Test: Celemony, Melodyne Editor 2, Software

Was gibt’s Neues?

Time Handle

Time-Griff

Gleich zwei neue Werkzeuge bringt Version 2, um das zeitkritische Arbeiten mit den Blobs auf eine neue Stufen zu heben. Das erste Werkzeug nennt sich Time-Handle.
Dazu wird in einem Blob das neue Handle gesetzt und dient nun innerhalb des Blobs als Referenzpunkt. Nun ist es möglich, die umliegenden Audioinformationen durch Verschieben des Handles innerhalb des Blobs zeitlich entsprechend zu stauchen oder zu stecken. So wird je nach Ziehbewegung eine Seite des Blobs gestaucht und die andere gestreckt. Die Gesamtlänge des Blobs bleibt dabei unverändert, genauso wie seine Position auf dem Zeitlineal. Ähnliches kennt man zwar schon von diversen Stretch- und Slice-Algorithmen aus der DAW, aber auf so tiefer Basis war dies bisher nicht möglich. In der Praxis können damit sehr feinfühlige Änderungen des artikulatorischen Micro-Timings innerhalb eines Blobs vorgenommen werden und z.B. in einer Gesangspassage die Längen von Silben angepasst werden oder wenn der Hauch ins Mikrofon nachgebessert werden muss. Bei Akkorden mit lang gehaltenen Streichern oder Synthi-Pads können mit diesem Werkzeug auch sehr spannende Variationen der relativen Timbres der Noten zueinander erzeugt werden. All dies kann zu dramatischen Stimmungsänderungen der Aufnahme führen, die mit wenigen Mausklicks bewerkstelligt wurde.

Attack Speed

Attack Speed-Griff

Das Attack Speed Werkzeug ist für die Bearbeitung von Transienten, d.h. der Dauer der Einschwingphase einer Audioaufnahme zuständig. Nun gibt es Transienten Plug-ins schon zu Hauf und haben sich schnell als Geheimwerkzeug etabliert, doch auch hier arbeitet Melodyne in einer Tiefe und mit einer Präzision, die anderweitig kaum möglich ist. So können mit Version 2 die Transienten jedes einzelnen Blobs genau angepasst werden, ohne den Rhythmus an sich zu verändern. Selbstverständlich ändert sich dadurch nicht nur das Micro-Timing des Blobs, sondern natürlich auch der Charakter des Audioinhalts. Denn Transienten beeinflussen nicht nur die räumliche Position, sondern auch die Stimmung und die Spielcharakteristik eines Instruments wie z.B. zart gezupfte oder hart gerissene Saite einer Gitarre. Bei menschlicher Sprache, die um einiges komplexer ist, können die Auswirkungen umso vielseitiger sein. Bei Vokalen oder theatralisch gerrrrolltem „R“ geht es dann mehr um Einstimmen und z.B. Vibrato und bei Plosiv- oder Dentallauten um die Schärfe der Aussprache. Das sind nur einige der artikulatorischen Spannungsmomente beim Arbeiten mit Gesangsaufnahmen. Doch es gibt keine Einschränkungen darüber, welches Material hier zur Anwendung kommen kann.