Drähte, die die Welt bedeuten. Und ein bisschen Gitarrenpflege
Beim Thema Saiten ist die Gitarristengemeinde oft uneins – aber in einem sind sich alle einig: Es wäre schön, wenn die Dinger nicht so schnell reißen würden. Die D’Addario NYXL Strings haben da eventuell eine Lösung.
- Stabile Stimmung: Dank Fusion-Twist-Technologie bleiben die Saiten länger stimmstabil und reißen nicht so schnell.
- Angenehmer Grip: Etwas straffer als beschichtete Saiten, aber dafür sehr griffig.
- Klanglich ausgewogen: Etwas weniger Brillanz als frische Standardsaiten, dafür mehr Durchsetzungskraft und Balance.
- Fairer Preis: mit 14,50 Euro je Satz sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Inhaltsverzeichnis
D’Addario NYXL Strings – was genau ist das?
Um zu verstehen, was die NYXL Strings von den Saiten der Konkurrenz unterscheidet, muss man sich das Herstellungsverfahren von Stahlsaiten genauer anschauen. Die Herstellung beginnt mit einem Stahlkern, der mit einer Umwicklung versehen wird, um die gewünschte Dicke, Spannung und letztlich auch den Klang zu formen. Für diese Wicklungen werden unterschiedliche Materialien wie Bronze, Phosphorbronze oder andere Metalllegierungen verwendet, die Klang und Haltbarkeit der Saite maßgeblich beeinflussen.
Die bei den NYXL Strings verwendete Fusion-Twist-Technologie ist eine spezielle Verdrillungstechnik, die Stimmstabilität und Reißfestigkeit verbessern soll. Durch die besondere Art, wie die Metalle miteinander verdrillt werden, behalten die Saiten ihre Stimmung deutlich länger und sind zugleich reißfester. Zusätzlich bieten sie laut Hersteller einen höheren Output und einen Leistungsanstieg bei 2 kHz bis 5 kHz – was für mehr Punch und Biss sorgen soll.
Durch die Verwendung eines hochkohlenstoffhaltigen Kernstahls (NY Steel) und die beschriebene Verdrillungstechnik entsteht das Endprodukt, das nun hier auf seinen Einsatz wartet. Mir liegt ein Satz der Stärke .010–.046 vor – meine gängige Saitenstärke. Das zu besaitende Instrument ist meine Music Man Luke II. Außerdem habe ich einen Satz etwas dickerer Saiten (.013–.056), vorgesehen für meine Gibson 50s Tribute Les Paul („das Mahagoniregal“), auf der ich gern mal den Slide ansetze.
Die Verpackung
Was sofort auffällt und mich direkt anspricht, ist die edel wirkende Verpackung der NYXL Strings. Die mattschwarze Kartonverpackung mit samtigem Grip soll wohl schon mal das Spielgefühl vorwegnehmen. Aber Verpackung sagt bekanntlich nichts über den Inhalt – also reißen wir mal auf …

Leicht zu öffnen, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man live mal schnell eine Saite austauschen muss.
Die Verpackung lässt sich über eine Aufreißlasche auf der Rückseite problemlos öffnen. Das ist nicht unwichtig: In der Zeit, als ich noch jedes Wochenende zwei- bis dreimal auf Kirmes- und Schützenfestbühnen stand und Ernie-Ball-Saiten in Zellophanverpackung als Ersatz dabeihatte, habe ich regelmäßig geflucht – die Verpackung ging nie so auf, wie ich es gebraucht hätte. Die fünf Saiten, die ich nicht brauchte, flogen dann im Koffer oder auf dem Kemper-Case herum. Und mir sind jedes Wochenende mindestens zwei Saiten gerissen …
Im Inneren der Packung befindet sich ein wiederverschließbares Tütchen, das die Saiten – jeweils paarweise zusammengewickelt – enthält. Die klassische Farbcodierung der Ballends ermöglicht eine einfache Identifikation, auch wenn die Packung mal verloren geht. Aufgedruckt ist ein Code, den man auf der Seite daddario.com/playback eingeben kann, um Punkte zu sammeln – unter anderem durch das Recyceln von Saiten. Auch ist es möglich, die gesammelten Punkte zu spenden, womit Umweltprojekte unterstützt werden. Eine gute Strategie, um vor allem dem Nachwuchs zu signalisieren, dass Nachhaltigkeit ernst genommen wird.
