Handmade Acoustic Custo Guitar
Im Schatten der großen Gitarrenhersteller gibt es auch hierzulande eine Reihe kleiner Custom- Gitarren Werkstätten, die dem Kunden auf der Suche nach (s)einem Traum-, bzw. Wunschinstrument mit Rat und Tat zur Seite stehen. Angefangen von der Auswahl der Tonhölzer, über die Maße des Halsprofils bis hin zu optischen Dingen wie Design oder Inlays ist in solcher meisterlicher Handarbeit alles möglich – einzig und allein das Budget der Kundschaft setzt hier Grenzen. Wenn dies auf dem Weg zum Trauminstrument keine Rolle spielt, dann steht der Weg offen, ein einzigartiges Instrument wie die Cuntz CWG23s+ IndianRose Custom sein eigen zu nennen.
Die Firma Cuntz-Guitars wurde von Andreas Cuntz 1997 ins Leben gerufen. Cuntz lernte das Handwerk des Zupfinstrumentenbauers u.a. beim deutschen Edelbass-Hersteller Schack, der durch seine grandiosen Instrumente unter Bassisten weltweiten Ruhm genießt. Um so glücklicher schätzen wir uns, ein akustisches Instrument aus dem Sortiment von Cuntz-Guitars, die beliebte und ständig weiter entwickelte CWG23s+, in das Amazona-Testlabor zu entführen und genauestens checken zu dürfen!
Lieferumfang/Verarbeitung
Die CWG23s+ wird in einem hochwertigen Cuntz-branded HISCOX– Case geliefert, das laut Hersteller bis zu einer halben Tonne Belastung verträgt und trotzdem relativ leicht ist. Die wichtigen und weniger wichtigen Dinge des Musikerlebens lassen sich im Inneren unter einem Staufach unterbringen.
Beim ersten Blick auf das Instrument fällt sofort das außergewöhnliche Design des Schalllochs sowie des Stegs auf. Der Steg ist sehr breit ausgefallen und garantiert so neben einer weniger starken Zuglast auch eine intensivere und somit akustisch verbesserte Verbindung zur Decke, die beim Testmodell im übrigen aus einer makellosen 35 Jahre alten Sitka-Fichte besteht. Das ovale Schallloch besitzt – neben einem schön anzuschauenden Perlmutt-Inlay – einen leichten Schwung, an dem sich das Ende des Griffbretts nahtlos anschmiegt.
Ein Blick hindurch in das Innere des Instrumentes zeigt neben einer sauberen Verarbeitung der Streben und Verbindungen am Rand ein kleines Poti in einer Rändelschrauben-ähnlichen Form, das zum Regeln der Lautstärke des eingebauten aktiv betriebenen Schatten-Design-Pickups HFN Artist II dient. Schatten-Design ist eine hier zu Lande recht unbekannte kanadische Company, von deren Qualität Cuntz so überzeugt ist, dass er sie nicht nur in seine eigenen Instrumente verpflanzt, sondern auch als deutscher Vertriebspartner dieser raren Tonabnehmer auftritt. Die notwendige Batterie zum Betrieb des Tonabnehmers findet sich gut verpackt und leicht zugänglich am Boden der CWG23s+ in einem winzigen Case.
Der Schatten-Design Pickup ist nicht wie gewöhnlich ein Piezo-Tonabnehmer unter dem Steg, sondern wird mit einem speziellen Klebestreifen unter der Decke in Stegposition angebracht. Das soll ihm annähernd die Audio-Qualität eines Studiomikrofons bescheren. Ob das zutrifft, werden wir weiter unten noch rausfinden.
Cuntz-Guitars bietet aber – wie es sich für eine Custom-Schmiede gehört – auch den Einbau weiterer Pickup-Systeme wie z.B. den in unseren Breitengraden geläufigeren Fishman-Piezo oder aber Pickups von B-Band oder AER an, ganz wie der Kunde es wünscht.
Boden und Zargen des Instrumentes sind aus Indian Rosewood gefertigt und besitzen ebenso wie die Decke eine vorzügliche Qualität. Lediglich an der Rückseite des Instrumentes zeigen sich im Halsbereich kleine Unebenheiten im Lacküberzug. Nicht tragisch, bei dem Verkaufspreis aber doch ein klein wenig ärgerlich. Auf Nachfrage bei Cuntz-Guitars war der Grund für diese Unschönheit aber schnell gefunden: Da das Testmodell auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse über Tage extremer Trockenheit ausgesetzt war, trat dieser „Lacknachfall“ auf, lt. Cuntz kann dies aber mit einer Politur wieder problemlos behoben werden.
Der Hochglanz-Lack verleiht dem Instrument übrigens den Custom-Status.
Optisch abgerundet werden die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Komponenten auch hier durch ein sehr schönes, perfekt verarbeitetes Koa-Binding. Auffällig erscheint hier die „Verjüngung“ der Zargen, d.h. sie werden ab Korpusmitte zum Hals hinauf schmaler. Nicht viel, aber doch sichtbar.
