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Test: Boss SDE-3 Dual Digital Delay, Effektpedal

Spannendes Offset-Delay für die Gitarre und Synthesizer

6. Oktober 2024

 

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Das Boss SDE-3 ist das aktuelle Delay-Pedal von Boss. Es basiert auf dem legendären SDE-3000 Rack-Delay aus den 80er-Jahren. Ich habe hier bereits das SDE-3000D getestet und nun folgt der kleine Bruder, das SDE-3. Es ist immer wieder erstaunlich, was Boss alles in einem so kompakten Pedal unterbringen kann.

Gehäuse, Potis und Taster des Boss SDE-3

Im bewährten Boss-Gehäuse ist das Delay für die Ewigkeit konstruiert. Die kompakten Effektgeräte von Boss wurden schon auf unzähligen Bühnen gespielt und die Gehäuse haben jeden Fußtritt überlebt. In einem klassischen, glänzend schwarzen Gehäuse mit blauer Beschriftung wirkt das digitale Delay sehr elegant. Der Blauton ist beim Rack im Übrigen an den Modulationstastern zu finden, also alles klassisch orientiert.

Aktiviert wird das SDE-3 klickfrei über den großen Fußtaster mit Gummierung, der sich sehr gut treten lässt und gleichzeitig die Potis vor Tritten schützt. Das Boss-Delay verfügt über einen Buffered-Bypass. Das Prinzip kennt mittlerweile wohl jeder Gitarrist, aber auch als Tabletop-Gerät für Synthesizer ließe es sich gut einsetzen. Mit einer kleinen Schraube mit griffigem Kopf kann der Taster geöffnet werden, um eine Batterie einzulegen – ganz ohne Werkzeug.

Die Beschriftung der Ein- und Ausgänge ist ebenfalls gut ablesbar. Das Delay verfügt über zwei 6,3-mm-Klinkenbuchsen für die Eingänge und die zwei Ausgänge. Es kann also in Mono oder Stereo betrieben werden. Die Ausgangsbuchsen können wahlweise als Stereoausgang oder als Wet/Dry-Ausgänge genutzt werden. Eine zusätzliche Klinkenbuchse ist für ein Control- oder Expression-Pedal vorgesehen. Alle Buchsen sind robust und mit dem Gehäuse verschraubt. Die blaue Beschriftung weist auf eine Tap-Tempo-Funktion hin, die bei gehaltenem Taster aktiviert wird. Ich mag es, wenn derlei Infos ohne Gebrauchsanleitung erkennbar sind.

Boss SDE-3 Gitarren-Effektpedal Zuhause

Das Boss SDE-3 wird mit Hilfe von drei doppelstöckigen Potis und einem einzelnen Poti eingestellt. Obwohl die Potis recht dicht angeordnet sind, lassen sie sich sehr gut regeln, ohne dass man danebenliegende Potis oder die andere Etage mit erwischt. Die Beschriftung der Potis ist in Silber gut sichtbar auf ein Metallplättchen aufgedruckt. Die Potiknöpfe sind aufgesteckt, aus geriffeltem Kunststoff und mit einer weißen Markierung versehen. Die Potis sind mit dem Gehäuse verschraubt.

Etwas schwierig ist es zu erkennen, ob der obere oder der untere Teil des Potis jeweils zur oberen oder unteren Beschriftung gehört. Ein kleines Symbol zeigt dies zwar an, aber eine farbliche Kennzeichnung wäre auf einer Bühne eventuell leichter zu erkennen.

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Die Potis regeln mit Level, Feedback und Time die üblichen Delay-Parameter. Die andere Ebene justiert dann Depth und Rate der Modulation sowie einen Hi-Cut. Besonders spannend wird es dann bei dem siebten Poti. Hier wird ein Delay-Offset des zweiten Delays eingestellt. In der rechten Hälfte des Regelbereichs lassen sich hiermit ganz einfach Achtel oder punktierte Achtel einstellen. Die Magie und die Besonderheit des SDE-3 befinden sich jedoch in der linken Hälfte dieses Potis. Hier kann stufenlos ein Offset des zweiten Delays eingestellt werden.

Die Controls des Boss SDE-3 Dual Digital Delay, Effektpedal

Die maximale Delay-Zeit reicht bis 1600 ms im Mono-Betrieb oder 800 ms als Stereo-Delay. Es besteht die Möglichkeit, das Pedal als Stereo-Delay oder mit einem Panning-Effekt zu spielen.

Eine helle LED zeigt den Status des Boss SDE-3 an. Im Tap-Tempo-Modus wechselt die LED die Farbe und leuchtet rot.

An der Stirnseite befindet sich eine 9 V DC-Netzteilbuchse; das Delay benötigt laut Hersteller 75 mA, eine Batterie würde ca. 4,5 Stunden halten. Ein sicher in das Gehäuse eingelassener Kunststoffschiebeschalter aktiviert eine Carryover-Funktion. Aktiviert man diese, klingen die Repeats weiter aus, nachdem man das Delay ausgeschaltet hat. Eine kleine 3,5-mm-Klinkenbuchse ist für die Synchronisierung per MIDI vorgesehen. Ein Adapter liegt nicht bei.