Runter mit den alten Saiten
Auf meiner Luke II waren zufälligerweise bereits D’Addario Strings aufgezogen – Nickel Wound. Normalerweise spiele ich nanobeschichtete Saiten, aber hier hatte sich ein Satz „verirrt“. Also: Saitenschneider dran, alte Saiten runter! Bei der Gelegenheit schrubbe ich gleich den „Griesgnaddel“ vom Griffbrett und wische den Staub aus den Pickup-Fräsungen. Spoiler: Dreck ist übrigens nicht vintage und hat keine Auswirkungen auf den Klang!
Ein echter Vorteil: Ich hatte die alten Saiten nur wenige Tage drauf und konnte daher schnell Vergleichs-Audiofiles aufnehmen. Vor dem Wechsel gab’s noch eine Reinigung – Griffbrettöl und feine Bürste helfen. Vorsicht bei Stahlwolle: Wenn überhaupt, dann nur bei abgeschraubtem Hals oder abgeklebten Pickups – Metallspäne und Magnete vertragen sich nicht!
Der wirkliche Vorteil an dieser Konstellation ist, dass ich die Saiten nur wenige Tage draufhatte und deshalb schnell noch ein paar Audiofiles eingespielt habe, um einer eventuellen Verbesserung des Klangs nach dem Wechsel auf die Schliche zu kommen. Nachdem also das Instrument von den weniger leckeren Handschweißresten befreit ist (da helfen zum Beispiel ein Griffbrettöl und eine feine Bürste). Vorsicht mit Stahlwolle. Wenn schon Stahlwolle zum Einsatz kommen soll, dann bitte bei abgeschraubtem Hals oder abgeklebten Pickups. Die mögen die feinen Metallspäne nämlich gar nicht!
Und drauf mit den neuen Saiten
Über den Wechsel der Saiten gibt es ja nun nicht so viel Spannendes zu berichten. Aber ein paar Dinge gilt es dann doch zu berücksichtigen und gerade die Anfängerinnen und Anfänger unter uns, die das bisher nicht so oft oder gar zum ersten Mal gemacht haben, können denke ich ein bisschen Input vertragen.
Die Sache mit den Klemmmechaniken
Die Music Man Luke II verfügt über Klemmmechaniken, bei denen die Saite im Inneren des Schafts festgeklemmt wird. Vorteil: Beim Einsatz des Vibratosystems bleibt die Stimmung stabil. Wichtig: möglichst wenige Wicklungen um den Schaft, damit die Saite nach Entspannung wieder in die Ausgangslage zurückkehrt.
Ich habe schon abenteuerliche Dinge gesehen – bis zu sechs oder sieben Windungen. Irrsinn! Gerade bei umwickelten Basssaiten reicht eine knappe Wicklung völlig aus. Saite durchs Loch, Saitenkurbel ansetzen, stimmen – fertig. Bei den höheren Saiten darf es gern eine Windung mehr sein, aber sobald sich die Saite auf dem Schaft überkreuzt, sollte man aufhören.
Bei herkömmlichen Mechaniken sieht das etwas anders aus: Gerade die hohen Saiten brauchen mehr Halt, sonst zieht man sie beim Dehnen einfach wieder raus. Apropos Dehnen:
Die Sache mit dem Dehnen
Hat man alle Saiten aufgezogen – idealerweise in der richtigen Reihenfolge und mit den Ballends hinten –, wird das Instrument grob gestimmt und die Saiten anschließend kräftig gedehnt. Und ich meine wirklich kräftig. Es gibt dafür spezielle Tools, ich nutze einfach die Schwerkraft: Gitarre an der Saite anheben, an zwei oder drei Stellen entlang der Saite. Keine Angst: Reißt sie jetzt, war sie ohnehin ein Fall für den Müll.
Hier zeigt sich ein großer Unterschied zu meinen gewohnten Saiten: Während ich den Dehnvorgang sonst zwei- bis dreimal wiederholen musste, reicht bei den NYXL Strings ein einziges kräftiges Dehnen – danach bleibt die Stimmung stabil. Klasse!
Und ab in die Praxis
Das Instrument wird abschließend sauber gestimmt – los geht’s. Eine Neueinstellung von Saitenlage oder Oktavreinheit war in meinem Fall nicht nötig. Das Spielgefühl ist ein anderes – aber nicht im negativen Sinne. Ich bin beschichtete Saiten gewohnt und der Grip ist anders. Aber nach wenigen Sekunden hat man sich umgestellt – und es flutscht wie gewohnt.
