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Test: Dynaudio Core 7, Nahfeldmonitor

Kleine Speaker für viel Sound

15. November 2019
dynaudio core 7

Dynaudio Core 7, Nahfeldmonitor

Der Hersteller Dynaudio aus dem dänischen Skandeborg bringt mit der Core 7 einen neuen 2-Wege Nahfeldmonitor auf den Markt. Dieser wartet nicht nur mit teils neu entwickelten Komponenten auf, sondern auch und vor allem wird die vielseitige Einsetzbarkeit des Lautsprechers angepriesen. Das beinhaltet einerseits die Möglichkeiten der Aufstellung (der Lautsprecher besitzt an allen Seiten Fußmulden und kann auch per von K&M eigens gefertigter Halterung aufgehängt werden), andererseits aber auch die Möglichkeiten der Beschickung: Neben einem analogen Eingangssignal lassen sich die Monitore nämlich auch digital per AES3 beschicken – prozessiert von einem eingebauten DSP, der in 24 Bit und 192 kHz wandelt.

All diese Umstände prädestinieren die Dynaudio Core 7 für die Mehrkanalanwendung – auch die Worte „Immersive Audio“ und „Dolby Atmos“ fallen im Promotext. Aber was können die neuen Core 7 im Studio? „Core gibt wieder, was aufgenommen wurde. Nicht mehr – nicht weniger.“ So steht es auf der Webseite. Stimmt das?

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dynaudio core 7

Dynaudio Core 7 – die Basics

Beginnen wir von vorne. Die Dynaudio Core 7 fällt beim Auspacken gleich sehr ins Gewicht: Ca. 15 kg wiegt einer der beiden 220 x 370 x 390 mm großen Satelliten – das dunkelgraue Gehäuse scheint nach gründlichem Abklopfen teils aus Aluminium, teils aus Holz gefertigt zu sein und wirkt extrem stabil und wertig konstruiert.

Dynaudio Core 7

Hier sieht man, wie groß sie eigentlich ist: Die Seite der Dynaudio Core 7

Das gesamte Konstrukt wurde mit einer Art Pulverbeschichtung lackiert – diese streut wohl etwas die hochfrequenten Reflektionen am Gehäuse und ist erfahrungsgemäß auch was die Wartung angeht sehr praktisch: Auf dem Pulver fallen Staub oder etwaige Kratzer kaum auf. Ein/Ausschalter befinden sich an den Lautsprechern überhaupt nicht, lediglich bietet sich dem Nutzer hinten auf der Rückseite die Option, einen Auto-Standby zu aktivieren. Ansonsten ist die Box immer an – bis man das Kabel zieht. Für den Heimanwender nicht gerade das Optimum.

dynaudio core 7

An der Treiberfront finden wir zunächst einen 7 Zoll großen Mitten- und Tieftöner, der linear bis 38 Hz abstrahlen soll. Darüber sitzt ein klassisch anmutender Softdome Tweeter, dieses 1 Zoll große „Bällchen“ kommt wohl bis 31 kHz nicht außer Atem.

Ziemlich stark: Die Box ist bi-amplified. Genau wie bei Quested kommen hier ebenfalls Class-D-Verstärker zum Einsatz, die nicht zu wenig Power bereithalten: Ganze 500 Watt RMS gehen an den Basstreiber, noch einmal ganze 150 Watt an den kleinen Tweeter, der ab 2,3 kHz übernimmt. 112 dB Schalldruck habe man bei 1 m Abstand in einem schalltoten Raum gemessen – in einem Halbraum sei man auf ganze 118 dB gekommen. Das ist schon eine kräftige Ansage – das reicht auch für große Räume. Wahnsinn, was da für eine Leistung anliegt.

Unterhalb der Membranen findet sich noch die Bassreflexöffnung auf der Vorderseite, dessen Luftkanal scheint ebenfalls wirkungsvoll und sinnig konstruiert.

Dynaudio Core 7

Der Softdome-Tweeter der Dynaudio Core 7

Spannende Rückseite: Die Ein und Ausgänge sowie die Justierungsmöglichkeiten der Dynaudio Core 7

Der DSP hält einige Tricks und kleine Finten bereit, mit denen sich der Lautsprecher noch besser an die gegebenen Raumverhältnisse anpassen lässt. Er dient nicht nur zur Verwertung des digitalen Eingangssignals oder zum Auslesen des Wordclock-Eingangs, sondern offenbart seine Möglichkeiten vor allen Dingen auf der Rückseite der Box.

