Echter Dynaudio-Sound für den schmalen Taler
Die LYD-Serie stellt das Mittelpreissegment des dänischen Traditionsherstellers Dynaudio dar. Ganz egal ob im Automotive,- Consumer- oder im professionellen Anwendungsbereich ist die Marke aus der Audio-Landschaft praktisch nicht mehr wegzudenken. Schlagen die Monitore aus der Core- sowie der BM-Serie des Unternehmens egal in welcher Ausführung mit jeweils über 1.000,- Euro Stückpreis zu Buche, so erhält man die größte 2-Wege-Box der LYD-Serie, die hier getestete Dynaudio LYD-8, bereits für 700,- Euro pro Stück.
Investiert man hier, bekommt man bereits augenscheinlich ein amtliches Stück Dynaudio Charakter geliefert. Man erkennt sofort die Membranen mit der Belüftung des Magneten in der Staubkappe, die im Vergleich zu anderen Herstellern, die ihre Membranen aus Kevlar- oder Carbonverbünden fertigen, recht leicht sind und aus einem Magnesium-Silikat-Polymer-Verbund gefertigt werden. Für den Hochtonbereich kommt, wie man es vom Hersteller kennt, eine Gewebetonkalotte zum Einsatz. Wie sich die recht erschwinglichen 2-Wege-Monitore schlagen, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Fakten zur Dynaudio LYD-8
Die Dynaudio LYD-8 basiert komplett auf einem DSP. Sprich, sowohl Weichen als auch die Membran-Entzerrung sind digital gelöst. Dies hat den Vorteil, dass sie diverse Möglichkeiten zur Anpassung an den jeweiligen Raum bieten, in dem sie betrieben werden. Auf der Rückseite findet man somit Kippschalter, mit denen sich Equalizer-Feineinstellungen vornehmen lassen.
Unter dem Reiter „Position“ lässt sich der Bass absenken, stellt man die Lautsprecher wandnah auf. Unter dem Reiter „Sound Balance“ lässt sich per Tilt-Filter der Klangcharakter von „bright“ über „neutral“ zu „dark“ formen, was je nach Aufstellung und persönlichen Vorlieben Vorteile mit sich bringen kann.
„Bass Extension“ räumt die Möglichkeit ein, den Bereich der Basswiedergabe in zwei Schritten künstlich zu beschneiden. Praktisch, sofern man die Lautsprecher in einem Mehrkanal-Setup einsetzt, beispielsweise mit einem Subwoofer. Die zwei jeweils 10 Hz umfassenden Schritte stellen keinen klassischen Lowcut dar, sie wirken eher wie eine Art Kombination Shelfing und Lowcut. Je tiefer der Lautsprecher klingen soll, desto mehr wird der Bassbereich auch zusätzlich zum Trittschallfilter angehoben.
Ebenfalls ein Vorzug des DSP-Plate-Verstärkers: Der verfügbare Auto-Standby-Modus, der auf Wunsch zu aktivieren ist, versetzt die Lautsprecher nach einigen Minuten auf geräuschlose Art und Weise in einen stromsparenden Ruhemodus. Trotz der digitalen Schaltungstopologie ist der Lautsprecher leider nur mit analogen Signalen zu beschicken. Die Möglichkeit hierzu besteht entweder in symmetrisch XLR oder via RCA. Da sich der Lautsprecher lediglich analog beschicken lässt, muss es innerhalb der Box noch zu einer Wandlung kommen. Hier bleibt mit Sicherheit ein wenig Klang auf der Strecke.
Und wenn wir uns schon einmal auf der Rückseite befinden: Hier sieht man ebenfalls den schmalen Bass-Reflex-Port. Von vorne könnte man fast denken, bei den LYD-8 würde es sich um ein Closed-Box-Design handeln.
