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Test: Crafter, DE-8/N Westerngitarre

Crafter DE-8/N

2. Februar 2010
Crafter, DE-8/N Westerngitarre

Crafter, DE-8/N Westerngitarre

Die Asiaten sind schon ein witziges Völkchen, wenn es um Namensgebungen von Firmen geht. Gut, dem gemeinen Westeuropäer fehlt jegliche Begabung, einen asiatischen Namen korrekt auszusprechen, aber sind wir mal ehrlich, wie viele asiatische Firmen mit einem Landes-typischen Namen gibt es eigentlich, wenn man Sony einmal außen vorlässt? Wer vermutet hinter eher mediterran anscheinenden Namen wie Ibanez oder Aria schon ein asiatisches Unternehmen?
Ähnlich ergeht es mir bei der mir zum Test vorliegenden Gitarre der Firma Crafter. Gut, ich habe jetzt natürlich schon alles verraten, aber koreanisch mutet die Firmenbezeichnung nun wahrlich nicht an. Was viele Musiker allerdings nicht wissen, ist die Tatsache, dass viele asiatische Unternehmen zum Teil über eine mehr als hundert-jährige Tradition in Sachen Instrumentenbau verfügen. In Sachen Erfahrungsschatz macht das Abendland dem Morgenland in der Tat nichts vor.

Die Entstehungsgeschichte von Crafter liegt fast vier Dekaden zurück. Gegründet von einem einzigen Mann, HyunKwong Park, Anfang der siebziger Jahre, begann er zusammen mit vier Mitarbeitern im Keller seines Wohnhauses Gitarren für den koreanischen Markt zu bauen. 1986 gründete Juniorchef In-Jae Park sein eigenes Label Crafter. Mittlerweile verlassen jährlich 60.000 (!!!) Gitarren die wohl modernste Instrumentenfabrik Asiens. Man stelle sich die Zahl vor, ausgehend von einer 6 Tage Woche sind dies fast 200 Gitarren pro Tag!

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Zum Test aus dem SUNG-EUM Music-Imperium liegt mir die DE-8/N vor, eine Gitarre, welche von ihrem optischen Erscheinungsbild mir wie eine alte Bekannte vorkommt.

Konstruktion

Bei der Crafter DE-8/N handelt es sich Größen-technisch um eine typische Dreadnought, welche zu Gunsten der Bespielbarkeit in höheren Lagen mit einem Cutaway versehen wurde. Bei der Decke handelt es sich um massive Engelmann-Fichte, ein ursprünglich schnellwachsendes Klangholz aus dem Westen Nordamerikas, bei dem für den Instrumentenbau jedoch primär die langsam wachsenden Hölzer aus höher gelegenen Anbaugebieten verwendet werden.

Die Rosette des Schalllochs wurde mit einer schmalen Einfassung verziert. Farblich scheint es sich um Abalone zu handeln, ob dies allerdings der Fall ist, oder ob es sich um eine farbechte Kopie aus Kunststoff handelt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Um die Decke gegen zu starken Plektrum-Einsatz zu schützen, wurde ein hübsch geschwungenes Schlagbrett auf der Decke aufgeklebt.

Crafter, DE-8/N Westerngitarre

— Engelmann Fichten-Decke —

Boden, Zargen und Hals des Instrumentes sind aus Mahagoni, für das Griffbrett und den Steg wurde Palisander verwendet. In Sachen Shaping verfügt der Hals über ein moderates „D“, nicht zu dünn, aber auch kein massiver Prügel, ein gutes „average“ eben. An den Zargenrändern wurde sowohl am Decken- als auch am Bodenabschluss ein einfaches Binding angebracht. Bis auf den Hals ist das Instrument in Hochglanz lackiert. Die Lackierung ist sauber ohne jegliche Einschlüsse oder Nasen aufgetragen, wie auch die gesamte Fertigung allen Ansprüchen genügt, lediglich im unteren Binding befand sich in der Cutaway-Beuge ein kleiner, farblicher Einschluss.

Crafter, DE-8/N Westerngitarre

— Hals/Korpusübergang —

Auch ein Blick in das Innere des Korpus‘ lässt in Sachen Verarbeitung keine Mängel erscheinen. Trotz CNC-Fertigung ist hier in Sachen Holz nichts ausgefranst und in Sachen  Zusammenfügung keine Leimnase gelaufen, alles sehr sauber ausgeführt. Das Instrument verfügt über einen durchgehenden Steg aus Kunststoff, welcher jedoch zu Gunsten der Intonation bei der H- und E-Saite einen leichten Versatz nach hinten erfährt. Sechs leichtgängige, gekapselte 3:3 Tuner mit nierenförmigen Kunststoffwirbeln verrichten eine tadellose Arbeit, als Mensurlänge wurde die lange Mensur von knapp 65 cm gewählt.

