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Test: Cranborne Audio Carnaby HE2, Stereo-Equalizer

Mit farbiger Sättigung zu analogem High-End!

27. September 2024
cranborne-audio-carnaby-2he test equalizer tonstudio

Cranborne Audio Carnaby HE2, Stereo Equalizer

Bei dem Cranborne Audio Carnaby HE2 handelt es sich einen dreifachen semiparametrischen Stereo-Equalizer, der über eine Anreicherung der Obertöne das Klangspektrum verändert.

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Das Konzept des Cranborne Audio Carnaby HE2

Weniger ist mehr, dies scheint zumindest in den letzten Jahren im Bereich Outboard-Equipment deutlich zugenommen zu haben. Im Gegensatz zu den digitalen DAW-Plug-ins, die faktisch unbegrenzt viele EQs zur Verfügung stellen, konzentrieren sich viele Outgear-Spezialisten auf wenige, aber hochwertige und spezialisierte Bänder, die meistens auch mit einem speziellen klanglichen Eigenleben aufwarten.

Cranborne Audio Carnaby HE2 Frontansicht vor weissem Hintergrund test eq

Cranborne Audio Carnaby HE2 Front

Dies ist auch bei dem Cranborne Audio Carnaby HE2 der Fall, der mit seinen analogen EQ-Schaltkreisen über eine Obertonanreicherung entsprechend ihre klanglichen Duftmarken hinterlassen. Um jedoch nicht die Einbindung in die Digitalwelt zu verpassen, hat der Cranborne Audio entsprechende USB-Ports auf der Rückseite des Gehäuses verbaut, die, mit einer entsprechenden Software gekoppelt, einen Total Recall ermöglichen und somit in das System der DAW mit eingebunden werden können.

Im Prinzip handelt es sich bei dem Carnaby HE2 um zwei 500er Einheiten des Carnaby 500, allerdings um ein paar Möglichkeiten erweitert. Laut Firmenangaben wurde das Gerät in England entwickelt und konzipiert, aber wenn man diese beiden Worte in die Produktbeschreibung packt, ist es meistens so, dass das Produkt nicht in Großbritannien zusammengebaut wird.

Lediglich die Legacy-Version des Carnaby 2HE, die auf 100 Stück limitiert ist und mit verschiedenen anderen netten Kleinigkeiten wie einem Flightcase daherkommt, wird in England zusammengebaut. Der „normale“ Carnaby 2HE wird dagegen in China gefertigt. Klanglich soll es aber keinerlei Unterschiede geben, wobei jeder für sich entscheiden muss, ob dies einem der Mehrpreis von 500,- Euro wert ist.

Cranborne Audio Carnaby HE2 Rueckseite vor weissem Hintergrund test equalizer

Die Konstruktion des Cranborne Audio Carnaby HE2

Bei der neuesten Cranborne-Entwicklung handelt es sich um einen Stereo-Equalizer in einem 2 HE Gehäuse, der wahrscheinlich primär im Mastering-Bereich eingesetzt werden wird. Allerdings wird das System natürlich auch sehr gut in Subgruppen oder aber in Einzelkanalverwaltung seine Verwendung finden.

Der Equalizer kann in drei verschiedenen Modi operieren. Zum einen haben wir Stereo, wir haben Dual-Mono und wir haben M/S, sprich Mid/Side, bei dem ein Kanal den Center und ein Kanal das Stereobild übernimmt.

