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Test: Die besten MIDI-Interfaces für Eurorack Modularsysteme

(ID: 301842)

Seite 3:

TEST: MIDI/CV Converter Expert Sleepers FH-2

Im dritten Teil  der Euroreck-Midi-Interface Tests stellt uns nun Herwig Krass das Euroreck-Modul FH-2 von Expert Sleepers vor. Wie er selbst sagt, ein Modul „nicht nur für Experten“.

Bitteschön – wir übergeben an Herwig:

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Expert Sleepers FH-2

Expert Sleepers FH-2

Wie wir in den vorherigen Abschnitten gelesen haben, sind Midi/CV-Interfaces für die Studio-Weltenbummler unter den Musizierenden interessant; mit Weltenbummlern meine ich diejenigen unter uns, die Midi-Hardware (mit 5-pol DIN- oder USB-Steckern), modulare Hardware  und Software unter einen Hut bringen möchten. Geht es nur um Keyboardsteuerung eines modularen Systems, dann reicht sicherlich ein CV-Keyboard, wie es sie auch schon preiswert gibt. Sind dagegen die verschiedenen Welten umfangreich, dann möchte man ein Netzwerk errichten.

FH-2 bietet eine Brücke zwischen verschiedenen Welten in einem Studio an. Bevor man sich auf ein solches Interface einlässt und es kauft (ca. 300€), nützt ein Blick in die umfangreiche englische Bedienungsanleitung.

Um es gleich vorweg zu nehmen: dieses Interface ist nicht für Einsteiger. Man muss sich schon prinzipiell im Klaren sein, dass man sich sowohl in der modularen Hardwarewelt als auch im digitalen Midibereich auskennen sollte. In meinen Augen geht es hier um die Verknüpfung von Euroracksystem, Midisoftware (DAW, Softwaresynths), Midikeyboard(s), Midicontroller und USB-Hub. Und man sollte sich vor dem Kauf im Klaren sein, dass man sich mehrfach durch ein Handbuch arbeiten muss und den (Durchhalte-) Willen hat, das Mögliche auch experimentell auszuprobieren. Ich kenne einigermaßen alle drei Welten, trotzdem habe ich eine Woche an Recherche benötigt, um die Philosophie des FH-2 einigermaßen zu verinnerlichen. Geholfen haben mir dabei diverse und gute Videos des Entwicklers (s.u.) und ein spezielles Forum, in dem nicht nur erfahrene und unerfahrene Nutzer Gehör finden und Hilfe leisten, sondern auch der Entwickler selbst häufig Rede und Antwort steht und auch Nutzer-Empfehungen in relativ häufigen Firmware-Updates aufgreift – vorbildlich.

Was bietet das Expert Sleepers FH-2?

  • USB-Anschluss Typ A (nur USB 2.0)
  • USB-Anschluss Typ C
  • ein Display (klein, aber sehr gut lesbar)
  • acht CV-Ausgänge (1-8, 14 bit Auflösung)
  • zwei CV-Eingänge (X,Y, 12 bit Auflösung)
  • Endlos-Regler mit Tasten-Kopf zur Werte-Eingabe und Menu-Auswahl
  • kleiner Taster (Menu Reset und Start/Stop für interne Clock)
  • ein Programmiertool (Browserversion und auch als Applikation)
  • eine englische Bedienungsanleitung

Programmiertool und Bedienungsanleitung findet man hier.

FH-2 Paketinhalt

Paketinhalt

Wie man sieht, fehlt leider ein USB-TypA/Typ C – Kabel. Für die Hälfte aller Smart-Phone-Besitzer ist das ein Ladekabel. Ich musste leider ein passendes Kabel bestellen (ca. 8€). Bis zur Lieferung daher mal ein erster Minitest:

