Die Würfel, die gefallen
Vorwort der Redaktion:
Zusätzlich zu diesem Testbericht, empfehlen wir unseren SoundGrid Workshop:
In dem konzentrieren wie uns voll und ganz auf das eigentliche Waves SoundGrid-System. In diesem Workshop geht um die Funktionalität der Software und der Geräte im Verbund. Er ist damit die perfekte Ergänzung zu dem nun folgenden Test – und findet SICH HIER.
Digigrid-M, Digigrid-Q, SoundGrid Audiointerface
In diesem Test kommen die beiden kleinen Kuben DIGIGrid-M und DIGIGrid-Q auf den Labortisch. DiGiGrid ist eine Gemeinschaftsarbeit von Waves und DiGiCo/Soundtracs. Sie sind kompatibel mit dem Soundgrid-Netzwerk. In Amerika werden die Geräte sogar von Waves selber vertrieben. Was macht die Bauklötze so besonders und sind sie ihr Geld wirklich wert?
Installation von Digigrid-M, Digigrid-Q
Dieser Test beschäftigt sich nur mit der Hardware des DIGIGrid-M und DIGIGrid-Q und deren Eigenschaften. Die Technik, mit der die Geräte an den Rechner angeschlossen werden, wird in einem eigenen Test behandelt, sonst würde dieser Bericht einfach zu lang werden. Begnügen wir uns also damit, dass man die Treiber über die Installations-Software von Waves, der Waves Central, beziehen muss. Als Anmerkung sei dazu erlaubt, dass alle „alten“ Waves-Plugins, für die man keine aktuellen Lizenzen hat, dabei von der Festplatte radiert werden.
Die eigentliche Treiber-Software (ASIO PC, CoreAudio MAC) wird mit dem SoundGrid Studio zusammen installiert. Über dieses Kontroll-Center werden auch eventuell erhältliche neue Firmwares auf die Würfel gespielt. Ist alles installiert, so stehen einem die entsprechenden Kanäle in der DAW zur Verfügung.
DIGIGrid-Q schließt man über ein Ethernet-Kabel (Cat 5e, Cat 6) an. Netzwerkkarten mit 1 Gbps sind dabei empfohlen, 100 Mbps laufen aber auch, jedenfalls bei den paar Kanälen. DIGIGrid-M und DIGIGrid-Q beherrschen dabei die gängigen Sample-Raten 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz und 96 kHz.
Mit Strom werden die Geräte entweder über den Mitgelieferten 12V-Netzadapter oder über PoE versorgt. PoE steht dabei für Power-over-Ethernet und wird zum Beispiel vom DIGIGrid-S bereitgestellt.
Digigrid-Q
Beginnen wir mit dem Q unter den Borg-Kuben, dem DIGIGrid-Q. Dieser ist ausschließlich für das Abhören von Signalen gedacht und sendet daher kein Audio an den Rechner. DIGIGrid-Q empfängt vom Rechner also nur einen linken und einen rechten Kanal.
Die Hardware ist sehr einfach aufgebaut und auch ohne Anleitung leicht zu bedienen. Auf der Vorderseite des Würfels mit 9 cm Kantenlänge befindet sich ein 6,3 mm und ein 3,5 mm Klinkenanschluss. Leider können nicht beide gleichzeitig genutzt werden. Sobald ein Kopfhörer in die 6,3 mm-Buchse gesteckt wird, verstummt der andere Anschluss. Halt findet der DIGIGrid-Q über den großen gummierten Rundfuß, der den ca. 750 g schweren Würfel recht rutschfest macht.
Über einen zusätzlich zu erwerbenden Adapter kann man die DIGIGrid-Geräte auch auf einen Mikrofonständer befestigen, praktisch für Leute, die keine Sitar spielen.
Über einen großen beschichteten Drehknopf, der als ungerastertes Poti ausgeführt ist, wird die Lautstärke feinfühlig eingestellt. Der Pegel wird über zwei 12-segmentige LED-Ketten angezeigt, die gediegen um den Knopf herumgebogen sind. Der obere Lautstärkebereich wird dabei von drei gelben und drei roten LEDs repräsentiert, so dass man die Gefahr gut kommen sehen kann.
Wieso Gefahr? Nun, der DIGIGrid-Q ist zu Spannungspegeln von bis zu 8,8 V fähig (an einem 600 Ohm Kopfhörer), das sind satte 21,1 dBu. Bei einem niederohmigen Kopfhörer (16 Ohm) bringt er immer noch 2,3 V auf die Waage (9,5 dBu). Es lassen sich also auch ohne Probleme ein paar kleine Passivboxen anschließen und auch ordentlich laut aufdrehen, so dass man mit einer Akustikgitarre dazu spielen kann. Mit den richtigen Kopfhörern kommt man also durchaus in gehörschädigende Bereiche. Beim Umschalten der Sample-Frequenz gibt es zum Glück nur minimale Knackser, die sehr leise sind.
