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Test: Crane Song Ibis, Equalizer

(ID: 275105)

Klang und Nutzbarkeit des Crane Sing Ibis

Nach der Inbetriebnahme des Gerätes wurde es zunächst vornehmlich auf Stereomixen und -Bussen probiert, um die Wirkungsweise des Gerätes am besten nachvollziehen zu können.

Bei der ersten Insertierung des Ibis wundere ich mich zunächst etwas, da er auch mit deaktivierten Bändern ein wenig die hochfrequenten Anteile „aufzuessen“ scheint. Leider besitzt der Crane keine Gain-Regler für die einzelnen Kanäle, weshalb ein direkter A/B-Vergleich im Mixdown-Status nicht vernünftig zu realisieren ist. Und das vor allem, wenn man von der verbauten Sättigung Gebrauch macht, die neben den Obertönen natürlich auch Lautstärke hinzufügt. Ansonsten offenbart sich dem Hörer zunächst ein cleaner, natürlicher und aufgrund der Signaltrennung leicht weichzeichnender Charakter. Was die Phasentreue und den „in your face“ Charakter des Manley Massive Passive angeht, kann der Crane nicht mithalten, ein „Mü“ grober kommt er daher.

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Hier ein Beispiel, basierend auf einem Drumloop, bypass, im Signalpfad und mit voll gefahrener Sättigung, komplett ohne Einsatz der Klangregelung:

Dennoch, der Crane Song Ibis ist transparent und neutral genug für die Mastering-Anwendung. Dabei bringt er aber eben auch ein kleines, aber dennoch nicht ignorierbares Quäntchen an Musikalität mit ein. Die Klangreglung an sich hört man allerdings kaum. Zwar kann man hier Lautstärke-technisch weniger eingreifen als bei den meisten Mitbewerbern, aber wenn man einen Eingriff vornimmt, gerade mit dem oberen und unteren Band, kann man frei nach Gusto vorgehen, genauso wie auch mit den Locuts und den tollen, wirkungsvollen Shelfing-Filtern. Die Locuts arbeiten in beiden Stufen generell extrem smooth, lassen „gut was durch“ und eignen sich für die herkömmliche Verwendung als Trittschallfilter. Die Phasentreue, die ohne Eingriff vorhanden ist, bleibt auch nach der Bearbeitung erhalten. Generell ist es beeindruckend, wie flexibel der Equalizer einzustellen ist. Entweder kann man hier extrem breitbandig formen oder mit schmalen Bändern exakt auf der gewünschten Frequenz „surgical“ Eingriffe vornehmen, die variable Bandbreite stellt für mich einen der größten Vorteile des Gerätes dar.

Ein paar Beispiele auf dem 2-Bus:

Crane Song Ibis

Signed by the master: Crane Song Ibis

Die Geheimwaffe des Crane Song Ibis ist die Sättigungsstufe an sich, gerade auf Einzelsignalen. Möchte man beispielsweise eine Bassgitarre schön andicken und zu Präsenz verhelfen, aber auf das dabei üblicherweise auftretende Problem des „Mittenbreis“ verzichten, so sättigt man das erste Band und zieht das zweite etwas runter, so hat man die reinen Obertöne der Grundfrequenz des Instruments im Fokus und kann den „Bauch“ frei nach Gusto zumischen.

Spannenderweise ist die Sättigungsstufe des Crane Song Ibis nur unabhängig der Signalbearbeitung aktiv und regelbar, wenn man sich für die Sättigung der Summe entscheidet. Entscheidet man sich für ein einzelnes Band, wirkt die Saturierung je nach Eingriffsstärke des jeweiligen Bandes. Werden die dadurch beim Boosten entstehenden Obertöne hinzugefügt, so werden dieses beim Cutten auch wieder rückgängig gemacht. Die Saturierung des Geräts klingt „silky“ und seidig, ist allerdings in der Summeneinstellung auf dem Master in der Regel zu „bulky“ und dreckig und verursacht einige Artefakte, auch bei kleineren Sättigungswerten. Sättigt man jedoch nur die Mittenbänder etwas aggressiver, klingt das beinahe etwas nach API 2500. Möchte man beispielsweise innerhalb des Masters die Attacks der Gitarren hervorheben und präsenter machen, so lässt sich dies prima mit einer leichten Sättigung des dritten Bandes bewerkstelligen.

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Ein paar Beispiele auf Einzelsignalen. Hört euch insbesondere an, wie toll und subtil der Bass aufgeräumt wurde:

Crane Song Ibis

Die Sättigungsstufe des Crane Song Ibis

Sättigt man Band 4, beispielsweise auf einer Vocal-Spur, so offenbart sich dem Nutzer ein warmes Airband, das für mich das absolute Highlight des Gerätes darstellt und nachhaltig den Gedanken zerstreut, dass das Gerät eher für Busse geeignet ist.

