3 Spuren braucht die Groove

A LITTLE BIT OF HISTORY
Bei einem derzeitigen Ladenpreis von ca. DM 666,- kann man dem DR-202 ein extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis bescheinigen. Ergänzt man den DR-202 noch um einen Boss-Sampler SP-202, erhält man ein fast unschlagbares Groove-Team für weit unter DM 1.500,– und das kann derzeit kein Mitbewerber bieten.
Lange Zeit wurde gemutmaßt, der Drumcomputer gehöre zu einer aussterbenden Spezies, abgelöst durch Software-Sequenzer, Sampler und Workstations. Tatsächlich wurde es in den 90ern ziemlich ruhig um die Klopfgeister von Roland, Yamaha und Co.
Erst die Roland Groove-Box MC-303 läutete eine neue Ära der Drumcomputer ein, die nun nicht mehr nur zur Schaffung rhythmischer Schlagzeug- und Percussiontracks dienten, sondern mit deren Hilfe man plötzlich in der Lage war, ganze Dance-Tracks zu produzieren.
Und noch eines hatten die Groove-Machines gelernt, nämlich den Echtzeiteingriff in verschiedene Klangparameter, wie einst bei den analogen Urahnen TR808 und TR909.
Die Firma BOSS war schon immer die ROLAND Vermarktungsschiene, wenn es darum ging bewährte Roland-Technologie auch im Low-Budget Bereich unters Volk zu bringen.
Günstig und nicht billig lautet dabei die Devise von BOSS, womit sich BOSS Produkte in den vergangenen Jahren bei den Konsumenten einen hervorragenden Ruf verschafften.
So ist auch der letzte Drumcomputer-Sprössling aus der Boss-Familie ein echtes Highlight, wie Sie im folgenden Test sehen werden.
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KOMPAKT UND HANDLICH
Die Technik des DR-202 steckt in einem schwarzen Kunststoffgehäuse mit orangefarbener Beschriftung. 13 leuchtende Pads dienen zum Triggern von Schlagzeug-, Percussion und Bassklängen. Ein Alpha-Wheel ermöglicht die Datenveränderung des gewählten Parameters im Display. Über dem Display zieren acht weitere Regler das Gehäuse. Hier lassen sich verschiedene Parameter wie Cut Off Frequenz oder Effektanteil Flanger ohne Umweg über das Display direkt beeinflussen. Dazu später noch mehr.Die kleinen BOSS Teile gehören leider zu jener Gattung von Instrumenten, die durchgehend mit externen Netzteilen ausgestattet ist. Auch die Dr. Groove (so die BOSS Bezeichnung) benötigt zum Anschluss ans Stromnetz ein externes Netzteil, nur leider gehört dieses nicht zur Grundausstattung des DR-202 und muss zusätzlich gekauft werden (hier holte sich unser Testkandidat seinen ersten Minuspunkt). Stattdessen liegt ein Satz Batterien bei, mit dem sich die DR-202 auch netzunabhängig betreiben lässt.Der zweite Minuspunkt betrifft das unbeleuchtete Display. Im trüben Licht einer Diskothek ist der Inhalt des Displays praktisch nicht zu entziffern.
Auf der Rückseite befinden sich zwei Midi Buchsen (In/Out), der Anschluss für einen Kopfhörer sowie für einen Fußschalter und zwei Audioausgänge, die leider als Chinch-Buchsen ausgelegt wurden. Darin zeigt sich bereits, dass BOSS den DR-202 in erster Linie als DJ-Tool entwickelt hat, auch wenn der DR-202 im kleinen Homerecordingstudio eine gute Figur macht.
LETS GROOVE
Lassen Sie sich Zeit mit der Einspielung eigener Groove-Tracks und probieren Sie zunächst einmal die 400 verschiedenen Preset-Patterns aus. Unterteilt in die Kategorien HIP HOP 1,2 und 3, JUNGLE, DRUM´n BASS, TECHNO, HOUSE, ACID JAZZ, LATIN und ROCK, bietet Dr. Groove eine reichhaltige Auswahl hervorragend programmierter Styles, wobei jedes Pattern aus Drum-, Percussion- und Basslines besteht. In einer weiteren Kategorie OTHERS finden Sie sogar noch einige Jazz, Rythm and Blues sowie Country Tracks, obwohl diese weniger zu den Stärken des Doc´s gehören.Die Aufnahme für ein eigenes Groove-Pattern ist denkbar einfach. Zunächst wählt man eines der 100 beschreibbaren User-Patterns, definiert die Länge und die Quantisierung des Patterns und entscheidet sich, ob man Drumsounds oder eine Basseline einspielen möchte. Kurz RECORD und danach START drücken und schon beginnt das Metronom mit dem Vorzähler. Der Rest ist Geschichte.
