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Test: Clavia Nord Stage 2, Stagepiano

Top Stagepiano

7. September 2011

Welche Erwartungen haben die Käufer eines Oberklasse-Stagepianos, das sich in den letzten Jahren mehr und mehr verbreitet hat und sich aufgrund exzellenter Eigenschaften nicht ohne Grund mit an die Spitze der Stagepianos „gespielt“ hat? Wenn dann eine neue Version auf den Markt gebracht wird, muss der Hersteller schon einiges bieten, damit die Messlatte zumindest nicht wieder herabgestuft werden muss. Genau das hat der schwedische Hersteller Clavia mit dem Nord Stage 2 nun vor, und wir sind gespannt, wie sich das neue Stagepiano schlägt und vor allem spielen lässt.

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Optik & Ausstattung des Nord Stage 2

Rein optisch haben alle Geräte von Clavia einen absoluten Wiedererkennungswert, denn kein anderer Hersteller liefert seine Produkte in solch einem schönen Rot aus. Clavia Geräte sind somit auf den Bühnen dieser Welt bereits von Weitem gut erkennbar, da das Rot einfach auffällt und nebenbei noch eine sehr gute Figur macht.

Das Prinzip des Vorgängers Nord Stage 1 wurde beim Nachfolger logischerweise nicht großartig verändert. Für alle, die bisher noch nicht mit den schwedischen Produkten vertraut sind, hier noch mal die Grunddaten des Gerätes. Aufgeteilt ist die Oberfläche des Nord Stages in die drei großen Bereiche Piano, Orgel und Synth sowie weitere Abteilungen für Effekte und globale Einstellungen. Auffällig ist zunächst das sehr kleine Display in der Mitte der Geräteoberfläche. Da für die Bedienung des Nord Stages jedoch viele direkte Bedienelemente zur Verfügung stehen, fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Insgesamt stehen pro Sektion jeweils zwei Engines zur Verfügung, die gleichzeitig genutzt werden können, sprich zwei gleichzeitig spielbare Instrumente pro Sektion. Eine kleine Einschränkung muss jedoch bei der Orgel Sektion hingenommen werden. Hier kann nur eines der drei Modelle (siehe Abschnitt Orgel Sektion) angewählt werden, dafür jedoch mit zwei verschiedenen Drawbar Settings. Externe Controller werden unterstützt und können ohne Probleme via MIDI bspw. in ein 2-Keyboard-Setup mit dem Stage 2 eingebunden werden.

Ausgeliefert wird das Nord Stage 2 in drei Varianten. Das Flaggschiff stellt natürlich die 88-tastige Version mit Hammermechanik Tastatur dar, jedoch ist auch eine 76-tastige Version (ebenfalls mit Hammermechanik) erhältlich sowie die kompaktere Version mit einer halbgewichteten Waterfall Tastatur (73 Tasten). Zum Test bereit stand die größte Version des Gerätes mit 88 Tasten, alle Angaben zur Tastatur beziehen sich also direkt darauf. Funktionstechnisch unterscheiden sich die drei Varianten nicht, so dass diese Angaben gleichermaßen für alle Modelle gelten.

Die Anschlagsdynamik und Spielbarkeit der Tastatur ist wie zu erwarten sehr gut. Nach Aussagen von Clavia wurde die Stage 2 Tastatur dahingehend optimiert, dass vor allem schnellere Läufe und Repetitionen besser zu spielen sind. Für meinen Geschmack dürfte die Tastatur durchaus noch ein wenig schwerer gewichtet sein. Für ein Allround-Gerät, was eben nicht nur als Piano-Tastatur genutzt wird, aber absolut erste Sahne. Ansonsten ist mit der 73er Compact Version eine gute Alternative erhältlich.

Piano Sektion des Stagepianos

Die Piano Sektion des Nord Stage 2 ist um einiges vergrößert worden. Insgesamt stehen nun rund 500 MB an Speicher dafür bereit, und alle Sounds der Nord Piano Library (aktuell Version 5) können ohne Weiteres auf dem Stage 2 genutzt werden. Die Qualität der Piano Sounds ist – wie beim Nord Stage 1 – weiterhin absolute Oberklasse. Besonders gefallen haben mir der Hauptsound Grand Imperial und das Studio Grand 2. In Sachen Klang-Authentizität versucht Clavia mit Hilfe der Saitenresonanz, Pedalgeräusche und dem sogenannten „Long Release“ die Stage Piano-Messlatte weiter nach oben zu legen. Bei einem akustischen Klavier schwingen gewissen Saiten – obwohl nicht direkt angespielt – trotzdem beim Anschlag von anderen Tönen mit. Dieses Phänomen kann mit Hilfe des Resonanz-Buttons hinzu geschaltet werden, so dass je nach gedrückten Tasten bestimmte virtuelle Saiten mit zum Klingen gebracht werden. Insgesamt scheint mir das eine sehr komplexe Option zu sein, denn bedenkt man die Unzahl an gespielten Tönen und die jeweiligen Interaktionen der nicht direkt angeschlagenen Saiten, kommt da einiges zusammen.

