, Features, Panel
Das Boss DD-8 ist in der Hierarchie der Digital-Delays von Boss am ehesten noch unter dem Boss DD-200 anzuordnen. Es bietet eine Reihe von Delay-Modi, die der Vorgänger DD7 nicht hatte – drei Stück insgesamt, auf die wir im Praxisteil noch mal im Detail eingehen werden. Das Boss DD-8 besitzt True-Bypass und kommt mit einer 9 Volt Batterie geliefert, aber ohne Netzteil. Die Maße sind die vertrauten Stompbox-Maße von Boss und wiegen tut das gute Stück fast ein halbes Kilo. Einer der größten Vorteile des Pedals: Wie schon der Vorgänger hat auch das Boss DD-8 zwei Inputs und Outputs und damit Stereokapazitäten. Auch praktisch: Für ein Wet/Dry-Setup lassen sich das trockene und das Effektsignal getrennt voneinander über den A- und B-Output rausgeben. Auch ein Panning-Modus steht für den Modus des Ping-Pong-Delays zur Verfügung.
Netzteil kommt wie immer an die Stirnseite dran und auch wie das DD7 besitzt das Boss DD-8 selbstredend den Anschluss für das Expression-Pedal auf der rechten Seite. Zusätzlich an der Stirnseite: Der Carryover-Schalter für den Trail-Modus. Die Regler des Boss DD-8 betreffen folgende Parameter:
- E-Level: Effekt-Level bzw. Lautstärke des Wet-Outputs, Einstellbarkeit des Dry-Wet-Verhältnisses.
- Feedback: Erhöht das Feedback-Level der Repeats und kann diese oszillieren lassen.
- Time: Erlaubt es, die Delay-Zeit einzustellen.
Kommen wir zum Eingemachten: die Modi. Wie viele Modi hat das Boss DD-8 und was sind die Neuen?
- Warm (Neu): Ein klassischer Digital-Delay-Sound mit sehr weicher, warmer Einfärbung
- RV+ (Neu): Ein sphärischer Modus, der die Delay-Repeats mit einer Reverb-Fahne unterlegt
- GLT (Neu): Ein Glitch-Delay, das durch das Halten des Fußschalters Stutter-Effekte erzeugen kann
- Standard: Das klassische Digital-Delay von Boss
- Tape: Erzeugt einen Vintage-Tape-Delay-Sound, der sich sehr warm anlässt
- Reverse: Reverse-Delay für Swell-Sounds und psychedelische Krautrock-Effekte
- Mod: Modulierendes Delay, bei dem die Repeats mit einem Chorus-Sound belegt werden können
- Shimmer: Ein Pitch-Delay, das eine oktavierte Note über das Dry-Signal legt
- Warp: Ein besonders spielfreudiger Delay-Effekt, bei dem das Aktivieren des Fußschalters für Oszillationseffekte sorgt
- Loop: 40 Sekunden Aufnahmezeit, 20 Sekunden im Stereo-Modus
In bester Boss-Manier also ein saftiges Paket, vor allem für diesen Preis. Eine ordentliche Vielfalt, die dafür sorgt, dass man das Boss DD-8 also für alle erdenklichen Momente und Genres einsetzen kann. Wir schauen uns sowohl für Gitarre als auch für Synthesizer an, was die Klangqualität hergibt.
Boss DD-8 Delay Pedal – in der Praxis
Enttäuscht in keinster Weise – der Sound, den wir über den Yamaha THR30II ins Audiointerface speisen, wirkt saturiert und füllig. Mein persönliches Highlight beim Boss DD-8 sind zweifelsohne das Warp- und das Glitch-Delay, die beide ungemein praktikabel, intuitiv und einfach funktionieren. Die Oszillation beim Warp Delay lässt sich angenehm an und schwillt sehr musikalisch und weich an. Weniger überzeugend ist wiederum das Shimmer Delay, das vergleichsweise dünn wirkt und dessen Repeats ein wenig untergehen. Justiert man das Feedback und Level nach, klingt es schnell ein klein wnig schrill.