Insgesamt verfügt jeder Kanal des Carnaby HE2 über drei semi-parametrische Equalizer plus einen zusätzlichen High-Cut und Low-Cut pro Kanal. Die drei Bänder verfügen über folgende Messwerte und überschneiden sich in ihren Frequenzbereichen:

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Hi Band
Filter Type: High Shelf Filter
Frequency Range: 5 kHz – 25 kHz
Boost/Cut: ±12 dB,  @ -6 dBu +13 dB, – 18 dB, @ +14 dBu
Harmonics: ~8% THD+N (100 Hz, +4 dBu), ~12% THD+N (100 Hz, +14 dBu)

Mid Band
Filter Type: Peak Filter
Frequency Range: 200 Hz – 6,2 kHz
Boost/Cut: ±5 dB @ -6 dBu +10 dB, – 18 dB @ +14 dBu
Harmonics: ~8% THD+N (100 Hz, +4 dBu), ~12% THD+N (100 Hz, +14 dBu)

Lo Band
Filter Type: Low Shelf Filter
Frequency Range: 20 Hz – 420 Hz
Boost/Cut: ±8,5 dB @ -6 dBu, ±12 dB @ +14 dBu
Harmonics: ~8% THD+N (100 Hz, +4 dBu), ~12% THD+N (100 Hz, +14 dBu)

Hi Cut Filter
Type: Progressive slope low-pass filter
Slope: 1st order – 3 db per octave, 2nd order – 6 db per octave, 3rd order – 12 dB per octave
Frequency Range: -3 db, 8 kHz -40 kHz

Lo Cut Filter
Type: Progressive slope high-pass filter
Slope: 1st order – 6 db per octave, 2nd order – 12 db per octave, 3rd order – 18 dB per octave
Frequency Range: -3 db, 18 Hz -180 Hz

Der EQ ist bzgl. seines Gehäuses sehr massiv aufgebaut und sehr gut verarbeitet, liegt mit den Abmessungen (B x H x T): 483 mm x 89 mm x 236 mm und einem Gewicht von 6 kg im durchschnittlichen Rahmen.

Die optische Aufmachung des Cranborne Audio Carnaby ist sehr auffällig und gemäß des Herstellerlandes von EQs, wie man von früher her kennt, britisch farbenfroh. Wir haben bei den umlaufenden LED-Ringen von hellblau über rot über grün über violett bis hin zu weiß alles, was man benötigt, um einen netten Diskothekenabend zu gestalten. Spaß beiseite, mir persönlich gefällt die Aufmachung sehr gut, zumal sie sich wohltuend von anderen Herstellern unterscheidet und die unterschiedliche Farbgebung zudem eine schnelle Übersicht bezüglich des angewählten Frequenzbandes ermöglicht. Alle Equalizer lassen sich individuell durch hintergrundbeleuchtete Soft-Buttons ein- und ausschalten, was ebenso eine schnelle Handhabung ermöglicht.

Optisch auch sehr schön gehandhabt ist die Tatsache, dass die hintergrundbeleuchteten Soft-Buttons entsprechend ihrer Aktivierung zu leuchten beginnen. Das heißt, man hat eine zusätzliche optische Anzeige, inwiefern der Equalizer in den Signalweg eingreift. Schaut man sich die Optik des Frontpanels an, könnte man im ersten Augenblick auf die Idee kommen, dass die beiden Kanäle in der Mittelachse gespiegelt sind. Dies trifft aber nur auf die beiden Low- und High-Cut-Filter der Kanäle zu. Die beiden anderen Regeleinheiten, bestehend aus Input und Output und den drei Bändern des Equalizers, sind im Prinzip identisch, was die Anordnung angeht. Dies mag im ersten Moment ein klein bisschen verwirrend sein, man gewöhnt sich aber relativ schnell daran.

Cranborne Audio Carnaby HE2 Seitenansicht rechts vor weissem Hintergrund

Cranborne Audio Carnaby HE2, Profil 1

Die Anschlüsse des Cranborne Audio Carnaby HE2

Die Rückseite des Cranborne Audio Carnaby HE2 ist sehr funktionell aufgebaut. Links außen haben wir neben die Kaltgerätesteckerbuchse einen versenkt angebrachten Ein- und Ausschalter. Gehen wir weiter nach rechts, kommt ein Netzwerk- bzw. USB-Anschluss, die beide zum einen als RJ45, zum anderen als USB-C ausgeführt sind. Rechts außen befinden sich jeweils Ein- und Ausgang für rechts-links, das Ganze sowohl im XLR- als auch im TRS-Format. Jeder der Kanäle verfügt zusätzlich über einen Insert-Loop, um externe Geräte einschleifen zu können. Der Datenfluss und die Konnektibilität der USB-Daten können auf der Vorderseite für jeden Kanal separat mittels zwei kleiner LEDs abgelesen werden.

