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Test: Charvel Pro-Mod DK24 HH FR Dark Amber

The 80s "are back in town"

5. Mai 2020

Test: Charvel Pro-Mod DK24 HH FR Dark Amber

Die Firma Charvel hatte ihre größten Zeiten in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts, als weltbekannte Gitarristen wie Gary Moore, Richie Sambora (Bon Jovi), Warren DeMartini,  Jake E. Lee (Ozzy Osbourne), Vinnie Vincent (Kiss), Eddie Ojeda (Twisted Sister), George Lynch (Dokken), Steve Vai oder der auch gute Eddie Van Halen mit Gitarren von Charvel zu sehen waren. Diese Instrumente waren jedoch nicht nur Metal-Gitarristen vorbehalten. Auch der geniale Fusiongitarrist Allan Holdsworth spielte Charvels und in den späten Achtzigern hörte man angeblich sogar vom Giganten Jeff Beck: „Diese Gitarren haben mich dazu gebracht, wieder zu spielen.“

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Nun folgen einige interessante Fakten zum Firmengründer. Wer mit dem Test fortfahren möchte, kann diesen Teil überspringen und etwas weiter unten weiterlesen:

Der Mann, dessen Name auf Charvel-Gitarren steht, war nur vier Jahre lang Teil des Unternehmens, aber Wayne Charvels Beiträge und seine Bedeutung für die Geschichte der Gitarren sind nicht zu unterschätzen. Er war ein typischer südkalifornischer Hot-Rod-Begeisterter, dessen angeborene technische und künstlerische Talente seinen Wunsch weckten, Gitarristen zu helfen, ihre Instrumente zu verbessern und zu personalisieren. Ursprünglich ein Zeichenmaler, entdeckte Charvel, dass er eine Begabung für das Nacharbeiten von Gitarren hatte. In den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren begann er, kundenspezifische Aufträge für Fender auszuführen, einschließlich Lackierungen und Tonabnehmer-Einbauten. Unter Verwendung der Teile anderer Unternehmen schuf er u. a. auch zwei blonde Telecasters für Billy Gibbons, eine schwarze Gitarre im Stratocaster-Stil für Ritchie Blackmore und einen einzigartigen Plexiglas-Bass für John Entwistle von „The Who“. Im Jahre 1974 eröffnete er „Charvels Gitarrenreparatur“ in der südkalifornischen Stadt Azusa. Dort übernahm er weiterhin Arbeit für Fender, verkaufte Ersatzteile und bot einige kundenspezifische Dienstleistungen an. Ein Gitarrist, der Anfang der Siebzigerjahre in Charvels Laden kam, war ein junges Talent namens Eddie Van Halen.

Hierzu folgende Anekdote aus dem Munde Wayne Charvels:

„Eddie kam oft im Laden vorbei und saß manchmal auf dem Boden und spielte Gitarre, während wir einige seiner anderen Gitarren reparierten. Eines Tages kam Eddie in den Laden und fragte, ob ich einen zusätzlichen Body und Hals hätte. Ich gab Eddie die Teile und als ich die Gitarre das nächste Mal sah, hatte er sie mit einer Sprühdose weiß mit schwarzen Streifen bemalt. Er hat Nägel benutzt, um den Pickup im Korpus zu befestigen“. Dies war die erste von Eddies sagenumwobenen „Frankenstein“-Gitarren.

Charvel Pro-Mod DK24 HH Body

Der Korpus der Charvel Pro-Mod DK24 HH FR

Das Rock-Image dieser Instrumente, die meist sogenannte „Superstrats“ waren, also der Formgebung einer Stratocaster sehr ähnlich, aber meist mit Floyd Rose-Vibratosystem und fetten Humbuckern ausgestattet, hat sich bis heute nicht verändert, so ist auch unsere heutige Testkandidatin ein Gerät, das sicherlich den harten Rocker begeistern könnte.