erster Patch mit FH-2

Expert Sleepers FH-2: Midi Keyboard, FH-2 und Eurorack

Midi Keyboard -> FH-2 -> Eurorack

Ein erster Patch in der Minimalform: Midi-Keyboard, FH-2 und ein Eurorack-System. Das Midikabel kam nach einem Tag; trotzdem versuche ich es beim ersten Patch ohne Computer (s.u.): XKey-Air über USB A an FH-2 und die Ausgänge 1 und 2 an CV-Pitch und CV-Gate. Alles funktioniert sofort. Nun versuche ich zum Beispiel die Ausgänge 3 und 4 ebenfalls entsprechend festzulegen und steppe durch die Tiefen der Programmierung. Trotz mehrfachem Lesens und Nachschlagens habe ich es nach zwei Nachmittagen aufgegeben: es geht zwar ohne Computer, aber besser lebt es sich mit ihm. FH-2 ist kein einfaches Midi-Interface und ein Minidisplay mit bis zu drei Programmierebenen ist nicht dafür gedacht. Dagegen ist die Unterstützung durch Videos hervorragend. Das passende Programmiertool läuft auf meinem Mac mit den Browsern Opera oder Chrome, viel besser ist jedoch das speziell programmierte Applikation config-tool.

Programmieranleitung zum Expert Sleepers per Video

Ich schaue mir zwei (englischsprachige) grundlegende Video-Tutorials des Entwicklers an:

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Damit geht das Programmieren viel übersichtlicher und man versteht und erkennt die vielfältigen Möglichkeiten und Leistungen dieses kleinen Moduls (8 TE).

Nun bin ich gleich mutiger und schließe zwei MidiKeyboards über einen USB 2.0 Hub an USB A. Beide Keyboards werden sofort erkannt; das FH-2 Display dient als Midimonitor, die CV-Ausgänge 1 und 2 leuchten in blau und rot auf, je nachdem, wie hoch der empfangene Midiwert ist. In der vorgegebenen Konfiguration habe ich beide Keyboards auf Midi-Channel 1 gestellt, FH-2 empfängt von beiden Note und Gate. Ein USB 3.0 Hub funktioniert übrigens nicht, dafür aber per Computer über den USB C – Anschluss.

Konfiguration am Computer

Jetzt wird es spannend: ich vertiefe mich in die Applikation config tool. Es gibt sie als Bowser- und als Standalone-Version für MacOs und Windows. Ich bevorzuge die Standalone-Version. Ich möchte ein Keyboard auf Kanal 2 senden lassen und an den Ausgängen 3 und 4 die Tonhöhe und das Gate abrufen:

FH-2: zwei Keyboards auf verschiedenen Midikanälen, Konfigurationstool

zwei Keyboards auf verschiedenen Midikanälen 

Das FH-2 erkennt angeschlossene Geräte und Midi-Nachrichten sofort und zeigt diese auch im Display an. Insgesamt können vier Midiquellen über ein USB-Hub an USB A angeschlossen werden. Dazu kommt noch der USB-Anschluss  Typ C (USB 3.0) für einen Computer (Apple oder Windows).

FH-2: ein Patch mit zwei Keyboards und einem Eurorack

ein Patch mit zwei Keyboards

In der Applikation öffnet sich eine umfangreiche Seite:

Der CV-Konverter 1 analysiert Midi-Note und Midi-Gate und übergibt sie an die CV-Ausgänge 1 und 2 (Base Output 1, CV und Gate aktiviert). Der Wertebereich für den Ausgang 1 wird auf -5V … +5V eingestellt, Gate (Ausgang 2) bleibt bei 0V … 10V. Die Veränderung im Konfigurationstool muss mit einem Klick auf den Button „Send to FH-2” bestätigt werden.

Ich möchte die Ausgänge 3 und 4 zusätzlich mit CV/Gate belegen und ein Keyboard auf Kanal 2 senden lassen. Nach intensivem Studium im oben erwähnten Forum geht es nun leicht(er) von Hand. Da der Midikonverter 1 mit CV und Gate zwei Ausgänge belegt, muss das zweite Keyboard auf den Base Output 3 gelegt werden, damit die Ausgänge 3 und 4 benutzt werden.

Da nun das Prinzip erkannt ist, wechseln wir doch mal beim 1. Midikonverter zu dreistimmigem Spiel. Da jede Stimme zwei Ausgänge belegt (insgesamt die Ausgänge 1-6) muss man den Base Output beim zweiten Konverter auf 7 setzen, sodass dessen Wert nun auf den Ausgängen 7 und 8 gesendet werden. Nicht vergessen darf man, dass die Wertebereiche von Ausgang 1, 3, 5, und 7 auf -5V … +5V gesetzt werden. In der dritten Abbildung habe ich den Pitchbendrange auf zwei gesetzt, sodass das Pitchbend-Rad auf den CV-Wert wirkt.

