Weit mehr als nur ein Tapping-Ersatz!
Beim Digitech Whammy Hammer-On handelt es sich um ein Effektpedal, mit dem sich im Bereich der Pitchbend-Effekte ungewöhnliche und unmögliche Effekte erzielen lassen.
Kurz & knapp
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- Vielfältige Effekte: Das Pedal bietet ungewöhnliche Pitchbend-Effekte und kreative Einsatzmöglichkeiten.
- Robuste Bauweise: Das Gehäuse ist massiv und langlebig, ideal für den Bühnengebrauch.
- Eingeschränkte Stromversorgung: Benötigt ein spezielles Netzteil mit hoher Stromstärke, kein Batteriebetrieb vorgesehen.
- Fehlende MIDI-Schnittstelle: Einschränkung bei der Integration in komplexe Setups und bei der Tempo-Justierung.
- Beeindruckende Sounds: Besonders die Sequenz- und Arpeggio-Funktionen ermöglichen abgefahrene Klangexperimente.


Inhaltsverzeichnis
Das Konzept des Digitech Whammy Hammer-On
Eins muss man der Firma Digitech wirklich lassen. Wenn es um die ureigenste Definition des Begriffs Effektpedal und nicht um die eintausendste TS9 Auflage geht, steht die Firma Digitech immer in der ersten Reihe. Nicht zuletzt, indem sie vor nunmehr auch schon knapp 36 Jahren den wahrscheinlich letzten Outstanding-Effekt in Form des Whammy Pedals veröffentlichte. Ich weiß noch, wie damals bei Tom Morellos Solo (Rage Against the Machine) in „Killing In The Name Of“ bei allen Gitarristen die Münder offen standen, weil sich wirklich niemand erklären konnte, wie man diesen Slide in irgendeiner Form auf der Gitarre umsetzen sollte.
Wie auch die Pedale Drop und Ricochet bringt Digitech mit dem Hammer-on Pedal nunmehr eine neue Variation der Pitch-Effekte auf den Markt, welches letztlich eine Zusammenfassung von vielen bereits vorher veröffentlichten Pitch-Effekten zusammenführt und dabei noch einige weitere neue Effektparameter etabliert, welche absolut abgefahrene Einsatzmöglichkeiten ermöglichen.
Dabei ist die Produktbezeichnung Hammer-on eventuell ein wenig irreführend bzw. einschränkend, da alle Kinder der 80er wahrscheinlich nur an den einen klassischen Effekt denken, welchem Eddie Van Halen als größte Werbefigur dieser Spieltechnik zu Weltruhm verhalf. Das Pedal hat allerdings noch einige weitere Möglichkeiten am Start, welche teilweise sehr praxisgerecht und teilweise völlig spleenig sind, was wir im Laufe dieses Testberichts noch herausfinden werden.
Die Konstruktion des Digitech Whammy Hammer-On
Wenn man das Digitech Hammer-on Pedal das erste Mal in die Hand nimmt, fällt einem sofort die extrem massive Bauweise des in China gefertigten Pedals auf. Das Gehäuse besteht aus zwei Stahlblechen, die ineinander verschränkt aufgebaut sind und hinterlässt den Eindruck, für die Ewigkeit gebaut worden zu sein. Sämtliche Elemente, wie zum Beispiel die beiden Fußschalter oder auch der Drehregler, hinterlassen einen sehr massiven und vertrauenswürdigen Eindruck, sodass man auf keinen Fall das Gefühl haben muss, das Pedal werde irgendwann aufgrund von Altersschwäche auseinanderfallen. Das Pedal sitzt zudem auf vier hochwertigen Gummifüßen mit einer praxisgerechten Gummimischung, so dass das Pedal selbst auf einer Glasplatte einen stabilen Stand hat.
In Sachen Ein- und Ausgänge ist das Pedal auf das Allernötigste reduziert, sprich, wir haben einen Input und einen Output, zuzüglich einer Eingangsbuchse für das mitgelieferte Netzteil. Hier sind wir leider auch schon bei einem der Nachteile des Pedals. Digitech hat seit jeher eine sehr merkwürdige Einstellung, was die Verwendung von Netzteilen bzw. die Stromversorgung betrifft. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Digitech Pedal in der Hand gehabt zu haben, das nicht mit einem extrem hohen Stromfluss versorgt werden musste.
Das Pedal kann nicht mit einer Batterie betrieben werden und auch das mitgelieferte Netzteil liefert bei 9 Volt eine Ausgangsleistung von 1,3 Ampere. Somit kann man mit diesem Netzteil auch noch die alten Digitech Pedale betreiben, die in der Tat auf diese völlig unübliche Stromstärke angewiesen waren. Allerdings benötigt das Hammer-On Pedal nur 300 mA. Diese Leistung findet man dennoch vergleichsweise selten bei Mehrfachnetzteilen, das heißt, man sollte im Vorfeld schauen, ob man z. B. einen entsprechenden 500 mA Anschluss besitzt oder aber man nimmt in Kauf, dass man eine Schuko-Steckdose an seinem Board befestigen muss.
