Analoger Kraftstoff für den Amp
Die im bayrischen Bad Steben hergestellten Verstärker von Diezel genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Hier werden in aller Gemütlichkeit die Amps mit den denkwürdigen Namen wie etwa „Hagen“ oder „Herbert“ in Handarbeit zusammengesetzt, bevor sie den Weg in die weite Welt und in alle möglichen Stilistiken antreten. Sobald der Begriff „Handarbeit“ fällt, zucken die meisten von uns zusammen und sehen ihren Kontostand schon im tiefroten Bereich verschwinden. Stimmt auch, denn ein Verstärker von Diezel war noch nie günstig zu bekommen, dabei aber immer jeden Cent wert.
Doch jetzt gibt es Hoffnung, denn mit dem Diezel VH4 Pedal lässt der Hersteller unter Lizenz in den USA ein Pedal produzieren, das zumindest den verzerrten Sound des kultigen Diezel VH-4 Röhrentops erschwinglich machen soll. Obwohl ein Preis von 300,- Euro für ein Verzerrerpedal auch nicht gerade von Pappe ist. Ist es das wirklich wert? Sehen und hören wir rein!
Facts & Features
Normalerweise erwartet man ja bei einem Pedal dieser Preisklasse Dinge, wie etwa ein massives Metallgehäuse mit wilden Bemalungen, etlichen Anschlüssen und das Ganze am besten noch verpackt in einer edlen Box mit Vierfarbdruck. Mit all dem kann das Diezel VH4 Pedal nicht dienen, zum Test erscheint das in analoger Technik gefertigte Gerät in einem schlichten Pappkarton – und sorgt bei der ersten Betrachtung erst einmal für Verwunderung. Nicht wegen der fehlenden Bemalung, darauf kann man verzichten. Vielmehr überrascht die Konstruktion an sich, denn das Gehäuse besteht aus einfachem, gekanteten Alublech inklusive scharfer Kanten an den Seiten und vermittelt so irgendwie schon ein klein wenig den Charme eines „Do-it-yourself-Produkts“ aus dem Elektronikdiscounter um die Ecke.
Zu diesem ersten Eindruck tragen auch die sieben Regler auf der Oberfläche bei, die so wirken, als sei bei deren Knöpfen der Deckel verloren gegangen. Dabei zeigt sich bei genauerem Betrachten allerdings, dass jeder der Knöpfe bombenfest mit einer Inbusschraube auf seiner Potiachse verschraubt wurde. Das schafft zum ersten Mal Vertrauen, das durch die soliden und mit dem Gehäuse fest verschraubten Regler untermauert wird. Sie laufen wie in Butter und lassen sich dank der griffigen Knöpfe schnell und zielsicher bedienen.
Die Potis und Anschlüsse des Diezel VH-4
Zur Bearbeitung des Signals steht eine Dreiband-Klangregelung zur Verfügung, die von einem Presence-Regler für die Höhen sowie einem zusätzlichen Bassbooster (Deep) für den Tiefbassbereich unterstützt wird. Der Verzerrungsgrad wird per Gain-Poti geregelt, den Abschluss bildet der Mastervolume-Regler, mit dem die Gesamtlautstärke des Pedals angepasst werden kann.
Sämtliche Anschlüsse sitzen auf der Stirnseite, das freut die Besitzer von Pedalboards. Neben der Eingangsbuchse für die Gitarre finden sich hier vorne zwei Ausgänge, einer für das Betreiben des Diezel VH4 Pedal vor dem Gitarrenamp und ein frequenzkorrigierter Ausgang für den Betrieb nur mit einer Endstufe und Box. Wer jedoch auf die Idee kommen sollte, diesen zweiten Ausgang etwa für das Recording benutzen zu wollen, der wird sehr schnell enttäuscht werden. Das ausgegebene Signal ist mit dem einer vollwertigen Speaker-Simulation in keiner Weise zu vergleichen, es kratzt einfach wie Hölle. Wie sehr, das werden wir im Klangbeispiel „Power Amp Out“ noch hören. Den Abschluss an der Stirnseite macht die Buchse für den Netzadapter, der sich im Lieferumfang befindet.
Sound & Praxis mit dem Diezel VH-4
Meine Herren, das geht ja vorwärts! Ob es nun nach dem begehrten dritten Kanal des Diezel VH-4 Amps klingt oder nicht – das Diezel VH4 Pedal bietet eine absolute Vollbedienung in Sachen heftiger Verzerrung und überrascht dabei mit einer grandiosen Dynamik und einem hervorragend niedrigen Rauschspektrum. Die Klangregelung arbeitet ähnlich gutmütig wie beim Original und daher typisch für einen Röhrenamp, bei dem das Ändern eines bestimmten Frequenzbereiches mehr oder minder immer auch Auswirkungen auf den gesamten Sound bewirkt. Und das ist eindeutig der Sound, der das Metallerherz höher schlagen lässt! Egal, ob scharf gepickte Stakkatosalven mit gescoopten Mitten oder das Gegenteil, nämlich näselnde Sounds mit stark angehobenem Mittenspektrum, das VH4 Pedal macht großen Spaß und dank der hervorragenden Dynamik fühlt es sich fast so an, als habe man einen extrem heißen Röhrenamp am anderen Ende der Strippe.
Hören wir uns mal durch, für die folgenden Klangbeispiele wurde das Diezel VH4 Pedal in den Return des Effektwegs eines Orange Micro Dark eingeklinkt und mit ganz unterschiedlichen Einstellungen betrieben. Das Signal des Pedals geht also direkt auf die Endstufe, die ja beim MD eine transistorbetriebene ist und somit den Sound durch ihren Eigenklang nicht zu sehr verfälscht. Als Box dient eine H & K GL112 Box, die mit einem Celestion Vintage 30 Speaker bestückt ist. Das Mikrofon ist ein AKG C3000. Das letzte Klangbeispiel zeigt, wie bereits angedroht, den Sound des VH4 Pedals direkt aus dem Power Amp Ausgang.
Sehr geil, das Ding klingt gut. Jede Woche kommt eine neue verzerrer Tretmine auf den Markt, und ja jedes Mal werden die Dinger Teurer. Das ist wie die Brötchen beim Bäcker. 300 Euro ist schon sehr viel.
Trotzdem glaube ich, jeder der nicht viel Gitarre übt und schon recht gut ist, dem reicht auch ein günstiges Verzerrerteil. Denn um so besser man spielt um so mehr Nuancen holt man aus einem der guten Teile raus, und dieses Ding ist gut!
Wow, muss auch sagen FETT …!!