Ein wahrhaft mobiles Interface
Die Zahl an (wirklich) mobilen USB-Audiointerfaces ist – um es mal vorsichtig zu formulieren – überschaubar. Und mit „mobil“ meine ich, dass die so handlich und kompakt sind, dass man die auch in der Jackentasche transportieren kann – und die nicht einfach nur „irgendwie transportabel“ sind.
Kein Wunder also, dass der CEntrance MicPort (ja, das E wird tatsächlich groß geschrieben) mit seiner kompakten Bauform und dem herausragenden Klang bei allen, die auf guten portablen Sound angewiesen sind, schnell sehr beliebt wurde (und auch heute noch bei BBC, CNN, NBC, CBS und anderen US-Sendern im Einsatz ist). Jetzt, gut 12 Jahre später, ist der Nachfolger erschienen, der CEntrance MicPort Pro 2, der äußerlich kaum wiederzuerkennen ist. Aber wurde das USB-Audiointerface auch technisch komplett überholt oder hat sich CEntrance auf eine optische Politur beschränkt?
Background: CEntrance
Die Produkte der US-amerikanischen Firma aus Chicago sind zwar allgegenwärtig, ihr Name ist vielen aber weniger geläufig. Im Jahr 2000 gegründet, liefern sie seit 2004 Bauteile und Schaltungen im Bereich FireWire und USB-Audio an die Großen der Branche – wie etwa Korg, Behringer, Alesis, Gibson, Line6 oder Zoom. Ab 2016 entwickelte man auch Referenz-Designs für Smart Speaker. Das erste eigene Produkt war 2007 das MicPort Pro. Anschließend kamen (unter anderem) der DACport (2009), ein D/A-Wandler und Kopfhörerverstärker für den HiFi-Bereich. Es folgten – nach dem Gitarren-Interface AXE Port (2009) – dessen kleinere Desktop-Version DACmini CX, der portable Amplifier HiFi-M8 (2013), das HiFi-Skyn und das mobile DACportable. 2018 dann erschien mit dem MixerFace R4 das erste mobile Recording-Interface, der auf der NAMM den Titel „Best of Show“ bekam. Und nun also der CEntrance MicPort Pro 2. Die Produktrange ist also überschaubar geblieben, man beschränkte sich auf einige wenige, aber dafür hochwertige Produkte.
Überblick: Technische Daten und Versionen
Mit dem CEntrance MicPort Pro 2 kann in 16/24 Bit Auflösung und einer Sample-Rate von 44,1 bis 192 kHz aufgenommen werden (inklusive 88,2 und 176,2 kHz). Der Combo-Eingang (XLR, 6,3mm) verarbeitet Mikrofon-, Line- und Instrumentensignale; +48V Phantomspannung können dabei zugeschaltet werden. Den Gain des zweistufigen Jasmine-Mikro-Vorverstärkers gibt CEntrance mit über 55 dB an, USB wird in der Version 2.0 genutzt, kompatibel ist das Interface mit iPhone, iPad, Android, Mac, Linux und PC.
Den MicPort Pro 2 gibt es in zwei Versionen: einmal die Basic-Variante und zum anderen eine Plus-Version, die uns zum Test vorlag. Letztere besitzt zum einen zusätzlich einen Limiter (weshalb die bei uns auch gelegentlich als „Pro 2L“ angeboten wird), zum anderen eine „Dual Clipping Protection“, bei der ein zweiter Track zusätzlich aufgezeichnet wird, dann mit -12 dB.
Ausgepackt: Alles Öko oder was?
