Cort B4 Plus AS – Sound & Praxis
Am Gurt pendelt sich der formschöne 4-Saiter perfekt ein: Die massige Brücke und der ebenfalls nicht gerade federleichte Sumpfeschenkorpus sorgen zusammen mit den federleichten Hipshot-Mechaniken für eine nach oben gerichtete Kopfplatte, sodass der Bass stabil in optimaler Spielposition vor dem Körper hängt. Der schlanke Hals und die ordentliche Bundierung sorgen für eine der Preisklasse angemessene Bespielbarkeit, ultraflache und gleichzeitig schnarrfreie Saitenlagen sind im Auslieferungszustand nicht möglich, dennoch ist ein hoher Spielkomfort vorhanden. Ab Vertrieb sind die Einstellungen des Testinstrumentes von Halskrümmung und Saitenlage gut und bedürfen keiner Nacharbeit.
Unverstärkt präsentiert sich die Holzkonstruktion bereits schwingungsfreudig, definiert und knackig in der Ansprache. Bei für die Schraubhalsbauweise relativ langem Sustain bleiben auch mehrstimmige Akkorde stets klar und definiert, wie überhaupt die Ausgewogenheit über den gesamten Tonumfang (abgesehen vom unvermeidlichen Deadspot – hier am 7. Bund auf der G-Saite) heraussticht.
Am Verstärker im passiven Modus gefällt die Kombination von Holzkonstruktion und den Bartolini MK-1 Tonabnehmern. Der Hals-Pickup klingt satt und wuchtig, der Stegtonabnehmer kompakt und mittig, beide Aggregate verfügen über eine für Humbucker erstaunliche Spritzigkeit im Klangbild, die beinahe an Singlecoils heranreicht. Auch die Kombination beider Tonabnehmer funktioniert bestens, der Sound bekommt die typische leichte Senke im Mittenbereich, ohne dass Druck verloren geht. Tonabnehmerlegende Bartolini hat auch bei diesen, in Lizenz hergestellten Fernost-Pickups ganze Arbeit geleistet! Insgesamt muss angemerkt werden, dass der Pegel im Passivbetrieb nicht sonderlich hoch ist, was aber heutzutage normalerweise kein Problem mehr darstellt, eine moderne Vorstufe sollte damit problemlos zurechtkommen.
Schaltet man die Aktivelektronik dazu, gibt es erst mal einen enormen Pegelsprung. Ohne das jetzt genau nachgemessen zu haben, würde ich anhand der Aufnahme in Logic schätzen, dass es sich um einen Pegelanstieg von etwa 9 dB handelt, also etwa das Zwei- bis Dreifache im Vergleich zum passiven Modus. Das ist besonders schade, denn eigentlich klingt der aktive Sound bei neutraler Stellung des Equalizers identisch zum passiven. So wäre es möglich gewesen, zwei abrufbare Sounds zur Verfügung zu haben, einen passiven und einen mit Equalizer bearbeiteten aktiven. Falls zum Beispiel während der Show zwischen Fingerstyle und Plektrum gewechselt wird, benötigt man für letzteren Sound meistens mehr Bässe, die man dann einfach per Schalter zur Verfügung hätte.
Bei den Hörbeispielen ist der Cort B4 Plus AS direkt über das Audiointerface in Logic aufgenommen. Als Nachbearbeitung sind die Aufnahmen zur besseren Vergleichbarkeit normalisiert, sodass der Pegelsprung zwischen aktiver und passiver Betriebsart nicht zu hören ist.
