Ein Fuzz voller Musik!
Mit dem EarthQuaker Devices Chelsea Low End Fuzz bringt der Pedalbauer in Zusammenarbeit mit James Murphy, dem Kopf von LCD Soundsystem, ein Zerrpedal auf den Markt. Es basiert auf einem Fuzz aus Murphy’s Pedalfundus, das so besonders klingt, dass wir uns sehr freuen, dass es nun in Form des Chelsea für die Welt zugänglich ist. Fuzz-Fans aufgepasst!
Inhaltsverzeichnis
EarthQuaker Devices Chelsea – Geschichte & Unboxing
Wie das Pedal mit LCD Soundsystem entwickelt wurde
Pedale altern, wechseln Besitzer, werden repariert – mal fachgerecht, mal mit zufälligen Ersatzteilen. So erging es auch dem Fuzz-Pedal, das seinen Weg zu James Murphy fand und nun fest zu LCD Soundsystem gehört – so ungefähr beschreibt EarthQuaker Devices die Gesichte des Chelsea Low End Fuzz Drivers. Das Fuzz-Pedal, um das es geht, ist ein Big Muff aus den 70er-Jahren, der sehr besonders und irgendwie anders klang als alle anderen Big Muffs, die die Band getestet hat.


So beschreibt es Tyler Pope, Bassist beim LCD Soundsystem. Um den Sound des schon angeknacksten Pedals zu bewahren, wurde die Zusammenarbeit mit Earthquaker Devices gesucht, um einen Klon herzustellen, der den Herausforderungen des Tour-Alltags gewachsen ist und nicht wie der Heilige Gral behandelt werden muss. Und so wurde das Vorbild unter die Lupe genommen. Und wie das eben in den 70er-Jahren öfter mal der Fall war, wurde Equipment oft mit den Bauteilen gefertigt, die gerade zur Hand waren. Und so hat man festgestellt, dass z. B. ein verwendeter Transistor total ungewöhnlich für einen Big Muff war und maßgeblich den Klang des Vorbilds prägte.
Unboxing des Earthquaker Devices Fuzz-Pedals
Kommen wir nun zum Gerät, das mir für den Test geschickt wurde. Typisch für EarthQuaker Devices sind die kunstvollen Kartons. Geöffnet, finden wir darin das Pedal, eingepackt in einen kleinen Stoffsack, ein Handbuch mit ein bisschen History gespickt und natürlich – DEN STICKER! Viel mehr gibt’s dazu eigentlich zu sagen: EarthQuaker Devices Chelsea, wie erwartet.
Der Aufbau des EarthQuaker Devices Chelsea
Das Chelsea ist ein relativ klassisches Fuzz-Pedal, das demnach mit ziemlich wenigen Features auskommt. Auf der Oberseite finden wir drei Regler – LEVEL, TONE und SUSTAIN, wobei letzterer quasi wie ein Gain-Regler funktioniert. In der Mitte befindet sich noch ein kleiner Schalter, mit dem sich der Tone-Control aus dem Signal nehmen lässt und der Klang somit fokussierter in den Mitten wird. Am unteren Ende der Stompbox findet sich noch der Fußschalter (True Bypass) sowie eine Status-LED. Auf der Stirnseite befinden sich die INPUT- und OUTPUT-Buchsen und der 9 Volt Netzteilanschluss.
Von der Größe her bleibt sich EarthQuaker Devices treu und liefert das bekannte Gehäusemaß, das minimal ausladender ist als ein Standard-MXR-Pedal, jedoch um einiges höher.
Die Potis
- Level: regelt den Output des Pedals
- Sustain: regelt den Menge an Distortion und Sustain
- Tone: regelt den Frequenzgang
Drehe im Uhrzeigersinn, um die Höhen zu betonen oder gegen den Uhrzeigersinn, um die Bässe zu verstärken und die Höhen abzudämpfen.
Die Features
- Fuzz
- entwickelt mit James Murphy (LCD Soundsystem)
- große Bandbreite von leichtem Overdrive bis hin zu voller Verzerrung
- geräuschlose Umschaltung auf Relaisbasis mit Flexi-Switch-Technologie
- True Bypass
- Regler: Level, Sustain, Tone
- Schalter: Tone Bypass
- Fußschalter: Effekt Bypass
- Status LED
- Ein-/Ausgang: 6,3 mm Monoklinken
- Stromaufnahme: 10 mA
- Stromversorgung via 9 V DC Netzadapter (2,1 x 5,5 mm Hohlstecker, Minuspol innen)
- Metallgehäuse
- Abmessungen: 122 x 67 x 57 mm (L x B x H)
- Gewicht: 265 g
- handmade in USA
EarthQuaker Devices Chelsea Low End Fuzz – der Sound
Beim EarthQuaker Devices Chelsea ist nicht ganz klar, ob es nun ein Bass-Fuzz oder ein Gitarreneffekt sein soll – EarthQuaker vermarktet es als beides. Heute testen wir das Zerrpedal aus der Gitarrensicht.