Die Verpackung ist höchst unscheinbar: Ein kleiner schwarzer Pappkarton, auf dem Deckel ein weißer Aufkleber mit ein paar Worten zum enthaltenen Produkt und der Vermerk „New, eco friendly packaging“ – keine Farbe, keine Hochglanzbildchen. Das nenne ich mal Understatement. Im Inneren ein schwarzes, „auf Kante genähtes“ Stoffsäckchen, das aber auch keinen Millimeter kleiner hätte ausfallen dürfen: Man muss schon etwas fummeln, um den MicPort Pro 2 da heraus zu puhlen (und noch mehr, um es da wieder hinein zu bekommen). Ebenfalls noch enthalten: ein 50 cm kurzes USB-Kabel, eine kleine Pappkarte mit einer Übersicht über die Anschlüsse und Bedienelemente und einige Quickstart-Hinweisen und ein kleiner Metallbügel, wie er auch bei Smartphones mitgeliefert wird – dort, um das SIM-Kartenfach zu öffnen, hier, um die kleinen Schalter am MicPort Pro 2 bedienen zu können (dazu gleich mehr). Der Metallbügel wurde übrigens im gleichzeitig eingetroffenen Testmuster zum MixerFace R4B durch eine beiliegende bunte Büroklammer ersetzt – kann man mal so machen. Übermäßigen Materialverschleiß kann man CEntrance da nun wirklich nicht nachsagen.
Angeschaut: Alles neu, alles anders und von allem mehr
Mit seinem Vorgänger hat die Version 2 des MicPort Pro wirklich kaum noch etwas gemeinsam. Wir erinnern uns (oder auch nicht): Der ähnelte mit seinem abgerundeten Gehäuse, den beiden Drehreglern obendrauf und der oben herausstehenden XLR-Buchse tatsächlich derart frappierend einer E-Zigarette, dass vermutlich schon Menschen versucht haben, da Liquids einzufüllen (wer regelmäßig auf Facebook unterwegs ist, der weiß, dass nichts so blöd ist als dass es nicht schon irgendjemand versucht hätte).
Das massive, mattschwarze Alugehäuse (45 x 36 x121 mm groß) ist jetzt etwas in die Breite gegangen, nur noch die Kanten sind abgerundet. Der so gewonnene Platz wurde aber auch dringend benötigt: Gab es auf der Unterseite bzw. auf dem Boden des Vorgängers nur eine USB-Buchse, einen 48V-Taster und den 3,5 mm Kopfhöreranschluss, so finden sich beim MicPort Pro 2 zusätzlich ein zweiter USB-Port, ein Limiter (in der Plus-Version) und ein Powerbutton. Die Vorderseite des Gehäuses zieren nun drei statt zwei Drehregler, außerdem ist noch Platz für einen Hi-Z und einen HPF-Schalter. Die vormals vorstehende XLR-Buchse wurde zu einer XLR/Klinke-Kombibuchse und zudem im Gehäuse versenkt. Auf der Rückseite dann ein Gewinde, um das Interface auf einem Stativ zu montieren.
Das Plus an Technik schlägt sich auch im Gewicht nieder: Brachte der Vorgänger gerade einmal 65 Gramm auf die Waage, ist das MicPort Pro 2 mit 170 Gramm fast drei Mal so schwer. Wozu das nun alles nun benötigt wird und wie sich die Technik in der Praxis schlägt – das klären wir gleich.
Das ist neu
Wichtigste Neuerung ist wohl der jetzt eingebaute Akku. Wer seinen alten MicPort Pro am Smartphone betrieben hat, dürfte diesen Umstand feiern, zog der Vorgänger doch ordentlich Saft aus seinem Host – was dann die Nutzungsdauer in der Praxis deutlich schmälerte. Die Laufzeit des vollgeladenen Akkus wird vom Hersteller mit mindestens sechs Stunden angegeben, bei gleichzeitiger Nutzung der Phantomspannung dann etwa eine halbe Stunde weniger; zur Aufzeichnung einer Veranstaltung, eines längeren Podcasts oder Interviews sollte das aber in jedem Fall ausreichen. Nach gut vier Stunden ist das Gerät komplett geladen, wem 90 % Ladung reichen, kann den Stecker schon nach drei Stunden ziehen. Eine dreistufige LED gibt dann Auskunft über die verbleibende Kapazität (3 LEDs = über 75 %, 2 LEDs = ca. 50 %, 1 LED = weniger als 25 %)
Die XLR-Buchse wurde – wie schon erwähnt – durch eine (Neutrik) Kombo-Buchse ersetzt, die im Gehäuse versenkt ist. Nichts geändert hat man aber an der bisher fehlenden Verrieglungsmöglichkeit der Buchse. Im stationären Betrieb ist das ja noch zu verschmerzen, im mobilen Einsatz aber – wo man unter Umständen ja nun auch in Bewegung ist, etwa bei einem Konzert oder während eines Interviews aus einer Menge von Hörfunkkollegen heraus – ist die Gefahr, dass dabei das Mikrofonkabel herausgerissen wird, schon wesentlich größer; das kreide ich dem MicPort Pro 2 schon als mittelschweres Versäumnis und als Minuspunkt an.
