Klein, aber oho!
Denon DJ Prime Go+ – die Neuauflage des kleinen Standalone-Wunders – wurde Mitte Oktober angekündigt und wir freuen uns, bereits jetzt ein Testgerät in den Händen zu halten. Für wen ist das portable Gerät voller Anschlüsse und Funktionen geeignet und welche Verbesserungen gibt es seit der letzten Version? Fragen über Fragen, die beantwortet werden wollen und so starten wir gleich mit unserem Test.
Inhaltsverzeichnis
Als der Denon DJ Prime Go+ angekündigt wurde, mussten wir erst einmal nachschauen, wann das Vorgängermodell eigentlich erschienen ist. Nach einem kurzen Blick ins Archiv von AMAZONA.de konnten wir feststellen, dass die alte Version gute vier Jahre auf dem Buckel hat. In dieser Zeit gab es einige neue Trends im DJ-Bereich und wir sind gespannt, woran die aktuelle Version anknüpfen kann.
Der Denon DJ Prime Go+ im Überblick
Die neue Version kommt jetzt in einem silbergrauen Farbton statt dem Schwarz des Vorgängers und hat die gleichen Abmessungen wie das Vorgängermodell. Wiegt aber laut Datenblatt ganze 100 Gramm mehr. Gut, da das Gerät einen eingebauten Akku hat, könnte dieser auch etwas größer geworden sein. Das würde uns natürlich freuen, denn je größer der Akku, desto länger der kabellose Spaß.
Auch das Layout des Denon DJ Prime Go+ ist mit dem Vorgänger identisch. Im Grunde haben wir ein einfaches 2-Kanal Standalone-Gerät, wobei sich das Layout etwas von anderen Geräten unterscheidet. Das liegt daran, dass die Mixer-Sektion neben Volume-Fader, LED zur Visualisierung der Lautstärke, Cross-Fader und Sweep-FX keinen Gain- oder 3-Band-Equalizer besitzt. Zumindest nicht in Form eines klassischen Kanalzugs. Gain und 3-Band-Equalizer befinden sich jeweils in einer Reihe über den beiden Track-Decks. Damals wie heute eine recht interessante Designentscheidung. Abgeschlossen wird die Mixer-Sektion neben einem Shift-Button und einem Push-Controller sowie entsprechenden Buttons zum Laden von Songs auf das gewünschte Track-Deck wieder von einem 7“ Touchscreen.
Die Track-Decks beherbergen natürlich die rudimentären Bedienelemente wie Cue, Play/Pause, Sync, Pitchbend, einen Pitchfader und ein kleines Jogwheel. Darüber befinden sich ein Push-Encoder zum Setzen und Längenanpassen von Loops sowie vier Performance-Pads mit vier verschiedenen Pad-Modi: Hot Cue, Loop, Roll und Bank.
Oberhalb der Performance-Pad-Sektion befindet sich die bereits erwähnte Gain- und 3-Band-Equalizer-Sektion, mit der die Übergänge leicht gemacht werden sollen.
Auf der linken Seite befindet sich dann die Effektsektion, in der man mit einem Poti den Effekt auswählen kann. Sobald man diesen betätigt, öffnet sich auf dem Display ein Kontextmenü, in dem man alle Effekte sehen kann und ja, es sind wirklich viele. Mit einem Endlospoti kann man dann verschiedene Parameter des jeweiligen Effekts einstellen. Durch Drücken des Encoders wechselt man zwischen den Parametern. Das ist eine coole Lösung, weil es einerseits Platz spart und andererseits dem User die Möglichkeit gibt, tiefer in die Effekte einzusteigen.
Natürlich gibt es dann noch ein weiteres Poti, mit dem man das Verhältnis zwischen Dry und Wet einstellen kann. Buttons, um den Effekt entweder Deck 1 oder Deck 2 zuzuweisen und einen generellen Button, um den Effekt ein- oder auszuschalten.
