Die Effekt-Sektion(en)
Die Effekt-Sektion ist eine ziemliche Ansage und leider weiß ich daher, dass dieser Unterpunkt damit lang werden wird. Daher, ein Versuch das Ganze halbwegs kurz zu halten.
Es gibt zwei Sektionen: Sweep FХ (das entspricht den Pioneer Soundcolor FХ) und BPM FХ (das entspricht den Pioneer Beat FХ). Beide Sektionen sind gleich denen des Pioneer DJM angesiedelt und vom Aufbau eigentlich auch gleich.
Die Sweep FХ bieten vier Effekte, in jedem Kanalzug einzeln und separat regelbar: Noise, Gate, Dub Echo und Wash Out. Während die ersten Drei eigentlich bekannt sein dürften, ist Wash Out ein 1-Beat-Echo mit gleichzeitiger Filterung. Einfacher zu hören als zu beschreiben, tatsächlich aber ein von mir plötzlich liebgewonnener Effekt für das Mixen. Wash Out ist da irgendwie Programm und nimmt auf sehr angenehme Weise im Mix ein Signal weg und sorgt so für die Möglichkeit zu ganz harmonischen Übergängen.
Soweit hat das mit der Kurzfassung ja schon einmal gut geklappt. Nun kommt der Punkt, an dem es scheitern wird: die BPM FХ.
Diese, quasi die große, Effekt-Sektion hat so einiges zu bieten. 12 Effekte bietet der Denon DJ X1800 Prime in der Effekt-Sektion: Echo, Delaу, Reverb, Roll, PingPong, Trans, Phaser, Flanger, Filter, Revers Roll, Beatbreak und Scratch. Dazu kommt noch der Send und Return. Der kann schnell abgearbeitet werden. Er dient zum Einbinden externer Effektgeräte und kann jedem Kanal zugewiesen werden. Der Wet/Drу ist dabei zugleich Send-Level wie auch Return. Er kann natürlich nicht parallel zu den anderen Effekten genutzt werden.
Die Effekte selbst lassen sich ebenso auf jeden Kanal zuweisen, ebenso natürlich auf das Master-Signal. Sehr schön: In jedem Kanal findet sich eine große weiße LED, die anzeigt, ob auf den Kanal die Effekt-Sektion zugewiesen ist.
Die zwei Displays des Mixers geben mit Hinblick auf die Effekte notwendige Informationen. Zum einen das Grundtempo des jeweilig ausgewählten Kanals – im oberen Display finden sich die Daten zu den Effekten: Effekttуp, Assignment, der gewählte Frequenzbereich oder beim Ping-Pong die Seite.
Der gewählte Frequenzbereich ist ein gutes Stichwort: Die Effekt-Sektion besitzt einen eigenen Regler, über den der Frequenzbereich ausgewählt werden kann, in dem der Effekt wirkt. Grundlegen ist das entweder unter 20 kHz und von dort in kleiner werdenden Stufen herunter regelbar bis 60 Hz oder von 60 Hz aufwärts bis 20 kHz, quasi ein High-Pass oder Low-Pass. In den Soundbeispielen wird dieser Effekt zu hören sein. Gerade bei einem Echo oder einem Delaу ermöglicht dies natürlich die Anwendung des Effekts auf z. B. nur die höheren Frequenzen, nicht aber auf die Bässe oder die Kick.
Ganz wichtig natürlich: Die Einstellung der Zeiten für die Effekte. Diese lässt sich einstellen von 1/16 Beat bis hinzu 8 Beats – entweder per Time-Regler oder über den großen FX Touch Strip. In diesem (und natürlich auch im Display) wird die jeweilige Auswahl eingeblendet, eine Möglichkeit für das nahtlose Hinübergleiten von einer Einstellung in die nächste. Im Display findet sich auch noch die Anzeige der Zeit in Millisekunden. Dabei bezieht sich die Effekt-Sektion entweder auf das automatisch bestimmte Tempo (und das reicht eigentlich, denn die BPM-Erkennung ist überaus korrekt) oder auf das manuell eingegeben Tempo per Tap-Button.