Neu ist auch der Jasmine-PreAmp, der mehr Dezibel und weniger Rauschen auf die Waage bringt als sein Vorgänger. Weitere offensichtliche Neuigkeiten schließlich sind die Hi-Z, HPF- und Limiter-Schalter, Signal- und Peak-LEDs, eine zweite USB-Buchse sowie ein Blend-Control-Regler zur Justierung des Mix zwischen Input-Signal und USB-Playback. Ein ziemliches Paket also, das wir jetzt natürlich mal einem Praxistest unterziehen werden.
CEntrance MicPort Pro 2 Installation an PC, iOS- und Android-Geräten
Hier wird ein Treiber benötigt. Zwar wird das MicPort Pro 2 auch so von Windows 10 erkannt, irgendwas wird auch automatisch installiert, als Recording-Interface lässt sich das Gerät anschließend aber nicht nutzen. Also den Treiber (Version 8.0.2 von Juli 2019) herunterladen. Den gibt es aber nur gegen Herausgabe einer E-Mail-Adresse, an die dann ein Downloadlink geschickt wird. Und zukünftig dann vermutlich auch jede Menge Werbung. Daumen runter für ein derartiges Geschäftsgebaren. Der Asio-Treiber (der übrigens für alle CEntrance-Produkte gilt) ist dann jedenfalls schnell installiert. Bei der nächsten Verbindung mit dem PC wird der „CEntrance Recording Mixer“ dann auch als Eingabegerät aufgeführt und kann in einschlägigen Programmen wie z. B. Sound Forge oder Wavelab genutzt werden.
Unter iOS und Android hingegen werden keine gesonderten Treiber oder Vorbereitungen benötigt. Einfach anstöpseln und los geht’s. Vorausgesetzt, man hat die richtigen Kabel zur Hand. Für iOS zum Beispiel Micro-USB auf Lightning, für Android USB 2.0 Micro B auf das inzwischen gängige USB 3.0 C. Die hat ja nun nicht jeder im Haus – im Gegensatz zum mitgelieferten USB 2.0 A auf USB 2.0 Micro B; da wäre es nett gewesen, die da benötigten Kabel ebenfalls dazuzulegen, kann ja so teuer auch nicht sein.
Laut Hersteller ist der MicPort Pro 2 unter anderem kompatibel zu Apps wie Audio Evolution, Aurio Pro, Cubasis, Field Recorder, GarageBand, Bandlab oder FL Studio Mobile und einigen anderen. Unter Linux und am Mac konnte ich den CEntrance MicPort Pro 2 mangels Gerätschaft leider nicht testen.
Handhabung und Klang: Der MicPort Pro 2 in der Praxis
Da dem MicPort in der neuen Version ja nun ein zweiter USB-Port spendiert wurde, kann man das mobile Audiointerface gleichzeitig über die eine Buchse mit dem Rechner oder Mobilteil verbinden und über die zweite (dafür vorgesehene) aufladen; so läuft man dann nicht Gefahr, dass der MicPort das Smartphone im Nu leergesaugt hat.
Die Bedienung der vier winzigen Mikro-Schalter (für Hi-Z, HPF, Limiter und +48V) ist wie erwartet etwas fummelig, aber da muss man ja nicht allzu oft ran. Die gewählte Einstellung ist aber – trotz der geringen Größe der Schalter – gut abzulesen; lediglich beim +48V-Schalter hätte ich mir noch eine zusätzliche LED gewünscht. Für den mobilen Einsatz sollte man sich aber in jedem Fall einige Ersatz-Metallbügel (oder Büroklammern) für deren Bedienung einstecken, da man das kleine Teil recht schnell verlieren dürfte. Auch sollte man sich auf jeden Fall ein längeres USB-Kabel als das mitgelieferte besorgen; 50 cm sind für den mobilen Außeneinsatz definitiv zu wenig, will man nicht bei einem Interview mehrere Geräte in der Hand balancieren müssen.
