Wireless MIDI - was geht bei und mit dem WIDI Uhost?
Wer kennt sie nicht, die Fake-Live-Performances aus Film und Fernsehen? Die meisten von uns werden diese an den fehlenden Anschlusskabeln am Keyboard oder Synthesizer erkannt haben. Doch nun wird es uns schwerer gemacht, die Wahrheit zu erkennen, denn Batteriebetrieb und kabellose Datenübertragung haben sich breitgemacht. Ein passendes Tool dafür: der CME WIDI Uhost.
CME WIDI Uhost
Ich persönlich schreibe bei AMAZONA.de sonst eher Testberichte über DIY-Synthesizer. Jedoch konnte ich bei dem Angebot, das CME WIDI Uhost zu testen, nicht nein sagen. Denn im Kopf habe ich mehrere Vorurteile. Dennoch wäre solch ein System eine Lösung für ein paar Geräte und Use-Cases in meinem Studio und meiner Synthesizer-Werkstatt, mehr dazu später.
Wer den Hersteller CME noch nicht kennt: Er kommt aus China, eine europäische oder deutsche Niederlassung ist nicht auffindbar im Netz. Dafür übernimmt B4 Distribution den deutschen Vertrieb.
Technologie des CME WIDI Uhost
Aus analytischer Sicht sollte man sich zunächst die Standardisierung einmal anschauen, um zu verstehen, ob es rein theoretisch beim Einsatz von Bluetooth einen Flaschenhals gibt oder das Transportprotokoll/Medium dazu passt.
Vorab: Das hier eingesetzte System ist von der MIDI-Association als Bluetooth-MIDI-System freigegeben (WIDI). Das WIDI-System basiert auf einem Bluetooth-Low-Energy-Modul (BLE) in Kombination mit einem Mikrocontroller. Bluetooth-Low-Energy ist, wie der Name bereits verrät, für geringe Spannung und Stromstärke optimiert. Laut Hersteller wird hier auf den Bluetooth 5 Standard zurückgegriffen.
Weiterhin ist natürlich die beste Latenz gefragt. Glücklicherweise benötigt man bei MIDI keine sehr großen bidirektionalen Übertragungsraten im Vergleich zu Audio-Systemen. MIDI an sich geht bis max. 31.250 Bit/s (30 kbit/s). Diese Geschwindigkeit wird bei klassischer Kabelübertragung auch gewährleistet. BLE liefert uns mit dem Bluetooth 5 Standard je nach Modul und Standard irgendetwas zwischen 100 kbit/s und 2 Mbit/s. Hierbei handelt es sich erst mal nur um eine Verbindung zwischen dem CME-System (virtuelles Kabel).
Des Weiteren wirbt CME mit der SCA-Technologie: „SCA is a collection of highly effective algorithms that optimise the performance of WIDI in any given situation. SCA stands for Dual Role Automation, Automatic Pairing Mode, Smart Hub Functionality, Latency Reduction Optimisation and Range Performance Optimisation.“ Schlussendlich kann man schon darauf vertrauen, dass die Embedded Entwickler mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in dem Bereich eine stabile und schnelle Software und Hardware auf die Beine stellen.
Jedoch kommen nun die ersten Fragen auf, zu denen ich gerne die Antworten gebe:
- Wie verhält sich das Modul in Verbindung mit alten BT-Chipsätzen (in veralteter IT)?
- Woher weiß ich, dass mein BT-Gerät (Notebook/Rechner) nicht der Flaschenhals ist und z. B. ein neuer USB-Bluetooth-Stick die Geschwindigkeit/Latenz verbessert?
Antwort: Nur Bluetooth 4 oder neuere Chipsätze sind kompatibel.
Bei Apple liegt man bei der Hardware je nach Gerät im Bereich der Baujahre 2011/2015. Alles danach funktioniert, ansonsten benötigt man einen neuen BT-USB-Adapter oder rüstet sein WLAN/BT-Modul auf ein neueres nach (ging ohne Probleme bei MacBooks bis ca. 2015).
- Was passiert z. B., wenn ich am Rechner noch andere BT-Geräte gekoppelt habe? Beeinflusst das meine Geschwindigkeit/Latenz?
- Können andere Faktoren Einfluss auf das System nehmen? Beispielsweise BT-Fernbedienungen aus der Nachbarschaft? Oder bei Live-Vorstellungen Gäste mit aktivierten Bluetooth auf dem Handy oder gar andere Funksysteme wie WLAN?
Antwort: In den Praxistests konnten keine Abhängigkeiten oder Störungen festgestellt werden, obwohl in den Testumgebungen vier Rechner samt WLAN/BT und diverse andere aktive Funksysteme im Einsatz waren.
- Welche Betriebssysteme werden unterstützt?
Antwort: macOS ab Yosemite, iOS, Android (ab v8), Windows 10 v1909 oder neuer
Technische Funktion des CME WIDI Uhost
- Abmessungen: 34 x 14 x 38 mm (B x H xT)
- Gewicht: 19 g
- Lieferzubehör: Neodymmagnet, selbstklebend
- Bluetooth Reichweite laut Hersteller: 20 m
Der CME WIDI Uhost arbeitet ausschließlich mit Class-Compliant-Geräten zusammen, der Synthesizer darf an dem USB-Port keinen Treiber oder Software benötigen. Sollte der Synthesizer mehrere virtuelle MIDI-Ports ausgeben, so nimmt der Uhost den ersten virtuellen Port. Kombinierte USB-Audio- und USB-MIDI-Geräte werden mit der Firmware 1.6 oder höher unterstützt.
