Modellpflege oder neuer Piano-Überflieger?
Vor rund zwei Jahren brachte Casio seine beiden Digitalpianos PX-S1000 und PX-S3000 auf den Markt. Im September dieses Jahres erschienen dann die beiden Nachfolger mit der Bezeichnung PX-S1100 und PX-S3100. An welchen Stellen Casio bei denen von uns damals bereits mit einem „sehr gut“ getesteten E-Pianos nachgebessert hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Vorab rufen wir nochmal das Fazit des Vorgängers in Erinnerung:
„Mit dem PX-S3000 bietet Casio ein sehr gutes Digitalpiano für zu Hause an. Dank der kompakten Maße und des geringen Gewichts spricht aber nichts dagegen, das Piano gelegentlich auch zu einer Probe oder einem Auftritt mitzunehmen. Das moderne Design und die Bedienung über eine Touch-Oberfläche lassen das PX-S3000 und den kleineren Bruder PX-S1000 zum „E-Piano 2.0“ werden, hiermit hebt sich Casio deutlich von den Mitbewerbern an.
Die Klangpalette des PX-S3000 ist sehr groß und bietet tolle akustische Pianos, Streicher und Pads. Die E-Pianos sind zahlreich vorhanden, können aber nicht ganz mit der Qualität der akustischen Pendants mithalten. Auch im Sammelsurium der Other-Sounds finden sich nur wenige Highlights.
Auf Wunsch lässt sich das E-Piano über Smartphone/Tablet steuern, so hat man stets einen galanten Zugang zu allen Funktionen des Pianos.“
Was bietet das Casio PX-S1100?
Für unseren Test stellte uns Casio das kleinere der beiden Modelle, das PX-S1100, zur Verfügung. Wobei sich „kleiner“ nicht auf die Größe des Pianos, sondern ausschließlich auf die Anzahl der Features bezieht. Denn mit den Maßen 1322 x 232 x 102 mm sind die beiden PX-Pianos größentechnisch identisch, unterscheiden sich aber sehr wohl funktional als auch im Preis. Dem größeren Modell PX-S3100 werden wir uns zeitnah in einem separaten Test widmen.
Hinsichtlich des äußeren Erscheinungsbilds muss man beim PX-S1100 schon ziemlich genau hinschauen, ob und wenn ja, was sich auf der Bedienoberfläche getan hat. Die grundsätzliche Optik hat Casio beibehalten und bietet mit dem PX-S1100 insgesamt ein modern und elegant aussehendes E-Piano, das sowohl zu Hause, im Proberaum oder bei Auftritten zum Einsatz kommen kann. Ein klarer Vorteil des Pianos sind die schlanken Maße. Zwar bringt es das Piano auf eine stattliche Länge von 132,2 cm (irgendwo müssen 88 Tasten ja ihren Platz finden), dafür ist es sehr schmal gehalten. Farblich ist das minimalistisch designte Piano in Schwarz, Rot und Weiß erhältlich.
Bedienung des Casio PX-S1100
Wie auch beim Vorgänger PX-S1000, setzt Casio beim S1100 auf Touch-Flächen anstatt auf herkömmliche Buttons. Das wirkt modern und frisch, funktioniert in der Praxis auch sehr gut. Bei der Anwahl der Sounds hat Casio die „Elec. Piano“ in die „Grand Piano“-Sektion aufgehen lassen. Hierin befinden sich nun alle 18 Sounds des Pianos.
Ansonsten bietet das Digitalpiano die Touch-Flächen Function, Sound Mode, Metronome, Play/Stop, Record sowie einen klassischen Button für Power-on/off. Über Function gelangt man zu den internen Effekten des Pianos, über Sound Mode gelangt man zu den detaillierten Einstellungen, um den Klavier-Sound des Pianos anzupassen.