Erweiterungen zum Expert Sleepers FH-2

FH-2 besitzt insgesamt 16 Midi/CV-Konverter. Nun sind aber schon 8 Ausgänge belegt. Dafür gibt es den Expander FHX-8CV, der weitere 8 Ausgänge ergänzt. Insgesamt kann FH-2 durch Kaskadierung 64 Ausgänge verwalten. Nun, da das Prinzip verstanden ist, wird es keine Schwierigkeit sein, auch diese zu verwalten.

FHX-8CV Expander: Erweiterungsmodul

FHX-8CV Expander: Erweiterungsmodul

Und das ist nur die einfachste Anwendung. Hat man ein Keyboard mit Kontrollern, die CC-Werte senden können, dann kann man diese auf einzelne Ausgänge routen.

FH-2: direktes Routen von Midi-CC Werten

direktes Routen von Midi-CC Werten

Wie man auf dem Bild sieht, kann man auch einen internen LFO direkt auf einen Ausgang legen. Damit dieser Test nicht zu einem Roman wird: man kann interne ADSR-Hüllkurven erzeugen oder komplexe Werteverläufe mit Arpeggiatoren, Euklidische Patterns. Die Eingänge X und Y wandeln CV-Werte in Mididaten um.

Für ältere Midikeyboards mit DIN-Anschlüssen gibt es ebenfalls eine Erweiterung.

Möglichkeiten ohne Ende

Und des Guten nicht zu viel kann man noch erwähnen, dass FH-2 auch in der Lage ist, Eurorack-VCOs zu kalibrieren ähnlich der Expert Sleepers Silent Way Software. Achja und es kann sowohl Midi-Clock-Signale senden und empfangen, soweit es die Soft- und Hardware der angeschlossenen Geräte es zulässt.

Ich habe es ausprobiert für Logic Pro X 10.4.8 und NI Maschine-Software. Logic sendet leider nur Midi-Clock, empfängt aber nicht. Maschine dagegen kann sowohl als Master- als auch Slave-Clock dienen.
Dies führt uns aber in das Paradies eines großen Midi-Netzwerks. Es bleibt der Phantasie des Nutzers überlassen, wie er nach Herznenslust Midi- und CV-Werte routet. Im Forum findet man sehr ausgeklügelte Vorschläge.

Zum Abschluss noch ein Bild, wie komplex man sich etwas ausdenken kann:

Expert Sleepers FH-2: ein komplexes Midinetzwerk mit dem FH-2

ein komplexes Midinetzwerk mit dem FH-2

Gnadenlos habe ich Quellen angeschlossen: Zentral empfängt Logic über einen USB 3.0 Hub die Daten zweier Maschine Jam, Maschine Studio, NI Komplete Kontrol S25 und S61. Außerdem habe ich ein „altes” Kurzweil Midiboard über eine MIDI-DIN-Buchse am Kontrol S61 ebenfalls eingebunden. FH-2 empfängt und akzeptiert Alles.

Und wie steht es mit einem Liveauftritt und kleinem Equipment? Entweder man ist ganz spartanisch und benutzt zum Beispiel nur ein Eurorack und einen Midikontroller. Zuhause kann man alles konfigurieren und auf einen der 30 internen Konfigurationsspeicher abspeichern und beim Liveauftritt laden. Zusätzlich kann man noch 30 Presets direkt am FH-2 programmieren und abspeichern (globale Einstellungen, Transformierungen etc.).

Expert Sleepers FH-2, MIDI/CV nur für Experten?

Damit zurück zur ursprünglichen Frage. Ist FH-2 nur für Experten? Bedingt. Man muss sich mit seinem Eurorack, seinem Midi-Equipment und seiner DAW auskennen und nun den Willen haben, alles unter einen Hut zu bringen.

