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Test: Boss ME-80, Multieffektgerät für Gitarre

Genialer Gitarrensound aus dem ME-Top-Modell

26. Juni 2014

BOSS pflegt sie weiter, die überaus erfolgreiche ME-Baureihe. Und der Bedarf an „universellen Alleskönnern“ zu einem erschwinglichen Preis ist nach wie vor sehr groß, der Markt dem entsprechend gut gefüllt und heiß umkämpft. Doch der japanische Traditionshersteller, als einer der wahren Platzhirschen in diesem Segment, lässt sich die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen und präsentiert mit dem BOSS ME-80 erneut einer dieser Wunderkisten, die alles übrige Equipment mit einem Schlag überflüssig macht – so propagiert es uns zumindest die Werbung erneut. Ob die Entwicklung tatsächlich einen deutlichen oder gar bedeutenden Schritt vorangekommen ist und wir uns deshalb eine Menge Schlepperei ersparen können, soll der folgende Amazona Test zeigen.

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Facts & Features

Das Bedien-Layout der BOSS Geräte ist an sich schon sehr intuitiv und ausgeklügelt. Viele Schritte erfolgen logisch und sind meistens ohne große Steppereien durch den Menü-Dschungel zu bewältigen. Auch das BOSS ME-80 setzt diese Tradition der einfach zu bedienenden Multieffektprozessoren fort, das sieht man bereits beim ersten Blick auf das mit 3,6 kg Gewicht und den Maßen von 447 x 231 x 91 mm in den Dimensionen üppig ausgefallene Gerät. Robustes Stahlblech, trittsicher ausgestattete Kunststoff-Schalter und ein Realtime-Pedal bilden schon mal eine gute Basis für ein langes Leben zwischen harten Tritten und verschütteten Getränkeresten. Dazu befinden sich so gut wie alle Funktionen im Direktzugriff durch die oberhalb der Fußschalter platzierten Potis, die ebenso einen guten Eindruck hinterlassen.

Ab ins Detail

Im oberen Drittel des Bedienpanels befindet sich die Vorstufensektion mit den neun zur Verfügung stehenden Preamp-Emulationen. Hier findet man die gängigsten Typen wie Mesa/Boogie, VOX AC30, Roland Jazz Chorus oder die Emulation eines Fender Tweed. Die Modelle lassen sich in Gain, Level und einer Dreiband Klangregelung steuern, ein weiterer EQ befindet sich in der EQ/FX2 Sektion, die im linken oberen Teil zu finden ist. Hier finden sich auch noch ein Schub weiterer Effekte wie Tremolo, Delay oder Boost, ein Reverb-Poti ganz rechts außen regelt den globalen Anteil an Hallsound. Die Voreinstellungen Room, Hall und Spring lassen sich hier stufenlos überblenden. Hier sitzt auch das einfache Zweistellen-Display, das den Benutzer zwar nicht gerade komfortabel, aber dennoch ausreichend über die jeweiligen Parameterwerte informiert.

Im mittleren Teil des Bedienpanels sitzen die vier Blöcke mit den für uns Gitarristen wohl wichtigsten Effekten Comp/FX, Overdrive/Distortion, Modulation und Delay. BOSS hat dem ME-80 natürlich die besten Algorithmen ihrer „Bodentretminen-Verkaufsschlager“ implementiert, so finden sich in der Overdrive Sektion beispielsweise die Sounds der BOSS Pedale Turbo OD oder Metal Zone. Aber auch Drittanbietern wird hier in Form des Ibanez Tube Screamer oder des Electro Harmonix Big Muff Tribut gezollt.

In der Comp/FX Sektion des BOSS ME-80 erwarten den bastelwütigen Gitarristen überwiegend Special-Effects wie ein DeFretter, eine Streicher-Simulation mit dem Namen Slow Gear, einige WahWah Effekte, ein Octaver und für den, der es gerne besonders schräg mag auch ein Ringmodulator. Die Modulations-Sektion sorgt wiederum für Kandidaten wie Chorus, Flanger, Phaser, einen (intelligenten) Harmonizer, Vibrato, Tremolo und einen Overtone-Effekt, bei dem durch die Verstärkung der Obertöne interessante Klangbilder entstehen sollen. Abschließend sorgt die Sektion mit der Bezeichnung „Delay“ für alles, was mit Zeitverzögerung im Sound zu tun hat. Auch hier ist die Auswahl mehr als ausreichend, neben gewöhnlichen, linearen Delaysounds stehen hier auch Spezialtypen wie Analog, Tape oder die Neuentwicklung „Tera Echo“ auf Abruf bereit. Und sogar an einen Looper wurde gedacht, der mit seinen 38 Sekunden Aufnahmezeit durchaus brauchbar erscheint.