Der Testaufbau ist denkbar einfach. Ich hänge den Fuzz einfach vor mein Pedalboard. Danach geht es in einen Morgan PR-12, der per UA Ox Box an das Interface gesendet wird. In Ox habe ich ein 4×12 Cabinet mit Greenbacks ausgewählt, das mit einem SM57 und einem R121 abgenommen wird, zusätzlich gibt es etwas Raumanteil. Als Gitarre kommt erst mal meine Haar 50s Tele zum Einsatz. Weiter geht es dann in ein RME Fireface 802, aufgenommen wird mit Ableton Live 12. Alle Klangbeispiele sind unbearbeitet.
Was das Pedal an sich macht, ist klar: Fuzz. Aber gerade in der Welt des Fuzz können Millimetereinstellungen relativ starkte Klangänderungen bedeuten. Und so wollen wir uns heute anschauen, wie sich das Pedal bei unterschiedlichen Positionen der SUSTAIN- und TONE-Regler verhält.
Los geht es mit dem SUSTAIN im Linksanschlag. Hier bekommen wir also das Minimum an Fuzz. Mit diesem Setting schaue ich mir das Verhalten des TONE-Reglers in drei verschiedenen Positionen von dunkel nach hell an. Linksanschlag (7 Uhr) Mitte (12 Uhr) und Rechtsanschlag (5 Uhr). Ich starte immer mit dem Chelsea im Bypass. Beim ersten Sound kommt zusätzlich etwas Tremolo von meinem Strymon Mobius zum Einsatz. Allein hier zeigt sich schon, welche Fülle an Sounds in diesem Pedal stecken. Wirklich cleane Sounds bekommt man aus dem Pedal selbst bei zugedrehtem SUSTAIN-Poti nicht hin, aber es startet direkt sehr musikalisch. Es matscht nicht, die Saitentrennung ist super und mittels Anschlagdynamik kann man hier einiges rausholen.
Allright, das klingt ja schon mal vielversprechend. Geben wir mal etwas mehr Gas. Also SUSTAIN-Regler auf Mittelstellung (12 Uhr) und los geht’s. Hier merke ich direkt, dass TONE komplett zudrehen nicht zum Erfolg führt, also gehe ich beim dunklen Beispiel auf ca 9 Uhr. Beim gespielten Riff kommt einem ein satter, fetter, aber keineswegs dumpfer Sound entgegen. Yeah! Beim zweiten Beispiel steuere ich etwas Reverb vom Source Audio Ventris hinzu.
Gain, Sustain & Crunch – das EQD Fuzz überzeugt
Der Sound, den ich hier aus den Speakern höre, ist glaube ich mein absoluter Favorite. Aggressiv und weich zugleich, saggy und trotzdem voll und das alles ohne zu viel Gain, auch hier hört man noch jede einzelne Saite! Beim dritten Sound kommt dann als kleiner Inspirations-Boost ein Analog-Delay aus dem Strymon Timeline hinzu. Hier merkt übrigens man sehr schön, wie der Tone-Regler arbeitet. Im ersten Beispiel sind die Bässe satt geboostet, im dritten Beispiel bekommt der Sound diesen schlanken aggressiven Touch durch die betonten Höhen.
Dreht man den SUSTAIN-Regler noch weiter auf, kommt man in den Fuzz-Himmel. Aber obwohl hier schon einiges an Zerre am Start ist, schießt das Pedal nie übers Ziel hinaus und bleibt im Rahmen und dadurch auch musikalisch. Beim zweiten Beispiel habe ich den Tone-Switch auf „off“ gesetzt. Obwohl wir zum ersten Beispiel etwas weniger Gain haben, hört man hier sehr gut den Unterschied zum Sound mit TONE im Signalweg. Der Klang bewegt sich ein wenig mehr in Richtung Overdrive und man bekommt schön mittige und satte Sounds.
Nach diesen sehr erfreulichen Tests lacht mich im Studio meine Bariton-Gitarre an. Fuzzes und runtergestimmte Gitarren sind ja ungefähr wie Yin und Yang. Daher darf das natürlich nicht fehlen. Und was soll man sagen … auch hier zaubert das Pedal einfach schöne und interessante Sounds! Traumhaft … selbst in den sehr tiefen Gefilden ist es möglich, mit runtergeregeltem SUSTAIN komplexere Akkordstrukturen klar definiert zu hören. Auch hier hört man im zweiten Beispiel, wie das EarthQuaker Devices Chelsea ohne TONE im Signalweg klingt. Spoiler: Sehr gut!
Zu guter Letzt teste ich noch, wie sich das EarthQuaker Devices Chelsea mit dem Runterregeln des Volume-Potis verträgt. Dazu wechsele ich nochmal zur Tele. Auch in dieser Disziplin brilliert das Fuzz durch sehr schönes Aufklaren über den kompletten Regelweg meines Volume-Potis an der Gitarre. Außerdem zeige ich euch nochmal einen A/B-Vergleich der klanglichen Unterschiede durch den Tone-Switch.
Nehmt’s mir nicht übel, aber ich hab zuerst gelesen „Ein Furz voller Musik!“ 😄