Retro-Synth neu gedacht
Der Cherry Audio Trident Mk3 holt einen Klassiker zurück ins Rampenlicht: Das Original von Korg gilt heute als Rarität, aber als Plug-in von Cherry Audio wird es jetzt für alle zugänglich. Drei Sektionen, ein Sequencer und viele interne Effekte machen den Cherry Audio Trident Mk3 zu einem Instrument, das sofort Lust aufs Ausprobieren macht. Ob diese Spannung lange aufrechterhalten werden kann, schauen wir uns nun im Testbericht an.
- Klangvielfalt: Drei eigenständige Sektionen (Synth, Brass, Strings) bieten ein breites Klangspektrum.
- Effekte & Presets: Umfangreiche Effektsektion und viele spielbereite Presets erleichtern den Einstieg.
- Bedienung: Übersichtliche Oberfläche und logischer Aufbau laden zum Experimentieren ein.
- Preis-Leistung: Für 69,- Euro ein überzeugendes Gesamtpaket für Liebhaber klassischer und moderner Sounds.
Inhaltsverzeichnis
Cherry Audio Trident Mk3
Der Cherry Audio Trident Mk3 ist eng an die originale Hardware von Korg angelehnt. Hier geht es zum AMAZONA-Testbericht des Vorbilds. Das Plug-in besteht aus drei eigenständigen Klangerzeugern, die jeweils eigene Parameter besitzen und sich flexibel miteinander kombinieren lassen. Hinzu kommen eine Master-Sektion, zusätzliche Performance-Funktionen und eine detaillierte und praktische Effekt-Sektion. Im Folgenden schauen wir uns die einzelnen Bereiche des Plug-ins genauer an.
Synthesizer-Sektion
Das Herzstück des Cherry Audio Trident Mk3 ist der Polysynthesizer: Pro Stimme stehen hier zwei Oszillatoren mit klassischen Schwingungsformen Sägezahn und Rechteck zur Verfügung. Ein flexibles Multimodefilter bietet Low-Cut, High-Cut, Band-Pass und Notch und erlaubt so eine breite Palette an Klangformungen. Zwei separate Hüllkurven für Filter und Lautstärke und außerdem ein vielseitiger Modulator sorgen für zusätzliche Bewegung im Sound. Mit der Detune-Einstellung lassen sich dichte und breite Klänge erzeugen. Diese Abteilung deckt ohne Probleme den Bereich von großflächigen Pads bis hin zu durchsetzungsstarken Leads ab.
Brass-Sektion
Die Brass-Sektion des Cherry Audio Trident Mk3 erzeugt den charakteristischen, kraftvollen Ensemble-Sound, der stark an Produktionen der 1980er erinnert. Neben Oktavschaltern gibt es ein gemeinsames Filter mit Cutoff, Resonance und Envelope-Intensität sowie eine ADSR-Hüllkurve, die gleichzeitig Lautstärke und Klangverlauf steuert. Ein Vibrato mit Delay, Frequenz und Intensität sorgt für zusätzliche Bewegung im Klang. Besonders spannend in der Brass-Sektion ist der Silence-Note-Mode, bei dem die Brass-Sektion nur erklingt, wenn mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Damit lassen sich beispielsweise kräftige Fanfaren oder dominante Akkordschichtungen gestalten.
Strings-Sektion
Die Strings-Sektion des Cherry Audio Trident Mk3 lehnt sich stark an klassische String-Machines an: Mit drei wählbaren Oktavlagen lässt sich der Klang flexibel von tief und warm bis hin zu eher hell und schimmernd gestalten. Die Bedienung bleibt mit nur zwei Hüllkurvenparametern für Attack und Release insgesamt sehr reduziert. Ein eingebauter Equalizer erlaubt direkte schnelle Anpassungen, damit der gewünschte Sound einer eher hellen Violine oder eines dunkleren Cellos schnell erreicht werden kann. Hinzu kommen Effekte wie Bowing, Vibrato und natürlich der Ensemble-Effekt, der einen breiten und sehr lebendigen String-Sound liefert.
Master-Ebene
Die Master-Sektion des Cherry Audio Trident Mk3 ist die zentrale Steuerzentrale, in der Lautstärke, Panorama und Transponierungen (nur für die Brass- und Strings-Sektionen) geregelt werden. Außerdem können hier die Gesamtlautstärke und die Stimmung des Instruments angepasst werden. Ein integrierter Limiter sorgt dafür, dass auch bei kräftigen Layer-Sounds keine Übersteuerungen entstehen.
