Simpel, effektiv, klingt gut
Dreadbox hat sich zum fleißigen Bienchen am Synthesizermarkt entwickelt. Der griechische Hersteller ist nicht nur äußerst kreativ, sondern auch enorm produktiv. Einige seiner Produkte haben wir bereits in den letzten Monaten vorgestellt, darunter kürzlich auch die neuen Eurorack-Module Gamma und Lamda. Heute folgt nun der Dreadbox Hades Analogsynthesizer.
Der Name Hades flog mir witzigerweise einige Tage vor Testbeginn etliche Male um die Ohren, weil meine nun schon fast 20-jährige Tochter sich an einem „chilligen Wochenende“ ihre Kindheitserinnerungen auffrischte und sich auf DVD Walt Disneys Hercules reinzog.
Und genau da ist der Oberbösewicht ein gewisser Hades, der Chefgott der Unterwelt. Für Dreadbox, ein in Athen, Griechenland ansässiges Unternehmen, ist das jedenfalls ein gut gewählter Produktname, für das, speziell zur Erzeugung von tiefen Tönen konzipierte, Instrument. Das Testexemplar wurde mir freundlicherweise vom deutschen Vertrieb Sonic Sales GmbH bereitgestellt. Es handelt sich beim Hades um einen voll analog aufgebauten Synthesizer mit monophoner Klangerzeugung. Im einzelnen verfügt der Synthesizer über folgende Ausstattungsmerkmale: Ein VCO mit zwei Sub-Oktaven. Ein 3-Pol 18 dB/Okt. Low Pass Filter mit Resonanz. OTA basierte Verzerrer und VCA-Einheit. Zwei Hüllkurvengeneratoren, jeweils in abgespeckter Form und ein LFO mit Dreiecksschwingung.
Des weiteren hat Dreadbox dem Elektroarbeiter ein kleines Steckfeld spendiert. Über 9 Miniklinkenbuchsen (3,5 mm) kann der Hades mit der Außenwelt verbunden werden. Dabei stehen 4 Quellen mit ENV, MOD (mit Intensitätsregelung), LFO, 1 V/Okt. (Pitch) und 5 Ziele mit PW, VCF, VCA, CV, GATE bereit.
An Anschlüssen gibt es am Dreadbox Hades eine Monoklinke (6,3 mm) als Audioausgang, eine MIDI Input Buchse (5-Pol DIN) und den Anschluss für das mitgelieferte externe Netzteil (12 V AC 500 mA). Das mit etwas über einem Kilogramm schwere Leichtgewicht verfügt über die kompakten Maße von 225 x 160 x 73 mm.
Aktuell kostet der Hades 299,- Euro im Laden. Damit gehört der Hades in die Kategorie der günstigen Klangerzeuger. Qualitativ ist die Verarbeitung des per Hand hergestellten Instruments trotzdem ausgesprochen gut. Die innenliegende Elektronik wird von einem soliden Metallgehäuse geschützt. Helle Holzseitenteile sind daran festgeschraubt. Optisch schöner wäre noch das komplette Versenken der Schrauben im Holz gewesen. Aber gut, so stehen sie ein bisschen über. Das Gerät steht sicher auf vier Gummifüßen. Die Potis und Kippschalter fassen sich klasse an – nichts wackelt oder hat Spiel. Gerne hätte ich noch einen Ein-/Ausschalter auf der Rückseite gesehen, aber den gibt es wie bei einigen Konkurrenten leider nicht. Insgesamt vermittelt die Hardware das Gefühl von einem langen und problemlosen Betrieb. Prima!
Schade ist, dass zum Lieferumfang nicht ein paar Patchkabel gehören, ist doch das Steckfeld ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Eine Bedienungsanleitung in Papierform ist ebenfalls nicht in der Verpackung. Es lässt sich aber einfach auf der Dreadbox Website finden und dort herunterladen. Mit seinen insgesamt 8 Seiten Umfang ist es kein Wälzer. Hier sind alle Funktionen schön erklärt.