Die Bodenplatte hat die bekannte Gummierung. Interessant ist jedoch, dass die glatten Flächen an der oberen und unteren Kante breiter sind als früher. Endlich kann man also ohne Tricks Klettband aufkleben, um das Pedal fest auf dem Pedalboard zu montieren. Das finde ich klasse.

Geliefert wird das Boss-Delay in dem typischen schwarzen Boss-Pappkarton mit einem QR-Code für die Gebrauchsanleitung.

Das Boss SDE-3 Delay-Pedal in der Praxis

Ich muss gleich vorab sagen, dass ich ein großer Fan des Boss SDE-3000D bin. Das Pedal befindet sich seit über einem Jahr auf meinem Pedalboard und der Grund ist unter anderem die Offset-Funktion. Über dieses Feature verfügt zum Glück auch das kleinere SDE-3. Aber der Reihe nach.

Der SDE-3-Digital-Delay-Sound hat einen klaren Charakter, der jedoch einen leichten Vintage-Hauch hat; er orientiert sich nicht an den modernen digitalen Delays, sondern an denen der 80er-Jahre-Rack-Sounds. Der Charakter ist schwierig zu beschreiben, aber ich finde, dass der Klang etwas direkter und perkussiver ist. Es passt sehr gut zum Gitarren-Sound.

Das Boss SDE-3 Dual Digital Delay - Outputs und Inputs

Mit dem Level-Poti lässt sich das Delay-Signal sehr gut zum Gitarren-Sound hinzumischen – von dezenten Delays, die sich im Hintergrund bewegen, bis zu lauteren Wiederholungen, die das Klanggeschehen bestimmen. Wird das Volume voll aufgedreht, so erzeugt das Effektpedal ein Delay, das lauter ist als das Gitarrensignal. Um nur das Delay zu hören, etwa für ein Wet-Dry-Setup, muss das Pedal umgestellt werden.

Das Feedback-Poti reicht von einer Wiederholung bis zu einer langsam aufbauenden Oszillation.

Mit dem Time-Poti wird die Delay-Zeit eingestellt, das funktioniert auch gut, aber ich bin bei digitalen Delays ein Fan von Tap-Tempo oder einer Synchronisierung per MIDI. Um in den Tap-Tempo-Modus zu kommen, muss man den Fußtaster erst gedrückt halten. Das ist im Live-Betrieb bisweilen etwas umständlich, aber natürlich dem kleinen Gehäuse geschuldet. Hier ist der Anschluss eines zusätzlichen Fußtasters eine gute Option, die in der Praxis gut funktioniert. Es können übrigens Einzel- oder Doppelfußtaster angeschlossen werden, um sowohl die Tap-Tempo- als auch eine Hold-Funktion zu aktivieren. In der Praxis reicht mir die Tap-Tempo-Funktion aber absolut aus.

Mit Depth und Speed lässt sich noch die Modulation hinzufügen. Ich finde es sehr schön, dass beide Werte geregelt werden können. Viele Delays setzen auf ein einzelnes Modulationspoti mit festgelegten Werten. Mit den beiden Potis kann ein dezenter Chorus-Effekt oder ein Vibrato-Effekt eingestellt werden. Natürlich muss diese Modulation bei einer Änderung der Delay-Zeit nachjustiert werden, aber das ist ja ganz normal. Auf jeden Fall ist die Modulation gelungen und bringt Weite in das Klangbild. Die Range der Modulation ist sehr schön gewählt. Mit zugedrehtem Speed-Poti und Depth auf 10 Uhr werden schwebende Chorus-Sounds erzeugt. Dreht man das Depth-Poti weiter auf, erzeugt man eine wunderbare Tiefe in der Modulation. Das Range-Poti hat einen sehr guten Regelweg, mit dem sich die Chorusgeschwindigkeit feinfühlig anpassen lässt. Erst zwischen 4 und 5 Uhr wird ein Vibrato erzeugt, das bei voll aufgedrehtem Speed-Poti relativ schnell, aber immer noch perfekt musikalisch moduliert. Hier sollte man die Depth auf unter 9 Uhr zurück regeln.

Mit dem Hi-Cut können die Höhen der Wiederholungen gekappt werden. Bei jeder Wiederholung wird das Signal dunkler, der Regelbereich ist sehr gut gewählt und orientiert sich am SDE-3000. Natürlich bearbeiten Hi-Cut und Modulation beide Delays. Wer die beiden Delays separat bearbeiten möchte, sollte das SDE-3000D einmal testen. Das Hi-Cut-Poti lässt das Delay-Signal unverfälscht, wenn man es komplett zudreht. Hier ist auch die Ausgangsstellung. Regelt man es weiter auf, werden die Wiederholungen nach und nach dunkler. Wobei sie nie so dunkel werden wie bei einem analogen Delay, sondern immer den digitalen Grundcharakter behalten.

Die einstellbaren Achtel und punktierten Achtel des zweiten Delays sind natürlich der absolute Klassiker für die Verwendung von zwei Delays. Rhythmische Patterns im Stil von U2 sind hiermit ein Leichtes. Fügt man etwas Modulation hinzu, wird der Klangteppich der Gitarre wirklich groß.