PX-S1100: Tastatur und Lautsprechersystem
Hinsichtlich der Tastatur gibt es zum Vorgänger PX-S1000 keinerlei Unterschied, d. h. Casio setzt weiterhin auf die „Smart Scaled Hammer Action Keyboard“-Tastatur mit 88 Tasten. Die Tasten sind vergleichsweise leicht gewichtet und ermöglichen entsprechend einen guten Übergang für all diejenigen, die vom Keyboard oder Controllerkeyboard auf ein E-Piano wechseln. Die Oberfläche der Tasten ist leicht angeraut, was insgesamt einen guten Halt auf den Tasten ermöglicht.
Am Lautsprechersystem hat man bei Casio laut eigenen Angaben etwas gewerkelt. Der Klang soll nun voller und räumlicher sein, was ohne einen 1:1-Vergleich aber kaum nachzuvollziehen ist. So oder so wird recht schnell klar: Das PX-S1100 bietet einen sehr angenehmen Klang, der schön rund und ausgewogen ist. Etwas mehr Tiefgang und Präsenz im Bassbereich würde dem E-Piano noch gut zu Gesicht stehen, dies ist aber konstruktionsbedingt – wie bereits erwähnt punktet das PX-S1100 mit seinen schmalen Maßen – vermutlich nicht so einfach umzusetzen. Trotzdem muss man sich bei diesem E-Piano keine Gedanken um einen ordentlichen Sound machen.
Für kleinere Gigs reicht die Lautstärke des Pianos ohne Weiteres aus, bei größeren Events muss dann eben eine externe PA bzw. Aktivboxen her.
Anschlüsse des E-Pianos
Den Anschluss an eine externe Beschallungsanlage ermöglicht das PX-S1100 über ein 6,3 mm Klinkepärchen. Verbindung zum Computer stellt das Piano über einen USB-Port her, wobei das S1100 im Vergleich zu seinem Vorgänger nun über einen zweiten USB-Port verfügt. An diesen wird der zum Lieferumfang gehörende Bluetooth-Adapter angeschlossen. Dieser ermöglicht sowohl Bluetooth-Audio als auch Bluetooth-MIDI. Zum Vergleich: Das PX-S1000 verfügte noch über eine interne Bluetooth-Schnittstelle, konnte dafür aber auch nur Audio-Daten drahtlos verarbeiten. Mit dem externen Adapter funktioniert jedes beides.
Da der Bluetooth-Adapter zum Lieferumfang des Pianos gehört, geht das soweit auch in Ordnung und stellt für mich keinen Anlass zu Kritik dar.
So oder so bringt die Bluetooth-Schnittstelle deutliche Vorteile mit sich. Denn auch wenn die Bedienung des PX-S1100 grundsätzlich einfach gehalten ist, kommt sie nicht gegen den Komfort eines Touchscreens an. Und genau dies ermöglicht der Bluetooth-Adapter. Denn Casios kostenlose App „Chordana for Piano“ ist mit den beiden aktuellen PX-S-Pianos kompatibel und erlaubt beispielsweise die Fernsteuerung des E-Pianos vom Smartphone, u. a. können Sounds selektiert, Effekte eingestellt oder Demo-Songs gestartet werden:
Wie auf dem zweiten Bild zu erkennen ist, lassen sich mit der Chordana App auch Splits und Layer einstellen. Das funktioniert zwar auch direkt am Piano, geht über die App aber tatsächlich deutlich schneller und komfortabler.
Ansonsten befinden sich auf der Rückseite des Pianos noch zwei Pedalanschlüsse. Wahlweise kann man hier ein herkömmliches Sustain-Pedal (6,3 mm Klinke) – beispielsweise das zum Lieferumfang gehörende SP-3 Pedal – oder Casios optional erhältliche 3-fach-Pedaleinheit SP-34 anschließen. Abgeschlossen wird die Rückseite mit der Netzteilbuchse. Das hierfür vorgesehene externe Netzteil befindet sich ebenso im Lieferumfang wie ein Notenständer. Alternativ lässt sich das Piano auch mit sechs AA-Batterien betreiben, was das PX-S1100 besonders für mobile Musikacts, Walking-Bands oder Straßenmusiker interessant macht.
Auf der Vorderseite und damit leicht von der Spielerposition zugänglich hat Casio zwei 3,5 mm Kopfhöreranschlüsse untergebracht.