Alle vier Effektblöcke besitzen neben dem Poti zur Auswahl des Effektes drei weitere Potis zum genauen Justieren, teilweise in Doppelfunktion, aber immer gut durchdacht und praxisgerecht. Sie lassen sich im Manual-Mode wie vier eigenständige „Tretminen“ benutzen, im Memory-Mode hingegen dienen die Schalter der Blöcke zur Anwahl der Patches. Zur Verfügung stehen 36 Speicherplätze für Eigenkreationen, weitere 36 sind ab Werk voreingestellt und lassen sich zwar editieren, jedoch nicht überschreiben.

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Das Realtime-Pedal ganz rechts außen am BOSS ME-80 erlaubt die üblichen Belegungen mit gewünschten Parametern. In der Regel wird man dieses Pedal als Mastervolume nutzen, Änderungen der Delayzeit oder aber eine Modulation des Octaver-Effekts wären aber auch mögliche Optionen zur Nutzung des Pedals, dessen einziges Manko der leider sehr kurze Regelweg ist. Ein Phänomen, mit dem aber auch andere Hersteller immer wieder satt an der Praxis vorbeirauschen, mit etwas kräftigerem Schuhwerk ist ein genaues Einstellen leider auch hier kaum möglich. Hier am Pedal finden sich auch das Mastervolume-Poti sowie die Taster für Speichern und Editieren der Patches bzw. Sounds.

Nicht nur hinsichtlich des Angebotes an Ampmodellen und Effekten bietet das BOSS ME-80 eine schier unendliche Auswahl, auch das Anschlussfeld bietet vielseitige Möglichkeiten zum Betrieb des Gerätes in der Praxis. Neben einem Stereo-Output im 6,3 mm Klinkenformat befindet sich auf der Stirnseite zudem ein USB-Port zum Anschluss an einen Mac/PC, nach Installation des erforderlichen Treibers kann das Gerät somit auch als Audiointerface genutzt werden. Weiterhin existiert auch eine ME-80 Software, mit der sich die Sounds einstellen und archivieren lassen, auch die gibt es auf der Roland/BOSS Website zum kostenlosen Download.

Ein Rec Out/Phones Anschluss und ein Aux In Buchse sorgen zum einen für die Abgabe des Signals in frequenzkorrigierter Form (also mit aktivierter Speakersimulation) und zum anderen zum Zuspielen externer Audioquellen. Die Inputbuchse für die Gitarre, der Netzanschluss samt Netzschalter (!) sowie eine Zugentlastung für das optional erhältliche Netzteil komplettieren die Anschlussmöglichkeiten an der Stirnseite des BOSS ME-80: ganz ordentlich für ein Gerät dieser Preisklasse, sollte man meinen!

Sound & Praxis

Dass die Firma BOSS mit ihrer Sound-Modeling-Technologie „COSM“ zu den besten Emulationen am Markt zählt, ist kein Geheimnis. Und so verhält es sich auch mit dem BOSS ME-80. Angefangen mit den dynamisch zu spielenden Ampsimulationen, über die hervorragenden Chorus- und Modulations-Effekte bis hin zu den inspirierenden Delay-Sounds könnte man sich mit dieser Kiste sicher über Wochen, wenn nicht Monate beschäftigen. Dabei sollte man sich nicht von den (wie so oft) überfrachteten Presets blenden lassen, sondern sich eher einen Augenblick zum Einstellen eigener Sounds gönnen – was ja durch den schnellen Zugriff auf sämtliche relevanten Parameter problemlosmöglich ist. Apropos schnell: Wichtig bei einem Effektgerät, dem man die komplette Klangerzeugung in die Hand gibt, sind schnelle Umschaltzeiten. Hier zeigt das BOSS ME-80 keine Schwächen, sowohl die einzelnen Effektblöcke als auch die kompletten Patches lassen sich ohne Verzögerungen wechseln!

Ausreißer bei den Preamp-Modellen oder den Effekten nach unten gibt es keine wirklichen, insofern man auf den Sound von Ringmodulatoren im Gitarrensound steht. Die Grundversorgung an allen wichtigen Gitarrensounds ist mehr als bestens gesichert und dabei überrascht das ME-80 mit einem sehr geringen Nebengeräuschpegel, zumindest wenn man es mit dem Gain der Preamp-Modelle und/oder der zugeschalteten Overdrive-Pedale nicht übertreibt. Aber zur Not gibt es ja auch ein Noise Gate im reichhaltigen Angebot.

Die Anwendung als Audiointerface sowie die Nutzung der Editor-Software verlief im Test auf einem Mac mit Logic 9 problemlos, nach Installation des Audio-Treibers meldete sich das BOSS ME-80 als Audio-Hardware im Audio-Menü an. Erfreulich ist hier die geringe Latenz des Systems, Verzögerungen sind kaum wahrnehmbar.

Der Boss ME-80 pn YouTube

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Mehr Informationen

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Fazit

Mit dem BOSS ME-80 setzt der japanische Effektspezialist die Tradition der einfach zu bedienenden und dabei sehr gut klingenden Multieffektgerätserie weiter fort. Ganz im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern setzt man bei BOSS allerdings eher auf Qualität denn auf Quantität, den besten Eindruck darüber erhält man schon beim Durchhören der Preamp-Modelle. Es befinden sich zwar „nur“ derer neun an Bord des Gerätes, allerdings sind die Sounds wirklich brauchbar und lassen sich zudem sehr dynamisch spielen!