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Die Long Release Option verleiht dem Pianoklang ein etwas längeres Ausklingen, was vor allem bei  Legatostellen wunderbar zur Geltung kommt. Je nach Anschlagsstärke verändert sich die Release-Zeit, so dass diese Option zu einem sehr dynamischen Spiel beiträgt.

Die Pedalgeräusche sind mit dem optional erhältlichen Nord Dreifach-Pedal möglich. Schließt man dieses an das Stage 2 an, werden die sonst auch bei echten Klavieren auftretenden Pedalgeräusche hörbar gemacht.

Zurück zu den Sounds: Mit an Bord sind natürlich auch einige E-Piano Klänge à la Fender Rhodes MK I / II / V sowie ein Wurlitzer und Clavinet / Harpsichord Sounds. Alle Sounds klingen rundum gut und setzen sich grade im Bandkontext wunderbar durch. Leider beherbergt das Stage 2 immer noch keine FM-typischen E-Piano Sounds. Für ein Stagepiano meiner Meinung nach unerlässlich.

Clavias Nord Stage 2 Orgel Sektion

Die gesamte Sektion wurde ein wenig erweitert, so dass die Stage 2 Orgelklänge nun den Sounds von Clavias C2 Orgel entsprechen. Ein zusätzliches Basspedal lässt sich leider nicht anschließen, aber dafür kann man zumindest die Tastatur in zwei Bereiche (Upper / Lower Level) aufteilen. Aufgrund der veränderten Anschlagsdynamik (verglichen mit den Piano / Synth Sounds) lässt sich die Orgel auch auf der Hammermechanik Tastatur sehr gut spielen, wobei die Compact Version mit 73er Waterfall Tastatur hier sicherlich noch mal einen besseren Eindruck hinterlässt. Einen guten Schub nach vorne haben neben den eigentlichen Sounds auch die extra Features wie Leslie-Simulation, Percussion, Key Click etc. erfahren. Vor allem das Leslie hat mir sehr gut gefallen, da die Simulation absolut authentisch klingt. Eine absolute Stärke der Stage Modelle war und ist natürlich die Simulation einer B3 Orgel. Zur Verfügung stehen jedoch auch jeweils eine Vox- und Farfisa-Variante. Vom Vorgänger und der hauseigenen C2 Orgel bekannt sind die Clavia typischen Drawbar LED-Ketten, die den aktuellen Stand der neun Zugriegel anzeigen. In der Orgelsektion finden sich zudem auch weitere Einstellungen für Vibrato / Chorus (unabhängig von der Effektabteilung).

Der Synthesizer-Part

Der Nord Stage bietet in der Version 2 einiges an Synthesemöglichkeiten an. Neben substraktiver Synthese mit mehreren Schwingungsformen (u.a. Dual Saw, Hard Sync, PWM) stehen auch FM und Wavetable Synthese zur Verfügung. Zur weiteren Bearbeitung der Sounds stehen dem Nutzer alle erdenklichen Möglichkeiten zur Verfügung (u.a. Amplitude / Modulation Envelope, LFOs mit vier Schwingungsformen, Arpeggiator etc.). Das Bedienungskonzept mit vielen einfach belegten Controllern geht dabei wunderbar auf, so dass direkte Eingriffe in den Sound und deren Gestaltung sehr einfach sind. Extra zu erwähnen sind hier die sehr guten Filter, die dem Sound ein richtiges Leben einhauchen und den Gesamtklang dieser Sektion eindeutig positiv prägen. Schön ist auch, dass sowohl LFO als auch Arpgeggiator zur Master-Clock synchronisiert werden können.

Eine der größten Verbesserungen zum Stage 1 ist sicherlich die Möglichkeit, eigene Samples in den Speicher des Stage 2 zu laden. Diese können u.a. auch als Ausgangsmaterial für den Synthesizer genutzt werden. Insgesamt stehen hierfür rund 380 MB Speicher zur Verfügung (unabhängig vom Speicher der Piano-Sektion) und es können sowohl eigene Sounds als auch Klänge aus der Nord Sample Library genutzt werden. Mit Hilfe des beigelegten Nord Sound Manager können im Handumdrehen eigene Sounds kreiert und via USB zum Stage 2 transferiert werden. Auch Sounds, die bspw. auf dem Nord Electro 3 gebaut wurden, können ohne weiteres auf dem Stage 2 genutzt werden. Auf der Website von Clavia finden sich zudem viele zusätzliche Sounds à la Prophet-5, Yamaha DX7 und Minimoog.

