Budget Preamp mit Extras?
Der Einsteigermarkt für Studiogeräte ist hart umkämpft und dbx hat mit dem dbx 286s einen einkanaligen Preamp/Processor im Programm. Wir kennen die Marke dbx aus dem Audio- und Proaudio-Bereich, der zu HARMAN gehört, die wiederum Samsung zugehörig sind. In Zeiten der Globalisierung steht oft ein größerer Brand hinter einer Marke. Der Kundenvorteil liegt auf der Hand, denn so kann günstig produziert und angeboten werden. Dieser Test soll die Einbindung des dbx 286s im Studioalltag zeigen.
Solide gefertigt, so der erste Eindruck, kommt das 1 HE fassende Rackgerät nach dem Auspacken direkt zum Test in die Sprachkabine. Es liegt nur ein englisches Handbuch bei, deshalb habe ich gleich die deutsche Version als externes PDF in die Link-Sparte gepostet. Wer die hier im Test nicht angesprochenen allerletzten technischen Details nachlesen möchte, wird da zum Punkt kommen.
Ein Gerät, als einkanalige Bauweise gefertigt, gibt die Verarbeitung eines Monosignals vor. Das kann ein Mikrofonsignal oder ein Instrumenten-Line-Signal bzw. ein Signal sein, das bereits aufgezeichnet den dbx 286s Preamp/Processor erneut durchläuft.
Der Preamp, zu Deutsch Vorverstärker, stellt eine der beiden Nutzungsformen dar, die andere ist die Nutzung des 1 HE Geräts als Signalprocessor, also Eingriffe in Sachen Dynamik und Tonbearbeitung. Im Mikrofonbetrieb kann die Processor-Einheit dazugeschaltet werden, dann ist der ganze Kanalzug aktiv.
Im Studio gibt es zwei Philosophien: Die eine möchte alle Signale möglichst linear, das bedeutet ohne Färbung eines Gerätes einfangen, die andere sucht das Gegenteil, nämlich eine gewünschte Klangfärbung schon vor der Aufzeichnung hinzubekommen. Die Vor- und Nachteile beider Rangehensweisen kann sich jeder denken, doch mir geht es darum, beide Wege mit den Möglichkeiten des dbx 286s aufzuzeigen.
Features des dbx 286s
Der dbx 286s Preamp kann Signale von Kondensator- oder dynamischen Mikrofonen verarbeiten, der XLR-Input speist erstere mit 48 V Phantom-Power. Der Gain-Regler, dem eine LED-Level-Anzeige zugeordnet ist, sorgt für die passende Anpassung des Inputs. Zusätzlich kann ein Highpass-Filter per Knopfdruck aktiviert werden, das bedeutet Bassfrequenzen werden verringert. Am ehesten ist das mit einem Trittschallfilter gleichzusetzen.
Das war es bereits für die erste Aufgabe, die der dbx 286s erfüllen soll. Die reine Mikrofonvorverstärkung ist gewährleistet.
Per Druckschalter kann die Processor-Reihe, die aus vier unterschiedlichen Komponenten besteht, aktiv bzw. passiv geschaltet werden. Wenn das rote Licht leuchtet, ist diese Einheit aus.
Compressor des dbx 286s
Über Kompression im Audiobereich sind schon viele Dutzend Bücher geschrieben worden. Aufnahmen, Mixe und Mastering sind ohne Kompression zwar möglich, aber sinnlos, um hier endlich mal ein Zitat von Loriot sinngemäß unterzubringen.
Der dbx 286s bietet 2 Regler und die dazugehörige LED-Anzeige. Man muss kein Fachmann sein, um intuitiv das Signal fetter zu machen. Der Drive-Regler bestimmt den Stärkegrad der Kompression, der Density-Regler die Release-Zeit. Kurze. harte Signalquellen wie eine Bassdrum oder Snare werden anders komprimiert als weiche Signale wie Gesang oder Bass.
Einstellungen sind Geschmacksache, die Klangbeispiele zeigen die Veränderung zum Grundsignal auf und hier tut sich einiges. In der Beschallungstechnik ist dbx aber für gut zupackende Dynamikprozessoren bekannt.
De-Esser des dbx 286s
Wer diesen Begriff noch nicht gehört hat, darf sich gerne mal vors Mikrofon stellen und den schönen Spruch von Fischers Fritz zum Besten geben. Da wimmelt es von scharfen F- und S-Lauten. Eine Frauenstimme verstärkt den überzogenen Eindruck, den diese Laute bzw. spitzen Frequenzen oft gerne in Kombi mit Kondensatormikrofonen machen. Um dem entgegen zu wirken, gibt es die De-Esser-Funktion. Die störende oder zischende Frequenz wird am Frequency-Regler angewählt und per Threshold-Regler in deren Intensität gedrosselt.
Das Tool funktioniert gut und ist im Studioalltag eine Bereicherung.
Enhancer des dbx 286s
Ein klassisch arbeitender Enhancer ist nichts anderes als ein 2-Band EQ, der den Bass- bzw. Höhenbereich boostet. Die Wirkungsgrade zu den voreingestellten Frequenzen sind deutlich hörbar und verändern das Klangbild, leider addiert der Höhenbereich auch einiges an Rauschen hinzu.
LF Detail und HF Detail sind als Regler zu nennen. LF steht für Low Frequency, entsprechend HF für High Frequency.
Expander/Gate des dbx 286s
Dieses Feature wird immer dann gebraucht, wenn unerwünschtes Grundrauschen auftritt und weggefiltert werden soll. Dummerweise sind leise Soundquellen oder schlicht leise gespielte Musikpassagen auch sehr anfällig für zu forsch gewähle Einstellungen, denn die leisen Töne werden quasi geköpft bzw. geschluckt. Hier muss das Maß gefunden werden. Threshold regelt den Zugriffspunkt, Ratio die Schnelligkeit des sich schließenden Gates. Eine rot-grüne LED zeigt an, ob das Gate gerade aktiv ist oder nichts tut.