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So befindet sich hier ein regelrechtes Sammelsurium an Kippschaltern, bei dem man wirklich erstmal suchen muss – bis man dann auch findet. Entdeckt man hier doch auch einen USB-Eingang, der laut Dynaudio aber lediglich Servicezwecken dient. Ich finde: Es wird Zeit für eine Software oder eine Remote zur Kontrolle dieser digital gesteuerten Parameter. Hersteller wie KS Digital oder HEDD machen es gekonnt vor. Dennoch: Was lässt sich hier justieren?

dynaudio core 7

Mit dem ersten der insgesamt acht Kippschalter lässt sich der bereits oben erwähnte Auto-Standby aktivieren. Ist dieser gewählt, schaltet sich der Lautsprecher nach kurzer Zeit ab und aus der frontseitig angebrachten ehemals grün leuchtenden Signal-LED wird eine rote.

Der rechts daneben liegende Schalter lässt einen weichen Locut bei 80 Hz zu. Praktisch, wenn man in einem mehrkanaligen System mit LFE arbeitet oder einfach eine Basserweiterung mit seinen Lautsprechern nutzen möchte.

Mit dem zweiten Schalter von links oben lässt sich der jeweilige Digital-Kanal festlegen (links oder rechts) in dem man die Box fahren möchte. Betreibt man die Lautsprecher in AES, stöpselt man die Ausgangsquelle in einen der Lautsprecher, den zweiten stöpselt man in den Digital-Out des ersten – weshalb man dem System mitteilen muss, welcher Speaker wo steht.

Rechts daneben befindet sich ein weiterer Schalter zur Klangformung: „Bright, Neutral, Dark“ stehen hier zur Auswahl. Dahinter steckt ein Bandpass-Filter, der zum Vorbeugen von Phasenschiebungen über das gesamte Klangspektrum wirkt. Im „Darkmode“ werden die Höhen um 1,5 dB abgesenkt, die tiefen Frequenzen um 1,5 dB angehoben, im „Bright“ Modus kommt das Gegenteil zum Einsatz.

Wenn ihr mich fragt? Verdammt subtil. Es wäre besser, könnte man hier etwas mehr einstellen – im Idealfall in einer Software oder mit einer Fernbedienung. Ob hier ein herkömmlicher Phasenschieber werkelt oder laufzeitkorrigierende Technologie verbaut ist? Ergründet sich leider auch nach eingehenderer Recherche nicht.

Dynaudio Core 7

Ein Sammelsurium an Kippschaltern auf der Rückseite der Dynaudio Core 7

Darunter befinden sich zwei extrem wirkungsvoll funktionierende Kippschalter: Und zwar die zur Positionsfestelegung. Der erste bietet die Optionen „Anechoic, Desk, Soffit“, von denen der zweite per Bassabsenkung die Erstreflektionen minimiert, die durch das Betreiben auf einer Meterbridge oder sonstigen Produktionstischen entstehen. „Soffit“ korrigiert das Bassverhalten beim etwaigen Wandeinbau.

Der zweite Positionierungsschalter bietet die Optionen „Free, Wall, Corner“. Diese äußern sich vor allen Dingen in einer Absenkung des Basses, um den Reflektionen der tiefen Raummoden vorzubeugen, die am liebsten auftreten, wenn man seine Lautsprecher nah an der Wand aufstellt. Darunter finden sich noch zwei 4-Wege-Kippschalter, die vor allem zur Festlegung des Abhörpegels dienen.

Dynaudio Core 7

So lässt sich einerseits die Eingangsempfindlichkeit in vier Werten von 0 dBu bis 24 dBu einstellen, sodass man sich das System etwas auf seinen Monitorcontroller und etwaige weitere Referenzmonitore abstimmen kann.

Mit dem zweiten 4-Wege-Kippschalter lässt sich der maximale Schalldruck des Lautsprechers von 88 dB SPL bis 112 db SPL festlegen – dies dient vordergründig der Optimierung des DSPs, sodass sich auch, wenn man lieber leise arbeitet, der maximale „Bittiefen-Headroom“ des DSP ausschöpfen lässt.

Ach ja, physische Ein- und Ausgänge befinden sich auf der Rückseite, übrigens wie bereits erwähnt folgende: analoger XLR-Eingang, digitaler XLR-Ein- und Ausgang, ein echter Wordclock-Eingang und die als „Service“ titulierte USB-Buchse. Und natürlich nicht zu vergessen die Buchse für das Kaltgeräte-Stromkabel. Nun aber genug der Fachsimpelei – hören wir rein.

