Wird die Richtcharakteristik auf Acht geschaltet, wird das Originalsignal etwas indirekter, da mehr Raum mit aufgenommen wird. Das macht das E300S aber sehr gut, die gewonnene Räumlichkeit lässt den Klangkörper dreidimensionaler erscheinen. An der grundsätzlichen Klangästhetik ändert sich nichts, also ruhig mal probieren.
Dafür ist die Kugel weniger geeignet, hier geht sämtliche Direktheit verloren. Aber diese Charakteristik wird ja auch vorwiegend als Athmo eingesetzt. Ein E300S dafür im Drums Aufnahmeraum kann ich mir sehr gut vorstellen.
Wobei wir bei Instrumenten wären. CAD sieht das Mikro vorwiegend als Gesangsmikrofon, was aber nicht heißt, dass es nicht auch bei anderen Anwendungen gute Arbeit leisten kann.
Da bietet sich doch wieder mal die Akustikgitarre an. Hier liefert das CAD E300S einen sehr direkten Sound, der das Instrument gut überträgt. Durch die schlanke Klangübertragung in den tiefen Mitten kann das Mikro auch mal näher an das Resonanzloch positioniert werden als sonst üblich. Dabei muss nicht mal der Low Cut bemüht werden. Der lässt sich übrigens, wie auch die anderen Schalter, nahezu knackfrei im laufenden Betrieb bedienen. Auch die Acht ist hier eine gute Option und darf gern mal angetestet werden.
Für Gitarre lässt sich sicher auch mein zweites Mikro, der Kleinmembraner CAD e70, entweder allein oder im Verbund mit der Großmembran, gut einsetzen. Zur Beurteilung nehme ich zunächst wieder ein Mikro aus meiner Sammlung mit hinzu. Da fällt meine Wahl aufgrund der verschiedenen Kapseln auf das JZ BT-201.
Auch das e70 liefert einen hohen Output, 6 dB gewinnt es hier gegenüber dem BT-201. Anders als beim CAD E300S schlägt sich das aber weniger im Rauschverhalten nieder, das e70 rauscht nur minimal weniger als das JZ Mikro.
Klanglich ist das e70 auch eher hell abgestimmt, deutliche Höhen und ein recht bedeckter unterer Mittenbereich. Bei kurzem Test mit Sprache fällt die Anfälligkeit für Wind- und Poppgeräusche auf, der mitgelieferte Windschutz ist also als eine sinnvolle Beigabe anzusehen.
Mit einem Shaker liefert das e70 ein sehr direktes Signal, das mir aber etwas zu harsch gerät. Besser gefällt mir der Klang als Overhead, hier werden die Becken mit der nötigen Brillanz übertragen. Durch die Klangcharakteristik werden die Low Cut Filter eigentlich nicht gebraucht, sie machen aber als Rumpelschutz eine gute Figur. Die Schaltvorgänge sind hier deutlich zu hören, also lieber kurz den Kanal muten.
Nun darf das e70 an die Gitarre. Da klingt es gar nicht mal schlecht, lässt aber ein wenig an Klangfülle vermissen. Auch ist das gutmütige Verhalten in Richtung Schallloch hier nicht zu verzeichnen. Probeweise schraube ich die Kugelkapsel auf den Body. Und siehe da, so klingt das e70 deutlich erwachsener. Hier Höhen sind nicht so spitz und nun sind tatsächlich tiefe Mitten vorhanden. Mit der Kugel gefällt mir der Gitarrenklang richtig gut.
Also wird mit der Kugel der Shakertest nochmals versucht. Auch hier liefert das Mikro nun einen sehr angenehmen, fast warmen Sound, der trotzdem direkt und mit dem nötigen Attack daher kommt.
Gerne nutze ich auch eine Kombination von Großmembran am Korpus und Kleinmembran am Hals für die akustische Gitarrenabnahme. Da bieten sich die beiden CADs doch direkt an. Beide Mikros werden auf Niere gestellt, das E300S zielt auf die Stegposition, das e70 auf den Hals in Höhe des 5. Bundes. Damit erziele ich einen großen Klang, der genug Bauch und drahtigen Anschlag beinhaltet. Durch die Gewichtung zwischen den beiden Mikrofonen lässt sich im Mix die Charakteristik schnell anpassen.
Nun schalte ich das Großmembran Mikro auf Acht um. Obwohl mir das mit dem CAD E300S alleine ganz gut gefallen hat, wird mir der Sound an der Stegposition nun zu indirekt und verliert Druck. Also wieder zurück auf Niere.
Dafür wird nun am e70 die Kugel ausprobiert. Und damit scheine ich den optimalen Sound für die Kombi gefunden zu haben. Der Klang der Gitarre wird noch etwas räumlicher, ohne die Präsenz zu verlieren.
Und mit diesem kleinen Exkurs in Gitarrenabnahme findet der Test hiermit ein gelungenes Ende.