Edles Design und gute Sounds
2024 stellte Casio zwei neue Digitalpianos der Celviano-Reihe vor: Die beiden Modelle Casio AP-550 und Casio AP-750 sind typische Instrumente für den stationären Einsatz und bieten neben einem natürlichen Klavierklang eine angenehm zu spielende Klaviatur, eine ausgewogene Abhöre sowie einige weitere Funktionen, die wir in diesem Test genauer unter die Lupe nehmen.
Kurz & knapp: Casio AP-550, Casio AP-750 Digitalpiano
- Klangqualität: Sehr natürliche Flügelsounds mit feinen Nuancen, besonders beim Casio AP-750.
- Spielgefühl: Hochwertige Holztastatur mit authentischer Flügelmechanik.
- Design: Schlicht, elegant und funktional – gut für moderne Wohnräume geeignet.
- Bedienung: Grundfunktionen intuitiv, erweiterte Einstellungen nur per App.
- Zielgruppe: Ideal für ambitionierte Hobbypianisten und den Unterricht zu Hause.




Inhaltsverzeichnis
- Kurz & knapp: Casio AP-550, Casio AP-750 Digitalpiano
- Casio AP-550 und Casio AP-750 Digitalpianos
- Design: Das Auge hört mit
- Tastatur des Casio AP-550 und Casio AP-750
- Sounds: Hamburg, Wien oder Berlin?
- E-Pianos, Orgeln und Streicher
- Verstärker und Lautsprecher
- Die Bedienung der Casio AP-Instrumente
- Klangbeispiele
- Klangbeispiele Casio AP-750 Digitalpiano
- Klangbeispiele Casio AP-550 Digitalpiano
Casio AP-550 und Casio AP-750 Digitalpianos
Beide Digitalpianos ähneln sich in Funktionsumfang, Bedienung und Design. Die wichtigsten Unterschiede betreffen die Lautsprecher, die beim Casio AP-750 etwas kraftvoller ausfallen. Außerdem bietet das Casio AP-750 Digitalpiano drei statt zwei Flügelmodelle sowie zahlreiche Variationen dieser Klänge.
Design: Das Auge hört mit
Beide Pianos orientieren sich am klassischen Design von Digitalpianos. Sie zeichnen sich durch eine zeitlose Formensprache aus und sind in den drei Farben Schwarz, Braun und Weiß erhältlich. Auf den ersten Blick erscheinen beide Instrumente frei von Bedienelementen. Lediglich ein Master-Volume-Regler und ein Einschaltknopf sind dezent an der rechten Seite angebracht. Wird Letzterer gedrückt, verwandelt sich die linke „Backe“ – also der Bereich links neben der Klaviatur – in eine berührungsempfindliche Fläche mit Hintergrundbeleuchtung zur direkten Anwahl der Grundklänge, des Metronoms und der Aufnahmefunktion.
Auffallend ist ein weißer, horizontaler Streifen oberhalb der Tasten, der im Takt des internen Metronoms pulsiert oder – ähnlich wie eine LED-Kette – dynamisch auf die gespielten Töne reagiert. Sofort fühlte ich mich an das KITT-Auto aus Knight Rider erinnert. Sicherlich eine Geschmackssache, die nicht allen Musikern gefallen wird – für alle anderen lässt sich die Funktion jedoch auch deaktivieren.
Links neben dem Streifen können über beleuchtete und berührungsempfindliche Zonen die Flügelklänge direkt angewählt werden. Die übrigen Klänge (E-Pianos, Cembali, Orgeln und Streicher) werden über die Klaviatur aufgerufen und sind dafür dezent über den entsprechenden Tasten beschriftet. Das wirkt aus rein ästhetischer Sicht etwas inkonsequent und passt nicht ganz zur ansonsten glatten und schnörkellosen Oberfläche – die übrigens den angenehmen Vorteil hat, kaum Fingerabdrücke anzunehmen.

Das Casio AP-550: Im Vergleich zum Casio AP-750 ist es etwas weniger hoch, außerdem fehlt die Bechstein-Plakette
Tastatur des Casio AP-550 und Casio AP-750
Die Klaviaturen des Casio AP-550 und Casio AP-750 tragen die Bezeichnung Smart Hybrid Hammer Action und bestehen aus einer Kombination von Fichtenholz und Kunststoff. Sie sind mit einer simulierten Flügelmechanik verbunden, deren Spielgefühl dem eines akustischen Konzertflügels bemerkenswert nahekommt. Die Tastatur reagiert feinfühlig, repetiert schnell, und die leicht angeraute Oberfläche bietet zusätzlichen Grip und ein angenehm natürliches Spielgefühl.
Sounds: Hamburg, Wien oder Berlin?