Der DR-202 ermöglicht bis zu 24stimmiger Polyphonie. Für einen Drumcomputer vollkommen ausreichend und weit mehr, als die meisten Drumcomputer der Vergangenheit geboten haben.
Auch Step-Recording, also die schrittweise Eingabe von Noten, lässt sich bewerkstelligen.
Leider steht in beiden Modi keine optische Kontrolle zur Verfügung, weder als LED Lauflicht, noch als Anzeige im Display – schade, den genau das hat den Reiz der berühmten Vintage-Boxen ausgemacht und wurde zwischenzeitlich von vielen aktuellen Groove-Boxen wieder aufgegriffen.
Stattdessen besteht die Möglichkeit, ein bereits aufgezeichnetes Pattern über eines von 20 „Groove-Templates“ zu beeinflussen. Von Swing bis Samba stehen hier unterschiedlichste Stilrichtungen zur Verfügung. Für die immer beliebter werdenden Drumrolls können Sie sogar aus 68 vorprogrammierte Mustern Ihre Wahl treffen. Für die detaillierte Nachbearbeitung von Patterns können Sie einzelne Noten und Events löschen oder verschieben.
Hier wünscht man sich des öfteren ein größeres Display. Während der Wiedergabe eines Patterns kann man einzelne Instrumente an und abschalten.
Kurz die Mute-Taste drücken, und schon verwandeln sich die Drumpads in Mute-Taster. Die abwechslungsreiche Live-Performance wird damit zum Kinderspiel.
Abschließend kann man die Abfolge und die Wiederholung der Patterns innerhalb eines Songs festlegen.
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3 SPUREN BRAUCHT DER DJ
Drei Spuren klingt ein wenig nach minder bemittelt, sollte es aber nicht, denn die meisten Drumcomputer verfügen über nur eine Spur um genau zu sein.Auf dieser einen Spur werden zwar alle internen Drum- und Percussionsounds aufgezeichnet, die Aufnahme von weiteren Instrumenten, ob intern oder extern, wird aber verweigert.Nicht so beim DR-202.
Auf Spur 2 lässt sich der interne Bass-Synthesizer aufzeichnen., auf Spur 3 nach Belieben ein externer Klangerzeuger. Der DR-202 reiht sich damit in die Riege seiner großen Roland-Brüder MC-202 und MC-505 ein.
Dieses Feature darf auf keinen Fall unterschätzt werden, da sich mit Hilfe eines externen Samplers, wie ihn Boss z.B. unter der Bezeichnung SP-202 anbietet, bereits komplette Dance-Tracks produzieren lassen. Über die Pads des DR-202 lassen sich dann auf Wunsch auch die Samples des SP-202 direkt antriggern und aufzeichnen.
BOSS hat sogar noch einen Schritt weitergedacht. Um dem angehenden Dance-Produzenten den Kauf eines Mixers zu ersparen, verfügt der SP-202 sogar über einen Stereo-Input, über den sich das Signal des DR-202 einschleifen und mit der Stereosumme des SP-202 mischen lässt. Ein starkes Team!
SOUND
Der Doktor bringt alles mit, was ein dancefloortauglicher Klangerzeuger an Samples braucht, 48 Bass-Sounds und über 200 Drum- und Percussion-Sounds. Wer nach realistischen Snare- und HiHat-Sounds sucht, dem kann die DR-202 nichts bieten. Der Doc bietet Elektronic pur wie z.B. TR808, TR909 Klänge, LoFi für Drum ´n Bass Freaks und Trash (im positiven Sinn) ohne Ende. Die Sounds werden in 127 Preset-Kits und 64 User-Kits organisiert. Für jedes Instrument innerhalb eines Kits lassen sich zahlreiche Parameter definieren: Level, Pitch, Pan, Effektanteil 1, Effektanteil 2, Cutoff Frequenz, Resonanz, Amplituden-Decay.Ja, der Doc verfügt über resonanzfähige Filter. Dieser klingt gut, wenn man auch nicht allzu viel erwarten darf. Für die Bearbeitung von wuchtigen Drumsounds tut er es allemal. Besonders in Verbindung mit den Bass-Klängen kommt der Filter gut zur Geltung.
