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Test: E-MU Vintage Pro Synthesizer-Expander

Vintage Keyboards im Pro-Rack

17. Juni 2003

Vintage Keys Pro

Der E-Mu Vintage-Pro ist der Nachfolger der beiden Modelle E-Mu Vintage Keys und Vintage Keys+. Spezialisiert auf Vintage Keyboards und Vintage-Synthesizer, bietet der dritte Wurf der Reihe vor allem mehr Rom-Speicher, eine höhere Polyphonie und mehr Klänge.

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Schon beim Auspacken fällt das betonte Vintage Design des E-MU Vintage Pro auf. 1HE in schwarz-silberfarben, mit Drehreglern im Moog Look; vier kleine für Spielhilfen und Echtzeit-Modulation, ein großes Jog-Wheel zum ändern von Preset Parametern. Nur ein grün beleuchtetes zweizeiliges Display, dass die Parameter in aller Knappheit darstellt, lässt einen erkennen, dass das Gerät neu sein muss :o). Zum Lieferumfang gehören ferner noch eine (leider nur) englischsprachige Bedienungsanleitung, sowie eine Utility CD und das obligatorische Kaltgerätestromkabel.

Die Anschlüsse des Vintage Pro

Der E-MU Vintage Pro ist mit einem MIDI Trio (A) und zusätzlich mit einem MIDI In/Out (B) ausgestattet, d.h. Er kann auf 32 MIDI Kanälen Daten empfangen. Er besitzt sechs Einzelausgänge für Audio Signale (Main L+R, Sub 1+2, Sub 3+4). Sub 1+2 sind darüber hinaus als Inserts angelegt, es können also z.B. externe Effektgeräte angeschlossen werden. Alle Signale liegen zudem im digitalen Format an einer S/PDIF Schnittstelle an. Wie Sie sehen, ist der E-MU Vintage Keys Pro nichts weiter als ein weiterer Proteus-Pro-Verschnitt der dritten Generation.

Vintage Keys Pro

Polyphonie und Ausstattung

Genug zur Hardware – angeschlossen und losgelegt. Wie ja bereits der Name des Rompler-Moduls belegt, sollen in dem Gerät Vintage Klassiker der 60er 70er und 80er Jahre auf kompakten 1HE und mit 128 Stimmen zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich z.B. um Rhodes E-Pianos, Wurlitzer oder Hammond Orgeln, Clavinovas aber eben auch klassische Synthesizer wie Moog, Oberheim, Yamaha und auch Drummachines wie TR808, TR909 und neu zusammengestellte Electronic Drumkits. Dabei helfen die vier Drehregler, die sich in drei Modes schalten lassen (und somit 12 verschiedenen Parametern zuordnen lassen) den Sound während der Live Performance zu verändern. Dabei werden Werte wie z.B. Filter Cutoff an der entsprechenden Position „abgeholt”, es treten also keine unangenehmen Parametersprünge auf. Selbstverständlich werden die Drehbewegungen auch als MIDI CC an MIDI Out gesendet. Wie sich die 12 Echtzeit Parameter auf den Klang eines Presets auswirken, zeigt das erste Soundbeispiel:

Organisisert sind die Presets des E-MU Vintage Pro in 256 Werks Presets und 256 User Presets. Diese sind grob nach Instrumentenklassen gegliedert (kein GM!) und erleichtern somit das Auffinden von bestimmten Presets.

Multi- und Singlemode

Der E-MU Vintage Pro kennt 4 verschiedene Spiel-Modes: Single-, Multi-, Arpeggio- und Performance Mode. Im Singlemode spielt das aktuell angezeigte Preset mit der maximalen Anzahl an Stimmen, und wird durch den eingestellten MIDI Masterkanal gesteuert (A oder B). Der Multimode erlaubt, bis zu 32 Instrumente auf 32 MIDI Empfangskanäle zu legen, und entsprechend auf die 6 Audio Ausgänge zu routen. Der Arpeggiomode ist gut ausgestattet mit allen Features, die man von einem Arpeggiator eines Vintage Klassikers erwarten kann.