Keyboard- und Motion-Sektion
Für mehr Ausdruck beim Spielen bietet der Cherry Audio Trident Mk3 eine Keyboard-Sektion mit Pitchbend, Modulation und Glide. Hinzu kommt die Motion-Sektion mit zwei Arpeggiatoren und einem polyphonen Step-Sequencer. Diese können unabhängig den einzelnen Sektionen zugewiesen werden, was sowohl einfache rhythmische Begleitungen als auch eher komplexe und sich entwickelnde Sequenzen ermöglicht. Besonders praktisch ist die Funktion der Splitzonen, die pro Klangsektion frei auf dem Keyboard positioniert werden können. So kann mit nur einer Plug-in-Instanz ein Klangbild gebaut werden, bei dem beispielsweise die linke Hand den Synth-Bass liefert, die rechte Hand einen Brass-Sound einspielt und durchgehend ein leichtes Strings-Pad mitschwingt.
Interne Effekte
Besonders eindrucksvoll ist die Effektabteilung des Cherry Audio Trident Mk3, denn hier warten 17 hochwertige Effekte, die sich in vier frei belegbaren Ketten organisieren lassen. Es stehen beispielsweise mehrere Reverbs, Delays, Phaser, Flanger, Chorus, Lo-Fi-Effekte, Ringmodulatoren und ein 7-Band-Equalizer zur Verfügung. Alle Effekte lassen sich flexibel anordnen, speichern und auch modulieren. Damit liefert der Cherry Audio Trident Mk3 an diesem Punkt klangliche Möglichkeiten, die weit über die originale Hardware hinausgehen.
Kompatibilität, Preis und Installation
Der Cherry Audio Trident Mk3 kostet aktuell 69,- Euro. Neben der regulären Lizenz gibt es auch eine 30-Tage-Demoversion zum Ausprobieren. Das Plug-in läuft als VST, VST3, AU und AAX sowie als Standalone-Instrument. Die Installation erfolgt über einen Installer von Cherry Audio, die Aktivierung geschieht anschließend online über einen Lizenzcode.
Praxis: Sounderstellung mit dem Cherry Audio Trident Mk3
Um einen realistischen Umgang mit dem Cherry Audio Trident Mk3 zu demonstrieren, wird im Folgenden Schritt für Schritt ein breiter und satter Pad-Sound erstellt:
Oszillatoren konfigurieren
Wir starten bei Null und aktivieren im Synthesizer-Teil des Cherry Audio Trident Mk3 die beiden Oszillatoren. Der erste wird auf Sägezahn, der zweite auf Rechteck eingestellt und zusätzlich dazu nach oben oktaviert. Dadurch entsteht schon ein recht voller und breiter Grundsound.
Filter
Über Cutoff werden die Höhen insgesamt etwas abgeschnitten, was sofort für einen dumpferen Klang sorgt. Außerdem wird Resonance auf etwa 20 % herabgesetzt, wodurch der Sound weniger scharf klingt.
ADSR anpassen
Als nächstes nähern wir uns dem Pad-Sound, indem Attack etwas hochgesetzt und Release verlängert wird. So startet der Klang sanfter und endet nicht abrupt. Dadurch ergibt sich bereits ein flächiger Sound.
Modulation
Die Modulations-Sektion nutze ich, um ein dezentes Vibrato zu erzeugen, wodurch der Klang direkt mehr Bewegung und Tiefe bekommt. Außerdem wird die Lautstärke des zweiten Oszillators noch ein wenig abgesenkt.
Brass einbauen
Im nächsten Schritt wird die Brass-Sektion des Cherry Audio Trident Mk3 aktiviert, die mit den Oktavlagen 16′ und 8′ zusätzlich ein breites Fundament bilden soll. Für mehr Spannung baut sich der Brass-Sound nur recht langsam auf und ab und ist zudem mit einem Vibrato für mehr Bewegung ausgestattet.
Strings hinzufügen
Auch die Strings-Sektion darf für den vollen Klang eines Pads nicht fehlen. Mit einer moderaten Attack-Zeit baut sich hier ein Klang in den Oktaven 8’ und 4’ auf, der die Höhen des Pads betonen soll. Dabei hilft auch der Boost der Höhen um etwa 5 dB sowie das Absenken der Bässe um 5 dB.
Effekte
Zum Abschluss werden nun globale Effekte hinzugefügt, die den Klang verfeinern sollen. Gestartet wird mit einem Kompressor, um den Klang dynamisch beisammen zu halten. Die Attack liegt hier bei etwa 22 ms, die Release bei 300 ms.
Im nächsten Schritt bekommt der Pad-Sound durch einen Chorus, der auf der Summe liegt, noch mehr klangliche Breite.
Ein recht langsames, dezentes Dual-Delay sorgt für mehr Details im erstellten, breiten Klang.
Zum Schluss fügen wir den Raumhall ein, der mit einem Decay von fast 75 % wortwörtlich viel klanglichen Raum einnimmt. Hierdurch wird das Pad deutlich atmosphärischer, klanglich breiter und die Übergänge zwischen den gespielten Tönen werden fließender.