Charvel Pro-Mod DK24 HH FR – Korpus

Der Mahagonikorpus wurde mit einer attraktiven Decke aus Wölkchenahorn verleimt. Anschließend wurde Beize (Farbgebung Dark Amber) aufgetragen und klar überlackiert. Heutzutage findet man in puncto Lackierung selten etwas zu meckern, da diesbezüglich alle Hersteller meist gute Arbeit leisten. So ist es auch hier.

Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Fender Stratocaster fallen die „Ohren“ bzw. Cutaways etwas größer aus, um die Greifhand auch in den hohen Lagen mühelos bewegen zu können. Die schwarzen Griffbretteinlagen (Dots) wurden dezentral bzw. am Rande des Griffbrettes eingelegt. Immer wieder erfreulich ist, dass das von Music Man patentierte System (Patent mittlerweile abgelaufen und kopierbar) auch hier zum Einsatz kommt. Somit kann die Halsspannung bequem oberhalb des Hals-Pickups eingestellt werden. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, ein Loch in Höhe des Sattels zu bohren, um „von oben“ an den Halsstab zu gelangen, was sicherlich ästhetischer aussieht. Die Rückseite wurde schlicht hochglänzend klar lackiert, was optisch ansprechend aussieht.

Charvel Pro-Mod DK24 HH Back

Mahagoni hochglänzend klar lackiert

Die vergoldete Klinkenbuchse wurde dezent schräg an der „Zarge“ angebracht. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber auch sinnvoll. Die schwarze Plastikabdeckung für das Elektrofach schließt plan mit dem Boden des Korpus ab, es wurde erfreulicherweise eine Fräsung dafür vorgenommen. Bei vielen Herstellern „trägt dies Abdeckung auf“, was heutzutage eigentlich nicht mehr sein sollte, aber auch eine Fender Stratocaster verzichtet bekanntermaßen auf eine Ausfräsung für den Plastikdeckel, deswegen schrauben ihn viele auch einfach ab. Ich persönlich tue dies stets auch, da es den Saitenwechsel etwas erleichtert.

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Hals

Die Mensur beträgt 648 mm (25,51″), wie es bei einer „Strat“ zu erwarten ist. Der Ahornhals wurde mithilfe vier Schrauben, jedoch ohne die Zuhilfenahme einer „Neckplate“ mit dem Korpus verschraubt. Das Griffbrett aus Ahorn wurde solide aufgeleimt, man könnte den Hals auf den ersten Blick auch für einen Einteiler halten. Der Hals erhielt einen sogenannten „Compound- Griffbrettradius“, da dieser sich mit zunehmender Lage von 12 Zoll auf sehr flache 16″ erhöht. Auch dieses Feature kommt einer hervorragenden Bespielbarkeit zugute. Die Sattelbreite: 42,86 mm (1,69″) bewegt sich im Mainstream.

Charvel Pro-Mod DK24 HH Trussrod

Halsspannung über das Truss-Rod-Wheel einstellbar

Die Justage der Halsspannung erfolgt mithilfe des sogenannten „Truss Rod Wheels“. Die Gitarre wurde mit 24 Jumbo-Bünden bestückt, so kann man bei Bedarf bis zum hohen E gelangen, auch wenn man diesen Luxus sicherlich nur gelegentlich in Anspruch nimmt. Durch die 24 Bünde ist auch der Hals-Pickup etwas weiter in die Korpusmitte gerückt. Somit kann es passieren, dass das Plektrum beim Spiel Kontakt mit dem Hals-Pickup hat.

Erfreulich ist, dass man bei dieser Charvel die originale Form der Fender Kopfplatte bekommt und muss kein zackiges Abbild oder gar eine riesengroße „Grabschaufel“ in Kauf nehmen, welche die gelungene Ästhetik einer E-Gitarre schmälern.

Test: Charvel Pro-Mod DK24 HH FR Dark Amber

Originale Fender Stratocaster Kopfplattenform

Der Hals erlaubt durch seine recht schmalen Ausmaße eine leichte Bespielbarkeit. Der Hals ist durchaus als „Flitzefinger“ zu bezeichnen, da er ein eher schmales und dünnes Profil besitzt und mit hohen Bünden ausgestattet wurde, die das Stringbending erleichtern.