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Eine Sonderstellung nimmt der Performance Mode ein. In diesem Mode können verschiedenen Tasten der Klaviatur Pattern zugeordnet werden. Diese werden dann zum Tempo einer externen MIDI Clock, oder auch der internen Clock, abgespielt.

Vintage Keys Pro

Es stehen verschiedene Preset Patterns zur Verfügung, die Stilrichtungen wie Blues, Jazz, Drum&Bass oder auch Electronic abdecken. Auch ist es möglich, Pattern selber zu programmieren, und diese sowohl im Performance- als auch im Arpeggio-Mode zu nutzen. Diese 100 User Pattern können dann bis zu 32 Steps enthalten, die jeweils folgende Einstellungen pro Step erlauben: Keyoffset, Velocity, Duration, Repeat. Damit lassen sich Pattern im Stile einer Roland MC-202 programmieren, ganz zeitgemäß ist diese Art der Patternprogrammierung jedoch nicht mehr.

Abhilfe, zumindest in der Verwaltung, schafft hier ein Pattern Bank Editor auf der mitgelieferten Utility CD. Da Pattern natürlich auch in einer anderen Geschwindigkeit abgespielt werden können als der in der sie programmiert wurden, sei an dieser Stelle ein schönes Feature des E-MU Vintage Keys Pro vorgestellt: Tempo Based Envelopes. Diese passen die zeitliche Struktur der Hüllkurven (Volume und Filter, sowie Auxiliary) an die eingestellte BPM Zahl an. Das erspart einem bisweilen eine Menge Anpassungen an ein im Nachhinein verändertes Songtempo – sehr schön.

Programmierung des Vintage Pro

Eine Stärke von E-MU Geräten (neben den erstklassigen Filtern) ist seit jeher die unglaubliche Flexibilität in Sachen Programmierung und Routing. Dabei wird den Modulationsquellen, wie MIDI Controller, Fußpedale oder auch interne Hüllkurven und LFO’s, mit virtuellen Patchkabeln den 35 Modulationszielen (Patchcord Destinations) zugeordnet.

Der Abbildung sind alle Modulationsziele zu entnehmen. Damit breitet sich ein weites Feld der Klanggestaltung aus. Hier ist das exzellente Handbuch zu erwähnen, das einen in die Grundbegriffe der Klangsynthese einführt.

Doch was wären Vintage Klassiker wie ein Minimoog oder eine TB303 ohne ihre unverkennbaren Filter? Der EMU VTK wartet mit sage und schreibe 50 (!!) Verschiedenen Filter auf, die in 12 Klassen. (LPF, HPF, BPF, EQ+, EQ-, VOW, PHA, FLG, REZ, WAH, DST, SFX) aufgeteilt sind. Im Handbuch ist zu jedem Filter eine Kurzbeschreibung aufgeführt, die einem das Auffinden eines ganz bestimmten Typs oder Klangs sehr erleichtert. So z.B. „Bassbox-303, 12th Order, LPF, pumped up lows with TB-like squelchy Q factor”. Zu beachten ist zudem, das es 12th Order und 6th Order Filter gibt. Diese unterscheiden sich erheblich in der Nutzung von Rechenkapazität, so dass sich die Polyphonie des EMU von 128 auf 64 Stimmen verringert, wenn man nur 12th Order Filter einsetzt.

Nicht fehlen darf heutzutage auch eine einstellbare Temperierung. Hier finden sich auch so ausgefallene Temperierungen wie eine 19 Ton Skala, wobei eine Oktave nicht in 12, Sondern in 19 Tonschritte eingeteilt ist. Ebenfalls kann man bis zu 12 User Temperierungen im Gerät speichern.