Als kleines Extra bekommt man von Casio ein Notenbuch dazu, das allerdings lediglich im PDF-Format heruntergeladen werden kann. Drucken muss man also selbst bzw. ein Tablet benutzen.
Wie klingt das Casio PX-S1100?
Wie bereits erwähnt, hat Casio etwas am Lautsprechersystem des Pianos gearbeitet, wobei die hieraus entstehenden klanglichen Unterschiede nur in einem Direktvergleich hörbar sind. Bei den Sounds handelt es sich um exakt die gleichen wie im Vorgänger PX-S1000, so dass man im Gesamtblick festhalten muss, dass Casio hier insgesamt eine schöne und gute Modellpflege betreibt.
Klanglich präsentiert sich das PX-S1100 mit guten, teils sogar sehr guten akustischen Pianos. So erklingt der Haupt-Sound „Grand Piano Concert“ schön rund, aber mit einem gewissen weichen Touch. Auch wenn es man es konstruktionsbedingt nicht unbedingt erwarten würde, bringt das E-Piano auch den Bassbereich der Flügel-Sounds gut ans Ohr, super. Im folgenden Video findet ihr einige Klangbeispiele zum PX-S1100:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Deutlich heller und knalliger abgestimmt sind die beiden „Bright“ und Rock Piano“-Varianten. Etwas einfacher gehalten, aber dadurch nicht schlechter, ist das „Jazz Piano“. Schön ist, dass Casio beim PX-S1100 wieder diverse klangliche Zusätze ermöglicht, die die Preset-Klänge ein gutes Stück realistischer klingen lassen. So kann man beispielsweise Dämpfer- und Saitenresonanzen sowie Dämpfergeräusche jeweils in vier Stufen hinzuzumischen. Auch die maximale Polyphonie von 192 Stimmen ist mehr als ausreichend.
Wie bei vielen anderen Digitalpianos auch, fallen die E-Piano-Sounds beim PX-S1100 vergleichsweise weich aus. So richtige Funk-„Rotzer“ findet man hier also nicht, dafür aber sehr wohl die passenden Klänge für ruhigere Rhodes- und Wurlitzer-Songs. Weniger überzeugt bin ich von den „Digital Pianos“, diese klingen leider eher mittelmäßig.
Bei den restlichen Sounds, die sich auf die Gruppen Orgel, Streicher, Harpsichord verteilen, ergibt sich ein gemischtes Bild. Die Orgeln sind eher so lala, gut zu gebrauchen sind aber Streicher und Harpsichord.
Welche Effekte und Recorder bietet das Casio PX-S1100?
Um die internen Sounds noch etwas aufzuwerten bzw. im passenden virtuellen Raum zu platzieren, bietet das Casio PX-S1100 sowohl einen Hall- als auch einen Chorus-Effekt. Hinzu gesellt sich ein in sieben Stufen einstellbare Brillanz-Regler, mit dem der Gesamtsound von „dunkel“ bis „hell“ getrimmt werden kann.
Auch über eine Aufnahmefunktion verfügt das neue Casio Piano. Sowohl MIDI- (1 Song, 2 Spuren) als auch Audio-Dateien können aufgezeichnet werden, wobei für die Audio-Dateien im WAV-Format (44,1 kHz) ein USB-Speichermedium angeschlossen sein muss.
Ist mir ja ziemlich unverständlich, warum die Bluetooth Steuerung via App nicht schon bei der ersten Version – die ich vor zwei Jahren gekauft habe – implementiert ist. Ist ja nicht so, als wenn Bluetooth damals nicht existiert hätte…
Die Bedienung via Function+Tastatur finde ich nämlich äußerst unintuitiv, ohne das “Handbuch” ist man da aufgeschmissen.
Sei’s drum, ich benutze das Ding meist eh nur mit dem Standard-Pianosound und gelegentlich dem Rhodes, dafür ist das völlig ausreichend. Die Tastatur mit der leicht angerauten Oberfläche finde ich total angenehm und war neben den geringen Ausmaßen und dem Gewicht einer der Hauptgründe für meine Kaufentscheidung.