Charvel Pro-Mod DK24 HH FR – Elektrik

Die Gitarre besitzt jeweils einen Volume- und Tone-Regler und einen 5-Wege-Schalter, wie er auch in einer gewöhnlichen Stratocaster zu finden ist. Die Charvel Pro-Mod DK24 HH FR wurde erwartungsgemäß mit zwei ausgangsstarken Pickups bestückt (Seymour Duncan Custom Full Shred SH-10B Humbucker am Steg und einem Seymour Duncan Alnico II Pro APH-1N Humbucker am Hals). Dank der etwas aufwendigeren Schaltung, lassen sich der Gitarre auch schlankere Singlecoil-Klänge entlocken. Laufen beide Humbucker als Singlecoils, erzeugt dies in der Parallelschaltung (Stellung 3 des Blade-Switches) einen Telecaster-ähnlichen Sound.

Charvel Pro-Mod DK24 HH Elektrik

Diagramm der möglichen Pickup-Konstellationen

Hardware

Die Hardware wurde vergoldet (Satin Gold) und glänzt demzufolge nicht wirklich „shiney“, sondern leicht matt. Die Bezeichnung FR am Ende unserer Testkandidatin lässt darauf schließen, dass hier ein (sogenanntes Double Locking) Floyd Rose-Vibratosystem installiert wurde. Zur besseren Beweglichkeit wurde das vergoldete Vibratosystem „unterfräst“. Für die Mechaniken kommt die sogenannte Charvel-Branded DieCast-Variante zum Einsatz. Die Werksbesaitung (NPS .009 – .042) sollte für einen Schwermetaller passen.

Charvel E-Gitarre im Test – Sound

Beginnen wir mit dem Humbucker am Steg. Bei dieser Gelegenheit werden wir das Vibratosystem einmal extrem beanspruchen, um die Stimmstabilität des Floyd Rose Vibratosystems zu checken, (bitte nicht erschrecken):

Der Sound ist enorm druckvoll, bissig, dabei auch recht präsent in den Höhen, aggressiv und sicherlich enorm durchsetzungsfähig. Erfreulicherweise ist auch nach extremer Behandlung des Vibratosystems nicht die geringste Verstimmung zu kritisieren.

Fahren wir mit dem Hals-Pickup fort. Dieser liefert einen cremigen Sound, ohne zu matschen:

Kommen wir zu den cleanen Sounds. Wir hören den Humbucker am Hals:

Dank der Möglichkeit, die Tonabnehmer zu splitten, gibt es einige interessante „Einspuler“-Sounds zu hören. Wir beginnen mit Stellung 2 des Blade-Switches, es läuft nur die innere Spule des Humbuckers (Hals):

Wir hören Stellung 4, den gesplitteten Steg-Pickup:

In der Mittelstellung (Pos. 3) laufen die innenliegenden Spulen beider Humbucker parallel:

Die Singlecoil-Sounds können natürlich nicht wirklich „nach Stratocaster“ klingen, da hier der mittlere Pickup fehlt, aber die „einspuligen Sounds“ haben durchaus ihren Reiz und machen die Gitarre klanglich flexibler, so kann sie für viele Stilrichtungen eingesetzt werden.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Charvel Pro-Mod DK24 HH FR Dark Amber – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Die Charvel Pro-Mod DK24 HH FR ist sicherlich ein guter Partner für einen Rocker. Der Sound ist druckvoll und durchsetzungsfähig und die Singlecoil-Sounds erhöhen die klangliche Flexibilität. Die Bespielbarkeit ist aufgrund des speziellen Halsprofils ausgezeichnet.

Plus

  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • auch Singlecoil-Sounds möglich
  • stimmstabilität

Preis

  • 999,- Euro
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Klangbeispiele
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