Klang des Digigrid-Q
Vom Klang her habe ich nichts zu bemängeln, hörbare Verzerrungen treten erst ab Pegeln auf, die sowieso ungesund sind. Das Stereobild wird gut aufgelöst, die Tiefenstaffelung geht in Ordnung, obwohl sie nicht zu den Besten gehört, die ich je gehört habe. Der Bass könnte ein wenig mehr Bumms vertragen. Alles in allem ein solides Klangerlebnis, das zum Abhören mehr als ausreicht und auch zum Mischen hergenommen werden kann. Ob man damit die letzten Nuancen beim Mastern gut raushören kann, sei aber dahingestellt.
Der Eingang vom Rechner ist aber eben nicht der Einzige, der als Abhörquelle dienen kann. Denn obwohl der DIGIGrid-Q kein Audio an den Rechner senden kann, ist er in der Lage, drei weitere Quellen auf die Ohren zu geben. Dabei stehen zur Auswahl:
- Stereo-Line-Anschlüsse auf der Rückseite (Cinch)
- AES/EBU-Anschluss auf der Rückseite (XLR)
- Kopplung über Bluetooth (Wireless)
Das Gerät meldet sich dabei als DIGIGrid Q-XXXX im Bluetooth-Netzwerk und kann so gekoppelt werden. Natürlich kommen hier komprimierende Codecs zum Einsatz und auch die Reichweite ist sehr eingeschränkt. Was mich mehr stört, ist das Blinken der beiden LEDs (blau und rot), die die Kopplungsbereitschaft und die erfolgreiche Kopplung anzeigen. Nutzt man also kein Bluetooth, hat man immer dieses Geblinke im Auge. Hier hilft nur abdecken oder zukleben. Wieso lässt man nicht die rote LED an, wenn das Gerät nicht gekoppelt ist und die blaue LED, wenn es gekoppelt ist? Geblinkt wird dann nur als Fehlermeldung.
Der AES/EBU-Eingang funktioniert unabhängig von der eingestellten Sample-Rate im Treiber, so dass man hier auch andere Sample-Rates einspeisen kann als im Setup angegeben – sehr praktisch.
Welche dieser vier Quellen nun gerade abgehört werden soll, bestimmt man über einen Klick auf den Drehknopf. Dadurch werden die insgesamt vier Quellen der Reihe nach durchgeschaltet sowie unter dem Knopf angezeigt. Und hier kommen wir auch zu meinem Kritikpunkt: Der DIGIGrid-Q kann sich für die einzelnen Quellen keine Lautstärkeeinstellungen merken. Beim Durchschalten kann es also durchaus passieren, dass einem das anliegende Audiosignal mit voller Wucht trifft.
Digigrid-M
Wenden wir uns nun dem DIGIGrid-M zu. Von der grundsätzlichen Form und der Farbe her gleicht der DIGIGrid-M dem DIGIGrid-Q. Oben der große Knopf zum Verstellen der Abhörlautstärke und die beiden gebogenen LED-Ketten. Auf der Vorderseite sitzt ebenfalls der Kopfhöreranschluss, diesmal nur in einer 6,3 mm Ausführung. Für einen kleinen Klinkenanschluss ist auch kaum Platz, denn alle anderen Anschlüsse und Bedienelemente sitzen ebenfalls vorne – so sind sie gut zu erreichen.
Es gibt einen großen Klinkenanschluss mit einer Eingangsimpedanz von 1 MΩ für ein hochohmiges Signal, vornehmlich E- und Bass-Gitarren. Natürlich gehen hier auch Line-Signale als Quelle. Dazu gesellt sich ein XLR-Anschluss. 48 V Phantomspeisung und ein Hi-Pass-Filter (100 Hz, 3ter Ordnung) des Mikrofonvorverstärkers können zugeschaltet werden. Beide Eingänge verfügen über ein Gain-Poti und eine LED-Aussteuerungsanzeige mit acht Segmenten. Der Hi-Z-Eingang bietet eine Verstärkung von 6 dB bis 30 dB, der Mic-Eingang eine Verstärkung von 0 dB bis 70 dB. Das Eigenrauschen des HiZ-Eingangs beträgt bei maximaler Verstärkung dabei 73 dBu, nicht gerade oberste Klasse. Der Mic-Eingang kommt mit seinem Eigenrauschen von -127 dBu noch gut davon.
Auf der Vorderseite finden sich ebenfalls die beiden MIX-Schalter. Mit diesen kann man das Signal des jeweiligen Kanals direkt auf den Kopfhörer geben, ohne dass ein Rechner angeschlossen sein muss. Als Kopfhörerverstärker kommt die gleiche Schaltung wie schon im DQ zum Einsatz.