Man muss den Lesewillen und Geduld haben, sich eingehend mit der Bedienungsanleitung und den Forumsbeiträgen zu beschäftigen. Mehrere Videos geben Ideen, welche Anwendungen es gibt. Hat man einmal das Prinzip der Signalwege verstanden, dann stehen alle Türen offen. Wer Spaß daran hat, der findet hier seine Herausforderung.

Mein Fazit zu diesem Midi-Interface

Das MIDI/CV-Interface FH-2 von Expert Sleepers ist ein Tausendsassa. Ich denke, es ist klar geworden, dass die Möglichkeiten erschlagend sind.
Hat man einmal die notwendig steile Lernkurve durchschritten, dann steht einem großen MIDI-Netzwerk nichts mehr im Wege. Anfänglicher Frust wandelt sich nach einigen Tagen Einarbeitung in Freude über das Mögliche um. Dabei hilft ein sehr umfangreiches Handbuch und eine ausgeklügelte Programmiersoftware. Nur für einfache Midi-Note/CV- und Midi-Gate/CV-Anwendungen ist es Verschwendung. Der Reiz liegt darin, mit diversen Midi-gesteuerten Controllern sich immer neue Anwendungen auszudenken und zu programmieren – ein Traum.
Die Erweiterungsmöglichkeiten (bis zu 64 programmierbare CV-Ausgänge) lassen für ein umfangreiches Equipment mit Eurorack, Controllern und DAW keine Wünsche offen.

Plus:

anspruchsvolle und steile Lernkurve
16 vielfältig programmierbare Midi/CV-Konverter
acht programmierbare CV-Ausgänge, erweiterbar auf 64 Ausgänge
zwei programmierbare CV/Midi Eingänge
verschiedene Midimods (monophon/polyphon)
übersichtliches Programmiertool
Firmwarepflege
hilfreiches Forum

Minus:

anspruchsvolle und steile Lernkurve
kein USB-Kabel Typ-C/Typ-A beigelegt
noch fehlendes edit/preset-tool

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Fazit

Es hängt also letztendlich davon ab, ob und wieweit man auf einen Rechner verzichten möchte oder muss. Für die Puristen kommt deshalb nur das MIDI-to-CV-Interface Doepfer 190-5 infrage. Dieses ist am ehesten darauf ausgelegt, dass man ein MIDI-Controller-Keyboard als Eingabe nutzt und bedarf keinerlei Rechner-Einsatz.

Das Endorphines Shuttle Control muss zwar am Rechner konfiguriert werden, bietet aber weitaus mehr Optionen als das Doepfer-Modul inklusive abgeleitete Meta-Controller wie Rauschen, LFOs und Hüllkurven. Da die Programmierung auch über eine Sysex-Datei funktioniert, könnte es in Zukunft auch Lösungen zur Konfiguration geben, die zumindest nicht von einem speziellen Web-Browser abhängen.

In die absolute Rechnerabhängigkeit begibt man sich mit dem Expert Sleepers ES-3. Hier ist eine Steuerung über ein Plugin oder eine geeignete Software unumgänglich. Ein Rechner ist sowohl zur Konfiguration als auch zum Spielen zwingend notwendig. Der Bonus ist dafür die außerordentliche Flexibilität. Denn auch die Plugins sind nicht bloß einfach gestrickte Helferlein; der LFO z. B. ist eher ein komplexer Wellenformgenerator als ein schnöder Langwellenschwinger.

Die Einsatzgebiete dürften damit klar abgesteckt sein. Und jedes Modul deckt eine ganz bestimmte Teilmenge ab, die sich zwar auch überschneiden, jedoch weitgehend unterschiedliche Einsatzgebiete haben.

Preis

  • A-190-5: 299,- Euro
  • Shuttle Control: 449,- Euro
  • Expert Sleepers Es-3 + Software: 253,- Euro
  • Vermona Modular qMI2: 299,- Euro
  • EDV-Technik-TS MUC-810-Eurorack: 419,- Euro
  • Polyend Poly 2: 249,- Euro
  • Expert Sleepers FH-2: 329,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Scypher

    Schöner Artikel, leider zu wenig Module gestestet.
    Da ich gerade genau vor dieser entscheidung stehe, welches kauf ich jetzt…wäre ein paar mehr schon schön gewesen.
    Ich liebäugel gerade mit dem Vermonas qMI 2 , da es für mich ein wenig mehr bietet wie das getestete Doepfer.
    Eventuell kommt ja noch Teil 2 von dem Test mit noch ein paar mehr Modulen :-D

    • Profilbild
      Mondlabor

      @Scypher Ich habe das Vermona qMI2 in meinem Rack. Ist zwar nicht der Platzsparer, doch dafür bleiben für mich keine Wünsche offen. Bedienung, Haptik, Funktionalität und Verarbeitung einfach top!