Das Offset-Delay

Aber nun endlich zu meinem Lieblings-Feature: dem Offset. Wenn man eine Delay-Zeit einstellt, kann hiermit das zweite Delay in einem Bereich von 1 bis 100 ms verschoben werden. Damit lassen sich organischere und lebendigere Delays erzeugen als mit fest eingestellten Delay-Zeiten. Stellt man die Delay-Zeit beispielsweise auf 450 ms, mag ich es, das zweite Delay um 4 ms zu verschieben. Bei der ersten Wiederholung klingt das Delay bereits etwas breiter und erinnert mit seinem leichten Versatz eher an ein analoges Delay. Mit jeder Wiederholung – ich stelle meist etwa acht Wiederholungen ein – verschiebt sich das zweite Delay um jeweils weitere 4 ms. Es liegt also leicht hinter dem gespielten Signal, bis es fast zu einer Art Ping-Pong-Delay wird.

Das erinnert mich an ein altes analoges Delay, weil man früher damit nie exakt die Delay-Zeit des Songs eingestellt hat. Somit lagen die Wiederholungen nicht strikt auf den jeweiligen Zählzeiten, sondern haben den Akkord und das Gitarrenspiel immer leicht umspielt. Das klingt wirklich toll und viel lebendiger. Selbst wenn man das Pedal per MIDI synchronisiert, kann man mit diesem Offset Bewegung in die sonst statischen Zählzeiten bringen.

Boss SDE-3 Anschlüsse

Mit einem Regelbereich des Offsets bis 100 ms lässt sich natürlich ordentlich experimentieren und man kann interessante Patterns erzeugen. Mit etwas Geschick und einem guten Gehör könnte man auch einen Goldenen Schnitt einstellen. Alles, was dem Song dient und weit weg von schnöden Vierteln des Delays ist, macht Spaß und klingt einzigartig. Allein für dieses Feature sollte jeder Gitarrist zumindest mal ein SDE gespielt haben. Auch für Synthesizer ist das Delay daher spannend, insbesondere wenn es per MIDI synchronisiert wird.

Für die Synthesizer-Sounds habe ich einen Moog-orientierten Mono-Synthesizer verwendet.

Es können für ein optionales Expression-Pedal unterschiedliche Poti-Zuordnungen vorgenommen werden. Hierfür sollte man in die Gebrauchsanleitung schauen. Dadurch kann beispielsweise zwischen zwei Delays überblendet werden, da sowohl minimale als auch maximale Potiwerte eingestellt werden können. So könnte in der zurückgeregelten Position des Expression-Pedals ein leiseres Delay mit kürzerer Delay-Zeit für den Rhythmus-Sound eingestellt werden. Dreht man das Expression-Pedal auf, kann man beispielsweise eine Chorus-Modulation hinzufügen, die Lautstärke des Delays anheben oder die Delay-Zeit verlängern. Es sind also zwei Presets möglich. Man könnte das Expression-Pedal auch dazu nutzen, um von einem Chorus- zu einem Vibrato-Effekt zu wechseln oder um die Modulation ein- und auszublenden. Bei der Nutzung des Expression-Pedals würde man allerdings auf die externen Taster verzichten müssen.

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Fazit

Das Boss SDE-3 ist die kompaktere Variante des Boss SDE-3000D, basierend auf dem Sound des SDE-3000 und es hat mein Lieblingsfeature, den Delay-Offset, mit an Bord. Auch bei synchronisierten Delays kommt so eine Lebendigkeit in das doppelte Delay, die sonst nicht zu erzeugen ist. Die Modulation bringt noch mehr Bewegung ins Spiel, und mit dem Hi-Cut lässt sich der Delaysound formen. Als Stereo-Effektgerät mit der Option, zusätzliche Fußtaster anzuschließen, bringt dieses Digital-Delay also einiges mit. Absolut zu empfehlen.

Plus

  • Delay-Offset
  • Modulation per Depth und Speed einstellbar
  • Hi-Cut dämpft die Höhen der Repeats
  • Stereo
  • Expression-Pedal oder Tap-Taster optional anschließbar
  • Trails/Carryover
  • klare, aber charaktervolle digitale Delays

Minus

  • Zuordnung der doppelstöckigen Potis etwas schwieriger

Preis

  • 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    masterBlasterFX

    Hallo DelayDude

    Danke für die Vorstellung dieses Gerätes.

    Super Klangbeispiele, inkl. Synth !

    Ich könnte sowas für meine Synths gut gebrauchen,
    denn ich finde auch das es nach 80s klingt.

    Gruß masterBlasterFX

  2. Profilbild
    Killnoizer

    Schöner Bericht über den Klassiker in der kleinen Neuauflage mit vielen Details zur Anwendung, allerdings steht man sich selbst ja auch manchmal auf dem Schlauch, Zitat:

    „Zuordnung der doppelstöckigen Potis etwas schwieriger…“

    Obere Schrift = oberer Knopf
    Untere Schrift = unterer Knopf

    Geht eigentlich klar 😄

  3. Mehr anzeigen
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