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Test: Dreadbox Erebus Analogsynthesizer

Zwei Stimmen sind mehr als eine

21. Januar 2015

Die Dreadbox Erebus Version V2

Plötzlich steht hier der Dreadbox Erebus hier vor mir, hatte ich nicht gerade eben noch die neuen Murmux Synthesizer des griechischen Herstellers auf dem Prüfstand? Die Update-Rate wird scheinbar auch bei der Hardware immer schneller.

Nach dem eindrucksvollen Einstand mit den Murmux Synthesizern begibt sich Dreadbox nun in die Kompaktklasse und stellt mit Erebus einen günstigen, semi-modularen Synthesizer vor. Da das derzeitige Angebot an kleinen Analogsynthesizern so üppig wie in der seligen 70ern ist, fragt man sich schon vorab, ohne ihn gesehen zu haben, womit ein Neuling punkten will. Schaun mer mal.

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Hardware des Dreadbox Erebus

Bislang waren die Dreadbox Synthesizer auf ein extravagantes Äußeres und ein großzügiges Gehäuse angelegt. Erebus hingegen ist deutlich bodenständiger, er hat keinen Tweed-Stoff-Überzug und ist merklich kleiner als der Murmux Initiate. Er besitzt jedoch fast die gleiche Ausstattung und hat sogar zusätzliche Patch-Buchsen und einen integrierten Echo-Effekt.
Mit der Schrumpfung des Gehäuses ging auch eine deutliche Verdichtung der Bedienelemente einher. Einige Regler, speziell die der ADSR-Hüllkurve und des Echos, sitzen doch arg eng nebeneinander. Doch die Qualität der Regler und vor allem der Schalter ist klar besser geworden. Beim Murmux-Test gab es da noch Probleme, jedoch versprach Dreadbox schon für die Serienproduktion Besserung. Die wurde offensichtlich durchgeführt – sehr schön. Auch sonst ist das Gerät sehr solide, wenngleich etwas schlicht. Aber das ist klar eine Substitution zugunsten des Preises.

Erebus uni-duo

Struktur des Erebus Synthesizers

Erebus ist ein Analogsynthesizer mit klassischer Klangerzeugung. Zwei Oszillatoren durchlaufen ein Tiefpassfilter und einen VCA, die jeweils von einer eigenen Hüllkurve moduliert werden. Dennoch weißt das Geräte einige Besonderheiten auf. Zunächst einmal lassen sich die beiden Oszillatoren mit zwei separaten Noten ansprechen und somit Erebus zweistimmig spielen. Man muss nur einen Schalter umlegen und schon wechselt der Synthesizer von ein- auf zweistimmig. Es handelt sich jedoch um keine vollwertige Duophonie, da Filter, VCA und deren Hüllkurven nur einmal vorhanden sind. Vielmehr haben wir es hier mit der wieder hip gewordenen Paraphonie zu tun.
Weiterhin besitzt Erebus ein paar Patchbuchsen, die einerseits wirklich notwendig sind, weil beispielsweise der LFO sonst nicht verwendet werden kann, und anderseits die Anbindung an eine Modularsystem oder Analogsequencer ermöglichen. Zu guter Letzt gibt es noch ein integriertes Delay.

Oszillatoren des Dreadbox Erebus

Hier ist Erebus, wie auch bei der restlichen Klangerzeugung, ganz klassisch, teils sogar minimalistisch. VCO 1 liefert Saw und Square, VCO 2 Saw und Triangle. Über Mix werden die beiden Signale gemischt, wobei VCO 2 eine Oktave über dem 1er liegen kann. Neben der Gesamtstimmung kann VCO 2 zusätzlich für Schwebungen oder Intervalle verstimmt werden. Aber außer dass jeder Oszillator ein eigenes Glide hat, bietet diese Sektion nichts weiter. Kein Hardsync, keine FM, keine PWM. Wir kriegen hier nur gerade Töne raus.

Erebus VCO VCF

Immerhin lässt sich über einen Audioeingang ein externes Signal einspeisen. Jedoch hat der nicht regelbare Eingang einen ziemlich geringen Pegel. Betreibt man parallel dazu die internen Oszillatoren, sind diese stets klar lauter. Schaltet man diese jedoch ab, bleibt beim Triggern über MIDI oder Gate immer noch ein leiser Rest der VCOs zu hören.