Die Effektparameter des Digitech Whammy Hammer-On
Das Digitech Whammy Hammer-On glänzt mit einer ausgefallenen Auswahl von insgesamt sieben verschiedenen Effekten, wobei einige sehr praxisgerecht und andere pures Kasperletheater darstellen. Man sollte aber nicht vergessen, dass gerade die Kasperletheaterabteilung sich in den Ohren der Zuhörer festbeißen und, je nach intelligentem Einsatz, zu einem Alleinstellungsmerkmal eines Künstlers werden kann. Siehe Tom Morello.
Der Fairness halber muss man sagen, dass man in einem Testbericht wie diesem das komplette Potenzial des Pedals nicht beschreiben kann. Erst wenn man sich ein paar Stunden mit dem Teil beschäftigt hat, kommen einem die ganzen Ideen, welche sich mit diesem Pedal umsetzen lassen.
Als ersten Effekt und Namensgeber des Pedals kann man mit dem Pedal ein zusätzliches Intervall erzeugen, indem man entweder den linken Schalter benutzt und damit den Ton in einen der zwölf angebotenen Intervalle nach oben verschiebt oder aber indem man den rechten Schalter drückt und ein festgelegtes Intervall nach unten verschiebt. Es ist aber auch möglich, die Intervalle beide nach oben oder beide nach unten zu schieben. So lassen sich etwa typische Arpeggios, welche bei Gitarristen meistens mit drei Fingern gespielt werden, um ein drittes Intervall ergänzen, was teilweise grifftechnisch unmöglich ist, aber dadurch harmonisch sehr interessante Möglichkeiten eröffnet.
Diese Hammer-on-Funktion kann man dann mit der Thrill-Funktion ergänzen, indem das Pedal zwischen den eingestellten Intervallen automatisch hin und her springt. Die Geschwindigkeit der Sprünge ist mit dem Drehregler einstellbar. Dies kann man dann mit dem sogenannten Impossible Mode verbinden, was bedeutet, dass das Pedal bei dem Drücken des rechten Schalters jeweils zwischen zwei unterschiedlichen Intervallen hin und her springt. Das an sich ist schon mal sehr abenteuerlich.
Besonders interessant wird es allerdings, wenn man das Ganze zudem mit dem Thrill Mode kombiniert, denn so hat man dann ein Arpeggio über drei Töne, muss allerdings nur einen Ton spielen. Das hat natürlich mal einen ganz anderen Charakter, wenn es darum geht, beeindruckende Arpeggios zu spielen. Eine weitere Funktion ist es, zusätzlich zu dem gespielten Ton oder Akkord ein weiteres Intervall hinzuzufügen, wenn man den Schalter tritt. Dies ist die sogenannte Dry+ Funktion.
Der aber wohl beeindruckendste Modus ist letztlich der Sequence-Modus, welcher es ermöglicht, entweder eine Sequenz aus zwei, drei oder fünf Intervallen zu bilden und diese dann mit dem Fußschalter nacheinander durchzusteppen. Und erwartungsgemäß, ihr könnt es euch schon denken, kann man auch diese Funktion mit dem Thrill Modus verbinden, was dann wirklich ganz abgefahrene Sounds ermöglicht, welche sonst eigentlich nur mit Keyboardsequencern oder sonstigen Geräten möglich sind. Wirklich beeindruckend und ein wunderbares Spielzeug im besten Sinne des Wortes.
Das Digitech Whammy Hammer-On in der Praxis
Kommen wir aber nun zu einem Punkt, der meines Erachtens dafür sorgen könnte, dass das Digitech Whammy Hammer-On nicht ganz den Erfolg haben wird, welcher angemessen wäre. Der entscheidende Punkt ist die fehlende MIDI-Schnittstelle. Digitech hatte im Bereich seines Whammys meines Erachtens schon immer ein Problem mit MIDI-Schnittstellen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich meinen Whammy DT per MIDI in mein Setup einbinden wollte und ich hatte noch nie so große Probleme, die jeweiligen Parameter zu finden, sie entsprechend einzustellen und abzuspeichern. Es war ein Desaster.
Bei dem Hammer-On-Pedal ist es überhaupt nicht möglich, da es, wie eben erwähnt, keine MIDI-Schnittstelle hat. Und damit haben wir ein Problem, das gerade heutzutage sehr relevant ist. Extrem viele Bands spielen mittlerweile mit Click-Track oder leider auch mit Backingtracks und sind demnach auf ein festes Timing angewiesen. Wenn man nun die Sequencer-Sachen intelligent in die Songs einbauen möchte, kommt man nicht darum herum, das Pedal über ein entsprechendes Programm bzgl. des Timings anzusteuern.