Ganz interessant ist auch die Kombination von Instant-FX und dem Touch Strip. Instant-FX, das ist zunächst der kleine grüne Schalter in der Sektion, mehr aber ist es die Funktion, dass man den Effekt nicht generell einschalten muss. Der Touch Strip lässt nach wie vor die Auswahl der Zeit zu, aber beim Auswählen und Halten wird der Effekt gleichzeitig eingeschaltet. Die On/Off-LED blinkt. Spart einen Griff und lässt einen schnellen und direkten Einsatz von Effekten zu – alles auf einen Tastendruck.
Wie die Effekte klingen? Nun, schwierig in Worte zu fassen. Die Auswahl der Effekte ist ausreichend. Die gute BPM-Erkennung in Kombination mit dem Tap-Tempo funktioniert einwandfrei, der Touch Strip (der wirklich groß geraten ist) erlaubt zielgenauen Zugriff auf verschiedene Zeiten. Die Kombination mit dem Frequenzbereich hilft viel, kann aber auch an der ein oder anderen Stelle zu unschönen Ergebnissen führen. Nicht immer ist die Zeit mit dem Frequenzbereich harmonisch, die Soundbeispiele werden es zeigen. Meine Favoriten sind in jedem Fall das Echo und das Delay, der Effekt Beatbreak ist auch sehr interessant, auch wenn ich ihn nicht nutzen würde. Hier werden die vier Schläge im Takt gesampelt und im selben Takt wiedergegeben nach einem bestimmten Raster. Hierfür gibt es 16 unterschiedliche Pattern, die im Soundbeispiel auch alle gezeigt werden. Durch dieses entsteht ein Beat-Break-Effekt, das Display zeigt dabei in Blockform über vier Vier-Viertel-Takte das jeweilige Raster an.
Ein ebenfalls bisher unbekannter Effekt in DJ-Mixer: Scratch. Ich dachte, das macht man mit Platten? Nein, nun ist der Effekt auch im Mixer vorhanden. Hier wechselt der Effekt die jeweilige Wiedergabe mit einer umgekehrten Wiedergabe ab, je nach Zeiteinstellung ruhiger oder intensiver.
Zeit für Soundbeispiele statt vieler Worte, hören statt lesen. Kleine Notiz am Rande: Nicht jeder Effekt muss so, wie er im Soundbeispiel ist, schön klingen, die Beispiele sollen nur zeigen, was alles machbar ist – von bis.
X1800 Prime und digitale Vinyl-Systeme
Dass der Denon DJ X1800 Prime mehr kann als nur Audio-signale durchschieben, das verrät das neue Modell bereits auf der Oberfläche. Nicht nur der Input-Wahlschalter lässt es erahnen, sondern primär die beiden USB-Ports auf der Oberseite.
Das neue Modell von Denon besitzt ein internes Interface, welches den Anschluss von einem oder zwei PCs gleichzeitig erlaubt.
Somit kann jeder Nutzer von einem Laptop im Club den X1800 Prime als Soundkarte nutzen und sein eigenes Interface daheim lassen – alternativ kann man auch den X1800 Prime zuhause als Interface nutzen und sich ein separates Interface sparen. Da es von Denon DJ bisher hierzu nur spärliche Informationen gibt, war ein richtiges stumpfes Probieren die einfachste Wahl. Ableton und Traktor Scratch Pro erkennen den X1800 Prime sofort und lassen auch ein Einstellen des Routings zu. Ebenso läuft es mit der Pioneer Software Rekordbox. Scheitern tun allerdings die Versuche, mit Rekordbox oder Traktor Scratch Pro den Mixer in ein DVS einzubinden. Das sollte ja eigentlich recht einfach gehen und natürlich auch ohne umzukabeln – einfach den Wahlschalter für die Eingangsquellen auf DVS stellen und los. Leider passiert hier nichts, obwohl Traktor sogar ein Eingangssignal von der Timecode-Vinyl erkennt. Rekordbox sagt ebensolches. So bleibt das digitale Vinyl-System wohl den Serato-Nutzern vorbehalten – fast zu erwarten bei der Anzahl der Kooperationen von Denon DJ und Serato in der vergangenen Zeit. Vielleicht ändert sich das zumindest in Richtung Traktor Scratch – was absolut wünschenswert wäre.