Jetzt direkt zu einer Sache, die mir überhaupt nicht gefällt und die auch schon beim Test vom Dreadbox Erebus bemängelt wurde: Das Aufschrauben des Gehäuses bleibt Pflicht, um via DIP-Schalter die Einstellung des MIDI-Kanals zu ändern. Es bleibt auch nach wie vor bei limitierten Auswahlmöglichkeiten – OMNI oder Kanäle 2 bis 7. Kanal 1 und 8 bis 16 stehen nicht zur Verfügung.
Ist nicht wirklich tragisch, sollte man zukünftig trotzdem eleganter lösen. Werkseitig ist der Hades auf OMNI gestellt. Die MIDI-Ausstattung bleibt, wie auch schon beim Erebus, rudimentär.
- Note(n) an/aus (keine Anschlagsdynamik)
- Tonhöhe (C1 bis C6, 5 Oktaven)
- Pitch-Rad max. 1 Oktave hoch/runter
- Modulationsrad (über das Steckfeld mit Zielen zu belegen)
- Priorität für tiefste, letzte und höchste Note einstellbar
Um die Umschaltung vorzunehmen, sind folgende Schritte notwendig. Während der Hades eingeschaltet und mit einer Tastatur verbunden ist, drückt man C0 + F#0 für tiefste, C0 + G#0 für letzte und C0 + A#0 für höchste Noten Priorität.
Das ist es dann auch mit MIDI.
Und klanglich? Gemessen am übersichtlichen Parametersatz glaubt man kaum, dass hier viel geht!? Schau’n wir mal!
Die englische Bedienungsanleitung rät, den Hades erst einmal 5 bis 20 Minuten warm laufen zu lassen, um die Stimmstabilität des Oszillators zu festigen. Natürlich kann man auch sofort losspielen, aber dann driftet die Tonhöhe eben ein wenig. Der Tune-Regler sollte in der Grundeinstellung auf 12 Uhr stehen. Mit diesem lässt sich der VCO um maximal +/- 7 Halbtöne stimmen. Sägezahn oder Rechteck wählt man ohne dedizierten Lautstärkeregler als Schwingungsform über einen Kippschalter an. In der Mittelposition sind beide deaktiviert. Beim Rechteck kann man die Pulsbreite mit einem extra Potentiometer manuell variieren oder man benutzt den LFO via internem Steckfeld zur Pulsbreitenmodulation. Über ein weiteres Poti regelt man die Glidewerte für fließende Tonhöhen-Übergänge. Die beiden Sub-Oktaven liegen 12 und 24 Halbtöne unter der Grundstimmung und können unabhängig voneinander zugemischt werden. Sie arbeiten ausschließlich als Rechteck und bleiben aktiv, auch wenn der Haupt-VCO abgeschaltet wird. Sie machen untenrum ganz schön was her. Ein wenig Vorsicht ist geboten, wenn man beide Suboktaven-Regler voll aufdreht und den VCA-Regler ebenfalls weit geöffnet hat. Dabei können interne Übersteuerungen entstehen, die sich mit Knacksern am Audioausgang bemerkbar machen. Den guten und kräftigen Oszillatorklang würdige ich mit dem Wort „chunky“.
Der LFO bietet wie bereits erwähnt nur eine Dreiecksschwingung. Er arbeitet dafür aber bis fast 1000 Hz. Also schnell! Seine Wirkungstiefe ist justierbar. Negativ aufgefallen ist mir der kurze Regelbereich für langsame Schwingungen. So ab 9 Uhr geht der LFO schon ganz schön ab und der Regelweg beginnt erst ab 7 Uhr. Ein zusätzlicher Kippschalter, der zwischen schnell und langsam umschaltet, wäre da gut gewesen. Leider kann der LFO auch nicht über MIDI synchronisiert werden. Über das Steckfeld kann man ihn auf die 5 vorhandenen Ziele routen. Vorverdrahtet wirkt er auf die Tonhöhe des Oszillators.