Das Filter

Das Filter ist ein gewöhnlicher 2-Pol-Tiefpass. Die Resonanz spricht relativ spät an, die Selbstoszillation wird erst auf den letzten Millimetern des Reglers erreicht. Dadurch kann man sie aber gut dosieren, deutlich besser als bei Filtern, die schon ab 11 Uhr Reglerposition anfangen zu pfeifen. Das Filter ist klar auf sanfte Sounds ausgelegt.
Rein akustisch beurteilt scheint dieses Filter eine andere Schaltung als die der Murmux Synthesizer zu sein. Der Hoch-/Tiefpass des Semi-Modular klingt deutlich heftiger, sogar verzerrt, der Tiefpass des Initiate hat mehr Saft und fördert den Bassbereich besser.

Hüllkurven – LFO – VCA

Das Filter wird mit einer ADSR-Hüllkurve moduliert, die wahlweise mit oder ohne Retrigger-Funktion gespielt werden kann. Speziell das Decay kommt mir hier merklich zackiger als bei den Murmuxen vor, da war es mir etwas zu schlapp. Auch die AR-Hüllkurve des regelbaren VCAs wirkt etwas schneller.
Der LFO bietet nur Triangle und Square. Sein Tempo geht nicht besonders hoch, aber es langt. Genutzt werden kann er allerdings nur über das kleine Patchfeld (s.u.).

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Erebus back

Man sieht schon bis hierhin, dass der Dreadbox Erebus kein außergewöhnliches Gerät, sondern ein grundsolider (welch fürchterliches Wort) Synthesizer ist. Seine Bandbreite ist nicht sehr groß, aber das, was er macht, macht er ordentlich. Bässe, Leads, kurze Klänge für Arpeggios und schnelle Sequenzen, das klappt prima, aber Krach oder Aggression bleiben anderen Geräten überlassen.

Das Spiel mit der Zweistimmigkeit ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man solch einen Modus noch nicht kennt. Bei der ersten Note erklingen zunächst beide Oszillatoren, bei einer zweiten Note wird dann aber ein Oszillator dafür abgezogen. Lässt man die zweite Note los während die erste noch erklingt, wird der Oszillator wieder diesem Ton zugeordnet. Sind die beiden Oszillatoren leicht verstimmt eingestellt, klingt das etwas komisch. Besser fährt man hier mit einer möglichst genauen Stimmung.

Erebus echo

Echo / Delay

Bietet Erebus denn nur Normalkost? Zum Glück nicht! Seine Spezialität ist ein integriertes Delay. Die Anleitung beschreibt es als „LoFi Echo“, das analog mit einem digitalen Element aufgebaut ist. LoFi trifft es wirklich gut. Das Echo verzerrt ziemlich schnell und klingt dann eher kratzig. Bei bestimmten Einstellungen kommt auch noch ein periodisches oder statisches Rauschen hinzu. Es gibt zwar Ähnlichkeiten zu einem Bandecho, aber mehr im Verhalten, der warme Tape-Sound wird nicht ganz erreicht. Aber das macht nichts, ich finde den Klang trotzdem gut, jedenfalls sticht das Echo aus dem Rest der Klangerzeugung hörbar raus.
Bei hohem Feedback kann sich das Signal richtig aufschaukeln und endlos weiterlaufen. Verändert man dann Time, wird das Signal in bester Dub-Manier langsamer (aka tiefer) oder schneller (aka höher). Und das lässt sich sogar via Steuerspannung modulieren!
Bei kurzen Time-Einstellungen sind dann sogar Pseudo-Hall und Chorus-ähnliche Effekte – mit LFO-Modulation – möglich.
Das Echo bringt dem Erbus ein ordentliches Plus in der Bandbreite seiner Sounds, es wird sphärisch, plastisch und sogar etwas abgedreht.

Patch-Anschlüsse & MIDI

Das kleine Patchfeld besitzt sechs CV/Gate-Ausgänge und neun Eingänge. Hier kann wie bereits erwähnt der LFO bestimmten Zielen zugewiesen werden. Natürlich sind auch Filter-Cutoff, Resonanz und VCOs, aber auch LFO-Geschwindigkeit und -Modulationstiefe mit einer CV-Spannung modulierbar. Die Ausgänge von (MIDI)-Modulationsrad und Hüllkurve haben hier einen eigenen Attenuator, der des LFOs sitzt in der LFO-Sektion.
Neben den Verbindungen des Erebus selbst, können natürlich auch Analogsequencer und Modularsynthesizer angebunden werden, ebenso ist Erebus hierüber als MIDI/CV-Interface einsetzbar – und das eben auch duophon.