Boss DR-202 Overview
Echtzeiteingriffe der Filter und des Decays lassen sich über die Drehregler vornehmen. Dabei definiert man über einen weiteren Poti zunächst das zu bearbeitende Instrument oder alle Instrumente zusammen, um z.B. den kompletten Groove mit Resonanz zum Pfeifen zu bringen. Auf Wunsch kann man diese Echtzeiteingriffe auch innerhalb eines Patterns aufzeichnen.Zwei Effektgeräte bringen weiteres Leben ins Spiel. Effekt-Unit 1 bietet entweder Hall oder Delay, Effekt-Unit 2 bietet ausschließlich Flanger. Auch hier gilt: Jedes Instrument kann seinen eigenen Effektanteil besitzen, muß aber nicht, denn auch hier lassen sich die zuvor eingestellten Werte während der Live-Performance in Echtzeit verändern. Von der Qualität der Effekte darf man nicht zuviel erwarten, in Kombination mit abgefahrenen Grooves kommen die beiden Units aber optimal zur Geltung. Wer erwartet denn schon innerhalb eines Drum&Bass Grooves einen 10.000DM Hall?? Ganz im Gegenteil, LoFi Fetischisten werden ihre kranke Freude daran haben.
Bleibt nur noch die Qualität einiger Samples zu bemängeln. Richtig „silberne“ Becken findet man überhaupt nicht, dazu mangelt es dem DOC an Höhen. Viele Samples ziehen außerdem eine unangenehme Rauschfahne hinter sich her, die allerdings im Mix zu vernachlässigen ist. Auch dürfen wir ein Grundrauschen mit leichtem „Zirpen“ nicht verschweigen.
Kann jemand aktuell Bericht erstatten ob sich der Kauf dieses kleinen Monsters zur Zeit lohnt? Bei Ebay für 60 bis 150€ zu haben kann man doch nicht viel falsch machen?
Grüße aus dem Wummerland… :)
Das ist natürlich eine sehr indifferente Frage, die du da in den Raum schmeisst.
Keine AHnung, auf welchen Planeten du musikalisch unterwegs bist, keine Ahnung wie dein Maschinenpark aussieht, keine Ahnung, wie du musikalisch arbeitest, und und und.
Du siehst; ohne weiteren Input wird dir niemand eine auch nur halbwegs valide Antwort geben können.
Das Einzige, was ich dir (höchst subjektiv) sagen kann, ist:
Ich hatte das Ding mal vor etlichen Jahren als Dauerleihgabe bei mir im Studio; für mich war es vom Sound und Handling in Ordnung, aber eben kein Lückenfüller in der Gesamtumgebung, und so steht es bei mir auf der „Wenn-es-bei-ebay-für-maximal-x-Euro-zu-haben-ist-schlag-zu“-Liste mit dem Wert x=50 + Porto drin.
Das ist aber, wie eingangs bemerkt, meine ganz persönliche Meinung; ich find das Ding vom Design und der Farbgebung ziemlich gelungen. Sound und Handling sind noch viel subjektiver…..
Meine Meinung: Kaufen – ausprobieren – und am Ende wenns dir nicht passt, wieder verkaufen. Der Wertverlust wird dabei sicher nicht tragisch sein :-)
Ich habe eben ein ganzes Hip Hop / House Beat Tape mit dem ding produziert. So hört man was alles möglich ist mit diesem little Groove boy:-)
Feedback is welcome..
https://youtu.be/49Z3PLAM7y8
Musikalisch bin ich fast ausschließlich auf dem Planeten Techno unterwegs, und außer einer LPK 25, Ableton 8 und dem U-he Tyrell N6 ist im Moment noch nichts vorhanden. Dann schließe ich mich da Andreas an und werde mir das gute Stück bei Gelegenheit holen. Danke für die Infos! :)
Das Ding war neu und ist auch als, inzwischen, betagter „Rappelknecht“ ein erschwinglicher Begleiter mit Möglichkeiten, die weit über die stilistisch ordentlichen Demobeats hinausgehen. Das herausragende waren ja damals die Filterregler und die Möglichkeit diese auch intern aufzuzeichnen. Man konnte durch Filterung und extreme Transponierung schon auch „seltsame“ Sounds entlocken. Natürlich war nicht nur der Preis weit von HighEnd entfernt. Aber wenn man die etwas rotzigere Drummachine sucht, kann man sich hier verlieben.