Das CME WIDI Uhost arbeitet nach der USB OTG Spezifikation. Hiermit ist die USB-Host-Spezifikation gemeint, mit der auch definiert wird, wie der Host mit falsch angeschlossenen Geräten umzugehen hat. Vor allem bei der Nutzung von USB-C-Steckern kann das fatal werden, da über USB-C bis zu 20 V und bis zu 3 A an 5 V geliefert werden. Deshalb sollte man besonders bei USB-C auf Kabeldefekte achten, um Geräteschäden zu vermeiden.
Wie lässt sich der CME WIDI Uhost verbinden?
Der WIDI Uhost hat zwei Anschlüsse. Einen USB-C für die Spannung und einen für einen Anschluss für die Verbindung zum Synthesizer per USB-C oder mittels optional erhältliche Adapter.
CME USB-C Adapter Kabel Pakete:
- Option 1: USB-C auf Micro USB-B Stecker, USB-C auf USB-A Stecker
- Option 2: USB-C auf USB-A Stecker, USB-C auf USB-B Stecker
App-gefahren
Für den bestmöglichen Longtime-Sevice gibt es für Android und MacOS in den jeweiligen App Stores eine App: WIDI App. Mit dieser App kann man die Firmware der CME BT MIDI Geräte updaten. Ebenfalls kann man hiermit die WIDI-Adapter konfigurieren z. B. Low-Latency-Mode vs. Low-Jitter oder Gruppenverbindungen einrichten.
Gut zu wissen
Man kann den CME WIDI Uhost auch direkt an den Rechner per USB-C anschließen – somit arbeitet er wie ein CME WIDI Bud Pro und stellt einen USB-Bluetooth-MIDI-Adapter dar.
Praxistest des CME WIDI Uhost
Testcase 1: Macbook Pro > ProphetX
Für den ersten Test wurde ein CME WIDI Uhost an ein MacBook Pro (M1) angeschlossen. Es werden keine weiteren Gerätetreiber benötigt. Auf der Gegenseite wurde dann ein Prophet X per CME WIDI Jack verbunden. Auf dem Macbook tauchte das MIDI-Gerät in Ableton auf und konnte sofort genutzt werden. Das Reaktionsverhalten war sehr gut, so als würde man eine Kabelverbindung nutzen.
Testcase 2: MAC > iPad Air4
Ein weiterer Test wurde zwischen MacBook Pro samt CME WIDI Uhost und Apple iPad Air 4 gemacht. Das iPad hat sich mittels interner Bluetooth-Verbindung zum Macbook Pro WIDI Uhost verbunden. Auf dem iPad lief die Moog Model 15 App, dort fand man in den Bluetooth-MIDI-Einstellungen ein Gerät zum Koppeln: „Uhost“.
Auch hier ist die MIDI-Latenz hervorragend (iPad und Macbook können auch ohne CME Geräte nativ verbunden werden: Bluetooth-MIDI sei erwähnt- jedoch nicht für diesen Test relevant). Vorteilhaft ist jedoch in diesem Test-Setup, dass man auf dem Macbook Pro weiterhin sein Bluetooth freihält – z. B. für BT-Kopfhörer. Weiterhin benötigt man kein extra MIDI-Setup in den AUDIO/MIDI-Einstellungen in MacOS.
Test Case 3: Dual Mode (Group)
Im letzten Test wurde das WIDI Uhost am Apple Macbook Pro verbunden und mit der Group Funktion mit mehreren WIDI Geräten gekoppelt: Ein CME WIDI Jack am Prophet X, ein CME WIDI Jack an einem ARP 2600 Clone. Auf dem Macbook lief Ableton und lieferte alle Daten über den WIDI Uhost per Bluetooth an die Synthesizer. Im Ergebnis erzeugten alle Geräte ohne wahrnehmbare Latenz ihre Ausgaben. Auch MIDI-Clock sowie Clock-Start/Stop liefen synchron.
Praxis: Nutzen und Beispiele von CME WIDI Produkten
In diesem Fall kann ich von meinen persönlichen Erfahrungen und Anforderungen berichten, die ich in den letzten sechs Monaten mit CME Bluetooth-Geräten gemacht habe. Momentan ist ein MIDI-Master an einem Arturia Keystep in meiner Werkstatt eingesteckt. Somit erspare ich mir bei Reparaturarbeiten von Synthesizern ein Kabel auf dem Tisch. Ein anderes Modul ist momentan im Studio in einem Prophet X gesteckt, hier kann man optional eine Direktverbindung zu irgendeine Synthesizer herstellen, ohne den Umweg über einen MIDI-Router gehen zu müssen. Also ideal, wenn man mal schnell im Studio etwas testen will.
Welchen Support bietet CME?
CME ist mit einer modernen Website gut aufgestellt und bietet dort Handbücher und Videos/Tutorials an. Weiterhin wird mit einer Support-Antwort binnen 24 h geworben. Eine Telefonnummer habe ich nicht gefunden, jedoch eine E-Mail-Adresse. Unterstützung findet man des Weiteren auf der Facebook Seite des Herstellers CME oder über den deutschen Vertrieb B4 Distribution.
Firmware-Updates sind auf der Herstellerseite gelistet, ebenfalls dazu praktische Videoanleitungen. Für Firmware-Updates benötigt man entweder eine Android oder iOS App (iPhone/iPad), jedoch lief die iPad App auch auf meinem Macbook Pro mit M1 Prozessor unter Big Sur.
Für ein Bluetooth-Dongle 65€??? Ist das Fairtrade oder aus besonders nachhaltiger Produktion? Wer schrieb nochmal dann lieber einen richtig guten Single-Malt? Bin dabei!