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Crafter, DE-8/N Westerngitarre

— Headstock mit Tunern —

Als Tonabnehmer wurde zusammen mit dem eingebauten Tuner eine Kombination von L.R.Baggs gewählt, das LR-T Pro-System. Selbiges verfügt neben einer Dreiband-Klangregelung und einem Volumeregler über einen bis zu -6 dB regelbaren Scoop-Schieberegler (eine Bass-Absenkung gegen Feedback-Probleme während des Live-Einsatzes) und einer Phasenschaltung zwecks Reduzierung eines Feedback-Signals.

Praxis

Was macht der ambitionierte Gitarrist als erstes, wenn er die Gitarre in die Hand nimmt? Logisch, er stimmt sein Instrument. Hier stellt sich direkt ein kleiner „Oho“-Effekt ein, sobald man den integrierten Tuner in Betrieb nimmt. Über zwei kleine, etwas schwer zu erkennende Pfeile weist der Tuner dem Nutzer den Weg, um dann von einer orangenen Hintergrund-Beleuchtung bei korrekter Stimmung in ein kräftiges Grün umzuspringen. Eine sehr schöne Detaillösung, optisch geschmackvoll integriert und auch bei schlechten Beleuchtungsverhältnissen sehr gut zu erkennen.

Unverstärkt fällt der höhenreiche Grundklang des Instrumentes, gepaart mit einer für diese Preisklasse unerwarteten Dynamik auf. Die Tiefe des Klanges ist noch ein wenig spröde, was sich aber mit Sicherheit nach der nötigen Einspielzeit des Instrumentes noch legen wird. Was sich im Solobetrieb, abhängig vom persönlichen Geschmack, klanglich eventuell noch ein wenig scharf gestaltet, weiß im Bandbetrieb mit einer erhöhten Durchsetzungskraft zu überzeugen. Insbesondere wenn das Mitten-lastige High-Gain Brett einer Humbucker-Klampfe den Tiefmittenbereich komplett abdichtet, liegt die DE-8 luftig leicht mit ihrer „Höhenlastigkeit“ über dem typischen Gitarren-Range und weiß sich somit sehr gut im Gesamtklangbild zu behaupten.

In Sachen Pickup-Betrieb weißt das L.R.Baggs-System das typische Piezo-Klangbild auf, will heißen, ein eher dünner Grundsound, welcher sich aber mit entsprechender Equalizer Unterstützung im Klangbild einer Rockband gut behaupten kann. Flat eingestellt kann der Sound des Pickups wahrlich nicht überzeugen, mit einer entsprechenden Anhebung im Bass und Höhenbereich hingegen lockert das Klangbild deutlich auf.

Für eine Gitarre dieser Preisklasse klingt das Pickup-System sogar überraschend gut, wenngleich auch der Pickup lediglich im Live-Segment seinen Einsatz finden wird. Für den Studiobetrieb sind insbesondere die Höhen wie auch bei vielen anderen Piezo-Pickups systembedingt deutlich zu hart und spröde ausgelegt, es sei denn, man möchte schnell ein Demo zusammenstellen.

Wird die Gitarre hingegen mit entsprechenden Mikrofonen komplett akustisch abgenommen, können die einzelnen Komponenten der Gitarre auch im Studio überzeugen. Hier kann die Gitarre ihre Stärken in Form von Dynamik und Klangkultur ausspielen, welche sich in einem guten Mittelfeld befinden.

Crafter, DE-8/N Westerngitarre

Crafter, DE-8/N Westerngitarre

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Fazit

Bei der Crafter DE-8/N handelt es sich um eine empfehlenswerte Akustik-Gitarre aus dem hart umkämpften Mittelklasse Segment um 500,- Euro Verkaufspreis. Verarbeitung, Klangkultur und die verwendeten Komponenten stehen in einem guten Verhältnis zum Preis und lassen das Instrument als wertige Anschaffung erscheinen.
In Sachen Pickup wurde mit dem L.R.Baggs LR-T Pro ein System gewählt, welches mit verschiedenen Features wie Phasenlage und Scoop-Funktion insbesondere im Live-Betrieb eine gute Figur macht.

Eine gute Gitarre zu einem guten Preis.

Plus

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Verarbeitung
  • Tuner Pickup
  • akustischer Sound

Minus

  • -

Preis

  • UVP: 498,- Euro
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Klangbeispiele
Forum

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