Der Headphone-Amp liefert ordentlich Leistung, den muss man nicht bis zum Anschlag aufreißen, um in lauterer Umgebung seine Aufnahmen kontrollieren zu können; ein Pluspunkt, der nicht zu unterschätzen ist. Im stationären Einsatz kann der auch als Line-Out zum Mixer eingesetzt werden oder das Audiosignal an eine DSLR-Kamera schicken, um so Videos mit besserem Sound zu versorgen.
Der (in der Plus-Version) eingebaute Limiter arbeitet sauber und zuverlässig, dank der Soft-Knee-Funktion auch tatsächlich ohne zu pumpen und ohne abrupte Volume-Einbrüche. Eine winzige LED neben dem Schalter (die man allerdings nicht im Blick hat, da sie sich auf dem Boden des MicPort Pro 2 befindet) leuchtet bei dessen Eingreifen kurz auf. Zusätzlich wird (ebenfalls nur in der Plus-Version) unabhängig von der Limiter-Einstellung eine zweite Spur mit -12 dB aufgezeichnet; auch wenn der MicPort Pro 2 eigentlich nur ein Single-Channel-Device ist, wird in Stereo aufgenommen: Auf der linken Spur das reguläre Signal, auf der rechten dann dasselbe Signal mit minus 12 dB – so ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. „Dual Clipping Protection“ nennt CEntrance dann auch diese doppelte Absicherung.
Über die Neutrik-Combo-Buchse können auch Line-In-Signale oder – in Verbindung mit dem Hi-Z-Schalter – auch niederohmige Instrumente wie Gitarre oder Bass aufgenommen werden. Während der Aufnahme informieren zwei (winzige) LEDs auf der Unterseite über die Signalstärke: Die weiße LED blinkt ab -30 dB, die rote bei -6 dB. Für einen gelegentlichen Check ist das ok. Ein 130 Hz Highpass-Filter (Low Cut Switch), das direkt hinter der Eingangsbuchse geschaltet ist, verringert Wind- oder Handling-Geräusche am Mikro. Kleines Manko: Die Buchse kommt – wie schon erwähnt – ohne Verrieglung. Das hätte man im Zuge der Tieferlegung der Buchse auch noch mit ändern können.
Und der Klang? Denn – darauf kommt es ja letztendlich an! Nun, der ist wirklich fantastisch. Klar, druckvoll, unverfälscht und ohne Rauschen oder Verzerrungen; ich hatte das Gefühl, dass im Bassbereich sogar noch etwas mehr Druck kommt als bei meinem sonst üblichen Lineup mit meinem altbewährten dbx-286 Mikro-PreAmp. Da macht sich die hohe Qualität der aktuelleren PreAmps des MicPort Pro 2 bemerkbar.
Infos zu meinen Klangbeispielen
MicPort Pro 2 ohne HPF und Limiter, mit +48V, Rode Broadcaster, aufgezeichnet in Sound Forge 12 Pro auf Windows 10 Notebook
MicPort Pro 2 mit HPF und ohne Limiter, mit +48V, Rode Broadcaster, aufgezeichnet in Sound Forge 12 Pro auf Windows 10 Notebook
MicPort Pro 2 ohne HPF und mit Limiter, absichtlich übersteuert, mit +48V, Rode Broadcaster, aufgezeichnet in Sound Forge 12 Pro auf Windows 10 Notebook
Vergleichsaufnahme mit Rode Broadcaster über Mackie 802-VLZ3
Vergleichsaufnahme mit Rode NT2A über dbx 286 Project 1
E-Gitarre über Hi-Z mit MicPort Pro 2, Limiter (sorry, ich bin kein Gitarrist )
E-Gitarre über Hi-Z mit MicPort Pro 2, Limiter, -12 dB Track