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @Scypher Hi!
       
      Da bin ich gerne dabei. Mal sehen was es noch für Module gibt und dann gibt es einen großen Rundumtest. Peter?

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @t.goldschmitz Ja, tolle Idee!
        Ich wünsche mir einen Test dieses Moduls:
        https://www.befaco.org/en/midi-thing/

        Das ist schön kompakt und lässt sich 100% ohne Computer einstellen, allerdings nicht wie bei Doepfer mittels Display, sondern über das MIDI-Keyboard. Macht einen ziemlich pfiffigen Eindruck. Und ist schön schmal.
        Sobald ich noch ein paar zusätzliche VCOs habe, und ein gescheites MIDI-Keyboard, steht bei mir der Kauf eines 4-kanaligen Polyphonie-fähigen MIDI-Moduls an.
        Dieses Modul von Befaco und das o.g. von Doepfer sind derzeit in meiner Endauswahl.

      • Profilbild
        Scypher

        @solartron super, auch wenn ich mich jetzt schon für eines entschieden habe, danke für den tollen bericht

  2. Profilbild
    jochen

    Wie ich in anderen Foren-Diskussionen über diesen „Vergleichs-Test“ feststellen konnte, ist die Über-Überschrift „VERGLEICHSTEST: MIDI-INTERFACES FÜR EURORACK MODULARSYSTEM“ leider irreführend und nimmt dem Artikel irgendwie die Kraft. Richtiger wäre:

    „VERGLEICH: CONTROLLER-INTERFACES im EURORACK MODUL-FORMAT“

    So entfaltet die Artikel-Überschrift „Drei Module, drei Philosophien“ von A. Hoffmann (aka T.Goldschmitz) auch ungehindert ihren Sinn! ;-)

    Die Auswahl der Module ist einleuchtend und ausreichend: ein „Standard“ MIDI-to-CV Interface (einfach, aber nicht zu einfach), ein MPE fähiges MIDI-to-CV Interface (komplexer – gut für die neuen MPE-Controller von Roli, Haken, Linn etc.) und ein Audio-to-CV Interface. Drei Philosophien also.

    Besonders beim ES-3 ist dann aber doch was schief gelaufen, bzw. durch Unvollständigkeit irreführend – leider sind auch kaum gute kompakte Einführungen zu finden, die sich auch Nicht-Besitzern dieser Module erschliessen.

    Das ES-3 hat mit MIDI gar nichts zu tun und ist ein Audio-to-CV Interface.
    MIDI ist 7bit (128 Stufen) und Audio-to-CV ist (mind.) 12bit (4096 Stufen).

    Fortsetzung im 2. Kommentar

    • Profilbild
      jochen

      @jochen Zu den Expert Sleepers Audio-to-CV Modulen:

      MIDI ist 7bit (128 Stufen) und Audio-to-CV ist 12bit (4096 Stufen). Die Auflösung ist also viel feiner und auch schneller als MIDI.

      Wenn man Audio-to-CV ohne Rechner realisieren will, wäre der FH-2 von Expert Sleepers die richtige Wahl. Dort lassen sich MIDI-Controller direkt anschliessen und konfigurieren. Das ES-3 ist ADAT und das ES-40 ist SPDIF (also am Audio-Interface und damit am Computer). Das ES-40 ist etwas „schwächer“ als die neueren ES-3 und FH-2, die eine höhere bit-Auflösung haben, aber ich bin mit meinen ES-40 sehr zufrieden – und SPDIF ist sehr unkompliziert. Das SPDIF Modul gibt aber nur ±5,33V ab – die anderen beiden Module schaffen ±10V.