Die Insert-Loops können zusätzlich für eine besondere Eigenart verwendet werden. Benutzt man zum Beispiel die M/S-Schaltung am Carnaby HE2 und schleift entsprechend externe Geräte in den Center- und in den Stereo-Panorama-Bereich ein, kann man alle Geräte, die eingeschleift sind, automatisch in die M/S-Schaltung integrieren, selbst wenn sie selbst nicht diese Funktion haben. Eine sehr schöne und sinnvolle Sache.

Cranborne Audio Carnaby HE2 Seitenansicht links vor weissem Hintergrund

Cranborne Audio Carnaby HE2, Profil 2

Der Cranborne Audio Carnaby HE2 in der Praxis

Wenn man das erste Mal an die Drehregler des Carnaby HE2 greift, kann das ein bisschen verwirrend sein. Die Leuchtringe arbeiten zwar sehr schön und hinterlassen einen sehr guten optischen Eindruck, allerdings ist der haptische Eindruck der Potentiometer nicht wirklich das, was ich mir bei einem Gerät in dieser Preisklasse vorstelle.

Die Regler sind ein wenig wackelig und haben für mich relativ viel Spiel, sobald man sie in die eine oder andere Richtung dreht. Nicht wirklich ein Problem, aber für mich persönlich vielleicht doch ein Ticken zu labberig. Auch die Soft-Buttons weisen eine relativ indirekte Ansprache auf, was nicht wirklich ein Problem darstellt, allerdings muss man sich erst ein wenig daran gewöhnen.

Klanglich ist das Produkt allerdings über alle Kritikpunkte erhaben. Der Equalizer klingt extrem geschmackvoll und hat eine wunderbare analoge Eigenart, da er einen gewissen Grad von Kompression in das Signal hineinbringt. Es lässt sich schwer erklären, aber man hat das Gefühl, man hat einen dezent eingeschleiften Kompressor direkt mit am Start, der das Signal sehr geschmackvoll einfärbt und immer einen Ticken druckvoller erscheinen lässt, als wenn man mit digitalen EQs arbeitet. Dieser Effekt wird nochmals verstärkt, wenn man den Eingangspegel vergleichsweise „heiß“ anfährt, um dann den Ausgangspegel wieder zurückzunehmen. Hier nimmt die Sättigung nochmals deutlich zu und färbt auch den Obertonbereich sehr geschmackvoll ein.

Insbesondere wenn es darum geht, im Hochtonbereich dezent muffige Aufnahmen aufzufrischen bzw. ihnen neues Leben einzuhauen, ist der Cranborne Audio Carnaby HE2 mit seiner Obertonanreicherung ein hervorragendes Tool fürs Tonstudio. Mir persönlich hat er mit Abstand am besten im Mastering-Bereich als mehr oder weniger letzter Equalizer vor der finalen Limiterabteilung gefallen, da er hier seine Stärken am Besten ausspielen kann.

Cranborne Audio Carnaby HE2 im Studio Einsatz auf Glasplatte

Cranborne Audio Carnaby HE2 im Einsatz

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Fazit

Mit dem Cranborne Audio Carnaby HE2 hat der britische Hersteller einen hervorragenden Mastering-EQ in seinem Portfolio. Der Equalizer klingt ungemein durchsichtig, lässt sich in eine angenehme Sättigung mit entsprechender Obertonfärbung fahren und bietet genau die richtige Portion Analogklang, um dem Ausgangsmaterial die nötige Portion „klangliche Musikalität“ einzuhauchen. Ein Gerät der Spitzenklasse, das man sich auf jeden Fall einmal anhören sollte.