Ja und im Effektbereich macht BOSS ja schon traditionell so schnell niemand etwas vor und so kann auch das BOSS ME-80 mit den klassischen, hochwertigen Algorithmen seiner Effekte punkten. Zusammen mit den Anschlussmöglichkeiten (USB-Port, Rec Out, Aux In) zeigt sich das BOSS ME-80 somit als Allzweckwaffe für Studio, die Bühne oder den Proberaum und glänzt dabei mit einem bravourösen Preis-Leistungs-Verhältnis. Unbedingt antesten!

Die Soundbeispiele wurden aus dem Record Out des BOSS ME-80 mit einer PRS P22 in Logic aufgenommen. Teilweise sind es Preset-Patches, hier und da wurden die Sounds aber auch etwas ausgedünnt.

Plus

  • robuste Konstruktion
  • Benutzerführung/Zugriff auf die Parameter
  • sehr dynamisch spielbare Preamps
  • hochwertige Effekte
  • Netzschalter

Minus

  • Regelweg des Realtime-Pedals nicht praxisgerecht
  • kein Netzteil im Lieferumfang

Preis

  • UVP: 294,- Euro
  • Straßenpreis: 270,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Besten Dank für den Artikel; das Ding sieht wirklich sehr interessant aus, und zwar nicht nur für Gitarristen, wie ich meine, sondern auch für jeden, der das Gerät als Pultgerät neben den Synth stellen will….
    Was ich mich nur frage (und ich hoffe, ich habs nicht überlesen): Kann man die Reihenfolge der Effektblöcke selbst bestimmen oder ist diese vorgegeben?
    Kannst du dazu noch was sagen?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Stephan Güte Hallo Stephan.

        Besten Dank für die flotte Antwort.
        Und gleichzeitig auch schade, denn damit fliegt das Ding bei mir auch von der Liste.
        Ich kann nicht nachvollziehen, warum das so unflexibel gestaltet worden ist. Preisdruck allein kann es doch nicht sein; selbst wenn keine softwareseitige Lösung drin gewesen ist, wäre hardwareseitig (von mir aus auch eine Patchmatrix) eine Lösung doch nicht so wahnsinnig teurer.
        Wie sibbhold schon schrob: Da wird dem Gerät künstlich eine Menge Potential geraubt.

    • Profilbild
      Basicnoise AHU 1

      das gleiche wollte ich auch fragen. schade, hier wird viel potenzial verschenkt. für mich damit nicht mehr spannend.

      • Profilbild
        Stephan Güte RED

        @Basicnoise Hey Leute, lasst doch mal die Kirche im Dorf, wir reden hier über ein Effektgerät der Einsteigerklasse und ich denke die Leute, die sich das ME 80 holen, werden dieses Feature wohl kaum vermissen :)

        Und außerdem: Wir Gitarristen wollen Einstöpseln und Loslegen, bitte bloß nicht zu kompliziert! ;)

        Stephan

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Stephan Güte Richtig, da das Gerät speziell für Gitarristen entworfen wurde muss man auch dazu sagen dass es für den typischen 98% Gitarrero unsinnig wäre die typische Effektkette zu verdrehen da sonst nur noch Müll aus der Klampf kommt.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Man muss die Boss-Multi-Effekte auch im Kontext der ganzen Produktreihe sehen: ME-25, ME-80, GT 100. Da hat jedes seinen Schwerpunkt und macht auf seine Weise Sinn. Der ME-80 hat „die vielen Knöpfe“, als hätte man Einzelpedale, dafür kein richtiges Display. Wie wollte man denn die Effektreihenfolge vernünftig verwalten ohne Display? Aus Entwicklersicht muss man auch sagen, der Anwenderanspruch „Es muss immer ALLES und auch noch perfekt funktionieren zu einem lächerlichen Preis“ ist einfach nicht erfüllbar. Beim GT 100 kann man mit der Effektreihenfolge (mit gewissen Einschränkungen) spielen, auch weil es mehrere flexible Effektslots gibt und kommt dann doch wieder darauf, dass die vorgegebene Reihenfolge gar nicht so verkehrt war. Ich finde das Konzept vom ME-80 absolut reizvoll. Für Synthesizer sind die Effekte mit Monoeingang, die auch nicht auf Line-Eingang umschaltbar sind, sowieso nur eingeschränkt zu gebrauchen. Aber an der Gitarre ist für mich der Boss-Sound immer noch der geilste. Verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso der GT 100 in den Charts soweit abgerutscht ist. In Version 2 gibt er jetzt auch noch MIDI-Noten aus (leider nur monophon). Ich habe einen Virus und einen Accelerator dran und mische das zum Gitarrensignal dazu. Da gehen so abgefahrene Sachen, das ist absolut unglaublich.

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