Vielseitige Solid-Body
D’Angelico – ein Name, der so klingt wie Sommer, Sonne, Strand und eine extragroße Portion Spaghetti-Eis. Dabei stammt die Firma gar nicht aus dem südeuropäischen Raum, sondern von der amerikanischen Ostküste, aus Manhattan nämlich. Gefertigt werden die Instrumente aber zum großen Teil im fernen Indonesien, womit wir die Erdkugel schon mal fast umrundet hätten. Klar, es gibt sie auch aus US-Fertigung, allerdings wie gewohnt zu einem deutlich höheren Preis und nicht unbedingt an jeder Straßenecke, da sind die Modelle aus Indonesien schon etwas gängiger und trotzdem von sehr guter Qualität, wie wir schon in einigen Reviews hier auf AMAZONA.de erfahren durften. Zum Test erscheint nun ein weiteres Modell des Herstellers, eine Singlecut-Solidbody mit Vintage-lastigen Formen, die mit ihren zwei splitbaren Humbuckern eine große Bandbreite an Sounds abdecken soll. Was die D’Angelico Premier Atlantic Black Flake so drauf hat und was nicht, werden wir im folgenden Artikel versuchen, herauszufinden.
D’Angelico Premier Atlantic – Facts & Features
Die Basis des Singlecut-Bodys bildet ein Korpus aus Linde, der an den Seiten der Decke von einem Binding umschlossen wird. Zu den klanglichen Aspekten kommen wir später noch, jedoch punktet das Instrument gleich zu Beginn mit einem erfreulich niedrigen Gewicht, nachdem man es aus dem mitgelieferten Gigbag befreit hat und zum ersten Mal in den Händen wiegt. Umschlossen wird der gesamte Korpus auf seiner Vorder- und Rückseite von einer sauber aufgetragenen metallicschwarzen Lackierung, die erst in der Höhe des 17. Bunds der Halsrückseite stoppt.
Der extrem ergonomisch geformte Hals-Korpus-Übergang wurde noch mitlackiert, dann ist aber Schluss, denn der übrige Hals verwöhnt die Greifhand mit einer komfortabel zu bespielenden Satinlackschicht. Der besteht aus Ahorn, wurde in den Korpus eingeleimt und besitzt ein enorm flaches Halsprofil, was man hinter dem Vintage-Design der Premier Atlantic Black Flake zunächst nicht vermuten würde. Darüber hinaus kommt auch hier wieder der zurzeit mächtig angesagte Compound-Radius zur Verwendung, was bedeutet, dass die Stärke des Halses von 20 mm am ersten Bund bis zu 22 mm in der Oktavlage variiert. Zusammen mit dem 14″ Radius des Ovangkol-Griffbretts kann man daher trotz der Vintage-Optik der Gitarre von modernen und zeitgemäßen Features sprechen, die auch anspruchsvollere Spieltechniken ausreichend unterstützen.
Medium-Bünde auf Ovangkol Griffbrett
Durch das weit ausgesägte Cutaway ist das Erreichen der oberen Lagen eine leichte Angelegenheit, alle 22. Bünde auf dem Griffbrett sind optimal zu erreichen. Die Verarbeitung der Medium-Bünde geht für ein Instrument dieser Preisklasse in Ordnung, hier und da piekt es zwar etwas an den Kanten der Bundstäbchen bei unserem Testinstrument, insgesamt betrachtet aber wurde die Bundierung sauber ausgeführt und ermöglicht ein angenehm flaches Setting bereits ab Werk, das ohne Schnarren, Schaben oder andere unerwünschte Artefakte auskommt. Bei der Wahl der Inlays wurde geklotzt und nicht gekleckert, so wurden an den bekannten Stellen im Griffbrett anstelle einfacher Dots fette Perlmutt-Inlays eingesetzt. Die Sattelbreite von 43 mm bewegt sich im üblichen Rahmen und auch dieses Bauteil bietet keinen Anlass zur Kritik, denn der Sattel wurde sauber und absolut mittig in seiner Position eingesetzt.
Solide Hardware & Tuner von Grover
Neben der Kombination aus einem Tailpiece und einer Tune-o-Matic Brücke sorgen sechs solide Mechaniken aus dem Hause Grover an der verspielt designten Kopfplatte für ein zuverlässiges Halten der Stimmung. Auch wenn mal nachgestimmt werden muss, überzeugen die Tuner mit einem seidenweichen Lauf auf ihren Achsen und ermöglichen dank ihrer vollkommen spielfreien Funktion ein schnelles und präzises Stimmen der Drähte. Die Kopfplatte ist tatsächlich ein echter Hingucker und damit zweifellos ein Highlight in der Optik der Premier Atlantic Black Flake: Dafür sorgen der D’Angelico Schriftzug aus Perlmutt, die Aluminiumabdeckung der Halseinstellschraube, die verspielten Knöpfe der Mechaniken und nicht zuletzt die verchromte Hutmutter am oberen Ende quasi als i-Tüpfelchen.