      Alle drei genannten Module (ES-40, ES-3 und FH-2) lassen sich durch Expander erweitern. Ich benutze das ES-40 mit 5 Expandern – und bekomme so aus zwei Audiokanälen 40x CV.

      Beim SPDIF Modul haben die 40 Einzelausgänge 12bit (4096 Stufen) in 6kHz – also 6000 „Updates“ in der Sekunde. Das ist ziemlich viel – und weit weg von MIDI. (Die internen 48kHz werden sozusagen tortenmässig „zerschnitten“ – die Module arbeiten intern immer mit 48kHz, unabhängig von der Audio Sample-Rate, die z.B. auf 44.1 oder 96kHz sein könnte).

      • Profilbild
        jochen

        @jochen Natürlich lassen sich MIDI Daten relativ einfach in Audiopegel wandeln (skalieren). Wer es nicht selber programmieren will (z.B. mit Max, M4L oder PD), findet mit der erwähnten Silent Way PlugIn Suite hervorragende Tools, um so einige Module einzusparen (vor allem LFOs, EGs und alle Arten SEQs).

        Ich habe mir z.B. auch ein Auto-Kalibrierungs-Tool programmiert, mit dem ich jeden einzelnen VCO stimmen kann – auch Mikrotonalität ist möglich. Auch mit meinem Buchla (1,2V/oct) ist es kein Problem.

        Natürlich lässt sich auch MPE unproblematisch zur Steuerung einsetzen.

        Als Controller ist auch ein iPad sehr gut geeignet – es löst durchschnittlich mit 10bit auf und ist schneller als MIDI (Piko- statt Millisekunden). In Tabs lassen sich viele verschiedene Oberflächen gleichzeitig aktiv halten und einfach aufrufen.

        Für mich war Audio-to-CV der „Missing-Link“!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @jochen Also ist der Jitter bei Audio2CV/Gate 0.01ms? Das wäre Rekord und digital formuliert fast samplegenau. Besser kann analog und Eurorack nicht gesteuert werden. Natürlich bis auf die ASIO-eigene Verzögerung, die sich im Kontext einer DAW aber auflöst.

        • Profilbild
          jochen

          Os (Andrew/Exp-Sleepers) sagt (wenn ich mich richtig erinnere), dass es samplegenau ist. Ich denke auch, dass es zur Zeit die beste Möglichkeit ist, weil es in 48kHz „Audio-Rate“ passiert (egal welche Sample-Freq für Audio eingestellt ist).
          Ich benutze das ES-40 (SPDIF) und steuere es vom Audio-Interface (ULN-8). Über die neueren USB und Audiointerface Module von Expert Sleepers kann ich nix sagen, denke aber, dass Os das auch alles gut gelöst hat. Die einzige Latenz ist die, des verwendeten Audio-Interfaces. Ich arbeite mit 96kHz – da ist die Latenz zu 44,1 oder 48 kHz halbiert und nicht wahrnehmbar. Das ES-40 macht daraus ja irgendwie 48kHz – das merkt man aber nicht. (Vom Klavier zum Schlagzeug auf einer Bühne ist die [akustische] „Latenz“ höher!) ;-)
          Ich habe 2x ES-40, beide mit 5 Expandern. Es ist nicht ganz günstig, aber 80xCV oder Gate (nebenbei) über’s Interface ist eine Bank! Falls Du 12V Trigger brauchst, empfehle ich, gebrauchte ES-Gate Expander (das alte Modell mit 8x Gate/Trigger) zu kaufen, die noch mit Stromanschluss sind. Es gibt 2 Jumper auf der Platine, die umgesetzt werden können und dann 12V statt 5V erzeugen. Sehr gut!

          • Profilbild
            swellkoerper AHU

            @jochen Man muss sich auch verdeutlichen, wo genau MIDI-Jitter entsteht: meistens ab dann, wenn die DAW das MIDI-Signal an den Treiber des Interfaces übergibt. Im Taskmanagement z.B. von Windows hat das Echtzeit-Handling von MIDI-Messages leider nur eine untergeordnete Priorität. MIDI-Transfers zwischen Spuren oder PlugIns innerhalb der DAW sind in der Regel samplegenau, also auch Silentway. Bleibt nur die Frage, ob Silentway die 127 Stufen irgendwie glättet oder interpoliert.

