Pro Tools 8 - Teil 2
Willkommen zu Teil 2 des Pro Tools 8 Tests
Hier nehmen wir nun die Sequenzer-Software selbst unter die Lupe und zeigen auf, was sich alles verändert hat.
Für die langgedienten Pro Tools Hasen fasse die nächsten paar tausend Wörter in drei kurzen Sätzen zusammen:
1. Pro Tools 8 ist endlich das Pro Tools, das wir uns immer gewünscht haben.
2. Digidesigns CoreAudio und CoreMIDI Treiber sind immer noch das gleiche alte Trauerspiel.
3. Automatischer Latenzzeitausgleich kostet $49 extra.
Wem diese drei Sätze etwas sagen, kann eigentlich gleich zu seiner endgültigen Kaufentscheidung übergehen.
Getestet wurde auf einem Apple MacBook Core2Duo mit 1,83GHz und 2GB RAM unter Leopard 10.5.6. Für die Windows Welt habe ich eine Partition mit Bootcamp eingerichtet und unter XP-SP3 einen Funktionstest durchgeführt. Es gab soweit keine Auffälligkeiten.
Wenn Sie noch nie mit Pro Tools gearbeitet haben, hier ein paar kurze einführende Informationen: Die „mobilen“ Versionen von ProTools sind LE (Limited Edition), basierend auf den hauseigenen USB und FireWire Audiointerfaces, wie der M-Box und der digi003 Familie und M-Powered, die mit allen Audiointerfaces von M-Audio zusammenarbeitet und somit eine große Auswahl für jeden Bedarf bietet. Diese Version benötigt auch noch ein iLok-Dongle zusätzlich zum Audiointerface als Kopierschutz. Laut Handbuch sollte M-Powered in der Version 8 nun ebenfalls mit einem Puffer von 64 Samples arbeiten können, aber leider musste der Support von Digidesign mitteilen, dass dies wegen größerer softwareseitiger Probleme noch nicht umgesetzt werden konnte, an einer Lösung wird gearbeitet. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden kleinen Versionen und der teuren, DSP-Karten basierten Studioversion HD liegt im wesentlichen auf der künstlichen Begrenzung auf 18 gleichzeitig nutzbaren Audio-Ein- und Ausgängen, 48 gleichzeitig hörbaren Voices – das ist Digidesign Nomenklatur für Audiospuren in Mono oder Stereo. Ein weiterer Unterschied ist das zur Zeit noch fehlende „Automatic Delay Compensation“ kurz ADC. Die Betonung liegt hier auf „automatisch“, denn die durch Plug-ins induzierte Latenzzeit ließ sich schon immer manuell ausgleichen – ist halt lästige Arbeit. Es gibt allerdings den „Automatic Time Adjuster“ (ATA) von Mellowmuse Software für $49, der dieses Manko für Plug-ins und Audio-Eingänge gleichsam ganz gut umgeht. Selbst wenn Digidesign das ADC demnächst nachliefert, gäbe es immer noch eine Verwendung von ATA zur Kompensation von Latenzen durch externe Geräte. Auch sollte darauf geachtet werden, ob das kleine ProTools für die Videonachvertonung eingesetzt werden soll. Denn die DV ToolKit 2, Complete- und Satellite-Optionen gibt es nur für LE und HD. Die ersten beiden Erweiterungen bescheren Pro Tools neben diversen nützlichen Tools und Instrumenten auch 128 Voices und Busse, 7.1 Surround-Fähigkeiten und die Mehrspurversion des Rhythmus-Analyzers Beat-Detective. Für die M-Powered Version bleibt das Music Produktion Toolkit, welches ihm neben diversen nützlichen Plug-ins, die Erweiterung um 16 Voices beschert. Die nötigen Transferkapazitäten der eingesetzten Festplatten natürlich immer vorausgesetzt. Da wir beim Thema sind: Bei externen Festplatten sollten FireWire Festplatten mit Oxford Bridgechip benutzt werden. USB, eSata oder LAN-Festplatten wurden noch nicht für den ProTools Betrieb qualifiziert. Das heißt aber lediglich, dass Digidesign der Ansicht ist, dass diese Interfaces ihren Ansprüchen nicht genügen. Dieser Anspruch stellt zur Zeit auch die Käufer eines aktuellen Aluminium MacBooks von Apple vor ein größeres Problem, denn diese Modelle haben keine FireWire Interfaces mehr, sondern nur noch USB2. FireWire gibt’s dort nur noch für die PRO-Modelle. Hoffen wir, dass Apple bald wieder zur Vernunft kommt.
