Das Teil macht vielleicht ein Fuzz auf!
Zugegeben: Von einer japanischen Band mit dem Namen Boris und dessen Gitarristin Wata war mir bislang nur wenig bis gar nichts bekannt. Die Recherche offenbart jedoch, dass es sich bei dem Quartett, bestehend aus zwei männlichen und zwei weiblichen Mitgliedern, um eine recht erfolgreiche und renommierte japanischen Formation handelt, deren Musik man irgendwo zwischen Stoner- und Psychedelic-Rock mit deutlichen Einflüssen aus Alternative- und Gothic-Elementen beschreiben könnte. Bereits seit 1996 veröffentlichen Boris regelmäßig Alben in hoher Anzahl – teilweise bis zu drei Veröffentlichungen pro Jahr beträgt der Output der Band, darunter auch Live-Alben oder Aufnahmen aus der Zusammenarbeit mit weiteren zumeist japanischen Künstlern.
Zurück aber zu Wata, die ihre Riffs und Leads in aller Regel mit einem barbarischen Zerrsound unter die Leute bringt und dafür am liebsten Fuzz-Pedale einsetzt. Der US-Boutiquepedalhersteller Earth Quaker Devices scheint vom Potenzial der Gitarristin überzeugt und präsentiert nun das aus einer Zusammenarbeit mit Wata entstandene Hizumitas Fuzz-Pedal als eine weitere Alternative auf dem dicht gedrängten Markt der Overdrive-, Boost- und Distortion-Effekte. Ob es sich dort behaupten kann und welche Möglichkeiten uns die silberne Kiste mit dem niedlichen Aufdruck bietet, werden wir im folgenden Review klären.
EQD Hizumitas – Facts & Features
Die Suche nach der deutschen Übersetzung des Wortes „Hizumitas“ ergibt die Begriffe „Verzerrung, Verdrehung und Verbiegung“, was den Sinn und Zweck eines Fuzz-Pedals wohl kaum passender beschreiben dürfte. Mit den Maßen von 120,65 x 63,50 x 57,15 mm und einem Gewicht von ca. 425 g gehört das EQD Hizumitas zu den kompakten Vertretern seiner Bauart und lässt sich damit unauffällig und platzsparend auf dem Pedalboard einfügen. Platzsparend insbesondere deshalb, da alle Anschlüsse an der Stirnseite des Aluminiumgehäuses eingesetzt wurden und somit kein unnötiges Gerangel auf dem Board entsteht. Es gibt dort eine Klinkenbuchse für den Eingang, eine weitere für den Ausgang sowie den Anschluss für ein 9-Volt-Netzteil, das für einen Betrieb des Pedals unerlässlich ist. Nervig sind an den Außenseiten angebrachte Buchsen allemal, in diesem Punkt streicht das EQD Hizumitas also schon mal einen Pluspunkt ein. Der zweite folgt sogleich in Form des Metallschalters, der als eleganter Softklicktyp erscheint und somit ein nahezu geräuschloses Aktivieren des Pedals ermöglicht.
Über den Betriebszustand informiert eine blaue LED, die jedoch so stark strahlt, als wolle man damit von einem Leuchtturm aus einem havarierten Tanker den Weg durch den Sturm weisen. Insbesondere bei dunkler Umgebung ist hier Blindflug angesagt, da hilft im Zweifel wohl nur ein Abkleben mit passendem Tape, um die Stellung der Regler ablesen zu können. Drei an der Zahl gibt es von ihnen, sie wurden fest mit dem Gehäuse verschraubt und bieten einen angenehmen Drehwiderstand ohne jegliches Spiel auf ihren Achsen. Zur Verfügung steht ein Lautstärkeregler, ein weiterer mit der Bezeichnung „Sustain“, der die Intensität von Verzerrung und Sustain gleichermaßen bestimmt sowie ein Tone-Poti zur weiteren Formung des Klangcharakters über ein erstaunlich breites Spektrum hinaus. Eine Skalierung rund um die Regler gibt es zwar nicht, dafür aber besitzen die aufgesteckten Knöpfe eine Markierung zur Orientierung auf einen Blick.
Wie klingt das EarthQuaker Devices Hizumitas?
Viele von uns haben ja bei dem Gedanken an einen Fuzz-Effekt diesen besonders heftigen, fast schon nach einem Rasierapparat klingenden Zerrsound im Ohr – was ja in der Regel auch vollkommen zutrifft und ja auch so gewünscht ist. Diese Art der Verzerrung beherrscht auch das EarthQuaker Devices Hizumitas ohne Zweifel, doch das Pedal lediglich auf diesen einen Effekt zu beschränken, würde der Sache bei Weitem nicht gerecht werden. Der ausschlaggebende Punkt und gleichzeitig der wichtigste Faktor für die erstaunlich klangliche Flexibilität stellt das Tone-Poti dar, das nicht nur „hell und dunkel“ macht, wie es bei vielen anderen Kandidaten der Fall ist. Vielmehr handelt es sich um ein Filter, mit dem eine große Anzahl von Frequenzen angehoben oder auch beschnitten werden können.
Das führt bei voll aufgedrehtem Regler zu einem endlos singenden, dynamisch spielbaren Leadsound allererster Güte, wechselt dann während des Drehens gegen den Uhrzeigersinn zu jeder Menge facettenreicher Overdrive-Sounds über, bis schließlich im unteren Bereich die typischen und charakteristischen Klänge eines Fuzz-Effekts erreicht werden. Die hohen Gain-Reserven sorgen auch im Clean-Channel des Amps für ordentlich Dampf, somit lässt sich das Hizumitas problemlos als extrem flexibel klingende „Hauptzerre“ auch für einkanalige Verstärker älteren Semesters einsetzen, denen es mit seinem charmanten Charakter ein ganz neues Leben einhauchen kann.
Dabei verblüfft die silberne Kiste mit einem verblüffend niedrigen Rauschspektrum und nimmt fast lautlos nach Drücken des ebenso fast geräuschfrei arbeitenden Metallschalters ihren Betrieb auf. Die Ruhe vor dem Sturm, könnte man meinen. Und das ist auch tatsächlich so.
EQD Hizumitas – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich das EarthQuaker Devices Hizumitas zwischen meiner Music Man Silhouette Special und dem Eingang eines Mesa/Boogie Studio 22+ Combo geschaltet. Vor dem Verstärker wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgezeichnet wurde.
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Ich benutze nicht gerne diesen Satz, aber: Das Ding klingt fett!!!
Danke für das Review.