Dynaudio Core 7

Die Vorderseite der Dynaudio Core 7 im Ganzen

Praxis: Klang und Nutzbarkeit der Dynaudio Core 7

Ich mache mir natürlich gleich zu Anfang entsprechend der Bedienungsanleitung die kleinen Kippschalterchen zunutze und stelle anhand deren alles so ein, wie es von mir gewollt wird – nur um zu merken: Da fehlt aber plötzlich eine Menge Bass.

Zurück von „Corner“ über „Wall“ zu „Free“ und plötzlich ergibt sich ein extrem ansprechendes, ressourcenhaltiges und luftig-angenehmes Klangbild! Man merkt sofort: Das sind pure Ohrenschmeichler. Die Lautsprechermembranen scheinen sich physisch sehr wenig zu bewegen und ich bin mir sicher: Hier wurde wirklich optimiert, was das Zeug hält. Neue Lautsprecherchassis, der Hochtöner (die können sie wirklich bei Dynaudio) und alle weiteren Komponenten tun hier ihr Übriges. All das führt zu einer großartigen Ortbarkeit und einer tollen Stereobühne, zu dieser trägt wohl auch der breit abstrahlende Tweeter bei. Auch der Sweetspot ist extrem breit und über jeden Zweifel erhaben.

Für meine Ohren ist dieser Lautsprecher für Multimedia-Anwendungen, Kinoton und Musik mit großem Dynamikumfang gebaut, auch basslastige elektronische Musik gibt der Lautsprecher gut wieder, hierfür fehlt mir allerdings die „Schubkraft“.

Dynaudio Core 7

Die Dynaudio Core 7 im Ganzen, obenauf: Quested V2104

Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass der Lautsprecher wirklich linear bis 38 kHz abstrahlt, auch bei deaktivierten DSP-Equalizern. Jedoch: Gerade „Trio“-Jazz oder andere Stücke, in denen es um drei bis fünf Musiker und mittige Frequenzen geht, stellt der Lautsprecher fantastisch dar.

Die Mitten sind bei dieser Box der Schlüssel. Vor allem in den Mitten und Höhen schenkt der Dynaudio Core 7 dem Hörer eine ganze Menge Vertrauen – und irgendwie auch eine gewisse angenehme Distanz zu seinem Material. Die Box ist für mich aber vordergründig ein pures Luxus-Workhorse – perfekt um die leidigen Arbeiten des Editierens und Schneidens ohne große „Verletzungen“ hinter sich zu bringen.

Dynaudio hat nicht zu viel versprochen, die Core 7 als Box anzupreisen, die extrem gehörfreundlich ist. Das generelle Impulsverhalten über das gesamte hörbare Spektrum des Lautsprechers ist als absolute Referenzklasse zu betiteln. Hier findet man sich sofort drauf zurecht.

Aber der Lautsprecher strahlt einfach sehr anders ab als alles andere, was bei mir bisher auf dem Tisch stand. Etwas zurückhaltender, distanzierter – man ist nicht mittendrin, sondern „guckt von außen drauf“. Alleine dieser Umstand – und weil sie es eben dabei auch „gut“ macht, macht sie zu einer extrem interessanten, weiteren Referenz und gerade in Mehrkanal-Umgebungen muss die organische Attitüde der Box extrem viel Freude bereiten – da bin ich mir sicher.

Dynaudio Core 7

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Fazit

Es folgt die obligatorische Warnung, die sich durch meine Lautsprechertests zieht. Es gilt: hören, dann entscheiden. Nicht lesen, höchstens, zum einordnen und charakterisieren („Könnte diese Box etwas für mich sein?“).

Der Lautsprecher tut alles, was er tun soll (mit ein paar Abstrichen im Bassbereich) auf sehr beeindruckende Art und Weise. Aber die Art, wie er es eben tut, ist pure Geschmackssache. Meiner Meinung nach sollten aber vor allen Dingen Multimedia-, Film-, Jazz- und Rock/Pop-Menschen einen Blick auf diese interessanten Lautsprecher werfen.

Leute, die wie ich, den ganzen Tag im Studio verbringen, werden für diesen Lautsprecher extrem dankbar sein. Er gibt alle Details preis, die sich in seinem Audiomaterial verbergen, tut aber gleichzeitig auch nach 4-5 Stunden intensiver Schnibbel-Zeit noch nicht im Ohr weh. Good Job, Dynaudio!

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • "gehörschonend"

Minus

  • etwas wenig Druck unten herum

Preis

  • 1649,- Euro (Stückpreis)
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