Als einziges Modell der AP-Serie verfügt das Casio AP-750 über drei Flügel-Samples, benannt nach den Städten der jeweiligen Klavierbauer. Auch wenn es von Casio keine offizielle Bestätigung dazu gibt, darf man annehmen, dass es sich beim „Hamburg“-Modell um einen Steinway handelt und beim „Wien“-Modell um einen Bösendorfer – jeweils sehr wahrscheinlich in Form eines Konzertflügels. Beim Modell „Berlin“ ist die Herkunft hingegen klar: Casio verweist mit sichtbarem Stolz auf die Zusammenarbeit mit dem Berliner Traditionshaus Bechstein, dessen Konzertflügel D-282 nach wie vor zu den besten am Markt zählt.
Der Klang des Bechstein-Modells wirkt meiner Meinung nach etwas schlanker als der der beiden anderen, mit einer leicht drahtigen Tendenz, die durchaus ihren Reiz hat. Das Wiener Modell klingt ein wenig „alt“ – was keineswegs negativ gemeint ist. Neudeutsch würde man von einer Vintage-Note sprechen, auch wenn der Flügel selbst mit Sicherheit neueren Datums war. Insgesamt ergibt sich ein traditioneller, charaktervoller Klang.
Das „Hamburg Grand“ bietet hingegen etwas mehr Druck und einen tendenziell warmen Klang, was mich etwas überraschte. Eigentlich hätte ich das eher vom Bösendorfer erwartet – aber wie so oft kommt es letztlich auf das konkrete Instrument an, das gesampelt wurde, und nicht nur auf die Marke. Jeder Flügel ist ein Individuum – das mag pathetisch klingen, entspricht aber der Realität.
Mit den drei Sample-Sets ist das AP-750 breit aufgestellt, zumal die Klänge jeweils auch in einer weicheren und brillanteren Variante vorliegen, die vermutlich mithilfe eines internen Equalizers erzeugt werden. Weitere Varianten sind mit Bezeichnungen wie „Rock“, „Jazz“ und „Ballad“ versehen. Ehrlich gesagt sprachen mich diese weniger an – sie wirkten auf mich charakterlich zu ausgeprägt, beinahe plakativ. Möchte ich einen präsenten, hellen Klang (z. B. für Rock), setze ich das lieber über den Anschlag um – was bei den drei Hauptklängen problemlos möglich ist.
Das Casio AP-550 verwendet dieselben Hamburg- und Wien-Samples wie das AP-750, während das Berliner Bechstein-Sample exklusiv dem AP-750 vorbehalten bleibt.
Was beiden Instrumenten fehlt, sind Klavier-Samples mit alternativen Klangcharakteristiken, etwa präparierte Instrumente mit Filz. Solche Felt-Piano-Sounds gehören heute zum guten Ton und kommen häufig in Pop- und Neoklassik-Produktionen zum Einsatz, etwa bei Künstlern wie Nils Frahm. Casio geht hier bewusst einen traditionelleren Weg und verzichtet unter anderem auch auf historische Instrumente wie Hammerflügel, die durchaus auch im modernen Kontext ihren Platz haben.
Wer nach solchen Klangfarben sucht, wird bei Casio nicht fündig – mit Ausnahme des obligatorischen Cembalos (Harpsichord). Klassenprimus in dieser Hinsicht bleibt weiterhin Nord, deren Instrumente über zwanzig unterschiedliche Samplesets von Flügeln und Klavieren – sowohl älteren als auch neueren Datums – bieten. Die Frage bleibt, wie immer: Braucht und nutzt man diese Vielfalt tatsächlich?
E-Pianos, Orgeln und Streicher
Neben den Flügelklängen, die man als Spieler vermutlich am häufigsten nutzen wird, verfügen das Casio AP-550 und das AP-750 über eine Handvoll weiterer Sounds – darunter zwei Rhodes-Varianten: „Elec Piano“ und „60s Elec Piano“. Diese klingen angenehm kernig und druckvoll und weisen bei hartem Anschlag eine leichte Verzerrung auf. In der Grundeinstellung liegt nach meinem Geschmack etwas zu viel Tremolo auf dem Rhodes, was sich jedoch über die App problemlos anpassen lässt.
Die beiden digitalen E-Pianos erinnern stark an die typischen Klänge eines Yamaha DX7 und versprühen jede Menge 80er-Jahre-Charme mit einem Hauch Glitzer.
Auch die Hammond-Orgel („Jazz Organ“), das Vibraphon und die Pfeifenorgel klingen überzeugend, sind aber eher als kleine klangliche Ergänzung zu verstehen denn als zentrale Elemente.
Verstärker und Lautsprecher
Beide Digitalpianos sind mit eigens entwickelten Lautsprechersystemen ausgestattet. Beim Casio AP-550 kommt ein Zweiwege-System mit vier Lautsprechern zum Einsatz, während das AP-750 über die doppelte Anzahl an Wegen und Lautsprechern verfügt. Dieses sogenannte Grandphonic-System klingt differenziert und natürlich – und kommt dem Erlebnis eines akustischen Instruments bemerkenswert nahe. Beide Systeme bieten eine Gesamtleistung von 40 Watt und sind laut genug, um sich auch auf kleineren Bühnen neben einem Schlagzeug zu behaupten. Die Lautsprecher sorgen für einen ausgewogenen Klang mit überzeugender Lautstärke.