Auf der rechten Seite des Touchscreens haben wir dann die Potis für die Lautstärke von Mikrofon 1 und 2, ein Poti für den Booth-Out und natürlich auch ein Poti für den Master-Out. Alles recht eng beieinander, aber bei den schmalen Abmessungen von 41,1 x 27,4 x 5,3 cm (B x T x H) ist das natürlich auch nicht anders zu handhaben. Dafür bekommt man als Anwender aber auch alle notwendigen Funktionen eines Standalone-Gerätes.
Die Anschlüsse des Standalone-DJ-Systems
Werfen wir noch einen Blick auf die Anschlüsse des Denon DJ Prime Go+.
Auf der Vorderseite befindet sich neben einem SD-Kartenslot auch die Anschlussmöglichkeit für Kopfhörer. Sowohl in 3,5 mm als auch in 6,3 mm Klinke. Außerdem befinden sich auf der Vorderseite auch die Potis für die Kopfhörerlautstärke und das Verhältnis zwischen Cue und Master. Außerdem befindet sich hier noch ein Poti für den Pegel des AUX-Signals.
Auch die Rückseite des Denon DJ Prime Go+ ist üppig ausgestattet. So hat man beim Master-Out die Wahl zwischen XLR oder Cinch und ist damit sowohl für kleinere als auch für größere Installationen gerüstet. Den Booth-Out gibt es als klassische 6,3 mm Klinkenbuchse und die beiden Mikrofone als Kombibuchse. Flexibilität wird hier groß geschrieben. Das AUX-Signal kann natürlich auch per Klinke eingespeist werden.
Neben einem USB-B-Anschluss, über den der Denon DJ Prime Go+ mit dem Computer verbunden werden kann, gibt es zu guter Letzt noch einen USB-A-Anschluss, in den der USB-Stick gesteckt werden kann. Wer noch auf der Suche nach einem passenden Stick zum Auflegen ist, für den könnte dieser Artikel hier interessant sein.
Der Denon DJ Prime Go+ in der Praxis
Der Denon DJ Prime Go+ ist schnell ausgepackt und auch wenn ein Akku im Gerät verbaut ist, will dieser erst einmal aufgeladen werden. Also schnell das externe Netzteil angeschlossen und schon kann man sich mit dem WLAN verbinden. Natürlich im Zeitalter der Streaming-Dienste nichts Neues, also schnell verbunden und direkt springt einem eine Meldung ins Auge, dass ein Update für das Gerät bereitsteht. Na gut, dann laden wir das mal herunter. Während sich der Denon DJ Prime Go+ also vor dem ersten Auflegen selbst aktualisiert, denken wir kurz darüber nach, wie schön es doch ist, dass DJ-Geräte das mittlerweile selbst können und wir nicht mehr Anleitungen im Internet lesen, zusätzliche USB-Sticks mit dem Update-Installer synchronisieren und hoffen müssen, dass wir auch wirklich alles richtig gemacht haben. Nein, wir schreiben das Jahr 2024 und das geht alles viel schneller. Nach zwei Minuten können wir das Gerät tatsächlich in Betrieb nehmen. Wie bereits erwähnt, kann man mit dem Denon DJ Prime Go+ auf Streaming-Dienste zugreifen. Zur Auswahl stehen hier TIDAL, Beatport, Beatsource, Soundcloud GO+ und auch Amazon Music Unlimited. Wenn es mal schnell gehen muss, kann sogar Dropbox als Quelle angesteuert werden.
Neben den Streaming-Anbietern, USB-Stick, SD-Karte und AUX gibt es auch die Möglichkeit, Songs über Bluetooth abzuspielen. Dabei kann man wählen, welcher Plattenspieler dafür verwendet werden soll. Allerdings kann man außer der Lautstärke und dem 3-Band-Equalizer keine weiteren Parameter manipulieren. Als Effekte stehen hier nur die Touch-FX zur Verfügung. Weitere Effekte können hier also nicht angewendet werden und auch das Tempo des über Bluetooth eingespeisten Signals kann hier nicht angepasst werden, um den Übergang synchron zu gestalten.