  3. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Das ES-3 hat einen Riesen-Vorteil: es wird als einziges der genannten mit einem normalen (=uncodierten) 24bit-Audiostream beschickt, bietet als solches also 16.7 Mio. Abstufungen für Modulations- und Audiosignale und ist vollkommen unabhängig von der SilentWay-Software. Das bedeutet auch, dass der Jitter derjenige des Audiosignals (oder der Haus-Wordclock) ist, die Latenz diejenige des Audiointerfaces ist, und MIDI komplett ignoriert werden kann. In meinem System werkeln 9 Expert-Sleepers Module und stellen je 16 Ein- und Ausgänge über ADAT bereit. Dazu kommen 24 Gate-Signale, die per Multiplexing aus einem Audiokanal extrahiert werden. Ich synchronisiere mein gesamtes Setup über diese Lösung (inkl. Start/Stop und Reset), und das Timing bzw. das Fehlen von Jitter ist ein Traum. Externes MIDI brauch ich nur noch, um ein paar Delays zu clocken.

  4. Profilbild
    hejasa AHU

    Mir fehlt das Mutable Instruments Yarns, habe ich da etwas verpasst? Oder passt es nicht in diese Artikel?

  5. Profilbild
    Thomsen

    Ich kann das Vermona Quad wärmstens empfehlen. 4 Kanäle für CV, Gate und on top jew. 2x CV plus3 Clock outs und der Reset sind super für mehrstimmiges bzw. wenn wann allerhand über Midi befeuern möchte. Genial ist der Round Robin Modus aus dem Perfourmer. Plus klasse Verarbeitung und sehr einfaches Handling.

  6. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Super. Vielen Dank für die Erweiterung und den Überblick. Eurer Artikel wird bestimmt so manchem bei der Kaufentscheidung sehr unterstützend und hilfreich sein.

  7. Profilbild
    Stue

    Hab das Expert Sleepers FH-2 im Einsatz – ein unglaublich flexibles, tolles Modul. Nutze es als Schaltzentrale zwecks Verbindung meines Digitakt mit meinem Modular-System. Top!!

  8. Profilbild
    Toliman

    Jetzt weiß ich leider immer noch nicht ob ich ein FH-2 per Ableton Live CV Tools betreiben kann. Auch darum geht es ja bei so einem Modul

    • Profilbild
      herw RED

      @Toliman hm – wie du dem Titel dieses Tests entnehmen kannst, handelt es sich um ein Midi-Interface. Ich kenne Ableton Live nicht, aber der allgemeinen Beschreibung der tools entnehme ich, dass es sich hier um CV-tools handelt, also keine Midi-Daten.
      Wahrscheinlich brauchst du dazu ein dc-gekoppeltes interface; FH-2 ist dafür nicht vorgesehen. Dafür benötigst du ES-8?
      Vielleicht findest du hier Informationen:
      https://www.muffwiggler.com/forum/viewtopic.php?f=35&t=230874

  9. Profilbild
    ARIMUSIK

    Doepfer A-190-5: „Werden mehr als vier Noten gleichzeitig gespielt, kippt die erste Note runter und wird durch die nächste ersetzt.“ Mir ist der Satz unklar. Ich möchte bei Polyphonie nicht unbedingt Noten gleichzeitig spielen (klingt komisch oder? :) ), sondern ich möchte, dass die Vornote nicht durch die nächste abgeschnitten wird in der Env. Bei dem zitierten Satz geht das nicht hervor, ob das mit diesem Modul möglich ist. Ich möchte quasi IMMER Round-Robin haben, egal welche oder wie viele Noten gespielt werden. Es könnte auch dieselbe sein.

    Gibt es zudem ein Modul, dass das Ganze auch noch Random kann? Davon habe ich nichts gelesen.

    • Profilbild
      t.goldschmitz RED

      @ARIMUSIK Hi, Hallo und Servus.
       
      Es beudeutet, z.B.: Du spielst ein C, ein E, ein G und ein B nacheinander und hälst die Noten. Wenn Du nun noch eine andere Note spielst, egal welche, wird das C aufhören und durch die Neue ersetzt.
       
      Hoffe das hilft…

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