Die Cort aus der Lagune
Unter den Herstellern aus Fernost gilt Cort als einer der Besten. In den unteren Preisregionen legt die Firma regelmäßig den Maßstab in puncto Verarbeitung, Klangqualität und Bespielbarkeit ihrer Instrumente, davon konnten wir uns bereits in zahllosen Tests überzeugen. Mit der Cort G 290 LE Lagoon Beach greift der Hersteller nun in den höheren Preisregionen an und präsentiert eine E-Gitarre im Superstrat-Style, die mit massiven Hölzern und hochwertiger Hardware der übermächtigen Konkurrenz von Ibanez, Jackson, ESP & Co. Paroli bieten soll. Auch diese Firmen bieten in dieser Preisklasse zum Teil außergewöhnlich gut gelungene Instrumente an und haben den Markt mehr oder weniger unter sich aufgeteilt. Mal schauen, ob und wo da noch Platz für die G 290 LE Lagoon Beach übrig bleibt.
Cort G 290 LE Lagoon Beach – Facts & Features
Die Voraussetzungen könnten auf jeden Fall kaum besser sein, im Gegensatz zu vielen Modellen der magischen 1000-Euro-Klasse mit ihren oftmals nur mit Furnier versehenen Decken bekommt man bei der G 290 LE Lagoon Beach nämlich eine echte, 7 mm starke Ahorndecke geboten. Die wurde zudem mit drei Farben versehen und fast exakt „bookmatched“ – beide Teile sind bei unserem Testinstrument nur leicht zueinander versetzt, was aber erst beim genaueren Hinschauen zu erkennen ist. Aufgeleimt wurde die Decke auf einen dreiteiligen Korpus aus afrikanischem Mahagoni, wobei der mittlere der drei Teile der deutlich größere ist und sämtliche wichtigen Komponenten (Pickups und Vibratosystem) trägt.
Neben der beliebten und bewährten „Bierbauch-Fräsung“ im oberen Teil der Rückseite gibt es eine weitere im Bereich des unteren Cutaways: Ehrlich gesagt erschließt sich mir der Sinn dieser Fräsung aber nicht so ganz, denn dieser Bereich wird von der Greifhand überhaupt nicht beansprucht. Sinnvoller wäre vielleicht gewesen, man hätte diese Aussparung auf die Vorderseite in gleicher Position eingefügt. Mühe hat man sich jedoch beim Hals-Korpus-Übergang gegeben, der sehr organisch verläuft und auch die beiden Abdeckungen für das Vibratofach und den Zugang zur Elektronik wurden erfreulicherweise versenkt eingesetzt. Mit ungewollter Reibung ist also hier nicht zu rechnen.
Roasted Maple Neck mit Compound Radius Griffbrett
Der Trend mit den wärmebehandelten Hölzern scheint ungebrochen und so finden wir auch an der Cort G 290 LE Lagoon Beach einen dieser Roasted-Maple-Hälse, für den ein einteiliges Stück Ahorn verwendet wurde. Um zusätzliche Stabilität zu verleihen, hat Cort dem Hals einen Grafitstreifen zwischen dem zwölften Bund und dem Hals-Korpus-Übergang hinzugefügt, so beschreibt es zumindest der Hersteller, zu sehen ist davon aber von außen rein gar nichts. Im Gegensatz zum Korpus mit seiner Hochglanzlackierung ist die Halsrückseite zum Glück von der Lackpistole verschont geblieben, die nur leicht satinierte Oberfläche bietet der Greifhand somit ein wunderbar natürliches Spielgefühl.
Das aufgeleimte Ebenholzgriffbrett besitzt einen Compound-Radius von 12 bis 16 Zoll, wird also in Richtung Korpus immer flacher. Die 22 eingesetzten Edelstahlbünde wurden sorgfältig an den Kanten abgerichtet und gründlich auf ihren Oberflächen poliert, da gib es mal gar nichts zu kritisieren. Das gleiche gute Bild gibt auch der Sattel ab, der mit einer Breite von 42 mm recht schlank ausgefallen ist und absolut sauber in seiner Position sitzt. Als sehr praktisch erweist sich die Halseinstellschraube, die am Halsfuß ihren Platz gefunden hat und eine Korrektur des Halswinkels ohne lästiges Abschrauben einer Abdeckung an der Kopfplatte ermöglicht.
CFA III Vibrato-System mit Klemmmechaniken
Das auf der Decke montierte verchromte Vintage-Vibrato stammt aus eigener Fertigung von Cort und sitzt auf zwei Bolzen, was seine äußerst geschmeidige Funktion erklärt. Butterweich läuft die Sache ab – und dazu noch völlig frei von Stimmproblemen. Das System ist freischwebend aufgehängt, durch eine Fräsung unterhalb des Blocks sind daher auch Up-Bendings in gewissen Grenzen möglich. Die reichen bis zu einem Halbton, was für viele unter uns sicher vollkommen ausreichend ist. Der Vibratohebel wird nur locker eingesteckt und geht somit dem Aktionsradius der rechten Hand nach der Benutzung aus dem Weg, so und nicht anders sollte ein Vibrato arbeiten!