Eingangs habe ich die beiden Hüllkurvengeneratoren abgespeckt genannt, da es sich nicht um vollständige ADSR-Modelle handelt.
Die ab Werk für den Filterverlauf zuständige A-D-S Hüllkurve kann alternativ per Kippschalter noch im A-DR-S Modus betrieben werden. Sie lässt sich ebenfalls auf andere Ziele umlegen und ist von gemächlich bis ziemlich zackig unterwegs. Invertiert lässt sie sich von Haus aus nicht betreiben.
Die zweistufige VCA-Hüllkurve verfügt über die Parameter Attack und Release. Sie ist und bleibt festverdrahtet. Kurze Releasezeit Einstellung wird mit VCA Knack gedankt und als musikalisch wertvoll eingestuft.
Der Drive-Regler steuert die OTA Verzerrer-Einheit. Zur Erklärung von OTA:
Das Filter, einigermaßen zugedreht und mit gehörig Resonanz, lässt den Dreadbox Hades jedenfalls ganz schön kreischen. Gut!
Den Klang des 18 dB/Okt. Low Pass Filters würde ich mit dem Attribut charakterstark beschreiben. Die Filterfrequenz lässt sich ohne jedwede Sprünge durchfahren. Voll analog eben. Mir fängt nur die Resonanz, in der halb 3 Position, schon etwas zu früh an zu pfeifen. Und ja, auch bei steigenden Resonanzwerten dünnt sie den Tiefenbereich aus. Trotzdem insgesamt toller Sound für meinen Geschmack.
Über die CV-Ausgangsbuchse MOD und gestecktem Ziel kann man das Modulationsrad an einem Keyboard zur Steuerung benutzen. Der Wirkungsgrad ist auch hier separat zu regeln.
Netter test. Aber ist denn nicht der Moog Miniatur der offensichtlichere Konkurrent in Bezug auf Konzept, Design und Marketing approach? (Stichwort : Bass synth)
Nur am Rande…als zufriedener Besitzer des Erebus wollte ich doch noch kurz erwähnen, dass der Erebus im Vergleich zum Hades MIDI-Trough besitzt,…weil von rudimentärer MIDI Ausstattung die Rede war, wobei sich das wohl eher auf die MIDI-Kanal Einstellungen bezieht.
Auch wenn der Hades sicher ein schöner und günstiger Spielgefährte für den Erebus wäre…die Module von Dreadbox machen mich da schon mehr an…nun denn. Hellas.
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Test.
Auch wenn dem Hades kein neues Konzept zu Grunde liegt, überzeugt das Gerät doch in erster Linie durch den klaren, druckvollen Sound und die Verarbeitung
Klanglich liegt der Hades irgendwo zwischen SH-101 (Track 1&6) und MS 10 (Track 4&8), kommt allerdings nicht als platte Kopie daher. Diese Maschine bettelt geradezu darum, von einem Sequencer gespielt und manuell verleiert zu werden!
Für nagelnde EBM-Bässe à la Pro One, subtile House-Bässe oder allerlei Techno ist der Hades geadezu pre-destiniert.
Die Parallele zum Minitaur ist durchaus gerechtfertigt, dieser kostet jedoch ca. 150 € mehr.
Das einzig echte Minus ist, m.m.n., die Notwendigkeit des Gehäuse-öffnen-müssens um den Midi-Kanal einzustellen.
Bei meinem Hades ist die Midi Dip Konfiguration vollkommen neben der Spur. Die Schalterkombinationen der Anleitung sind irgendwie vertauscht. Am Ende habe ich bei laufendem Synth hin und her geschaltet. Wen es interessiert, Kanal 4 ist (off on off) und Kanal 2 ist (off off on). Der Synth ist voll gut, aber die Midi-Config mit Aufschrauben und Experimentieren ist echt finster. Sei es drum nun läuft er und er klingt sehr fett. Geiles Teil.
@Jan (Kann mir hier nicht editieren?)
Wollte noch anmerken, es sind zwei kurze Patch-Käbelchen dabei!