Erebus patch

Die Murmux Synthesizer waren MIDI-seitig absolut minimal ausgestattet, sie haben im Grunde genommen nur Note-On/Off +Tonhöhe verarbeitet. Erebus ist hier etwas besser aufgestellt, er weiß auch, was ein Modulationsrad (aka Controller #01) ist und gibt diesen über eine Patchbuchse als CV-Spannung aus. Und es gibt eine Polychain-Funktion, über die bis zu vier Erebuse zusammen betrieben und maximal 8-stimmig paraphon gespielt werden können. Da ich nur ein einzelnes Testgerät hatte, konnte ich das leider nicht ausprobieren.
Echt abenteuerlich ist jedoch die Einstellung des MIDI-Kanals über DIP-Schalter. Das wäre zwar an sich nicht schlimm, aber man muss dafür das Gehäuse aufschrauben und hat dann nur die Wahl zwischen Omni oder den Kanälen 2 bis 7. Das ist mir dann doch etwas zu old school.

Der Dreadbox Erebus on YouTube

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Mehr Informationen

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Fazit

Der Dreadbox Erebus klingt gut und hat sinnvolle Funktionen. Doch ist seine Klangerzeugung wirklich sehr einfach strukturiert. Wären da nicht das Echo mit seinem endlosen Feedback und dem etwas kruden Sound sowie der duophone Modus, würde er im aktuellen Angebot sang- und klanglos untergehen. Ein guter Grundklang allein reicht heutzutage eben nicht. Das ändert zwar nichts daran, dass es ein guter Synthesizer ist, aber zwischen Doepfer, DSI, Moog, Analogue Solutions, Korg, Vermona usw. besteht eben die Gefahr unterzugehen. Doch dann reißt das Echo, mehr noch als der Duo-Modus, den Erebus raus und wahrt seine Identität, um sich genügend von der Konkurrenz absetzen zu können. Wer schon mehrere (Mono)-Synthesizer besitzt, für den wird Erebus vielleicht weniger interessant sein, für Neulinge oder Von-der-DAW-die-reale-Welt-Umsteiger ist er möglicherweise ein toller Einstieg.

Plus

  • runder und sauberer Klang von VCOs und VCF
  • modulierbares Echo mit Endlos-Feedback
  • CV/Gate-Ein- und Ausgänge
  • zweistimmiger Modus
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • einige Regler sitzen sehr eng beieinander
  • abgeschaltete VCOs übersprechen leicht bei Verwendung des Audio-In
  • Echo zerrt schnell und rauscht bei bestimmten Einstellungen
  • zum MIDI-Kanal einstellen muss das Gerät geöffnet werden

Preis

  • Ladenpreis: 439,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    daniel müller

    Nachdem ich diesen kleinen Griechen mein Eigen nennen kann, kann ich dem Jim in vielen Punkten zustimmen. Das Rauschen im Echo ist mir auch aufgefallen, muss man sparsam mit umgehen bzw. gezielt einsetzen.

    Wirklich Spass machen die 15 CV/Gate Ein-Ausgänge, die richtig genutzt aus diesem kleinen Synthesizer sehr viel rausholen können…

    Zudem finde ich es durchaus unterstützenswert im hiesigen Synthesizermarkt als kleine Klitsche aus Griechenland so eigenwillige Geräte rauszubringen.

    Für mich als…sagen wir mal Semi-Neuling eine sehr feine Kiste…eine gute Alternative zum Dark Energy von Doepfer würde ich behaupten…

    Jammas
    decaynews

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Ding ist ja wirklich extremst minimal in der Ausstattung, insbesondere was die Oszis betrifft.
    Aber nichtsdestotrotz klingen die Demos wirklich dufte, und mein Herz, das ja so häufig für kleine dreckige Kisten schlägt, regt sich hier spätestens beim internen Delay. Egal wieviele ich hier im Studio davon rumstehen hab, ein weiteres ist immer gut. Und als externe Filterbox kann man den Erebus auch noch nutzen; ich schau mal, wo ich das Ding antesten kann….

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Beinahe vergessen: Ich find, das Ding sieht toll aus, insbesondere die Farbgebung.

    • Profilbild
      jdrummer

      „Das Ding“ sieht nicht nur gut aus, sondern fasst sich auch sehr gut und wertig an, so dass das Schrauben allein von der Haptik wirklich Spass macht. Aber – der Klang, der ist meines Erachtens wirklich der Hammer! Entspricht genau dem Ideal, das ich immer gesucht habe. Schmalere Auswahl an „Oszis“ ja, die angebotenen sind jedoch klanglich überzeugend.
      Ein Testen wird wärmstens empfohlen!

  4. Profilbild
    Atarikid AHU

    Ui, lässt sich einfach ins Modularsystem einbinden, klingt prima. Ich mag diese Boutique-Kisten. Etwas größer hätt er sein dürfen… Reizt mich durchaus, aber jetzt erstmal NAMM abwarten…

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