Nur hier in diesem ersten Hörbeispiel ist der Unterschied dokumentiert: Die leere A-Saite gezupft über beide Pickups, zunächst passiv und dann aktiv mit neutraler Klangregelung:
Den fetten und dennoch definierten Ton des Hals-Pickups kann man hier hören, zunächst passiv und dann aktiv mit leichtem Bassboost:
Auch der Steg-Pickup klingt wie erwartet und erwünscht mit fokussierten Mitten. Das Hörbeispiel im aktiven Betrieb mit Bass- und Mitten-Boost:
Auch beide Pickups zusammen klingen hervorragend! Ein leichter Boost bei Bässen und Höhen unterstützt den Klangcharakter im aktiven Modus:
Der Cort B4 Plus AS klingt auch passiv mit beiden Tonabnehmern voll aufgedreht schon recht amtlich beim Slappen, eine leichte Absenkung der Mitten bei gleichzeitigem Boost von Höhen und Bässen veredelt den Sound im Aktivbetrieb zusätzlich:
Plektrum-Sounds profitieren ebenfalls von der Markbass MB-1 Aktivelektronik. Bei diesem Hörbeispiel sind im Aktivbetrieb alle drei Bänder des Equalizers geboostet:
Ein fetter Reggaesound mit komplett abgesenkten Mitten und Höhen und maximal angehobenen Bässen:
Selbst bei extremsten Einstellungen des Equalizers produziert die Kombination aus den Bartolini Mk-1 Tonabnehmers und der Markbass MB-1 Aktivelektronik stets brauchbare und sinnvoll einsetzbare Ergebnisse. Der amtliche Grundsound der Pickups bleibt erhalten und wird nie vom Equalizer verdrängt, sondern geschmackvoll betont und geformt. An dieser Stelle kann man Cort nur zu dieser Auswahl der Komponenten gratulieren, das funktioniert gerade in Anbetracht der Preisklasse wirklich hervorragend!
Als Nicht-Bassist habe ich folgende Frage: wenn ich mit Plektrum spielen würde, würde ich in den Passiv-Modus wechseln? Ist das korrekt? Und das würde man sonst direkt am Bass selbst lösen können, was hier aber nicht möglich ist… Habe ich das richtig verstanden? D.h. man muss sich immer zum Amp bewegen und dort nachregulieren!?
Hi!
Ob man im aktiven oder passiven Modus spielt, hat zunächst mal nichts damit zu tun, ob man mit dem Plektrum spielt oder mit den Fingern. Im Aktivbetrieb wird ein Vorverstärker zugeschaltet, der Klangverluste bei langen Kabelwegen mindert, und in diesem Fall einen 3-Band Eq zur Klangformung bereitstellt.
Man könnte also, wenn man z.B. den einen Teil einer Performance, mit den Fingern spielt und den anderen mit dem Plektrum, einen der beiden Sounds, sagen wir mal den Fingerstylesound, im Passivbetrieb am Verstärker einstellen, und dann für den Plektrumpart an der Aktivelektronik Bässe und Höhen boosten und bei Bedarf zuschalten. Das geht hier leider nicht wegen des Lautstärkeunterschiedes und ja, man müsste zum Amp latschen und nachjustieren.
Grüße Christian Spohn
Wahnsinn, welche Qualität man inzwischen für wenig Geld bekommt.
Die Passiv/Aktiv Problematik ist systembedingt, das kann man dem Instrument schwerlich anlasten. Da nach meiner Erfahrung aber auch Bassisten inzwischen nicht mehr auf Instrument –> Amp fest gelegt sind, lässt sich das doch mit einem Booster oder EQ auf dem Effektboard lösen.
Nun, da muss ich schon wiedersprechen – selbst mein Hohner- Bass in den 1990er Jahren konnte das schon, da war der aktive Sound ( alle Klangregler in Neutralposition versteht sich ) genauso laut wie der passive, alle meine Bässe die ich heute spiele (ok,andere Preisklasse…) können das- aber auch beispielsweise die aktuellen Marcus Miller Bässe in ähnlicher Preisklasse wie der Cort haben solche Probleme nicht …
Da hat man einfach in der Entwicklungsabteilung gepennt. Mich ärgert sowas, weil mit Kostenersparnis hat das nix zu tun … Und mit nem Equalizer nen anderen Equalizer ausgleichen ist auch irgendwie cheesy, oder?
Trotzdem ein Spitzenbass für schmales Geld!