Es wäre mal ein guter Ansatz, die M-Powered wenigstens auch auf die interne Soundkarte der MacBook Pro´s auszuweiten. Auch könnte man die hochwertigen Interfaces wenigstens eines ausgesuchtenDrittherstellers wie Apogee direkt unterstützen.Es hält mich neben dem leider immer noch fehlenden automatischen Latenzausgleich davon ab, mir die M-Powered 8 anzuschaffen. Bei Logic ist zwar das Audioediting nach wie vor wesentlich unkomfortabler, dafür habe ich unterwegs aber nicht Dongle Audiointerface anzustöpseln was einfach unpraktikabel ist.Ein Update der LE Interfaces (speziell der MBox Micro auf 96KHz) wäre auch mal überfällig.Vielleicht tut sich da ja noch was, ich würde gerne wieder ProTools nutzen.
nein, das wird so nicht passieren, denn das Audio-Interface ist bei
Digidesign der „Quasi“-Kopierschutz.
Wenn Du das so siehtst hat die M-Powered zwei Kopierschutzverfahren: Einmal den ILock und dann noch die M-Audio Interfacebeschränkung.Da sollte doch wenigstens für die M-Powered Variante ein Support für Apples BuildIn Audio möglich sein…
naja, iLok ist doch als Kopierschutz nen Lacher, zumindest unter Windows. Viel schwieriger zu knacken ist da Syncrosoft.
Aber Digidesign sichert so eben doppelt ab und ehrlich gesagt finde ich es auch richtig.
Digidesign hat nunmal ihre eigene Firmenphilosophie, die mir persönlich nicht ganz so schmeckt.
Für Logic ist eben ein Mac der Kopierschutz. Apple verdient somit in jedem Fall,
egal ob Logic8 legal oder illegal erworben.
Zwei Dinge: Dass in Version 8 der Latenzausgleich immer noch fehlt, ist ABSOLUT UNVERZEIHLICH, ja UNGLAUBLICH. Praktisch JEDER andere Sequencer bietet dies inzwischen, Nuendo kann das seit zehn Jahren! Ich glaube nicht, dass dieses Feature immer noch fehlt weil sie nicht können, sondern weil sie nich wollen, als künstliche Abgrenzung zu den DSP Systemen. Ist aber leider eine totale Fehlüberlegung. Jemand der sich kein DSP-System leisten kann und braucht, wird deshalb immer noch zu Cubase oder Logic greifen. Punkt 2: Die Optik. Ursprünglich erfrischend nüchtern und professionell, mit jedem Update immer farbiger (wie alle anderen), jetzt komplett hässlich. Schade, wirklich schade. Protools wäre eine so gute Software.
@Bernd Die Farbgebung ist allerdings Geschmacksache. Ich – und was man so im Web liest auch fast alle anderen – finden sie sehr angenehm. Wem die default Einstellung noch zu bunt ist, der kann die Sättigung sogar stufenlos bis auf Grau runterschrauben, wobei die Helligkeit ebenso eingestellt werden kann.
Dem Post von Bernd bezüglich des Latenzausgleichs ist nichts hinzuzufügen, ein wahnsinns Witz dass er immer noch nicht integriert wurde, so vergrault man potentielle Kunden; die Annahme dass die LE in Konkurrenz zur DSP Variante steht halte ich für einen Denkfehler, man verliert wohl eher Kunden an Steinberg und Apple – ich hätte mich mit Sicherheit sofort wieder für Pro Tools (LE bzw. M-Powered)entschieden – das Audioediting damit fand ich schon in Version 6 unschlagbar, bin dann aber wegen dem nicht gerade berauschenden Digi001 Interface / Midi Editing auf Logic umgestiegen.Wenn ich mich mit dem manuellen Ausgleich der Latenzen rumärgern darf ist die Zeitersparnis mit ProTools auch wieder dahin, da bleib ich bei Logic wo ich wenigstens meine Hardware frei wählen darf und einen USB Port weniger belegt habe.Kann jemand sagen, wie vernünftig das ATA von Mellowmuse funktioniert, wäre noch eine Option…?Danke Philipp
Hallo,
ATA
die DemoVersion von ATA läuft auch unter Pro Tools 7. Und arbeitet mit einem AudioPing dessen Empfindlichkeit bis -80dBFS reicht. da kommt man schon in den Rauschbereich vieler analoger Hardware. Man muß also für jeden Audio und AUX Track einen Insertslot opfern und bei jeder Plug-in änderung einmal den Master ATA auf dem Mastertrack pingen. Man muß also selber etwas damit experimentieren.