Für unseren Test haben wir uns für den guten alten USB-Stick entschieden. Dieser wurde zwar mit rekordbox formatiert, aber wie bei allen unseren Tests von Denon, sind wir immer wieder begeistert von Engine OS, dem Betriebssystem auf solchen Geräten. Denn der Stick lässt sich nach kurzer Einarbeitung problemlos bedienen. Playlists, Cue-Points, Waveforms, alles ist sofort einsatzbereit. Traumhaft! Also schnell zwei Songs in die Track-Decks geladen und los geht’s. Um es gleich vorweg zu sagen: Wir sind keine echten Fans der Gain- und 3-Band-Equalizer-Anordnung. Auch nach mehreren Stunden auflegen nicht. Unser Hauptproblem ist, dass wir aufgrund des schmalen Formfaktors des Denon DJ Prime Go+ Probleme haben, an den Gain-Regler zu kommen, wenn wir gerade nur am Equalizer-Band für die Bässe arbeiten wollen. Auf Grund der Kompaktheit des Gerätes, die auch einen großen Teil der Idee hinter dem Denon DJ Prime Go+ ausmacht, verstehen wir die ungewöhnliche Anordnung, hätten uns aber für die neue Version eine Änderung gewünscht. Dennoch freuen wir uns, sagen zu können, dass das Auflegen mit dem Gerät wirklich Spaß macht. Trotz der Größe haben wir nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Gerade durch die Effektsektion und die tiefgreifenden Möglichkeiten durch veränderbare Parameter macht das Mixen Spaß. Mit einer Auswahl von 26 Effekten hat man hier natürlich auch wirklich viele Möglichkeiten und wir sind froh, dass alle Effekte ihre Daseinsberechtigung haben.
Die Software macht wie immer extrem viel möglich. Allein die Möglichkeit, die Resonanz des Filters im Sweep-FX schnell und einfach über den Touchscreen einzustellen, finden wir genial. Da wir eine eher gezügelte Resonanz bevorzugen und diese während des Auflegens nicht wirklich oft verändern, brauchen wir dafür zum Beispiel kein Hardware-Poti. Apropos Sweep-FX. Verfolgt der Denon DJ Prime Go+ hier ein etwas anderes Konzept als beispielsweise andere Geräte aus dem Hause Denon DJ? So stehen hier zwei zur Verfügung, ein Filter und ein Echo. Diese können für jeden Kanal unabhängig voneinander angewählt werden. Filter auf Kanal 1 und Echo auf Kanal 2 ist kein Problem.
Wem das an Effekten noch nicht reicht, der kann den eingebauten Touchscreen auch als X/Y-Pad für Effekte nutzen und auch hier gibt es noch weitere Parameter, die angepasst werden können.
Über den in der Mixer-Sektion befindlichen View-Button kann man auch die Ansichten umschalten, ob horizontal oder vertikal kann hier je nach Geschmack gewählt werden.
Natürlich sind die Jogwheels nicht gerade groß, aber für ein solides Beatmatching reichen sie allemal aus. Lobenswert ist auch die Verarbeitung des Denon DJ Prime Go+. Das Gerät wirkt sehr robust, die Fader laufen leichtgängig, die Potis haben einen vernünftigen Widerstand und auch die Buttons fühlen sich hochwertig an. Außerdem begrüßen wir, dass die Shift-Taste hier nur eingeschränkt genutzt werden kann. Hier wirken die Anwendungsbereiche wirklich durchdacht. Der Denon DJ Prime Go+ ist kein Gerät, bei dem man sich mit Fingerakrobatik durch zweite Ebenen bis zur gewünschten Funktion durchklicken muss.
Etwas verwirrend ist, dass standardmäßig ein Fader-Echo aktiviert ist. Das lässt sich aber natürlich schnell in den Einstellungen deaktivieren. Natürlich kann man seine Mixe auch aufnehmen. Diese Funktion steht aber natürlich nicht zur Verfügung, wenn ihr Streaming-Dienste nutzt.
Natürlich interessiert uns auch die Akkulaufzeit, vorher musste das Gerät natürlich aufgeladen werden und in gut zwei Stunden war das Gerät zu gut 90 % geladen.
Die Laufzeit während unseres Tests bei moderater Lautstärke lag aber im Bereich des Vorgängers. Denon DJ gibt bis zu 25 %t mehr Laufzeit im Akkubetrieb an, das mag sein, wenn man die Display-Helligkeit noch optimiert, aber in unserem Fall konnten wir gut 3,5 Stunden am Stück mit dem Gerät arbeiten, bevor es wieder an die Steckdose wollte.