Vintage Keys Pro

Effekte des E-Mu Vintage Pro

Der Klangprogrammierung nachgeschaltet ist das interne Effektboard, das schon von der Proteus Serie bekannt ist. Es bietet zwei Effektblöcke (A und B). Effektblock A beinhaltet Reverb und Delay Programme, Effektblock B bietet Modulations- und Verzerrungseffekte (Chorus, Flanger, Phaser, Distortion). Die Modulationseffekte klingen alle sehr gut, den Reverbs kann man allerdings nur Mittelmäßigkeit zusprechen; sie haben keine besondere räumliche Tiefe. Die Verteilung der Sends, von denen es vier gibt, kann entweder manuell erfolgen (über den FX Master Modus), oder abgespeichert in einem Preset, Abb. 4

6_p67_G.gif

Wie eingangs erwähnt, hat man die Möglichkeit mit den Send 2+3 ein externes Effektgerät anzusteuern, das über die rückwärtigen Ausgänge Sub1+2 eingeschliffen werden kann. Der vom externen Effekgerät erzeugte Effekt wird dann dem MainOut L+R zugeleitet. Praktisch auch, um z.B. zusätzliche Synthesizer anzuschließen, ohne Plätze am Mischpult in Anspruch zu nehmen.

Klang:

Die angeführten Beispiele zum E-MU Vintage Pro zeigen es schon, die Presets sind leider nicht viel mehr als gute Hausmannskost. Freilich, allen Sounds ist der im allgemeinen als warm und angenehm empfundene Charakter jedes E-MU Geräts gemeinsam, jedoch vor allem die Sounds, die Vintage Klassiker nachbilden sollen, sind eher durchschnittlich. So sind die E-Pianos, verglichen mit den E-Piano Banks meines betagten e6400, nur deswegen ein wenig besser, da sie mit den internen Effekten aufgepeppt sind

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Neuere Möglichkeiten der Klangerzeugung, wie z.B. Emagics Physical Modelling E-Piano EVP88 sind hier in Punkto natürlichkeit Haushoch überlegen. Einige Flächen klingen sehr interessant und neuartig andere wiederum sind fad und langweilig. Die Vintage Ecke wird leidlich abgedeckt und wie die Drumsets TR-808 und TR-909 zu ihren Namen kamen, wird mir ein Rätsel bleiben.

Einige der Performances laden zum experimentieren ein, werden aber auf Dauer uninteressant („kann ja jeder”). Um wirklich interessante Klänge zu produzieren, muss man schon tiefer in die Synthese einsteigen. Hier zeigt der E-MU Vintage Pro sein Können; eine schier unüberschaubare Anzahl an Routing Möglichkeiten, mit denen ein Sound so lebendig gestaltet werden kann, das er fast ein ganzes Arrangement darstellt. Als langjähriger begeisterter EMU Benutzer hätte ich von dem Gerät mehr innovativere Klänge erwartet, oder zu mindest eine überzeugendere Vintage Bank. Auch fallen bei einigen Filtern derartige Rasterungen auf, dass man sich fragt, wann diese Entwickelt wurden, etwa auch in den 60ern?

Das hier keine Interpolation programmiert wurde, darf bei einem Gerät dieser Preisklasse einfach nicht sein.

Der E-mu Vintage Pro on YouTube

Zum Abschluss noch zwei Videos. Video Nummer 2 von musictrack.jp ist sprachlich eine Herausforderung, dafür sind die Audiobeispiele umso besser ;-)

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Fazit

Für Produktionen, die sich nur dem Vintage Sound annähern, ihn aber nicht imitieren müssen, bietet der E-MU Vintage Pro dennoch ein große Auswahl an klassischen Sounds. Zudem gibt es noch verschiedene Expansion Boards, die dem E-MU neue Wellenformen spendieren. Das sind unter anderem: XLead, Proteus Pop, Ensoniq Orchestral, Ensoniq ZR-76, Phatt, Protozoa, World, Rob Papen – Techno, Rob Papen – Beat. Das Rad wird E-MU mit diesem Expander aber nicht neu erfinden können.

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Klangbeispiele
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