Jedoch auch ohne diesen zusätzlichen Speicher enthält das Keyboard bereits einiges an Synth- und Sound-Material. Neben typischen sehr guten Synth-Sounds enthält diese Sektion auch viele Klänge aus dem Orchesterbereich, Blechbläser, Flöten etc. Nicht so herausragend sind die Gitarren- und Bassklänge. Überhaupt nicht vorhanden sind Drumsounds, die – möchte man als Allround-Gerät überzeugen – absolut zum Repertoire gehören sollten. Alles in allem aber eine gute Qualität und ein ansonsten recht breites Klangspektrum um diverse Aufritte / Studiojobs mit unterschiedlichen Anforderungen mit Bravur zu meistern.

Die integrierten Effekte

Zur Vervollständigung des Gesamtklanges des Stage 2 bietet Clavia dem User eine große Effekt-Sektion an. Hier ist zunächst zwischen Slot- und globalen Effekten zu unterscheiden. Die zwei Slot-Effekte unterteilen sich in Slot 1 (Modulationseffekte: Tremolo, Wah, Auto Pan) und Slot 2 (Vintage Style Effekte: Phaser, Chorus, Flanger, Vibe). Dazu kommt eine kleine Delay Sektion, der Rotary Speaker Effekt, EQ und eine Amp Simulation. Zusätzlich dazu gibt es die globalen Effekte, die sich auf Compressor und Reverb aufteilen. Schön ist, dass bspw. auch hier viele Einstellungen zur Master Clock synchronisiert werden können. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich nur wenig geändert. Hinzugekommen sind neben der Sync-Fähigkeit auch der Vibe / Chorus Effekt sowie eine etwas veränderte Amp-Simulation. Über die Qualität der Effekte braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Alles klingt sehr gut und sollte auch höchsten Ansprüchen genügen.

Wettbewerber des Clavia Nord Stage 2

Betrachtet man die Top-Stagepianos der Konkurrenz, muss man sich zunächst entscheiden, welche Ansprüche und Einsatzgebiete man für sein Gerät hat. Viele vergleichbare Modelle wie das Roland RD-700NX oder das Yamaha S90 XS bieten zwar ebenfalls sehr gute Tastaturen, Klavier Sounds etc., haben aber oftmals nicht die Synthesizer-Fähigkeiten eines Nord Stage 2 oder nicht so gute Orgel-Sounds wie das schwedische Pendant. Dafür reißen sie jedoch auch nicht so ein großes Loch in die Haushaltskasse. Dennoch ist das Nord Stage 2 nach Abwägen alle Vor- und Nachteile für mich das absolut beste All-in-One Stagepiano, was aktuell verfügbar ist.

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Fazit

Clavia hat es tatsächlich geschafft, die Messlatte der Stage Pianos noch mal ein Stück nach oben zu verschieben. Das Update zur Version 2 hin ist rundum gelungen. Eine große Bereicherung ist der zusätzliche Speicher für eigenes Sample-Material und die vielen kleinen Details, die zur Verbesserung beitragen. Clavia scheint wirklich auf die Feedbacks seiner Kunden einzugehen und versucht, sich und seine Produkte ständig selbst zu verbessern. In diesem Fall ist das absolut gelungen, und das Nord Stage 2 ist ohne Einschränkungen zu empfehlen. Einziger Wermutstropfen ist der hohe Preis, so dass das Stage 2 einigen verwehrt bleiben wird, aber sehr gute Qualität hat nun mal ihren Preis.

Plus

  • sehr gute Sounds
  • sehr gute Tasatur
  • einfache und intuitive Bedienung
  • hohe Verarbeitungsqualität

Minus

  • hoher Preis
  • kein MIDI-Thru

Preis

  • Nord Stage 2 (88 Tasten): 4.163,81 / 3.499,-
  • Nord Stage 2 (76 Tasten): 3.925,81 / 3.299,-
  • Nord Stage 2 Compact (73 Tasten): 3.569,- / 2.999,-
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Und täglich grüßt das Murmeltier. Bin ich wirklich der einzige, der sich für so was wie Aftertouch interessiert? Klar, nicht unbedingt nötig für Piano, aber schon bei Orgel und erst recht bei Synth fänd ich es nützlich, wenn so was an Bord wäre. Als Masterkeyboard bietet sich das Instrument sowieso an. Und da wird es für mich zum Ausschlusskriterium. Gibt’s ihn jetzt bei einer oder bei allen Tastaturen?

  2. Profilbild
    Electric

    Als Live Instrument genial, im Studio nur bedingt.
    Piano und Orgel passen nun mal von der Tastatur her, sehr schlecht zusammen. Daraus ergibt sich ein Kompromiss, wo entweder das Piano, oder das Orgelspiel drunter leidet. Als Studiobenutzer wäre mir eine Pianotastatur mit entsprechender Gewichtung lieber gewesen. Warum man das nicht zumindest beim 88er Modell gemacht hat, wird wohl immer Clavias Geheimnis bleiben.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super instrument, aber die Sound Demos in diesem test sind total sch….. !

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