Der erste Eindruck ist sehr gut: Die Saiten sprechen extrem schnell an, lassen sich gut ziehen und – das ist der Knackpunkt – sie verstimmen sich auch bei kräftigem Vibratoeinsatz nicht. Subjektiv wirken die NYXL Strings deutlich gespannter als meine Elixirs. Wenn ich zur Gitarre mit beschichteten Saiten wechsle, fühlt sich das direkt „lappiger“ an.
The Sound of NY-Steel – So klingen die NYXL Strings
Wie erwähnt, habe ich Vergleichs-Soundfiles aufgenommen – einmal mit den alten Nickel Wound Strings, dann mit den NYXL Strings, bei exakt gleichen Einstellungen. Ich habe versucht, das vorher Gespielte möglichst ähnlich zu reproduzieren. Das ist nicht zu 100 % gelungen – aber hey, wir sind kreative Menschen. Exaktes Reproduzieren überlassen wir anderen.
Ich habe mein geliebtes Scuffham Amps S-Gear Plug-in genutzt, mit Factory-Presets, deren Namen in den Dateinamen auftauchen. Der Unterschied ist am deutlichsten bei Clean- und Crunch-Sounds – bei Highgain gehen solche Nuancen unter. Interessant: Die alten Saiten wirken zunächst brillanter, aber bei mehrmaligem Hören klingt die Ausgewogenheit der NYXL Strings deutlich angenehmer.
Zur Langlebigkeit kann ich nach so kurzer Zeit noch nichts sagen – aber ich verspreche: Ich werde die Dinger nicht schonen und zeitnah ein Update veröffentlichen.












































Nicht nur die Beschreibung, zu welchem Produkt gegriffen werden kann wird hier vermittelt, nein!
Mir gefällt die sukzessive Erklärung für jeden, wie der Ablauf für eine Stimmstabilität der neu aufgezogenen Saiten erzeugt wird. 😬👍
Ob der Klangunterschied nach dem Wechsel genug ist? Soll jeder sein eigenes Bild machen…
Und ja, so wenige Wicklungen an den Mechaniken wie möglich, damit wirklich stimmt! Und wem das mit normal verbauten Mechaniken zu schwierig ist, der wechselt auf ein Locking-Mechaniken-System z. B. von Schaller oder Gotoh. Es gibt bestimmt Argumente dagegen, die ich gerne wüsste!
Ggf. sind andere Hersteller die gleiches leisten, auch aufzählbar, nur kenne ich keine.
– Damit bleibt der Guitarero sicher bei guter Stimmung! 🎸
Also seit es Harley Benton gibt, gibt es bei mir keinen Saitenwechsel mehr – da bestell ich mir doch gleich ne komplett neue Gitarre 😜
sind cool.
halten deutlich länger..
aber nicht Grad billig ii Vergleich zu den Standard d’addarios.
gibts aber eh schon einige Jahre.
wieder ein recycelter Test?
@Numitron Es gibt doch das NYC Gewinnspiel!
@Herbie aso. aber trotzdem bitte ein Hinweis auf Recycling!😃🤘
@Numitron Gitarrensaiten Recycling – das wäre ne Geschäftsidee 🎸
@Herbie Wird bei D‘Addario tatsächlich betrieben 🙂
@Jan Steiger Wie läuft das ab? Schicke ich die benutzten Saiten per Luftpost in die USA?
@Herbie Guck mal hier: https://www.daddario.com/playback/recycle/
@Jan Steiger Vielen Dank für den Link, Jan. Leider nur für Amerikaner momentan. Aber gut zu wissen.
@Jan Steiger nice!🤘😎
@Numitron Nein, nicht recycelt. Ganz frisch erstellt. Wir haben viel zu wenig Test über Gitarrensaiten gebracht und das wird jetzt auch mal geändert. Die Saiten sind der total unterschätzte Kontaktpunkt zwischen Spieler und Instrument. 🙂
@Jan Steiger Ich wünsche mir ebenfalls regelmäßige Saitentests.
@Jan Steiger OK. danke!
sorry, wegen meinem voreiligen Verdacht.
kam aber letztens öfters vor. 🤘😎