Plus

  • Klang
  • Konzept
  • Optik

Preis

  • 2.399,- Euro
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Cranborne Audio Carnaby HE2
Cranborne Audio Carnaby HE2
Kundenbewertung:
(3)
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU

    Eines Tages habe ich mir Gedanken gemacht, warum Personen im professionellen Produzentenbereich oder ein Masteringengineer noch Hardware benutzt. Es geht genau um das was dieser Equalizer als Besonderheit hat: Eine gewisse Färbung des Klangmaterials. Jedes Genre braucht anscheinend eine Masteringkette mit einer gewissen Färbung, wenn man Profis glauben darf. Vielleicht ist das aber tatsächlich die 🍒 auf der 🎂. Für jeden Hobby, – und Semimusiker vermutlich sinnfrei! Es sei denn, man möchte Hardware oder eben diese spezielle Klangfärbung. Nicht unerwähnt bleiben darf der finanzielle Aspekt. Für 2300€ finde ich den sogar noch in der Norm.

    • Profilbild
      ollo AHU

      @Filterpad Ja, 2399€ für einen analogen Stereo-EQ der sich sogar fernsteuern lässt, ist im Vergleich zu anderen Mitbewerbern sogar noch recht günstig (auch wenn es natürlich immer noch sehr viel Geld ist).

    • Profilbild
      pol/tox

      @Filterpad in meinem Fall kann ich sagen, als nicht gerade talentierter Mixer, dass meine Mixes besser klingen, seit ich die Synths usw. durch Outboard recorde und auch durch eine Stereokette mische.

      Ich habe im Mix weniger zu tun, da ich bereits beim recorden auf Verträglichkeit der einzelnen Sounds untereinander achte.

      Angeschafft haben wir das Outboard zu viert (eine befreundete Produzentencrew und ich). Jeder ca. 1250e und wir haben eine gute Monokette und eine Stereokette, die wir zwischen zwei Studios hin und her tauschen. Funktioniert gut seit 2 Jahren und die Kohle war mir das Hobby wert =)

    • Profilbild
      mort76 AHU

      @Filterpad Färbende EQs gibt es aber auch als PlugIn.

      Dynamik und EQs…für sowas nehme ich nurnoch VSTs. Ich bräuchte einfach zuviele davon, um alles gleichzeitig laufen lassen zu können.
      Behalten habe ich nur meine Hallgeräte und die Hardware-Synths…

  2. Profilbild
    pol/tox

    verwende die Lunchboxvariante in mono und kann nichts schlechtes berichten.
    Viel der Färbung bestimmt die Balance aus Input- und Outputgain und reicht von transparent bis sehr bunt.

  3. Profilbild
    MattMert

    Also ich habe ihn wieder aus meiner Masteringkette verbannt, da er Tiefe genommen hat. Egal bei welcher Einstellung – das Klangbild wurde bei Aktivierung Immer etwas flacher. Ich habe meinen Massive Passive in den Insert gelegt – gleiches Problem. Ich werde es aber noch mal testen.

    • Profilbild
      MattMert

      @MattMert Also ich habe jetzt noch mal was anderes getestet. Am Ende der Kette nach Kompression aber vor dem Limiter tönt er fantastisch und zaubert tolle Obertöne – wenn gewünscht. Vor allem in den Höhen, ohne lauter zu werden. Man sollte nie zu schnell aufgeben. :-)

  4. Profilbild
    Spectral Tune AHU

    Das Gerät ist ja kein EQ, sondern mehr ein frequenzabhängiger Sättiger, der wie ein EQ bedient wird.
    In den Beispielen klingen die Höhen etwas harsch, was natürlich Geschmacksfrage ist.
    Die gleichzeitig zu hörende Kompression ist ganz interessant.
    Bin neugierig und werde mir das Gerät mal anhören.

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