Achtet in diesem kurzen Beispiel auf die höchsten Höhen:

Im Gegenteil, gerade die Sättigungsstufe ist mir für diese etwas zu harsch und präsent, für Einzelspuren oder Tracking-Situationen hingegen ist diese für mich wie gemacht. Sie ist bei Weitem nicht überpräsent, aber gerade bei der Nutzung auf dem ersten (Bass) Band ergibt sich bei spektral vollen Eingangsimpulsen häufig ebenfalls das Gefühl einer leichten (sidechain) Komprimierung. Für die Nutzung des Gerätes auf Einzelsignalen wären allerdings komplett sweepbare Bänder ohne die harte, kleinschrittige Rasterung sinnvoller gewesen.

Generell wirft sich die Frage auf, ob die Art der Legende für den herkömmlichen Anwendungszweck in professionelleren Studioumgebungen besonders sinnvoll ist. EQen sollte man mit den Ohren und falls sich das EQing eines bestimmten Notenwertes anbietet, so lässt sich dieser, basierend auf der Hertz-Zahl, in wenigen Sekunden herausfinden. Eine Rasterung ist zwar immer sinnvoll bei der Stereobearbeitung, da die Cut/Boost und Bandbreitenregelung jedoch auch nicht gerastert ist, hätte das keinen großen Unterschied gemacht. Jedoch wäre das Gerät aber noch einmal ein wenig flexibler einsetzbar und vor allem könnte man so auch schneller und intuitiver zum Ergebnis kommen. Irgendwie steht der Equalizer für mich ein wenig zwischen diesen beiden Welten.

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Fazit

Der Crane Song Ibis ist ein tolles, vielseitig nutzbares Gerät. Es ist gut gebaut, klingt transparent, aber nicht steril. Support gibt es rund um die Uhr und wenn mal etwas nicht selbstverschuldeter Weise kaputt geht, wird es kostenlos erneuert. Gerade in Tracking-Situationen überzeugt der Crane Song Ibis durch seine enormen Qualitäten als formender Equalizer, hier kann man beherzte Eingriffe vornehmen, ohne dass man sich dafür schämen muss.

Die Noten-/Frequenzbeschriftungen irritieren manchmal etwas, wenn man schnell und effizient arbeiten möchte und der Preis des Gerätes von fast 5000,- Euro übersteigt wohl mit Sicherheit das Budget der meisten Projektstudios. Der fast gleich teure (minimal günstigere) Manley Massive Passive, der natürlich gänzlich passiv aufgebaut ist und mit Röhrentechnik arbeitet, ist ein deutlich besserer Allrounder mit mehr Phasenstabilität, deutlich größeren Eingriffsmöglichkeiten und weniger bewusstem Eigenklang, der Crane Song Ibis ist eher ein Gerät für den, der mit dessen Charakter etwas anfangen kann.

Außerdem lassen sich mit diesem schmalbandigere und konzentriertere Eingriffe tätigen, die generelle klangliche Flexibilität des Equalizers ist bemerkenswert. Die verbaute Sättigungsstufe kann sehr wohl die Kirsche auf der Sahne sein, häufig ist sie auf spektral vollem Material aber auch mit Vorsicht zu genießen. Wenn einen die klangliche Attitüde des Gerätes erreicht und erfüllt, bekommt man mit dem Crane Song Ibis einen sehr guten und flexibel einsetzbaren Kompagnon fürs Studio. Aufgrund der verbauten Class-A Technik könnte ich mir vorstellen, dass das Gerät in einigen Jahrzehnten als Klassiker gelten könnte.

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung

Minus

  • Preis
  • Übersichtlichkeit

Preis

  • Ladenpreis: 4.849,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Wieder so ein tolles Gerät! Danke Vincent für den erstklassigen Bericht. Finde es sehr schön, wie du beschrieben hast, welche Einsatzgebiete das Gerät zulässt und wie das klingt oder welche Vorstellung man dadurch bekommt.

    Eine Frage: du schreibst, die OPs sind „ineffizient“, wie ist das gemeint?

    Leider ist die Preisklasse dann doch frustrierend. Bei EQs arbeite ich immer in the box und wäre wirklich mal interessiert, den gravierenden Unterschied zu hören. Ich hoffe auf eine Gelegenheit….

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @Marco Korda Hey Marco,

      freut micht, dass Du etwas mitnehmen konntest!

      Hier gehe ich auf das Verstärkerdesign ein – die Class A Verstärker fressen am meisten Strom und verwandeln nur etwa 40% von dem was reinkommt ins Ausgangssignal, haben dafür aber die harmonischsten Obertöne und klingen generell am unauffälligsten. Und werden unfassbar heiß. ;)

      Liebe Grüße,
      Vince

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Schön dass bei Amazona immer mal auch über höherwertige Studiohardware berichtet wird. Zwei Verständnisfragen:
    Was meinst Du mit ggü. dem Massive Passive kleinen „Audiowandlern“?
    Woraus schliesst Du auf eine geringere Phasenstabilität des Ibis, hörst Du das oder hast Du gemessen?

    • Profilbild
      Vincent AHU

      Hey psv-ddv,

      die Wandler vom Crane sind einfach optisch deutlich kleiner als bei MP oder anderen höherwertigen Produkten wie beispielsweise Lundahls.