Die zwei Verstärker des Bi-Amping-Systems sind komplett in effizienter Class-D-Technik ausgeführt. Für den Tief-Mittelton liegen 80 Watt an, für den Hochtonbereich noch weitere 50. Die Trennfrequenz der beiden Treiber liegt für ein 2-Wege-System recht hoch, die Weiche trennt bei 3900 Hz.
Bemerkenswert ist der maximale SPL der Box: Laut Hersteller soll man die Lautsprecher ohne Basserweiterung auf bis auf 112 dB nutzbaren Pegel bekommen – was ich diesen nach eingehenden Tests auch mehr als abnehme. Nutzt man den Schalter der „Bass Extension“ und reduziert hiermit die Basswiedergabe, ist sogar gefühlt noch etwas mehr Pegel drin.
Daran, wie klar der Lautsprecher bei solch grenzwertigen Pegeln spielt, erkennt man die effiziente Bauweise des Lautsprechers. Der kleine, rückseitige Port fühlt sich beinahe an wie ein Kompromiss zwischen präziser „closed box“ und „boomy“ Bassreflex. Die Gehäuse sind trotz des mit rund 10 kg pro Stück aufwartenden durchschnittlich hohen Gewichts extrem schalltot und wirken sehr durchdacht konzipiert.
Generell müssen die Gehäuse lobend erwähnt werden. Ich persönlich hätte mir den Lautsprecher zwar niemals in Weiß gekauft, jedoch lässt sich besonders in dieser Farbe die extrem präzise CNC-Fertigung des Gehäuses erkennen. Auch der rückseitige Port wirkt wie aus einem Guss. Gemessen an der Preisklasse sind die Gehäuse wirklich besonders gut gefertigt. Übrigens: Keine Sorge, es gibt den Lautsprecher auch in Schwarz.
Wie mir bereits beim ersten Höreindruck auffiel, erreicht der Lautsprecher selbst bei komplett aktivierter „Bass Extension“ nicht das Ergebnis von 45 Hz, das im Frequenzdiagramm des Herstellers angegeben ist. Allgemein gültig ist bei der Herstellerangabe des Frequenzganges die -3 dB Regel, sprich, der Wert, der bei -3 dB der Zielkurve des Schalldruckdiagrammes jeweils im tiefen sowie hohen Grenzbereich vor Abfall der Kurve erreicht wird.
Zwar bildet der Lautsprecher im Bereich von 45 Hz noch ab, der -3 dB Wert liegt laut eigenen Messungen in verschiedenen Umgebungen jedoch bereits deutlich höher an, etwa bei 54 Hz. Die angegebenen 45 Hz sind bei meinen Messungen etwa bei -8 dB zu verzeichnen.
Praxis – Klang und Nutzbarkeit der Dynaudio LYD-8
Wie bei jedem Lautsprechertest ist mein Höreindruck als subjektiv zu werten und selbstverständlich hat auch der Raum einen maßgeblichen Einfluss auf den Klang des Lautsprechers. Da mein Raum mit seinen über 30 qm extrem groß ist und dazu noch akustisch so behandelt, dass man bis ca. 80 Hz eine Nachhallzeit von unter 350 ms mit einem deutlich größeren Paar Lautsprecher erreicht, sind hier jedoch gute Bedingungen gegeben, um sich ein Bild über den Charakter der Lautsprecher machen zu können.
Gleich als erstes beeindruckt die Linientreue der Marke. Wie immer von Dynaudio erhält man einen Lautsprecher, dessen Klang man als einfach natürlich, neutral und unaufgeregt einordnen kann, weder „boomy“ noch „übertrocken“, weder „closed Box“ noch „Bass Reflex“.