Der Mahagoni-Hals besitzt 21 spielbare Bünde auf seinem Ebenholz-Griffbrett. Er ist selbstverständlich aus einem Stück gefertigt, und die perfekt abgerichteten, von einem Koaholz-Binding umgebenen Bundstäbchen laden direkt zum Jammen mit der CWG23s+ ein. Cuntz schwört hier auf Dunlop 6230 Bunddraht. Mit der Breite von 46 mm am Sattel und 56 mm am vierzehnten Bund dürfte er einer breiten Masse Guitarreros gut stehen. Der angebrachte Sattel besteht aus Knochen und soll so besondere Gleitfähigkeit besitzen. Das Instrument verhielt sich auf jeden Fall während der gesamten Testphase Verstimmungs-resistent, ob nun Knochensattel oder nicht.
Interessant ist auch das Shaping des Halses: Der Radius ist sehr flach und erinnert mehr an ein Flitzefinger-Modell aus der Hard’n’Heavy-Ecke als an eine Westerngitarre. Dennoch, wer dieses Shaping mag, wird die Gitarre lieben, denn die Bespielbarkeit ist, um es mit einem Wort auszudrücken, perfekt. Die Saitenlage beträgt am zwölften Bund lediglich 1,7 mm (!) und läßt schon erahnen, dass man mit diesem Instrument nicht nur das übliche Akkord-Geschrammel sondern auch ernstzunehmende Leadlines jenseits des zwölften Bundes performen kann. Trotz der sehr flachen Saitenlage ist in keinem Bund oder auf irgend einer Saite Deadspots, Schnarren oder ähnliches auszumachen. Auch mit der Intonation verhält es sich vorzüglich. Akkorde, seien es auch noch so aufwändige 4- oder 5-Klänge, klingen in allen Positionen auf dem Hals sauber, klar und rein und zudem noch mit einem sehr ausgeprägtem Oberton-Spektrum, aber dazu später noch mehr.
An der futuristisch gestylten Palisander-Kopfplatte verrichten sechs goldverchromte Kluson-Mechaniken ihren Dienst, und das während der gesamten Testzeit ohne Probleme. Edel gefertigt sind auch die Flügel der Mechaniken. Sie bestehen aus Ebenholz und zeigen, mit wie viel Liebe zum Detail hier gearbeitet, bzw. designed wurde.
Kommen wir nun aber zum wichtigsten Teil des Tests: Wie klingt denn nun die Zusammensetzung solch edler Zutaten? Na denn mal anschnallen – und los geht’s.
Sound/Bespielbarkeit
Wie bereits weiter oben erwähnt verwöhnt der Hals mit einem Setting, wie es besser nicht sein könnte. Die Saitenlage ist superb und verwöhnt die linke Hand mit kräfteschonendem Spiel. Dabei ist auch nicht das geringste Schnarren oder sonstige Unreinheiten in der Klangentfaltung der CWG23s+ zu vernehmen, alle Akkorde und Voicings klingen sauber und klar auf dem gesamten Griffbrett. Die Tonentfaltung der Gitarre ist außergewöhnlich stark und lässt keinerlei Wünsche bezüglich des Frequenzspektrums offen. Hier zeigt sich ganz klar die Verwendung der mit 35 Jahren gut abgelagerten Sitka-Fichtendecke. Es gibt warme Bässe, dezente Mitten, saubere Höhen und ein sehr ausgeprägtes Obertonspektrum, das auf den Musiker sehr inspirierend wirken kann und manchmal sogar an einen Harfen-Sound erinnert! Dabei ist es der Cuntz-Gitarre auch egal, ob man nun lieber mit Plektrum oder den Fingern spielt. Jeder Ton verwöhnt mit einer direkten Ansprache und schafft genügend Raum für sauber artikulierbare Riffs oder schneller gespielte Phrasen oder Scales.
Dieser Eindruck setzt sich auch beim Betrieb an einem Amp fort. Der Schatten-Design-Pickup liefert tatsächlich einen eindrucksvollen Sound jenseits des üblichen Piezo-Blechsounds, wie man ihn leider in vielen Westerngitarrenmodellen findet. Sein Soundspektrum reicht zwar nicht ganz aus, um das gesamte Klangspektrum der CWG23s+ einzufangen, er bietet jedoch eine mehr als adäquate Lösung, um die Gitarre live abzunehmen und ist sicher mancher Mikrofon-Lösung überlegen, was sich auch an der geringen Rückkopplungs-Neigung zeigt.
Weiterhin besticht das Instrument durch sein leichtes Gewicht und das dadurch verbundene gute Handling. Die „Verjüngung“ der Zargen helfen dabei sicherlich mit. Ob sie auch in Zusammenhang mit der hervorragenden Klangentfaltung der CWG23s+ stehen, bleibt wohl das Geheimnis von Andreas Cuntz, der im übrigen mit dem Entwurf des Instrumentes schon während seiner Ausbildung in den 90ern begann.
Fotos: Markus Reichert