Duesenberg Triton Bass – Praxistest
Trocken angespielt klingt der Duesenberg Triton Bass vor allem eins – drahtig. Hier ist erst einmal wenig Pfund unten rum zu vernehmen, ganz anders als bei manchem teuren Instrument, das selbst ohne Verstärker schon sonor klingt. Dafür ist ein breites Spektrum an Mitten und Höhen vertreten, das dazu verleitet, direkt los zu slappen. Das aber gestaltet sich etwas gewöhnungsbedürftig, da eben der Halstonabnehmer direkt am Ende des Griffbretts sitzt und sich aufgrund seiner verschnörkelten Abdeckung auch nicht gut als Ramp nutzen lässt. Aber nach ein paar Minuten geht es und auch der flache Hals und die von Werk ab schon fast zu flache Saitenlage, laden zu Hochgeschwindigkeitsausflügen ein.
Am Gurt macht sich eine leichte Tendenz zur Waagerechten bemerkbar, geschuldet dem vergleichsweise kurzen, oberen Korpushorn. Allerdings nichts Wildes, von Thunderbird-Gefilden ist man weit entfernt und einen halbwegs vernünftigen Gurt vorausgesetzt, bemerkt man kaum etwas davon. Bauartbedingt ist leider auch der Zugang zu den oberen Bünden recht eingeschränkt. Da das Cutaway nur angedeutet ist, lässt sich alles oberhalb des 17. Bundes nur mit Verrenkungen erreichen. Gut, üblicherweise muss man da auch selten hin, aber hier ist definitiv die Funktionalität auf dem Altar des Designs geopfert worden.
Also an den Amp mit dem Ding. Nun hat man ja die Wahl zwischen einer Vielzahl von Pickup-Kombinationen, von denen die Konventionellste sicher die Mittelstellung ist. Ein Splitcoil an der Position in Kombination mit Schraubhals und Erlenkorpus kann ja eigentlich nur nach Precision Bass klingen … oder? Weit gefehlt, wäre übertrieben, denn eine gewisse Preci-Note ist hier drin, trotzdem klingt der Duesenberg Triton Bass eigen. Ein sonorer, growliger Klang, allerdings ohne die ganze fetten Bässe eines Fender P, dafür mittiger und fein ausgewogen über alle Saiten und das ganze Griffbrett. Auch mit dem Plektrum klingt das gut!
Okay, wir wollen fettere Bässe, also auf den Halstonabnehmer geschaltet. Tatsächlich erwartet einen hier nicht die Dumpfbrumme eines Gibson EB, der ja den berüchtigten „Mudbucker“ an derselben Stelle hat, sondern weiterhin, gerade mit dem Plektrum, ein dicker, aber differenzierter Sound. Diese leicht tief holzige Gibson-Note ist aber drin und tritt mit zurückgedrehten Höhen und den Fingern gespielt noch weiter hervor. Das Mittenspektrum ist auch hier weiter sehr präsent. Das klingt ja fast schon nach Akustikbass – sehr ungewöhnlich, aber schön!
Bridge-Pickups, gerade in einer so extremen Position wie beim Duesenberg Triton Bass, sind ja immer so eine Sache, wenn sie allein gespielt werden. Entweder es klingt dünn und beißend oder halt nach Jaco Pastorius, was auch kaum einer will. Beim Triton zeigt sich hier aber was anderes – und zwar ein ganz deutlicher Rickenbacker-Einschlag! Rein designtechnisch passt das auch wie die Faust aufs Auge und mit dem Pick gespielt lassen sich „gitarristisch-maowaresque Töne“ entlocken, die sich sicher auch gut verzerren lassen. Den „knöligen Finger-Jaco“ bekommt man auch hin, aber es klingt eben nicht 1:1 wie ein Jazz Bass, sondern besitzt weiter diese ganz eigene holzig-akustische Note, die in allen Positionen vor allem bei zurückgenommenen Höhen zum Vorschein kommt.
Interessant werden nun aber vor allem die vier verschiedenen Zwischenpositionen – Hals/Mitte und Mitte/Steg und beide jeweils noch mal entweder seriell oder parallel. Zunächst die Hals/Mitte-Kombination, die parallel betrieben einen super Slapsound abwirft, wer hätte es erwartet. Durch die insgesamt nicht übermäßig basslastige Auslegung, die sowohl auf den Grundklang als auch auf die Tonabnehmer zurückzugehen scheint, wird es hier trotz der Kombination zweier recht halsnaher Tonabnehmer nicht muffig.
Das passiert erst, wenn man den Toggleswitch Richtung seriell bewegt. Der gesamte Sound bekommt einen Schub in den Tiefmitten, der dem Slap nicht gerade zuträglich ist – dafür bekommt man einen fetten, oldschoolig wirkenden Fingersound, der sich sicher in Motown und Ähnlichem gut macht.
Zwischenstellung Nr. 2 steuert Steg- und Mitteltonabnehmer an und parallel betrieben kommt sofort der Rickenbacker wieder zum Vorschein. Das ist für Fingersounds fast etwas bissig, aber für Pick und Slap sehr gut zu gebrauchen.
Gerade mit dem Plek profitiert der Sound hier auch direkt noch mal von der seriellen Schaltung – es wird einfach etwas fetter und weniger „zingy“.
Man könnte das jetzt ewig weitertreiben – der Duesenberg Triton Bass bietet wirklich eine breite Palette von Sounds, von denen aber fast keiner als „klassisch“ oder „gewöhnlich“ beschrieben werden könnte. Generell ist eine leichte Tendenz zum Rickenbacker zu konstatieren, was ja wie gesagt auch optisch, zielgruppentechnisch und leider auch preislich passt und ansonsten ist der Triton tatsächlich ein ganz eigenes Biest. In gewissen Modi erinnert er mich auch leicht an meinen gemoddeten Shortscale Flying V Bass, wodurch das Instrument bei mir natürlich erst mal einen Stein im Brett hatte.
In welchen Musikrichtungen setzt man den Duesenberg Triton Bass jetzt aber ein? Besonders viel Spaß macht der Bass beim ausufernden Plektrumspiel und für Progrock à la Yes kann ich ihn mir gut vorstellen, aber auch warme, holzige Fingerakustiksounds zum Begleiten von Lounge oder einem Singer/Songwriter sind definitiv ein starker Punkt. Ich denke, prinzipiell ist auch darüber hinaus fast alles möglich, aber man wird auch bei fast allem eben einen etwas eigenen Sound haben, und das trotz (oder wegen) der insgesamt sieben möglichen Tonabnehmerkombinationen.