Damit wird sofort klar: Nicht nur mit der teureren BM-Serie, sondern auch mit der LYD-Serie, erhält man einen echten Dynaudio Lautsprecher mit all seinen Charakterzügen: Für ein 2-Wege-System fällt gleich der tolle Mittenfokus auf, oben und (vor allem) unten spielt sie dafür ein wenig unpräziser, aber keinesfalls unkontrolliert. Dafür werden die Ohren bei der Arbeit mit der Box wirklich niemals müde. Dieser Fokus auf Stereobühne und Mittenwiedergabe prädestiniert den Lautsprecher meiner Ansicht nach als einen solchen, auf welchem man wichtige Anfangsentscheidungen im Mix treffen sowie auf kritische Art und Weise Signale wie Stimmaufnahmen oder etwa Stereo-Aufnahmen, etwa die eines Klaviers oder ähnlichem, beurteilen kann.
Der hohe mögliche SPL macht die kompakte Box auch beim Gegenhören in einer Tracking-Situation zum verlässlichen Partner. Der Übergang von Tiefmittelton- zu Hochmittelton-Treiber ist absolut nicht wahrzunehmen und generell muss man sagen, dass diese Lautsprecher nach kurzer Eingewöhnungszeit praktisch „verschwinden“ und man sich aufs Wesentliche konzentrieren kann.
Das hat allerdings auch zur Folge, dass es wenig gibt, woran man sich in einem Mixdown festhalten kann. Manche Leute bevorzugen Lautsprecher, deren subtilen Charakter man dafür nutzen kann, die Elemente seines Mixes in gewisser Weise auf diesen „einrasten“ zu lassen. Dies fällt mir persönlich in Bezug auf die Dynaudio Lautsprecher auch nach einer mehrtägigen Einhörphase etwas schwer, allerdings hatte ich dieses Problem auch bereits mit zwei weiteren Lautsprechern der Marke. Es ist also ganz klar eine Charakterfrage.
Ein wenig weicher in der Transientenwiedergabe kommen sie mir verglichen mit einigen deutschen 2-Wege-Lautsprechern derselben Preisklasse vor, aber gleichzeitig auf keinen Fall beschönigender.
Woran es mir persönlich in meinem Raum mit Abstand am meisten fehlte, um mit diesen Lautsprechern als erster Referenz verlässliche Mixe erstellen zu können, war eine Tiefton-Wiedergabe, die für mich das Fundament eines jeden Mixdowns sowie das für einen solchen kritische Verhältnis von Bass zu Kickdrum überblicken ließ. Das mag allerdings auch auf meinen Raum zurückzuführen sein, der eben auch im Tieftonbereich extrem reflektionsarm ausgelegt ist. In einem kleineren Raum mit etwas weniger Dämpfung würden diese Lautsprecher unter Garantie im Bassbereich absolut überzeugen.
Ist Dynaudio nicht eigentlich eine dänische Firma?
@network southwest Jupp, sind Dänen 👍🏻
@Tommy Verzeihung an der Stelle, da ist mir ein Dreher in Verbindung mit einem anderen Testbericht in die Quere gekommen. Wird alsbald geändert! LG Vincent
@Vincent Hab’s geändert
@network southwest Hauptgesellschafter ist seit einigen Jahren das chinesische Unternehmen Goertek Inc.
Ich hab seit Jahren die BM 5 MK3 ( 800€ das Paar) als Abhöre im Proberaum . Die sind ungefähr in der Größe der hier getesteten lyd 7 . …
Macht man nix falsch mit! Wie gesagt, Höreindruck ist immer subjektiv und stark Umgebungsabhängig aber Dänen lügen nicht!
Zuhause hab ich auch was von nem deutschen Hersteller in der Preisklasse und kann die Aussage des Autors durchaus bestätigen.Kann mir schon denken welchen Monitor er meint…;)
Wie dem auch sei, Die stellen die Dinger ( meines Wissens) immer noch in Dänemark her , haben eine sehr hohe Fertigungstiefe und sind schon seid den Siebzigern am Start. Ich weiß von einigen HIFI Freaks das der Service auch sehr gut sein soll , hab ihn aber noch nicht gebraucht…….