Duncan Designed Humbucker mit Split-Funktion
Es sind zwar keine USA-Pickups aus dem Hause Seymour Duncan, aber immerhin Tonabnehmer, die einen berühmten und bewährten Namen tragen. Es handelt sich um das Modell HB-102, das in den Positionen an Hals und Steg eingesetzt wurde. Der Kandidat am Hals wird komplett von einem Perlmutt-Pickguard umschlossen, das knapp die Hälfte der Decke für sich in Anspruch nimmt und auch den Dreiwegeschalter beherbergt, der griffgünstig am oberen Ende eingesetzt wurde und ein absolut solides Bild abgibt. Die weitere Steuerung des Sounds übernehmen je ein Volume- und ein Tone-Poti, die mit schwarzen Knöpfen bestückt wurden und mit einem gesunden Widerstand auf ihren Achsen laufen.
Die beiden Tone-Potis besitzen eine Doppelfunktion, denn neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Tonblende ermöglichen sie es durch Anheben, die beiden Doppelspuler in den Singlecoil-Modus zu versetzen, um so die Klangvielfalt noch einmal deutlich zu erweitern. Das könnte jedoch bei schweißnassen Händen vielleicht schwierig werden, denn die aufgesetzten Knöpfe sind doch schon an ihren Seiten sehr glatt ausgefallen, zur Not muss man eben an dieser Stelle mit passenden Teilen aus dem Zubehörmarkt nachhelfen.
Die Premier Atlantic Black Flake in der Praxis
Akustischer Grundsound/Handling
Trocken angespielt bietet die D’Angelico Premier Atlantic Black Flake einen brillanten und mit vielen Höhen angereicherten Grundsound, gute Werte im Attack-Verhalten und eine gesunde Portion Sustain. Zudem ist sie überraschend laut für eine Solidbody, obwohl ihr Korpus ja nicht mit Kammern versehen ist. Die Bespielbarkeit ab Werk geht in Ordnung, könnte aber noch ein Stück besser sein, denn die gute Verarbeitung des kerzengeraden Halses und der sauberen Bundierung erlaubt eine deutlich bessere Saitenlage als die, die mit der unser Testinstrument ausgeliefert wurde. Korrekturen sind aber durch geringfügiges Absenken der Brücke schnell vorgenommen, sodass auch ein Solieren jenseits der Oktavlage dann bequem vonstattengehen kann. Durch ihr angenehm niedriges Gewicht und der ausgewogenen Balance liegt das Instrument bequem im Schoß oder pendelt sich komfortabel am Gurt ein, eine Kopflastigkeit ist nicht festzustellen. Darüber hinaus behindert keiner der Pickups den Aktionsradius des Plektrums: Nach dem Auflegen der Schlaghand auf die Brücke nutzt dieses den Freiraum zwischen den beiden Humbuckern perfekt aus.
Elektrischer Sound
Mit viel Dampf gehen die beiden Duncan Designed Humbucker zu Werke, sie können den brillanten und obertonreichen Grundsound der Gitarre gut aufnehmen und überraschen mit einem hohen Headroom sowie geringen Nebengeräuschen, was vor allem auch bei den Singlecoil-Sounds auffällig ist. Erfreulich ist zudem, dass die Dynamik und das Frequenzbild insgesamt betrachtet kaum Einbußen hinnehmen müssen, wenn man die Volume-Regler absenkt, sodass auch hier zusätzliche Optionen im Zusammenwirken mit einem guten Amp am anderen Ende der Strippe bereitstehen. Knackige und drückende Riffs mit dem Steg-Humbucker sind somit genau so drin wie singende Lead-Lines mit dem Duncan am Hals oder aber Strat-ähnliche Singlecoil-Sounds, die mit ansprechender Wärme und glockenähnlichen Attributen aus dem Speaker des Amps gepfeffert werden.
D’Angelico Premier Atlantic Black Flake – Klangbeispiele
Für die Klangbeispiele habe ich die D’Angelico Premier Atlantic Black Flake zusammen mit meinem Orange Micro Dark verwendet. Der Amp war mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verbunden, ehe das Signal mit einem AKG C3000 Mikrofon in Logic Audio aufgezeichnet wurde.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
schönes design. der f-hole schnörkel müsste mmn nicht sein, ebensowenig die spitzen ecken am pickguard. sound scheint auch gut zu sein. preis ist auch gut, im bereich des machbaren für „asoziale schmarotzer“ wie mich^^. würde mich tatsächlich schwer jucken, die mal zu testen :D.
Ich hab die selbe Gitarre in Oxblood, schönes Ding mit sehr guter Bespielbarkeit. Der Hals ist ein Traum.
Im Text oben steht was von Mahagoni Decke, das ist falsch, der gesamte Korpus ist aus Linde. Nur beim Modell in Sky Blue wird Mahagoni verwendet.
@Emrage Danke für den Hinweis, wurde korrigiert :)