Un Mellowmuse legt auh jedem nahe die Software vor dem Kauf zu testen. IMHO sind die $49 super angelegt.
ADC steht inzwischen auf der ToDo-Liste von Digidesign ganz oben!!!
Das Freezen von Tracks gibt es leider auch noch nicht. Da das RTAS Format ja REAL TIME ist und nicht OFFLINE.
Was ich stattdessen immer haben wollte war ein AudioSuite Stapelprozessor.
Damit man mehrere Offline- Bearbeitungen automatisiert ablaufen lassen kann.
Z.z geht das ja nur von Hand mit einem AS-Prozess nach dem anderen. Das sollte wirklich mal jemand machen.
soweit mal, Grüße M. :)
@Markus Schroeder >> ADC steht inzwischen auf der ToDo-Liste von Digidesign ganz oben!!!
Ist das amtlich, dass es für die LE / M-Powered kommt, in Form eines freien Updates?
Gibt es einen Zeitplan?
Thx + Gruß Philipp
Hi Philip,
Das ist so vom Digidesign Forum Admin zu lesen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass es amtlich ist.
„ADC is practically stamped into the foreheads of every Engineer and Product Manager here.“
http://duc.digidesign.com/showthread.php?t=238429
Einen Zeitplan gibt es noch nicht.
Grüße M.
Tönt gut, das wusste ich nicht. Bleibt also nur noch der Latenzausglrich. Das urspüngliche Grau habe ich immer als sehr angenehm empfunden. Ich stehe persönlich weder auf einen Farbtopf (ich bin Musiker, nicht Maler) noch auf depressiven dunklen Endzeitlook à la Logic. Das 5er-Version Interface war super – nüchtern, klar, professionell, freundlich und funktional. Die neuen Flipperkastenlooks der meisten Sequenzer finde ich unausstehlich – sie lenken nur vom Eigentlichen, nämlich der Musik ab. Manchmal wünsche ich mit echt Notator mit monochrom Screen zurück…
Hallo,
Kaufte mir im November zu Schulungszwecken eine M-Box Mini. Solange mit Pro Tools gearbeitet wurde gab es, abgesehen von der Arbeit mit Software-Instrumenten, keine Probleme. Wurde die M-Box generell aus Audioausgabegerät verwendet sah dies etwas anders aus. Schlimm wurde es nach dem kostenlosen Upgrade auf Version 8. Bei meinem Mac Book Pro 2,5 Ghz, Leopard 10.5.6 hingen sich mehrmals täglich nahezu alle Programme mit denen auf Mediendateien zugegriffen wurde (außer Logic und Pro Tools) nicht nur auf, sie ließen sich nur durch gedrückt halten der Power Taste am MBP, (manueller Neustart) richtig beenden oder neu starten.
Die dabei hochkommenden Gefühle, hatte ich zuletzt vor Jahren, als ich an meinem PC den Fehler überall – nur nicht beim Netzteil suchte:)
Ich habe vorerst die M-Box abgeklemmt und den NI Kore Controller als Ausgabegerät eingestellt, seitdem kann der Frühling wieder kommen – keine hängenden Programme mehr.
Ansonsten empfinde ich den Klang der M-Box ebenfalls als angenehm warm. Eine Gitarre über ein Neumann TLM 127 einpegeln machte keine Probleme. Bei Aufnahmen von leisen Atmos im geschlossenen Raum drehte ich den Gain zu gut 3/4 auf, ohne das der Rauschanteil störend wirkte.
Das Gehäuse besteht vorbildlich, von vorn bis hinten aus Metall.
Der Monitor Mute Schalter erwies sich in meinem Fall als sehr nützlich, wenn ich ihn vergaß, wurde ich vom Subwoofer mit einem „sehr gefährlichen Ton“ darauf aufmerksam gemacht, dass das MBP in den Ruhezustand fährt!
Es bleibt zu hoffen, auf ein Update und eine ebenso sorgfältige Treiberarchitektur, wie sie auch bei den HD Systemen zur Anwendung kommt.
Thomas