      Das mit der Phasenstabilität hört man ganz gut, der Ibis ist ein bisschen wärmer, hat aber dafür meiner Meinung nach ein Airband was MP’s oder GML’s schonmal ordentlich ins Schwitzen bringen könnte. ;) Die beiden wären sicherlich ein super Team!

      Liebe Grüße,
      Vincent

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Vincent Wandler? Meinst Du Übertrager oder Symmetriertrafos?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Vincent Lieber Vincent,
        es würde mich ernsthaft interessieren welche Bauteile Du meinst.
        Ich hoffe Du schmeisst nicht einfach nur mit irgendwelchen Begriffen um Dich.

        • Profilbild
          Vincent AHU

          Lieber psv-dvd,

          Wie du sicherlich schon längst geblickt hast wenn du in irgendeiner Form selber ein bisschen Plan von der Materie hast, meinte ich die Audio-Transformatoren oder auch Ausgangsübertrager (oder schlicht gesagt: das, was man eben meint wenn man von Toni zu Toni die „Wandler“ anspricht)!

          Ich hoffe du schmeißt nicht einfach mit willkürlicher Kritik um dich, damit du selbst mal einen kleinen persönlichen Erfolg verzeichnen kannst hier im tollen Internet.

          Behalte das im Auge und behalte mir ein Flagging vor wenn das so weitergeht, für sorters gibt es hier keinen Platz. Warte übrigens noch auf ein Foto deiner 16 über AES EBU gefahrenen Digitalhalls?

          Vincent

          • Profilbild
            dilux AHU

            @Vincent ein wandler ist ein elektronisches bauteil, das analoge/digitale signale codiert/decodiert. und nix anderes.

            das du weisst, für wen hier platz ist, scheint mir keine angemessene reaktion auf eine sachlich korrekte frage. schlechten tag gehabt?

            achja, was ist den bitte ein sorter?

            • Profilbild
              Vincent AHU

              @dilux Hallo Dilux,

              mit psv-ddv bin ich in letzter Zeit öfters mal angeeckt, ich bin eigentlich großer Freund der allgemeinen Höflichkeit und genieße auch den Austausch hier in den Kommentaren. Mir hatte sich lediglich der Eindruck aufgedrängt, dass es hier (unter Berücksichtigung einiger anderer Kommentare unter anderen Beiträgen) nicht mehr wirklich um die Sachfrage an sich geht.

              Sorters ist der Autokorrektur entsprungen, sollte eigentlich „so etwas“ heißen. Sorry dafür! Ich kann hier gerade aus San Francisco leider nur vom Handy aus agieren, in zwei Tagen bin ich aber wieder zuhause.

              Gruß,
              Vincent

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Vincent Hi Vincent,
            keine Sorge, ich will Dir das Netzleben nicht schwer machen.
            Ich hatte ja schonmal geschrieben, dass ich Deine Testberichte gerne lese. Das bezieht sich sowohl auf Deine Intuition, Geräteauswahl und auch die sehr musikalischen Klangbeispiele.
            Nichtsdestotrotz muss auch Kritik erlaubt sein und es ist bei mir der Eindruck entstanden, dass Du manche der technischen Aspekte Deiner Testberichte selber nicht ganz verstehst.
            Ich finde das nicht ehrenrührig und habe sicherlich auch meine Wissenslücken. Nur so tun als ob sollte man nicht. Es gibt immer jemanden der mehr Ahnung hat und sich wundert.

            Der Begriff „Wandler“ für Trafo ist mir bisher nicht untergekommen, daher frage ich. Der Ibis ist, soweit ich weiss, elektronisch symmetriert. Daher hat er keine Audio-Trafos. Trafos sehe ich da auf Deinem Foto auch nirgends. Nur den Netztrafo. Wenn Du mit „kleinen Wandlern“ die gelben Kästchen nahe der Anschlüsse meinst, das sind Schaltrelais.

            Jeder Analog EQ verbiegt bauartbedingt die Nutzsignalphase. Es wäre ziemlich schwierig da ein mehr oder weniger phasentreues Gerät über warme Klangeigenschaften zu erkennen. Wenn überhaupt kann man soetwas am ehesten über Veränderungen im Stereobild hören, da das Ohr die Phasenlage relativ wahrnimmt. Ich würde darauf tippen, dass sich bei einer Messung der Ibis als phasentreuer ggü dem Massive Passive herausstellt….

            • Profilbild
              AMAZONA Archiv


              Last not least, schiefe Bauteile werden eher nicht von der Hitze einer Class- A Transistorschlatung in einem vernünftig konstruierten Gerät verursacht. Dazu müsste das Lot über den Schmelzpunkt erhitzt worden sein. Vorher werfen die Leiterbahnen Falten. Das Teil ist einfach so zusammengebaut worden.

              Wie gesagt, verstehe das bitte als konstruktive Kritik und nimm es nicht persönlich.

              Die Hallgeräte hängen im übrigen analog am Pult, wie alles bei mir. Ich bin wie gesagt nicht interessiert Fotos zu posten. Zwei langjährige Amazona Autoren kennen mein Studio. Ist mir aber letztendlich auch nicht so wichtig ob Du mir das abnimmst.

              Peace,
              psv

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