Oder aber der Drummer muss sich am Tempo des Pedals orientieren. Das heißt, er muss zu Anfang des Songs erst einmal hören, wie schnell das Pedal läuft, um sich dann darauf einzustellen. Dazu kommt, dass die Rasterung der Geschwindigkeit über den Drehregler relativ grob ist und man so zum Beispiel die Arpeggios nicht immer in dem Tempo spielen kann, in dem der Song gerade geschrieben ist.
Dies ist meines Erachtens eine sehr starke Einschränkung und ich halte es für sehr schade, weil gerade in diesem Zusammenhang das Pedal einen großen Schritt nach vorn machen würde. So bleibt das Pedal in meinen Augen ein tolles Effektgerät im wahrsten Sinne des Wortes, welches aber aufgrund der fehlenden Justierung über MIDI nur bedingt eingesetzt werden kann.
ähem…
Ich mache jetzt was, was ich bisher genau einmal gemacht habe:
GEILER ARTIKEL AXEL!
Ich finde, das ist eins der besten Reviews, die ich in den letzten Monaten gelesen habe!
Auch wenn ich Herrn Morello damals eher nervig-überkandidelt fand („Disclaimer: No Synthesizers were used in the recording of this album“ – den Spruch auf dem Cover hätte er sich echt schenken können!), finde ich diesen Rückblick geil. Weil ich mich erinnere, wie wir mit 5 Leuten bei Musik Aktiv in PB um „dieses Whammy“ herum gesessen haben und stundenlang neue Sounds entdeckten…
Besitze fwiw selbst zwei „Kasperle“-Pedale von Digitech: Das erstmal bieder wirkende „FreqOut“, ein Feedback-Generator, der genau in dem Moment richtig spannend wird, in dem du entdeckst: „Da ist ja ein „Kill-Dry“-Switch! Und… ist das ein Schalter für „momentary switching“?!“. No one needs an e-Bow!
Und der „Crazy Robot“ Synth macht sofort den „Livin‘ On A Prayer“-Sound – verblüffend original! Als Zweitverwendung sicherlich auch als Vorschlaghammer oder Nahkampfwaffe (für die Militarist:innen unter uns ;)) zu gebrauchen.
grrr… ich glaube ich brauch‘ auch so’n Hammer-On… ;o))
@Marcador „No Synthesizers were Used“ wohl eine Anspielung auf Queen. Stand bei den ersten paar alben der 70s in den linernotes. in den 80s haben sie dann aber sehr gerne Synths und drummachines benutzt. 😃
finde aber die 80s Sachen eh besser abgesehen von bohemian rhapsody. 😎
@Numitron Moin Numitron!
Danke dafür, dass du mich ein bisschen schlauer gemacht hast; das wusste ich vorher nicht!
Ganz offen: Zu Queen kam ich per „Hungarian Rhapsody“, und es steht nur die „Live Magic“ im Regal. Die trägt den Vermerk nicht, was auch hörbar ist, der großartigen Mucke (aus den 80ern!👍) aber keinen Abbruch tut!😉
Think: Gäbe es noch die komplette Besetzung… Queen, The Beatles, Hendrix und die 2. Genesis-Besetzung (inkl. Peter Gabriel UND Phil C.) sind Acts, die mich mitunter denken lassen: „Wie geil wären die wohl erst heute…?“
Und im Plattenschrank: Pink Floyd (fast komplett), Genesis (durchgehend von ’73 bis ’81), div. ELP-Scheiben, Tears For Fears usw…
Hey, sogar auf meinem FX-Board lebt ein kleiner Synth (Digitechs „Crazy Robot“ – geiles Pedal!) & auf der 4×12-Box steht ein schaurig-beiger microKorg: Weniger Tasten – weniger Berührungsangst, you know?
Ich weiß nicht, ob du’s verstehen kannst: Manchmal gibt’s Platten (Konzerte auch!), die sind für mich „zu viel des Guten“: Von Steely Dan & ELP z.B. schaffe ich ein Album – und brauch Pause. Zeit zum Verarbeiten, sozusagen… „RATM“ war genau so ein Ding: „Du hörst gerade was, was wirklich, echt innovativ ist – BÄNG!“ Und Morello ganz vorn dabei… den hab ich total falsch eingeschätzt damals…
whoa, ein Kurzroman. Egal, evt. macht’s ja jemand Spass zu lesen…?🙈
@Marcador ratm finde ich auch sehr gut!
kürzlich hat Tony iommi Tom morello zum Geburtstag gratuliert. und Tom dazu „thanks Master“ 😀
Tom hat ja 1997 auch mit Prodigy eine Nummer für den Spawn Soundtrack gemacht. Prodigy sind meine hauptinspiration. die haben auch heute noch den microkorg! hab meinen verkauft. Rob Trujillo (Bassist bei Metallica) hat Interessanterweise auch einen. war ja damals schon ein synth für alle.
leider ist Gitarre spielen nix für mich.
hab’s 3 Mal probiert!
aber die synths sind meine Welt.
hab dafür eine rote ax1 keytar aus den 90ern gekauft. 🤘🤣