Der Boss DD-8 besitzt selbstredend kein MIDI. Trotzdem war der Einsatz von Synthesizern zu verlockend, sind die kleinen Boss-Treter doch eine beliebte Ergänzung für die Synthesizer-Gemeinde. Und ist vor allem durch die zwei separaten Inputs und Outputs das Stacking von Sequenzen denkbar. Zum Einsatz kamen der Volca FM und der Moog DFAM, zunächst ohne, dann mithilfe des DD8. Die VCO-Frequenz des Moog DFAM wird einmal um die 45-Sekunden Marke geändert, ansonsten erfolgen jegliche Änderungen im Sound über den Boss DD-8.
Boss DD 3T – Facts, Features, Panel
Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich beim Boss DD 3T um eine Weiterentwicklung des Klassikers DD3. Es ist – nicht wie das DD8 – ein Tausendsassa in Sachen Delay-Sounds, sondern ein puristisches Digital-Delay, das vor allem durch seine simple Handhabe und vergleichsweise hohe Klangqualität für den Preis überzeugen soll – wie eben schon der Vorgänger. In Sachen Design der Schaltung unterscheidet sich das DD 3T nicht von seinem Vorgänger. Die Unterschiede greifen an anderer Stelle – und das ist gewollt, denn es dürfte Boss in erster Linie darum gegangen sein, den Charakter dieses Klassikers beizubehalten. Die drei Regler tun im Grunde das Gleiche wie beim DD8:
- E-Level: Einstellbarkeit des Dry-Wet-Verhältnisses.
- Feedback: Erhöht das Feedback-Level der Repeats.
- Time: Erlaubt es, die Delay-Zeit einzustellen.
Das Boss DD 3T orientiert sich in erster Linie an Subdivisions und dem Tap-Tempo – es ist eine enorm puristische Delay-Einheit, die im Gegensatz zum DD-8 keine große Vielfalt an Engines bietet. Und das soll es auch nicht. Mit einer maximalen Delay-Zeit von 800 ms, die eingetappt werden können und der Möglichkeit, über den rechten Regler ganz praktisch zwischen 50 ms, 200 ms und 800 ms wechseln können, wird deutlich gemacht: Rhythmische Delay-Variationen und nicht Effekt-Spielereien stehen im Vordergrund. Das heißt konkret: Zwischen Vierteln, Viertel-Triolen und punktierten Achteln kann „on the fly“ gewählt werden – die drei praktikabelsten und charakteristischsten Delay-Zeiten, wenn man so will. Auch eine Hold-Funktion steht hier ganz praktisch zur Verfügung. Kurze Phrasen können also eingefangen und unter das Spiel unterlegt werden – eine Technik, die Boss als eine der ersten Firmen überhaupt für Gitarrenpedale etablierte. Und auch hier gilt: Dry- und Wet-Signale können bei einem entsprechendem Setup rausgesendet werden. Das DD-3T ist also auch ein Stereo Delay, besitzt aber einen regulären Input – der zweite ist für einen externen Tap-Schalter gedacht.
Boss DD 3T – in der Praxis
Das Phrasenspiel mit der Hold-Funktion schauen wir uns genauso an wie den grundsätzlichen Charakter. Auch hier jagen wir wieder das Ergebnis durch den Yamaha THR30II, ehe wir es ins Audiointerface speisen.
Es zeichnet sich ganz klar ab – die Philosophie de Boss DD 3T ist beibehalten worden. Viele vergessen: Ein Pedal, das auf dem Pedalboard ist – so nehme ich das zumindest wahr – ist mit mentalen Markern besetzt. Während des Spiels muss man sich oft intuitiv orientieren und wenn eine Box unzählige Optionen in sich vereint, kann das im Spiel für unruhige Momente sorgen. Insofern sind puristische Boxen wie das DD 3T mehr als praktisch, vor allem für so einen zentralen Effekt wie Delay. Keine Überraschungen, keine Vielzahl an Optionen, einfach guter, schnörkelloser Delay-Sound im digitalen Gewand. Die Hold Phrase-Funktion, die wie im letzten Beispiel ausprobieren, erfreut dabei genauso wie die Klarheit der Repeats, bei der wir auch die maximale Delay-Zeit ausmerzen. Das Delay-Original, wenn man so will. Einfache Box, toller Klang, angemessener Preis.
Das DD-7 hat ja eigentlich nur vier Delay-Settings; da ist ja beim DD-8 einiges hinzu gekommen. Dabei ist der Preis fast gleich geblieben…