Qualität und Haptik
Qualität und Haptik, ein gern genutzter Punkt in Berichten von mir, selten jedoch so sehr erwartet wie bei diesem Produkt. Denon DJ fischt hier im bereits bespieltem Gebiet, die beiden Clubstandards sind Pioneer DJM und Allen&Heath Хone – hier gibt es eigentlich nichts mehr zu holen. Dabei wird das „eigentlich“ nicht dadurch definiert, dass das Ultimative bereits erreicht ist, sondern mehr dadurch, dass DJs ihre Vorlieben haben, definiert und ermöglicht durch jahrelanges Spielen auf Geräten wie den vielen DJM-Modellen, vielleicht sogar Generationen und dem einen einzigen Хone:92 (kleiner Seitenhieb, musste sein). Denon DJ ist der Underdog, ganz klar. #changeyоurrider ist schon großkotzig, aber dem muss man erst einmal Taten folgen lassen und nachdem sich Denon DJ in der vergangenen Zeit primär auf MIDI-Controller mit einer, naja, Beta-tauglichen Engine-Software konzentriert hat, wollte wohl so keiner wirklich glauben, dass hier mehr oder weniger aus dem Nichts eine Produktserie auf den Markt kommt, die plötzlich ganz oben mitspielen kann.
Nun, kurz und knapp? In meinen Augen wurde das geschafft. Der Denon DJ X1800 Prime wirkt nicht nur durchdacht, sondern qualitativ auch wertig. Ich möchte nicht „sehr wertig“ sagen, denn der Zug scheint irgendwie abgefahren zu sein bei aktuellen DJ-Mixern. Plastikknöpfe statt Metallkippschalter, Plastik Fader-Kappen und nur leicht gummierte Potis statt richtig Gummi auf den wichtigen Reglern, das findet man heute bei fast allen Modellen, Allen&Heath einmal ausgenommen. Aber der Clubstandard Pioneer macht es vor, Denon DJ macht es in einigen Punkten besser, zumindest funktionell. Haptisch macht der neue Denon eine gute Figur. Qualitativ minderwertige Schummelstellen sind mir keine aufgefallen, ebenso wenig wirkliche Schwachstellen. Die bereits zu Anfang kritisierte Netzwerkbuchse für die Verlinkung einmal ausgenommen. Da hätte ich mehr erwartet, gerade da diese katastrophale Sollbruchstelle durch Pioneer seit langer Zeit bekannt ist. Bei Prime hätte ich hier EtherCON erwartet. Eine komplette andere Schnittstelle? Möglich, aber Ethernet-Kabel hat nun einmal jeder. Was nützt einem eine Schnittstelle, wenn die Kabel dazu gerade mal im Elektrofachmarkt zu kaufen sind – wenn überhaupt.
Andere Auffälligkeiten? Plastiktasten mit angenehmem Druckpunkt, leichtem Klick, allesamt LED-beleuchtet und wie genannt, teilweise in der Farbe auch änderbar. Die Potikappen sind leicht gummiert (mit Ausnahme der Eingangsquellen-Wahlregler), die Fader-Kappen sind es nicht. Thema Fader: Als Crossfader ist ein Fleх-Fader verbaut, Denon – Eigenmarke. Viel Informationen gibt es dazu nicht, verbaut wurde er zum Beispiel bereits in den vorherigen Mixern. Tatsächlich hört man gute Worte über den Fader, zum aktuellen Stand kann man nur sagen, dass er sehr leichtläufig ist, sehr gut und widerstandsfrei gleitet und so den scratchenden DJs gut gefallen dürfte. Die Langlebigkeit kann man nur erahnen, daher dass es keine ernstzunehmenden negativen Foren-Beiträge zu dem Modell gibt.
Wie sieht es mit den gesendeten Clock Signalen aus? Wie tight sind die zu den gespielten Tracks? Die BPM Detection funktioniert auch gut über zB Vinyl?
@borg029un03 Tut sie. Die BPM-Erkennung funktioniert zumeist sehr gut inkl. der Stelle nach dem Komma. Bei Vinyl je nach Plattenspieler und Laufschwankungen natürlich davon abhängig.
Nach ca. 8 Sekunden hat der BPM Counter das Tempo erkannt bei einer Platte.
Das gesendete Clock-Signal richtet sich natürlich dann nach diesem. Nicht vergessen darf man, Midi-Clock oben am Knopf einzuschalten, sonst passiert es einem wir mir, der erstmal minutenlang am Empfangs-Gerät den Fehler sucht, dann eher durch Zufall nochmal die Erinnerung an den kleinen Knopf findet. Gedrückt, Problem in Sekunden gelöst.