Bleibt natürlich noch die Frage nach dem Klang des Denon DJ Prime Go+. Dieser ist relativ unaufgeregt und eher neutral. Beim Vorgänger gab es hier allerdings Probleme, da der Sound clippte, obwohl das LED-Metering noch nicht im kritischen Bereich war.
Wir konnten feststellen, dass wir wirklich eine ordentliche Lautstärke erreichen mussten, damit bei dieser Version überhaupt ein Ausschlag im LED-Metering erkennbar war und freuen uns sagen zu können, dass wir die Probleme des Vorgängers mit dem Denon DJ Prime Go+ nicht reproduzieren konnten!
Für wen eignet sich das Standalone-System?
Die Zielgruppe des Denon DJ Prime Go+ ist wirklich breit gefächert. Es wäre unserer Meinung nach nicht das erste Gerät, das wir einem Einsteiger empfehlen würden, da es schon recht vollgepackt mit Features ist, aber es spricht nichts dagegen, sich mit diesem Gerät an das Thema DJing zu wagen. Natürlich ist es aufgrund seiner Kompaktheit etwas für Anwender, die viel unterwegs sind oder sein wollen. Mit den Anschlüssen ist man sehr flexibel, ob in einem Setup zu Hause oder mal eben in einer Bar oder einem kleinen Club, das Standalone-System kann überall angeschlossen werden. Wem der Formfaktor wichtig ist und sich von einem eingebauten Akku als zusätzliches Feature angesprochen fühlt, der wird mit dem Denon DJ Prime Go+ viel Spaß haben können.
Der Preis des kleinen DJ-Begleiters
Was den Preis des Denon DJ Prime Go+ betrifft, so liegt dieser bei 1.089,- Euro und knüpft damit nahtlos an den Vorgänger an. In unseren Augen freuen wir uns immer, wenn ein Gerät fair bepreist ist und ja, das ist dieses Standalone-System in unseren Augen definitiv. Allerdings müssen Nutzer des Vorgängermodells nicht gleich in den Laden rennen, um sich die neue Version zu kaufen. Wer sich aber für ein solches Gerät interessiert, trifft hier sicherlich keine schlechte Wahl!
Hallo!
Vielen Dank für euren Artikel!
Ich bin selber Besitzer eines Denon Go und eines Denon SC4 live.
Ich kann zunächst bestätigen, dass auch ich mit der Qualität von Denon sehr zufrieden bin und ich die Steuerung über den Touchscreen sehr gut und intuitiv finde.
Der Umstieg von Traktor auf Engine war am PC allerdings etwas holprig.
Toll ist, dass Denon regelmäßig Updates für die Pulte bereitstellt. So konnte ich vor ca. einem halben Jahr auf einmal auch eine Tastatur über Funk verbinden, da Bluetooth freigeschaltet wurde. Kurz danach kam Bluetooth In, so dass Handys auf einen der zwei Kanäle oder den Masterout geroutet werden könnten. Mega! Wenn man bedenkt, dass man dadurch aus dem Go ein „4-Kanalpult“ macht, was mir vollkommen reicht.
Seit dem letzten Update auf 4.1 kann man auch Bluetooth-Out nutzen und so Bluetooth-Kopfhörer oder auch Lautsprecher koppeln. Das ist in sofern cool, da man nun wirklich kabellos mit dem Go auflegen kann. Die kleine Verzögerung macht Mixen aber schwierig.
BT-In und Out gleichzeitig ging bei mir leider nicht.
Letzte Woche gab es die Anforderung zwei Mikrofone anzuschließen. Das Go hat dafür zwei richtige Mic-Eingänge, das SC4 „nur“ einen XLR und einen Klinke. Zudem nimmt man sich beim SC4 den Aux-Kanal weg. Also Vorteil beim Go? Jein! Das SC4 live bietet hier noch einen digitalen Dreiband-EQ an, bei Go muss man damit leben, was reinkommt.
VG K