Für eine gute Stimmstabilität reicht aber nicht nur ein präzise arbeitender Vibratoblock, auch die Mechaniken haben da ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Die sechs an der Kopfplatte angebrachten und ebenfalls in Chrom strahlenden Klemmmechaniken stammen ebenfalls von Cort und verrichten einen guten Job, während der Testdauer gab es so gut wie keine Probleme beim Halten der Stimmung und wenn es mal an der Zeit war, dann überzeugten die Tuner mit einer präzisen und geschmeidigen Funktion.
Voiced Tone VTH-77 Pickups – die Elektronik der G 290
Cort überlässt wirklich nichts dem Zufall bzw. einem Drittanbieter, denn auch die beiden Humbucker stammen aus eigener Fertigung. Sie besitzen Abdeckungen aus gebürstetem Alu und wurden direkt ohne Rahmen in die Decke eingesetzt. Es sind zwei identische Modelle, die den Namen Voiced Tone VTH-77 tragen und über einen Fünfwegeschalter angesteuert werden. Fünfwegeschalter bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die beiden Doppelspuler in den Zwischenpositionen auch im Singlecoil-Modus betreiben lassen, was die Klangvielfalt des Instruments natürlich noch einmal deutlich erweitert. Allerdings hätte der Schalter ruhig etwas solider ausfallen können, denn im Vergleich zu der übrigen Hardware, die insgesamt sehr robust wirkt, scheint dieses recht häufig genutzte Bedienelement dagegen doch etwas fragil.
Komplettiert wird die elektrische Schaltung der Cort G 290 LE Lagoon Beach von je einem Volume- und einem Tone-Poti, die wiederum ein gutes Bild hinterlassen und von durchscheinenden Plastikknöpfen abgedeckt werden. Das passt auch optisch meiner Meinung nach sehr gut zum Gesamtbild dieses Instruments.
Die G 290 LE Lagoon Beach in der Praxis!
Akustischer Grundsound/Handling
Der Grundsound der Gitarre ist nicht besonders auffällig oder gar überragend, das Klangbild ist eher geprägt von einem recht ausgeglichenen Frequenzspektrum mit Tendenzen zu einem leicht überbetonten Mitten-/Höhenbild. In puncto Sustain hingegen zeigt sich die Mahagoni-Ahorn-Konstruktion eher zurückhaltend, was bei einer Super-Strat in aller Regel ja nichts Ungewöhnliches ist. Die Balance am Gurt und auf dem Schoß ist stimmig, das Instrument ist weder kopflastig noch besonders schwer, was eine gute Performance verspricht und zudem den Rücken bei längeren Gigs schont.
Die Einstellung des Halses und der Saitenlage ab Werk geht so in Ordnung, an der einen oder anderen Stelle auf dem Griffbrett bemerkte ich bei unserem Testinstrument jedoch leichte Schnarrer, was aber auf den etwas zu stark angezogenen Truss Rod zurückzuführen war. Kein Problem, denn mit der offenliegenden Halseinstellschraube war dieses Problem in Sekunden keines mehr. Durch das relativ flache Halsprofil und die griffige Halsrückseite bietet die G 290 LE Lagoon Beach eine sehr gute Bespielbarkeit über die gesamte Länge des Griffbretts.
Elektrischer Sound
Was die Grundkonstruktion nicht bieten kann, ergänzen die beiden Voiced Tone VTH-77 Pickups erstaunlich mühelos. Sie verfügen nicht nur über einen hohen Headroom, der sie von clean, über saftigen Crunch bis hin zum High-Gain sehr transparent hält, sondern glänzen darüber hinaus auch mit extrem wenig Nebengeräuschen. Das bemerkt man natürlich besonders bei den Singlecoil-Sounds, die auch im Zerrbetrieb einen kühlen Kopf bewahren und dabei stets druckvoll und sauber definiert klingen. Ehrlich gesagt hätte ich einen derart überzeugenden Klang nicht erwartet, manch ein Hersteller von Tonabnehmern sollte hier mal genauer hinhören!
Cort G 290 LE Lagoon Beach – Klangbeispiele
Hinhören tun wir jetzt bei den Klangbeispielen, für die ich die Cort G 290 LE Lagoon Beach in den Eingang meines Orange Micro Dark eingeklinkt habe. Der war verbunden mit einer Celestion Vintage 30 Box mit 12″ Speaker, aufgenommen wurden die Tracks mit einem AKG C3000 Mikrofon in Logic Audio ohne weitere Effekte.
Sieht aus wie Lagune, klingt nach Beach. Eine Schwalbe schafft es nicht, aber eine Gitarre. Sie macht den Sommer.
Das war der Korpusrohling einer Lefty. Da war die Ausfräsung noch vorne. Dann ist an der oberen Zarge was abgebrochen. Das gab die Bierbauchfräsung für die neue Rückseite.
So muss es gewesen sein. Die X-Series hat die Ausfräsung vorne. So eine war das.