Preset-Sounds vom Cherry Audio Trident Mk3
Ab Werk bringt das Plug-in eine große Auswahl an Presets mit, die die klangliche Bandbreite des Instruments zeigen sollen. Sie reichen von klassischen Analogsounds über schimmernde Strings bis hin zu modernen Pads. Im Folgenden sind einige Beispiele zu hören, um einen Klangeindruck vom Cherry Audio Trident Mk3 zu bekommen:
Alternative zum Cherry Audio Trident Mk3
Full Bucket Music Tricent mk III
Der Tricent mk III von Full Bucket Music ist eine kostenlose Emulation des Korg Trident. Wie das Original vereint es die drei Bereiche Synthesizer, Brass und Strings. Mit bis zu 64 Stimmen Polyphonie, separaten Ausgängen und einem eingebauten Flanger deckt es viele typische Trident-Sounds ab. Klanglich reicht es nicht an die Detailtiefe und die recht moderne Ausstattung des Cherry Audio Trident Mk3 heran, ist aber eine solide und zudem kostenlose Option, um den Charakter des Originals kennenzulernen.






































Sicherlich keine schlechte Umsetzung von Cherry Audio. Aber auf meiner Festplatte tummeln sich schon so viele PlugIns. Und besonders überwältigend bzw. vielseitig war jetzt schon das Original nicht. Für etwas Trident-Feeling ab und an ist mir der Tricent von Full Bucket mehr als ausreichend …
@fitzgeraldo Ja! Deine Reaktion kann ich wirklich gut nachvollziehen. Es sind ähnliche Worte, die ich bei gleicher Thematik wählen wollte.🫨👍
@CDRowell Ist das nicht immer das Problem? 😁
Bei den Cherry Audio Plug-ins finde ich das nicht ganz so schlimm wie bei anderen Herstellern, da man nur wenig Geld für die Plug-ins bezahlt. Der Sound ist gut und die Erweiterungen gegenüber der Hardware sind sinnvoll gewählt. Insofern lasse ich mich da schneller verleiten als bei anderen Herstellern, bei denen die Plug-ins deutlich mehr kosten.
Was ich bei Cherry Audio beeindruckend finde, ist die Geschwindigkeit, mit der man dort Plug-ins entwickelt. Wenn das mal bei Behringer so wäre…vielleicht ist es auch gut, dass es bei Behringer nicht so ist, sonst müsste man irgendwann anbauen oder extra Räume für Synthesizer mieten.
@Markus Galla Es sollte ja nicht gegen Cherry Audio gehen. Die liefern gute Qualität zu sehr fairen Preisen. Ich persönlich bin vom Dreamsynth, Harmonia oder auch dem Rhodes Chroma sehr angetan. Nur irgendwann will man ja auch spielen und aufnehmen …
@Markus Galla Zitat_Anfang
…vielleicht ist es auch gut, dass es bei Behringer nicht so ist, sonst müsste man irgendwann anbauen oder extra Räume für Synthesizer mieten.
Zitat_Ende
— oder man müsste sich in einer stillen Minute einfach mal hinsetzen und überlegen, wann man all die Synthesizer ausprobieren möchte bzw. all die Klänge anzuspielen gedenkt 😉
@Markus Galla Stimmt ca. alle 7-8 Releases im Jahr sind schon eine dicke Nummer! Das wäre glatt mal einen Artikel wert, um näheres über die Firma erfahren, wie es zu dieser guten Performance kommen kann.
Brauchbar sind die vST-instrumente auf jeden Fall!!🫨
Lasst mich in Eurem Bund der Dritte sein.
Es sind nun etwas über 40 Jahre her, damals konnte mich der Trident nicht überzeugen (zu wenig Speicherplätze, unflexible Oszillatoren, kaum vorhandene Modulationsmöglichkeiten…), so habe ich mich dann für einen andern der grossen Achtsimmigen entschieden.
Cherryaudio hat nun das Instrument neu gedacht -zwei OSC’s die ihren Namen auch verdienen, verbesserte Modulationsmöglichkeiten, variable VCF Sektion – und die tolle Effektabteilung. Hätte Korg das Instrument damals ähnlich ausgestattet … nun ja, das wäre vermutlich beim sensationell günstige Preis von nur etwas über 7000 Dm ! nicht möglich gewesen ….
Stellt sich noch die Frage: Braucht’s den Trident MK3? Nun Synth und Strings (+SyntBrass) kann man auch in der DAW stacken, Elka-x oder ODC2800 sind als Synthesizer einfach deutlich flexibler und dem Trident klanglich überlegen – meiner Meinung hat CherryAudio hier einfach zu starke Konkurrenz im eigenen Haus.