Der Einsatz ist also denkbar einfach. Zuweisung in der SoundGrid Studio-Software vornehmen, Monitor-Mix über DAW oder direkt am Gerät einstellen und aufnehmen. Bekommt der DIGIGrid-M ein Signal über den Ethernet-Anschluss, so wird das Gitarren- oder Mikrofonsignal bei aktiviertem MIX-Schalter hinzugemischt – eine Aufgabe weniger für den Menschen an der DAW.
Der Klang des DIGIGrid-M ist dabei gut. Er reiht sich in die Liga der RME und MOTU Interfaces ein. Auch die Messwerte sind beachtlich und zeugen von einer soliden Recording-Hardware. Man darf sich also nicht von dem putzigen Äußeren täuschen lassen – beim DIGIGrid-M handelt sich um ein ernstzunehmendes Audiointerface. Bei den Messwerten ist zu bedenken, dass beide Eingänge unterschiedliche Preamps darstellen und eine Stereomessung deshalb nicht wirklich fair ist.
Digigrid-M, Digigrid-Q – Messungen
Frequency response (from 40 Hz to 15 kHz), dB |
-0.02, -0.29
|
Very good
|
Noise level, dB (A) |
-106.8
|
Excellent
|
Dynamic range, dB (A) |
106.7
|
Excellent
|
THD, % |
0.024
|
Good
|
THD + Noise, dB (A) |
-70.4
|
Average
|
IMD + Noise, % |
0.034
|
Good
|
Stereo crosstalk, dB |
-97.1
|
Excellent
|
IMD at 10 kHz, % |
0.078
|
Good
|
General performance |
Very good
|
Frequency response
Left
|
Right
|
|
From 20 Hz to 20 kHz, dB |
-0.69, +0.03
|
-0.80, -0.02
|
From 40 Hz to 15 kHz, dB |
-0.19, +0.03
|
-0.29, -0.02
|
Noise level
Left
|
Right
|
|
RMS power, dB |
-105.1
|
-106.0
|
RMS power (A-weighted), dB |
-106.4
|
-107.1
|
Peak level, dB FS |
-83.2
|
-81.9
|
DC offset, % |
-0.0
|
-0.0
|
Dynamic range
Left
|
Right
|
|
Dynamic range, dB |
+105.0
|
+105.9
|
Dynamic range (A-weighted), dB |
+106.2
|
+107.1
|
DC offset, % |
+0.00
|
+0.00
|
THD + Noise (at -3 dB FS)
Left
|
Right
|
|
THD, % |
0.02309
|
0.02455
|
THD + Noise, % |
0.02313
|
0.02458
|
THD + Noise (A-weighted), % |
0.02935
|
0.03123
|
Intermodulation distortion
Left
|
Right
|
|
IMD + Noise, % |
0.03243
|
0.03479
|
IMD + Noise (A-weighted), % |
0.03129
|
0.03364
|
Stereo crosstalk
Left
|
Right
|
|
Crosstalk at 100 Hz, dB |
-97
|
-96
|
Crosstalk at 1000 Hz, dB |
-98
|
-94
|
Crosstalk at 10000 Hz, dB |
-85
|
-77
|
IMD (swept tones)
Left
|
Right
|
|
IMD + Noise at 5000 Hz, |
0.07607
|
0.07895
|
IMD + Noise at 10000 Hz, |
0.07607
|
0.07895
|
IMD + Noise at 15000 Hz, |
0.07607
|
0.07895
|
Ein Test mehrerer Geräte, die zudem völlig unterschiedliche Belange abdecken, finde …bestimm nicht nur… ich „schwierig“. Die Tendenz, dass man dabei keinem der getesteten Geräte gerecht wird, ist ja gegeben.
Kongret interessiert mich ein vernünftiger Kopfhörerverstärker für den PC, da hier ja bekanntlich keine allzu fähigen Audioadapter verbaut werden. Hier könnnte der teure Q eine Alternative sein. Nun schreibt t.goldschmitz, dass die räumliche Ortung und überhaupt die Masteringqualitäten nicht so dolle sind… Erst im nächsten Absatz schreibt er von den „Anderen“ Anschlüssen. Ergo: bezieht sich die Kritik nur auf die Bluetooth Übertragung? Und wenn ja, wie ist die jeweilige Qualität über Chinch, AES/EBU oder USB?
…denn wenn die Wiedergabe hier ebenso nur laut, aber eben nicht aussagekräftig an einem Oberklassekopfhörer ankommt, dann ist das ein klares Nicht-Kaufen-Argument. Während man bei einem „günstigen“ Gerät Abstriche bei diversen Punkten selbst abwägen und mit dem Preis ins Verhältnis setzen kann und sollte, so erwarte ich bei dem Q für über 400€ und dem stolz darauf prangenden WAVES-Logo einfach ein Topgerät.
Design: interessant & hipp
Farbe: Klasse ;-)
Praxisnutzen zu Kaufpreis: Ne, lass ma.