Pickups und Elektrik
Als Erfinder des Lipstick-Pickups spendiert Danelectro der Gitarre gleich mal eine Doppelausführung, die aus dem ursprünglichen Einspuler einen waschechten Humbucker in Stegposition macht. Doch auch als Singlecoil lässt sich eine der beiden Lippenstifthülsen betreiben, dazu muss nur das Tonepoti angehoben werden. Die Potis sind von guter Qualität und besitzen verchromte, gut greifbare Knöpfe. Lediglich der Volumeregler dürfte gerne etwas sanfter laufen.
Die Halsposition besetzt ein P90 Style Pickup, der leicht schräg zusammen mit seinem Rahmen unmittelbar an den Halsfuß gesetzt wurde. Angewählt werden die beiden Tonabnehmer über einen robusten Dreiwegeschalter, der zusammen mit den zwei Potis und der Klinkenbuchse auf einem cremefarbenen Pickguard seinen Platz gefunden hat. Und das in einer sehr günstigen, schnell zu erreichenden Position am vorderen Cutaway.
Etwas unglücklich ist allerdings die Position der Klinkenbuchse ausgeführt, denn bei einem normalen Klinkenkabel kommen sich hier der Stecker und der Vibratohebel sehr schnell in die Quere. Nicht zu vergessen die Folgen, die ein Treten auf das Kabel mit dem Plastikpickguard veranstalten dürfte. Zu empfehlen sei daher wärmstens der Einsatz einer Strippe mit Winkelklinkenstecker.
Zwischenzeugnis
Insgesamt betrachtet bietet die neue Danelectro The 64 BP einen Quantensprung zu ihren Vorgängerinnen mit den Masonite-Bodys und der chinesischen Fertigung. Klar, dafür ist sie aber auch mehr als doppelt so teuer, was aber nicht nur auf die besseren Werkstoffe, sondern auch auf die verwendete Hardware und die deutlich bessere Verarbeitung zurückzuführen ist und daher auch so völlig in Ordnung geht. Und damit ab zum Soundcheck!
Das dürftige Werkssetting ist ja ständig ein Kritikpunkt und das ist auch meine Erfahrung mit Gitarrenkäufen. Für mich immer wieder ein Ärgernis, weil ich beim Einstellen von Gitarren keine Routine habe. Also gehe ich zum lokalen Gitarrenhändler und sage: „Ich habe eine Gitarre im Internet bestellt, können Sie mir die einstellen?“ Das kommt nicht besonders gut an. Lange Rede kurzer Sinn: Kann nicht Thomann dafür mal einen Service anbieten, den man beim Kauf dazubuchen kann? Ich meine damit nicht den Plek-Service, den es ja gibt, sondern einfach mal den Hals, die Bridge und die Reiter so korrigieren, dass es bundrein ist, nicht schnarrt und trotzdem halbwegs flach ist.
Ich habe das schon paar Mal angeregt, aber dann heißt es immer: „Wir wissen ja nicht, welche Einstellung du brauchst.“ Aber Hallo? Ich kenne keinen Gitarristen, der es nicht gern flach hätte ohne dass es schnarrt. Das ist eine Ausrede! Selbst wenn das wirklich ein Problem wäre, könnte man ja mehrere Optionen zur Auswahl bieten.
Da bin ich voll und ganz bei Dir! Obwohl man sagen muss, dass unsere Testinstrumente in aller Regel direkt vom Hersteller/Vertrieb stammen und nicht von Thomann. Und es gibt wirklich nur wenige von denen, die das mit dem Einstellen wirklich ernst nehmen, ich weise ja in vieler meiner Artikel darauf hin.
Grüße!
Stephan
Ein Setting beim Internethändler ist aus Kundensicht möglicherweise der Schritt in die falsche Richtung: Der lokale Gitarrenhändler ist auch nicht naiv und tut daher gut daran, sich nebenbei offensiv als örtlicher Guitar Tech zu positionieren. In Wahrheit muss ja auch nicht nur nach dem Neukauf was gerichtet werden. Und durch die entstehenden Kontakte kann er sicher auch ab und zu eine Markengitarre verkaufen, die es bei Thomann gibt – Vertriebskontakte hat er ja schließlich auch.
So haben dann alle wenigstens noch ein bisschen was vom Kuchen. Ob das für den auskömmlichen Betrieb eines Ladengeschäfts reicht und befriedigt, sei dahingestellt.
Das Prinzip gibt es seit längerem in der Fahrradbranche, löst da gleichfalls keine Begeisterung aus, aber es funktioniert einigermaßen. Wohl auch, weil Fahrräder häufiger reparaturbedürftig sind als Gitarren und man auch welche verleihen kann. Usw. usf.
Jeder kleinere Einzelhändler muss heutzutage mit besonderen Ideen und einer hohen Servicequalität punkten, um zu bestehen.