Für zusätzliche klangliche Varianz sorgt die Abdeckklappe, die – ähnlich wie ein Flügeldeckel – geöffnet werden kann. Dadurch wird der Klang etwas präsenter und lauter, auch wenn die Unterschiede im Gesamtbild eher dezent bleiben.
Lediglich bei den E-Piano- und Hammond-Sounds hätte ich mir etwas mehr Basspräsenz gewünscht – wobei diese Klänge ohnehin nicht zur Kernkompetenz des AP-550 und AP-750 gehören. Interessant ist hingegen, dass sich die Instrumente auch als Hi-Fi-Anlage verwenden lassen: Externe Klangquellen können bequem per Bluetooth verbunden werden.
Die Bedienung der Casio AP-Instrumente
Bei aller Begeisterung für das Spielgefühl und den Klang der Casio AP-550 und AP-750 Digitalpianos bin ich vom Bedienkonzept nicht restlos überzeugt – auch wenn es einen durchaus eigenen Ansatz verfolgt. Ziel der Designer war es offensichtlich, die Instrumente so schlicht wie möglich zu gestalten. Deshalb verfügen sie – abgesehen von einem Lautstärke- und einem Einschaltknopf – über keine sichtbaren Bedienelemente, sondern präsentieren sich zunächst mit glatten Oberflächen. Nach dem Einschalten verwandeln sich diese in berührungsempfindliche Bedienfelder mit gut lesbarer, weißer Beschriftung.
Die Bedienung ist teilweise intuitiv: Durch Berührung der Frontabdeckung werden beleuchtete Schaltflächen aktiviert. Ein kurzes Antippen genügt, um einen Klang auszuwählen oder das Metronom zu starten. Der volle Funktionsumfang steht jedoch nur über die Casio-App für iOS und Android zur Verfügung.
Die Casio Music Space App ist übersichtlich gestaltet und bietet Zugriff auf zahlreiche Funktionen wie Layer-Sounds, Aufnahmeoptionen oder das automatische Stummschalten bei angeschlossenen Kopfhörern. Zudem lassen sich über die App Notensätze ausgewählter Stücke laden, die in einem animierten Piano-Roll-Modus in beliebigem Tempo abgespielt werden. Dabei wird angezeigt, welche Taste wann gespielt werden soll. (Was allerdings nicht angezeigt wird, ist der dazugehörige Fingersatz – man würde sich dadurch vermutlich eine eher krude und unergonomische Spielweise aneignen. Einen Klavierlehrer kann die App also nicht ersetzen.)
Eine weitere, eher spielerische Funktion der Music Space App ist der Live Concert Simulator, der die Akustik verschiedener Konzertsäle, Arenen und Jazzclubs simuliert – für ein möglichst authentisches Konzertgefühl zu Hause. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann sogar Publikumsgeräusche hinzumischen – vom Auftrittsapplaus über verhaltenes Husten bis hin zu Hintergrundgesprächen. Auf den ersten Blick mag das wie eine Spielerei wirken, doch könnte diese Funktion tatsächlich helfen, Lampenfieber zumindest ansatzweise abzubauen.
Klangbeispiele
Um die klanglichen Unterschiede zwischen den Modellen deutlich herauszuarbeiten, wählten wir für diesen Test einen etwas ungewöhnlichen Ansatz: Zusätzlich zur internen Klangaufnahme wurden die Digitalpianos mit Mikrofonen aufgenommen, die knapp über der Position des Spielers platziert waren. Beide Instrumente standen im selben Raum – einem etwa 50 Quadratmeter großen Seminarraum mit Teppichboden, großen Fenstern und einigen Möbelstücken. Sicherlich keine ideale Studioumgebung, aber ein Setting, das einer typischen Heimsituation durchaus nahekommt.
Ich habe mich leider auch von einer Touch-Oberfläche „blenden“ lassen und mir ein E-Piano mit Touch-Fläche gekauft, welches (auch, bzw. Umfangreich) mit dem Tablet gesteuert werden kann.
Ich würde es nie wieder machen. Ständig kommt man an diese Touch-Oberfläche und verstellt etwas. Wenn man was am Tablet eingibt und die Hand auf dem Keyboard „ablegt“, bums, wieder was verstellt. Zudem fehlt ein Haptisches Feedback und eben die Bedienung ist auch nicht ganz astrein, gerade ein fehlendes Jogwheel.
Ich hoffe doch sehr, dass der Trend bald aufhört und nicht noch mehr zunimmt. Es sieht zwar schick aus, gebe ich wohl zu, aber wenn man etwas mehr dran machen möchte ist es einfach nur nervig.
@Andreas Sehe ich genauso. Außerdem bin ich zu lange Keyboarder um mich von Tablet-Pianos locken zu lassen.
@Andreas deswegen beim Herd extra einen oldschool mit potis 😁
der mit Touch hätte zwar 4 kochflächen statt 3 aber ich brauche meistens eh nur eine. 😁
bei Autos machen anscheinend auch die alten knöpfe wieder ein Comeback. dort ist touch noch sinnloser.